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Full text of "Zur entwickelungsgeschichte der deutschen buchbinderei in der zweiten hälfte des 19. jahrhunderts. Technisch--Statistisch--Volkswirtschaftlich"

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Alle äechte vorbehalten. 



Pniok Ton Metiger A Wittig in Leipsig. 



Meiner Mutter! 



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5.70 



Zur Entwickelungs^eschichte 



der 



Deutschen Buchbinderei 



in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 



4Hf 



Technisch — Statistisch — Volkswirtschaftlich. 






Von 



Bernhard Harms, 

Doktor der BUatswissenschJiften. 



Xlit seclns Tabellen. 



Tübingen und Leipzig 
J. C. B. l^lohr (Paul Siebeck). 

1902. 



• * 



Alle fechte yorbebalten. 



Druck Ton Metager A Wittig in Leipsig. 



Meiner Mutter! 



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c 



Vorwort. 



Nachstehende Arbeit möge als ein Versuch aufgefaßt werden, die in 
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem EinfluB einer völlig ver- 
änderten Wirtschaftskonstellation vor sich gegangene technische und ökono- 
mische Entwickelung der deutschen Buchbinderei systematisch zur Dar- 
stellung zu bringen. 

Anfangs sollte die Arbeit den Charakter einer Monographie tragen; wenn 
sie jetzt den Bahmen einer solchen überschreitet und auf breiterer stati- 
stischer Grundlage beruht, so gebe ich damit einer mir aus buchgewerb- 
lichen Fachkreisen wiederholt übermittelten Anregung statt Irgend welche 
Abhandlung dieser Art weist die Buchbinderei-Litteratur bisher nicht auf, 
und doch machte sich das Bedürfnis nach einer solchen in starkem Maße 
geltend. Besonders seit der letzten großen Lohnbewegung ist der Wunsch, 
für die Beurteilung aller einschlägigen beruflichen Verhältnisse statistisches 
Material zur Verfolgung zu haben, immer lauter geworden. 

Ich habe den an mich in dieser Beziehung gestellten Anforderungen 
nach Kräften zu entsprechen versucht Soweit sich auf Grund der Beichs- 
und Landesstatistik zahlenmäßige Zusammenstellungen ermöglichen ließen, 
habe ich diese in Form von Tabellen und kleineren Übersichten zum Aus- 
druck gebracht Besonders berücksichtigt sind dabei die verschiedenen 
Betriebsgrößenklassen und die in ihnen als Unternehmer oder Arbeiter be- 
^ schäfügten Erwerbsthätigen. 

Eingehend dargelegt sind femer die Existenzbedingungen der einzelnen 
Betriebsformen, wobei vor allem die Entwickelungstendenzen in der hand- 
werksmäßig betriebenen Buchbinderei untersucht wurden. 

Abschnitt V soll in der Hauptsache als Nachschlageapparat dienen« 

Es liegt in der Natur der Sache, daß der erste Teil der Arbeit, die 
Entwickelung der Technik, zeitlich weiter ausholt als die übrige Darstellung. 



VI Vorwort. 

Für das Werden und Wachsen der modernen Bachbinderei sind zwar im 
allgemeinen die wirtschaftlichen Verhältnisse der letzten 40, Jahre maß- 
gebend gewesen, indes beruht dieser Prozeß in seinen ersten Stadien auf 
einer Grundlage, die zu ihrer fundamentalen Verdichtung Jahrhunderte be- 
durfte. Die Lage der heutigen Buchbinderei ist zu einem Teil auf Ur- 
sachen zurückzuführen, die weit hinter uns liegen. Daher mußte die vor- 
liegende Untersuchung mit einem geschichtlichen Überblick einsetzen; 
selbstverständlich konnte es sich dabei nur um skizzenhafte Andeutungen 
handeln. Die Geschichte des Bucheinbandes muß noch geschrieben 
werden, — es soll nicht Au%abe dieser Abhandlung sein, den vielen Bei- 
trägen einen neuen hinzuzufügen. 

Es erübrigt sich noch, allen Denen, die mir bei meinen Erhebungen 
ihre Unterstützung gewährten, insonderheit meinem hochverehrten Lehrer 
Herrn Professor Dr. von Schönberg, Kanzler der Universität Tübingen, 
femer den Unternehmern und Gehilfen, den Vereinen und Organisationen, 
die mir mit Bat und That zur Seite standen, meinen ergebenen Dank aus- 
zusprechen. 

Dresden, im Januar 1902. 

Sr. B. Harms. 



Inhaltsverzeichnis. 



Soits 

L Ctoselilehtlieber BQekbliek auf die techniselie Entwiekelmig der Baeh- 

binderei 1—84 

1. Bis zum dreißigjährigen Kriege 1 

2. Der Verfall der deutschen Bachbinderei 10 

8. Die Entwickelung zum Großbetrieb 19 

4. Die Technik des Kleinbetriebes und die Knnstbachbinderei . . 80 

n. Die EntwiekelmigBtendeiizeii in der Betriebsform 85—67 

1. Einleitung 85 

2. Die Größe der Betriebe 40 

a. Das Reich im Ganzen 40 

b. Die Bundesstaaten 45 

c. Die Großstädte 58 

III. Die Bachbinderei als Handwerk 68—96 

1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik 68 

2. Die Lebensfähigkeit and Bentabilitftt der handwerksmäßig be- 
triebenen Bachbinderei 76 

IT. Die bemfliehe nnd soziale Gliedening der Erwerbsthitigen .... 97—127 

1. Einleitung 97 

2. Die Erwerbsthfttigen nach ihrer Stellung 103 

a. Die Selbständigen 108 

b. Die Angestellten 105 

c. Die Arbeiter 106 

8. Dienende und Angehörige 106 

a. Die Dienenden 106 

b. Die Angehörigen 107 

4. Die Erwerbsthätigen nach Alter und Geschlecht 112 

5. Die beschäftigungslosen Arbeitnehmer 118 

6. Die Berufszugehörigen in den verschiedenen Ortsgrößenklassen . 118 



vTTT Inhaltsyerzeiclmis. 

Seite 
7. Die nebenberuflich Erwerbsthfttigen 120 

a. Die Selbständigen 122 

b. Die Angestellten und Arbeiter 126 

y. Die Bnehblnderei und Eartonnagefabrikatlon in sKmfUolieii Ter- 

waltangsbezirken der einzelnen Bnndesstnaten 128—169 

1. Vorbemerkungen 128 

2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke 180 

Anhang. 

Zar Geseliiehte der Bnebbinderei-Litteratnr 170—177 

Verseiehnis tou Bnebbinderei-Litteratnr 178—184 

Verzeiehnis der beigelegten Tabellen. 

Tabelle I. Die deutsche Buchbinderei und Kartonnage£abri]uttion in ihrer Stellung 
zum Qesamtgewerbe. 

Tabelle IL Die Buchbinderei und Kaitonnagefabrikation in den deutschen Bundes- 
staaten. 1875—1895. 

Tabelle III. Die reine Buchbinderei in den deutschen Bundesstaaten nach der Gkwerbe- 

zShlung von 1895. 

Tabelle IV. Die Buchbinderei und Kartonnagefabriluttion in 15 deutschen Ghnoßst&dten. 

1882—1895. 

Tabelle V. Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsth&tigen in der Buch- 
binderei und ELartonnagefabrikation nach den Berufiszählnngen von 1882 
und 1895. 

Tabelle VL Die Nebenerwerbsfälle in der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation. 

1882—1895. 



L 



Greschichtlicher Rückblick auf die technische 
Entwickelimg der deutschen Buchbinderei. 



1. Bis zum dreißigdährigen Kriege. 

„Man muß sich allhier in keinen Disputat einlassen^ welches älter seye: 
die Henne oder das Aye, der Buchbinder oder der Buchdrucker. Denn 
weilen das Bücherschreiben lang vor der Buchdruckerey im Schwung ge- 
gangen, so folgt unläugbar, daß schon dazumahl der Buchbinder Arbeit 
Yon nöthen gewest''. Mit diesen Worten suchte der Ho^rediger Ulrich 
Megorle im Jahre 1699^) einen Streit zu schlichten, der in der ganzen 
einschlägigen Litteratur eine große Bolle spielte. Gelungen ist ihm seine 
Absicht allerdings nicht, denn bis tief in das 18. Jahrhundert hinein scheint 
man sich in deutschen Buchbinderkreisen über diese Frage sehr unklar ge- 
wesen zu sein. Daß es bereits Buchbinder gegeben haben sollte, ehe von 
Büchern, in landläufigem Sinne, die Bede sein konnte, wollte vielen ehr- 
baren Meistern nicht einleuchten. Heute haben wir f&r solchen Zweifel 
nur noch ein überlegenes Lächeln. Seitdem Eirchhoff und Wattenbach 
ihre Studien über das Schriftwesen im Mittelalter veröffentlichten, *) steht es 



^ In seinem Werke: Etwas f&r Alle, das ist: eine kurze Beschreibung allerley 
Stands-, Amts- und Gewerbspersonen etc. von S. Abraham a Sancta Clara (Ulrich 
Megorle), weiland K. K. Hofprediger zu Wien. 

*) Albr. Kirchhoff, Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels. 2 Bde. 
Leipzig 1851—1853. 

Derselbe, Die Handschriftenhändler des Mittelalters. Leipzig 1858. 
Derselbe, Weitere Beiträge zur Geschichte des Handschriftenhandels im Mittel- 
alter. Halle 1855. 

W. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig 1875. 
Harms, Entwickelnngagescfa. d. deatsoben Baebblnderei. 1 



2 Gkschiehtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelnng d. deutschen BuchbindereL 

außer Zweifel, daß die Kunst des Bucheinbindens schon in der ältesten Zeit 
zu einer gewissen Blüte gelangte. Die frühesten Berichte über die Buch- 
binderei reichen weit üher die christliche Ära zurück. Den Inhalt der 
Manuskripte des Altertums bildeten Chroniken^ in welche wichtige nationale 
Ereignisse, die Genealogie der Dynastien, Kriege, elementare Erschei- 
nungen u. dgL eingetragen wurden. „In dem Verfahren, diese Urkunden 
Yor Verstreuen und anderen Unbilden zu schützen, fand die Buchbinderei 
ihren Ursprung.''^) Das Material, welches bereits die Kömer, Ägypter, 
Perser, Griechen und Juden zu ihren Au&eichnungen benutzten, bestand, je 
nach dem Stande der Kultur, aus Baumrinde, Schilf blättern, verarbeiteten 
Tierhäuten und schließlich aus Platten von Holz oder Elfenbein, die mit 
Wachs überstrichen waren. ^ Als dann später das Pergament erfunden 
wurde, trat dieses an die Stelle der bisherigen primitiven Schreibmaterialien. 
Als Schreibwerkzeug bediente man sich eiserner Griffel, die übrigens von 
erheblichen Dimensionen gewesen sein müssen, da sie gelegentlich auch als 
Waffe benutzt wurden.^ 

„Die ältesten handschriftlichen Denkmäler sind nicht in Bogen, 
sondern in RoUenform, indem man ein Blatt an das andere der Länge 
nach klebte und das Papier nur einseitig beschrieb; sie konnten also 
nicht gebunden, sondern mußten als Bolle (Volumen) behandelt werden.''^) 
Letztere wurden in der Regel um einen Stab oder Cylinder aus Bohr, 
Holz oder Knochen gerollt und in einer mehr oder weniger kostbaren Hülle 
verwahrt") 

Selbst als das Pei^ament erfunden war, schrieben die alten Kalli- 
graphen nicht nur auf lose Bogen, sondern immer noch auf einzelne Blätter, 
die erst nach Vollendung der Arbeit aneinander geleimt oder genäht wurden.®) 
Wo man sich indes der Bogen bediente, wurden diese in Lagen zusammen- 
gefaltet und mit einem Einband versehen. Die von den Römern, Griechen 
und Ägyptern benutzten elfenbeinernen, hölzernen oder metallenen Tafeln 
mußten vermittelst Draht oder Riemen zusammengehäugt werden. Das 



') Journal für Buchbinderei. 1882. S. 882. 

*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824 ff. 

*) Ebendaaelbst 

*) Karl B. Lork, Handbuch der Greschichte der Bachdrackerkonst I. TeiL 
Leipzig 1882. 

^) R. Steche, Zur Geschichte des Bacheinbandes (Archiv für Geschichte des 
deutschen Buchhandels). Bd. I 8. 123. 
^ W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824. 



1. Bis sum dreißigjShrigen Kriege. 



Äußere dieser Bücher wurde in frühester Zeit reich mit Silber und Gold 
ausgestattet^^) eine Sitte, welche auch auf das christliche Zeitalter überkam. *) 
Des öfteren weisen Deckelseiten aus dieser Zeit reiche Schnitzwerke auf, 
darunter Bildnisse Yon Konsuln oder Ejdsem, in der christlichen Zeit auch 
von Heiligen. Selbst Sammet- und Seidenbezüge kamen zur Anwendung.") 
Später überzog man die Deckel mit Leder. Im 12. und 18. Jahrhundert 
wurden die Bücher hauptsächlich mit Blech und Messing yerziert 

Schon sehr früh beschäftigten sich die Geistlichen, Mönche und Laien- 
brüder mit der Herstellung der Bücher. Sie besorgten nicht nur das 
Schreiben, sondern auch den Einband. In dem Sankt Galler cod 260 aus 
dem 9. Jahrhundert steht: Monachi U üiehrammi momHa Hartperiua eees 
diaeonus omamt iheoam hanc.*) 

Im Mittelalter lag die Bücherherstellung fast ausschließlich in den 
Händen der Mönche. Die Werkstätten, in denen das Schreiben, Verzieren 
und Binden besorgt wurde, befanden sich in den Elöstem. 

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts blühte in den Niederlanden die 
Brüderschaft „vom gemeinsamen Leben '^^) (FrcOrea de viia eommum.) Ihre 
Stifter waren der Gelehrte Geert Groete und sein Schüler Florentius 
Badevynzoon. Ausgezeichnete Männer, wie Erasmus von Rotterdam und 
Thomas von Kempen, sind aus dieser Brüderschaft hervorgegangen. Letztere 
machte sich hauptsächlich die Hebung der Volksbildung zur Aufgabe.^ Sie 
verfertigte in großem umfange Abschriften von Lehr- und Andachtsbüchem 
und verteilte sie unter das Volk Jedes „Fraterhaus^ hatte seinen ,Jjibrarius<^, 
welcher die Aufsicht über die Schreibmaterialien und die Buchbinderei 
ftLhrte. und noch ehe in den Bürgerschaften der Städte von einem Hand- 



>) Journal fOr Buchbinderei. 1882. S. 841. 
*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824 u. £ 

*) Vergl. Kapp, Geschichte des deatschen Buchhandels bis zur Beformationaseit 
Bd. I 8. 20 u. ff. Leipzig 1886. 

R Steche, Zur Geschichte des Bucheinbandes (Archiv f&r Geschichte des 
deutschen Buchhandels). Bd. I S. 120 ffl 
^) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 826. 
") Vergl. f&r die folgende Darstellung: 
Kapp, a. a. 0. S. 17 ff. 

Bücher, Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Bd. LXVI S. 261 ff. 
Schmidt-Weißenfele, Zwölf Buchbinder. S. 2 ff. 
W. Wattenbach, a. a. 0. S. 828. 
') Etwa nach Art der heute noch bestehenden „Maatschapji tot nout vant All- 
gemeen" in Holland. 

1' 



4 Geschichtlicher Bfickblick a. d. techn. Entwickelimg d. deutschen Bachbinderei. 

werk der Buchbinder die Bede sein konnte, gab es ein solches hier in 
einer privaten nnd wohl einer der besten Organisationen. Ein bürgerliches 
Bachbinderhandwerk konnte sich vor Erfindung der Buchdruckerkunst schwer 
herausbilden. Der Bedarf an Büchern beschränkte sich auf ganz bestimmte 
Orte und Personen; diese aber hielten sich durchweg, wenn nicht Mönche 
das Binden besorgten , eigene Buchbinder,^) ließen auch wohl solche auf 
ihre Kosten ausbilden. Allerdings müssen einige Ausnahmen konstatiert 
werden. Im Jahre 1292 werden in Paris 17 lUeurs de livres erwähnt In 
Köln sind Buchbinder um 1300 nachzuweisen; auch in den Prager Stadt- 
büchem werden sie häufig genannt.*) Aber das sind Ausnahmen. Selbst 
als durch Gutenbergs Erfindung die Herstellung von Büchern in größeren 
Auflagen möglich wurde, verblieb das Greschäft des Einbindens zunächst 
noch in den Händen der Mönche, und gerade die Brüder vom gemein- 
samen Leben sind es gewesen, die neben der Einrichtung eigener Buch- 
druckereien auch Buchbindereien organisierten.^ 

Im Jahre 1444 kam ein Angehöriger dieses Ordens, der Pater God- 
friedy nach HUdesheim.^) Er errichtete hier ein neues Kloster, und 
während dieses gebaut wurde, beschäftigte er seine Leute „mit Schreiben 
und Binden'^ Diese Buchbinderei nahm im Laufe der Zeit eine immer 
größere Ausdehnung. Der Bedarf an Büchern stieg fort und fort Als 
dann in den sächsischen Klöstern die Beformation eingeführt wurde, muß 
das Geschäft in Hildesheim wohl ein gutes gewesen sein, denn man ver- 
diente „über 1000 Gulden".»-«) 

Von allen Seiten strömten Schüler nach Hildesheim, um hier die neue 
Kunst zu erlernen. In verhältnismäßig kurzer Zeit — aber immerhin 
zwei Generationen nach Gutenbergs Erfindung — verbreitete sich die Kunst 



^ ,je mehr zur selbigen Zeit, ausser grossen Herren, sich sehr wenige Personen 
Büchere, gar keine privati aber ganze Bibliothequen anzoschafißan vermogten, wobej es 
dann freylich nicht so vieles zur arbeiten gesetzet, daß sich ganze Gewerbe davon 
hätten ernähren können." (Prediger, Der wohlanweisende accurate Buchb. Bd. I 
S. 4. Frankfurt n. Leipzig 1741.) 

•) W. Wattenbach, a. a. O. S. 239. 
Kirchhoff, Weitere Beiträge, a. a. 0. S. 111 ff. 

*) Im Jahre 1419, einige Jahre nach Stiftung der Universität, kam der Orden auch 
nach Rostock (Stieda, im Archiv f&r Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. Xu 
S. 119). 

^ Die Brüder vom gemeinsamen Leben wirkten besonders in Norddeutschland. 

^) Nach Kapp, a. a. 0. 8. 18, 20 000 Gulden in heutigem Geldwert 

*) Im Jahre 1894 wurde dem Andenken Gk)dfrieds von der Hildesheimer Buch- 
binderinnung eine Gedenktafel gewidmet 



1. Bis zum dreißigjährigen Kriege. 



des Bacheinbindens als Beruf über die deutschen Lande. In Leipzig wird 
in den Stadtrechnungen im Jahre 1500 zum erstenmal ein Buchbinder er- 
wähnt, in Nürnberg allerdings schon 1433, in Frankfurt ebenfalls bereits 
1463. In Berlin ist urkundlich erst 1618 ein berufsmäßiger Buchbinder 
nachzuweisen.^) Besonders in den Universitätsstädten entwickelte sich die 
Buchbinderei sehr rascL Nicht selten kam es vor, daß Studenten sich 
diesem Berufe widmeten.'*^ 

Schon frühzeitig ist die äußere Ausstattung des Buches über die Ghrenze 
des bloß zweckdienlichen auf das Gebiet des Luxus geraten.^) Hatten die 
Ägypter, Perser, Bömer und Griechen die Hüllen, Schränke und sonstigen 
Aufbewahrungsorte ihrer Bollen und Wachstafeln bereits mit kostbaren 
Verzierungen in Gold und Elfenbein geschmückt,^ so bediente man sich 
seit Erfindung der Buchdruckerkunst zumeist des Schweinsleders und des 
Pergaments. Die vordere Seite des Buchdeckels wurde anfangs bemalt, 
später mit Blinddruck und metallenen Beschlägen versehen. Als dann die 
Kunst des Ledervergoldens aufkam, wurden die Decken vermittelst Stempel 
und Filete reich vergoldet Die Vielfältigkeit der Farben stellte man jetzt 
durch Lederauflage her. Auch die sogenannte Ledertechnik, ^ d. h. das 
Schneiden des Leders nach von EünsÜem angefertigten Zeichnungen,^) ge- 



Veigl. Schriften des „V. f. S. P.*' Bd. LXVI 8. 286. 
Bücher, Frankfurter Bnchbinderordnnngen. 1888. 
Richter, Greschichte der Berliner Buchbinderei. 1895. S. 5. 
Panzer, Bnchdrackergeschichte Nürnbergs. 1789. S. 113. 
Archiv, a. a. 0. Bd. I S. 169. 
*) Die Buchbinder hatten an den Privilegien der Universitäten Anteil. 
*) Über die Vereinigung der Buchbinder zu Zünften s. Archiv f&r G^eschichte des 
deutschen Buchhandeb. Bd. I S. 184, 169; femer Bücher, Buchbinderordnungen 
(Archiv, Bd. XI S. 305). 

Bücher, Überblick über die Geschichte der Buchbinderei. (Schriften des Vereins 
für Sozialpolitik. Bd. LXVI.) 

^ Über Bücherausstattungen im 16., 17. u. 18. Jahrh. vergl. Archiv für Geschichte 
des deutschen Buchhandels Bd. V S. 247, 248; Bd. VI S. 278; Bd. VII S. 150; Bd. VIII 
S. 66—72; Bd. X S. 225—229; Bd. XI S. 358; Bd. XIU S. 94; Bd. XVIII S. 247. 

") „Das Buch ist ein Denkmal der Intelligenz und erfuhr schließlich einen Gült, 
wie selten etwas Anderes" (R. Steche, a. a. 0. S. 121). 

*) In ihren ersten Auffingen setzte die Ledertechnik bereits unmittelbar nach den 
Kreuzzügen ein, mit dem Beginn der gotischen Runstperiode, welche die Lederb&nde 
ungemein begünstigte. 

') Hans Holbein, der Jüngere, zeichnete im Jahre 1515 für Baseler Drucker, 
sowie für Londoner Buchbinder. Ebenso waren die beiden Granachs, Vater und 
Sohn, in gleicher Eigenschaft thätig. (Journal für Buchbinderei. 1882. S. 276.) 



6 GesoldchÜicher Bückblick a. d. teclm. Entwickelong cL deatschen Bachbinderei. 

langte bald zu größerer Anwendung. Dabei wurden die vertieften Stellen 
mit Farbe ausgemalt, der Grund gepunzt oder mit kleinen eingetriebenen 
Verzierungen in Ereisform ausgef&Ut. Das feuchte Leder wurde auch mit 
dem Modelliereisen plastisch bearbeitet, wobei reiche Figurenbilder her- 
gestellt werden konnten. Manchmal kam die sogenannte Schrotmanier zur 
Anwendung. Von den mit Stanzen und Bollen eingepreßten Ornamenten 
machte man einen sehr freigebigen Gebrauch. Die Ecken waren gewöhnlich 
mit durchbrochenen Metallbeschlägen versehen. 

Den Übergang zur Kenaissancezeit bilden die Arbeiten ^ welche der 
ungarische König Mathias Gorvinus (1458 — 1490) in seiner ausgezeich- 
neten Bibliothek zu Ofen gesammelt hatte. Sämtliche Bücher dieser Biblio- 
thek, für welche jährlich 33000 Dukaten verwendet wurden, erhielten Ein- 
bände in Sammet und Leder mit goldenen oder silbernen Spangen und 
dem Wappen des Königs.^) Gorvinus wußte die geschicktesten Buchbinder 
aller Länder an seinen Hof zu ziehen ^ so die Italiener Attavante und 
Sinibaldi.»-») 

Ledereinbände aus dem 15. Jahrhundert mit in Leder eingeritzten 
Figuren sind abgebildet im Anzeiger des germanischen Museums XVII 
(1870). ^^Daselbst ist IX (1862) der merkwürdige Einband eines Breviers 
beschrieben und abgebildet^ dessen überschlagendes Leder unten einen 
halboffenen Beutel bildet, der in einen Enopf von farbigem Leder 
ausläuft. Beispiele aus Gemälden zeigen, daß man solche Bücher am 
Gürtel trug.«*) 

Bei alledem legte man großes (3«wicht auf die Haltbarkeit der Ein- 



^) Die Zeitgenossen Corvins bezeichneten dessen Bücherpflege als ,/^u8 librorum 
luxuriosissimua^'. (Archiv, a. a. 0. Bd. I S. 169.) 

«) Vergl. W. Wattenbach, a. a. O. S. 327 ff. 

B. Lork, a. a. 0. S. 120 ff.: „Mitteilungen des Bundes deutscher Buchbinder- 
innungen". 1894. 

*) Als Sultan Soliman im Jahre 1526 Ofen erstürmte, fiberfiel er mit seinen 
Janitscharen auch die BibliotheL Hierbei sollen 50 000 Bände verbrannt sein. Ein 
Teil wurde nach Konstantinopel gebracht Erst 1877, als der Sultan Abdul Hamid 
sich fär die türkenfreundliche Gesinnung der Ungarn während des russischen Krieges 
dankbar erweisen wollte, schenkte er ihnen den noch vorhandenen Best der einst ge- 
raubten Bücher zurück — im ganzen 16 Exemplare. (Nach B. Steche, Archiv, a. a. 0. 
Bd. I S. 169 waren es 35 Codices, die allerdings zum großen Teil ihres ursprünglichen 
Einbandes beraubt waren.) Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurden einige dieser 
Bände gezeigt Auch die Königlich Sächsische Bibliothek in Dresden besitzt mehrere 
Corvinische Einbände. 

«) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 885. 



1. Bis zum dreißigjfthrigen Kriege. 



b&üde. Die einzelnen Bogen wurden auf starken Bindfaden oder auf Perga- 
mentstreifen geheftet Die Deckel bestanden aus Holz oder starker Pappe; 
das Band oder das Pergament wurde ohne besondere Bückeneinlage un- 
mittelbar mit dem Buchrücken verbunden. Die Bücher waren mit ihren 
eisernen Beschlägen oft so schwer^ daß ein Mann sie kaum zu tragen ver- 
mochte. 

Zur höchsten Blüte gelangte die Buchbinderei in der zweiten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts. Besonders bahnbrechend waren hier die Einbände 
des Franzosen Jean Grolier. Von diesem Manne hat man lange Zeit 
nicht viel gewußt; fast allgemein wurde angenommen, daß er selbst Buch- 
binder gewesen sei. Das ist jedoch nicht der Fall.^) Jean Grolier, 
Vicomte d'Aguisy, geb. 1479, gest 1565, war Schatzmeister der franzö- 
sischen Könige Franz L, Heinrich IL, Franz IL und Karl JX.*) In amt- 
licher Eigenschaft kam Grolier nach Mailand und Bom; seine ausgezeich- 
neten Kenntnisse in der Litteratur, seine Liebhaberei für Bücher machten 
ihn zum Sammler der vorzüglichsten Erzeugnisse der Buchbinderei und des 
Buchdruckes. Die italienischen Bände damaliger Zeit waren Kunstwerke 
ersten Ranges, namentlich galt dies von den Einbänden des Mailänders 
Thomas Majoli. Grolier ahmte diese Einbände nach und veredelte sie. 
Seine aus ca. 3000 Werken *) bestehende Bibliothek wies durchweg künst- 
lerische Einbände auf. Nach den Bänden zu urteilen, die bis jetzt in 
öffentlichen und privaten Bibliotheken nachgewiesen sind, erhielt jedes Buch 
einen besonderen, individuell ausgestatteten Einband. Der Stil des Orna- 
ments ist durchgehends derselbe. Bandstreifen und Arabesken mit Pflanzen- 
dekorationen bedecken in zahlreichen Verschiebungen die beiden Deckel- 
seiten und lassen Felder offen für die Devise der Bibliothek: „Jb. Orolierü 
et amicorum" und den Titel des Werkes oder den Wahlspruch: „Paiart 
mea, Domine, aii in terra mventumV'. Die Einbanddecken bestehen zumeist 
aus Kalbleder, sind braun oder braungelb, die Schrift ist in schönen 
italienischen Lettern aufgedruckt. Überhaupt wurde zu allen unter Groliers 
Leitung gedruckten und gebundenen Büchern das feinste Pergament und 



^) Die Ldtterator über Grolier stellte in liebenswürdiger Weise Herr Konstbuch- 
binder Paul Kersten in Erlangen zur Verfagnng. 

^ Die Daten über Grolier hat Le Bouz de Lincy auBgeforscht und in seinem 
Bnch: y^echerches sur Jean Grolier, sor sa vie et sa biblioth^qae'S Paris 1866 ver- 
öffentlicht 

*) Le Bouz de Lincy giebt die Zahl auf nor 849 an; neuere Forschungen führten 
zu obigem Ergebnis. 



8 Greschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelung d. deatschen Buchbinderei. 

sorgfältigst zubereitete Papier yerwendet, während zu ihrer äußeren Aus- 
stattung nichts als zu teuer erachtet wurde^ was zu ihrer Verschönerung 
beitragen konnte. Er versah seine Arbeiter mit dem schönsten Maroquin 
aus der Levante oder aus Afrika; der Kaufmann Golombel aus Avignon 
besorgte ihm diese Artikel^) 

Die Grolierbände stehen heute bei Bücherliebhabem in großem An- 
sehen. Diejenigen Bibliotheken^ welche im Besitz derselben sind,^ dürften 
kaum bereit sein^ auch nur ein Exemplar abzugeben.^ 

In Deutschland fanden die Grolierschen Einbände bald Nachahmer. 
Zwar waren unsere Meister erstaunt ob solcher Kunst, aber nach und nach 
lernten auch sie von den ,JParisem".*) 

Wie einst der Hildesheimer Pater Godfried die handwerksmäßige Buch- 
binderei verbreitet hatte, so war Grolier der Ansporn ftLr die Entwickelung 
zur KunstbuchbindereL unsere Museen zeigen uns manches Stück deutscher 
Arbeit aus dem Ende des 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts, das 
Zeugnis ablegt von dem hohen Können der Buchbinder damaliger Zeit 
Zwar vermochte man sich nicht sobald von den soliden Folianten zu 
trennen; aber selbst diese zeigen xms in ihren reich ornamentierten Leder- 
einbänden mit mühsam hergestellten Handvergoldungen ein durch und durch 
künstlerisches Empfinden, eine Beherrschung der Technik, die uns heute 
noch in Erstaunen setzt 

Hand in Hand mit dieser Entwickelung des Kunsthandwerkes, ja 
man darf wohl sagen, schon bevor letzteres seine Höhe erreichte, bildete 
sich im 16. Jahrhundert in der Buchbinderei auch ein gewisser Groß- 
betrieb heraus. Es lag das in der "Natur der ganzen buchgewerblichen 
Produktion. 

Die von den Verlegern auf den Markt gebrachten Bücher konnten nicht 
einzeln gebunden werden; ungebunden aber gelangten die Bücher anfangs 
gar nicht in den Handel Ein parüeweises Binden der Bücher muß also 
entschieden stattgefunden haben. Darauf weisen auch zwei erhaltene Li- 



^) Nach „On Bookbindixigs ancient and modern''. London 1880. S. 37 fi. 
*) Bibliotheken zu Paris (64 Exempl.), London, Berlin, Wien (16 ExempL), Bern, 
Mailand und Parma. (Nach Le Boux de Lincy.) 

*) VergL Burkhardt, „Kultur der Benaissance in Italien''. Bd. I lY. Aofl. 
III. Abschnitt HI. Kapitel. Leipzig 1877. 

*) Hier mag übrigens erwähnt werden, dafi man über die Verfertiger der Grolier- 
schen Einbände nichts weiß. 



1. Bis zum dreißigjährigen Kriege. 



ventarien hin, diejenigen der Leipziger Buchbinder Vicker (1592) und 
Christoph Pirk (1678). Ersterer besaß 88 Pressen , letzterer 5 Heftladen 
und 103 Stempel.^) Anfangs errichteten die Verleger eigene Buchbindereien.^ 
Das Eisiko eines solch kombinierten Betriebes war indes bei den damals 
herrschenden Zuständen ziemlich groß. Die Verleger hatten nämlich stark 
unter dem unberechtigten Nachdruck ihrer Werke zu leiden. Massenhaft 
wurden z. B. die kleineren und epochemachenden reformatorischen Schriften^ 
namentlich die eigenen Luthers, nachgedruckt — zum großen Schaden des 
Wittenberger Originalyerlegers sogar mit dessen Firma. Ja es wird sogar 
geklagt, daß die sogenannten Aushängebogen der neuen Schriften in den 
Wittenberger Offizinen gestohlen, man kann sagen „gewerbsmäßig gestohlen 
wurden". *) 

In seiner ,, Vermahnung an die Drucker'' sagt Luther:^) „Haben auch 
die Kunst gelernt, daß sie Wittenberg auf etliche Bücher drucken, die zu 
Wittenberg nie gemacht noch gewesen sind. Das sind ja Bubenstücke, den 
gemeinen Mann zu betrügen.^' Bei der Wiederholung dieser Klage gegen- 
über dem Nürnberger Bäte befiehlt letzterer unter dem 11. Mai 1532 den 
Buchdruckern, diesen Unfug zu unterlassen.^ 

Mit diesem unbefugten Nachdruck wurde es gegen Ende des 16. Jahr- 
hunderts immer schlimmer.^ Die Verleger suchten daher das Bisiko bei 
Herausgabe eines Buches zu reduzieren. Die nächste Folge davon war, 
daß Verleger und Buchbinder sich trennten. Ersterer beendete seine Thätig- 
keit mit dem Druck der Bogen. Das Publikum war also wieder auf den 
Buchbinder angewiesen. Der Bücherbesitzer ließ das Buch direkt beim 
Buchbinder nach seinem Wunsche einbinden. Der Buchbinder aber Vand 
wohl auch Bücher auf „Vorrat'' und handelte damit In einigen Fällen 
„yerlegte'' er sogar. Fiel es aber einem Verleger ein, mit gebundenen 
Büchern zu handeln, so fühlten die „Meister sich dadurch in ihren 
Zunftgerechtsamen verletzt^'. Als nun gar noch die Buchbinder auch 
mit anderen als von ihnen gebundenen Büchern handelten, wollten die 



>) Schriften des „V. f. S. F." Bd. LXVI S. 299. 
*) Vergl. übrigens Abschnitt lY. 

*) Kirchhoff im Archiv för Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. I S. 19. 
*) Martin Luthers Briefe. Sendschreiben und Bedenken; gesammelt von W. M. S. 
de Wette. S. 69. Berlin 1856. 

') y. Soden, BeitrSge zur Geschichte der Reformation 1855. S. 881. 

*) Vergl. auch Archiv für Greschichte des deutschen Buchhandels. Bd. XII S. 808. 



10 Geichicbtlicher Bückblick a. d. tedm. Entwickeliiiig d. dentBchen 

Streitigkeiten kein Ende nelimen. Die ftberkommenen Urkunden der Buch- 
binderinntingen^) berichten Jahrhunderte hindurch Ton gegenseitigen Be- 
fehdungen. '-*) 

2. Der Ver&ll der dentBohen BaohbindereL 

Als durch den dreißigjährigen Krieg der deutsche Buchhandel total 
ruiniert wurde, ging, als natürliche Folge, auch die Buchbinderei zurück. Der 
wirtschaftliche Niedergang drückte gerade diesem Gewerbe seinen vernichten- 
den Stempel auf. Die Einbände aus jener Zeit sind hierf&r beredte Zeugen. 
Auf die äußere Ausstattung wurde kein Gewicht mehr gelegt, da die hierzu 
erforderliche Zeit und Mühe nicht bezahlt werden konnte. Die Folge davon 
war, daß der Bucheinband immer mehr seinem direkten Zweck, dem bloßen 
Zusammenhalten der Bogen, angepaßt wurde. Es ist nicht zu viel gesagt 
mit der Behauptung, daß die Technik des Bucheinbandes vom Ausgang des 
17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wesentliche Fortschritte nicht ge- 
macht hat 

Die Kunst der Meister aus dem 16. Jahrhundert geriet bald in Ver- 
gessenheit Wohl band man auch jetzt noch ,ydauerhaft und fest^; aber ein 
Fortschreiten in der Ausstattung des Buches ist fast zwei Jahrhunderte 
hindurch nicht zu konstatieren. In einer Wiener Zeitung vom Jahre 1880 
heißt es über die im K. K. Museum ausgestellten Bände früherer Zeit: 
„Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sieht man viel Geschmackloses, über- 
ladenes; die Arbeit selbst ist jedoch solid. Es gilt dies neben holländischen 
namentlich von deutschen Einbänden'^ Dieses Urteil wird man auf die 
Bücher jener Zeit durchweg anwenden dürfen, denn fast jedes Museum be- 
stätigt es. 



Vergl. Bichter, Geschichte der Berliner Bnchbinderinnang, a. a. 0. S. 110 ff. 
Kofel, Chronik der Leipziger Bachbinderinnung. S. 16. 1897. 
CharakteristiBch sind hier auch die Akten der Hildesheimer Innung, von denen 
Herr Bnchbindermeiater Deiters gütigst Abschriften zur Verfügung stellte. 

*) Im Jahre 1598 antworten die Buchbinder auf eine Beschwerde der „Buchftlhrer'' 
(Sortimenter) an den Bat der Stadt Leipzig, daß es „im gantzen heiligen römischen 
Beich in diesem ChurfÜrstentum und andern benachbarten L&ndem den Buchbindern 
gestattet sei, offene Laden zu haben und ohne Unterschied Bücher zu verkaufen 
und damit zu handeln, ganz besonders hier in dieser Handelsstadt, wo eine Uni- 
versität sei'^ 

') V'ergl. in ders. Sache: Archiv f&r Geschichte des deutschen Buchhandels, a. a. 0. 
Bd. XII S. 171, 172; Bd. X S. 159—173; Bd. XIX S. 822 u. 828; Bd. VII S. 125—181, 
188, 184, 186; Bd. VII S. 46; Bd. XII S. 163, 172; Bd. XV S. 24—26; Bd. XIX S. 885. 



2. Der Verfall der deutschen Buchbinderei. 11 

Klagen über maDgelhafte Ausbildung der Buchbinder sind in den 
Fachwerken des 17. und 18. Jahrhunderts keine seltene Erscheinung;^) sie 
werden auch jetzt noch über die Jünger der ,,alten Schule^' gar oft erhoben. 

Sühmliche Ausnahmen, wie besonders die Universitätsstädte sie auf- 
weisen, sind hier selbstverständlich ausgenommen. Aber auch in diesen 
Bibliotheken erheben die Zeugen der Buchbinderei des 18. Jahrhunderts 
sich selten über den Durchschnitt, während Eunsteinbände aus dem 16. Jahr- 
hundert durchweg in Glaskästen hinter Schloß und Siegel aufbewahrt werden. 
Die ziemlich umständliche Art nun, in der bis um das Jahr 1850 herum 
ein Buch eingebunden wurde, ist ungefähr folgende. 

Die von dem Buchdrucker gelieferten Bogen wurden zunächst auf ihre 
Vollständigkeit hin geprüft (kollationiert), und dann durch ein mit Alaun 
gesottenes Leimwasser gezogen (planiert).^ Die einzelnen Bogen mußten 
nun, nach Art aufgehängter Wäsche, getrocknet^ und später gefalzt werden. 
BUerauf wurden die Bogen mit einem schweren eisernen Hammer^) geschlagen 
und in einer hölzernen Presse eingepreßt Alsdann versah man den Bücken 
vermittelst der Säge mit mehreren Einschnitten, in denen der Bindfaden, 



') „Etliche heften die Bücher zusammen so liederlich, daß die Blfttter so beliebt 
fallen, als die Blätter von einem Buchbaum, denen die harte Herbstluft gleich den Rest 
giebt. Zuweilen findet man einen so sauberen Bruder, der nur ein halbes Jahr beim 
Handwerk gewest, der fängt an, für sich selbst zu fretten (arbeiten), aber leider ein 
jeder Stich ist fast ein Stichwort, so den Autor verdrießen kann. Denn er gräbt oft 
dergestalt in die Schrift hinein, daß er die Buchstaben abzwickt, wie der Schmidt die 
Hufnägel; oder aber er hauet mit dem Schneideeisen weit ärger, als Petrus mit dem 
Säbel, mit dem er dem Malchus das Ohr abgestutzt. Einige sind wohl auch, teils aus 
Unerfahrenheit, teils aus Saumseligkeit, welche die Bögen versetzen und folglich dem 
Buche Schand und Schaden zufügen; oder aber er ist ein so ungeschlachter Gesell, daß 
er den eisernen Hammer gar zu unnfitz braucht, daß nachher der neue Druck ge- 
zwungener Weis*, die Färb, so er unlängst genossen, wieder von sich geben muß, wo- 
durch das ganze Buch fast unbrauchbar wird". (P. Abraham a Sancta Clara 1699, 
a. a. 0. S. 327.) 

*) „Alles Drukkpappier ist an sich ungeleimt, es wird mit der Zeit bis zum Zu- 
sammenrollen und Zerreissen welk, und es schlägt die Tinte durch, wenn man etwas 
damit durchstreichen, oder Druckfehler verbessern wilL Beiden Mängeln hilft das 
Planieren ab.'' (Joh. Samuel Hallens Werkstätte der heutigen Künste. Bd. U 
S. 104. 1762.) 

') Noch heute finden wir in älteren Werkstuben die Planierleinen als Überreste 
firflherer Zeit Auf den Abbildungen veigangener Jahrhunderte sieht man stets dieses 
,3ii^dfadennetz''. 

^) „Der Hammer wiegt 8—18 Pfund von Eisen." (Hallens, a. a. 0. S. 106.) 
„Vor der Erschütterung bewahret man das Haus, wenn man das Schlagen im 
Keller verrichtet'' (S. B. Sprengeis Handwerke. Berlin 1767.) 



12 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickeltmg d. deutschen BachbindereL 

auf welchen der Buchbinder das Buch nunmehr mit Zwirn an der so- 
genannten HefÜade heftete, ^) lagerte. *) Schon beim Heften erhielt das Buch 
hinten und yome ein mit einem Falz versehenes Vorsatzpapier. 

Der HefUade entnommen, mußten die ,3^i^de^^ aufgeschabt, d. h. die über- 
stehenden Enden des Bindfadens aufgedreht werden. Der Bücken erhielt 
alsdann einen Leimüberzug;') war dieser trocken, so konnte die vordere 
Seite beschnitten werden. Hierzu bediente man sich des sogenannten i,Be- 
schneidehobels'S dessen Handhabung sich äußerst mühsam gestaltete. An- 
fangs war der „HobeP' mit einer kreisrunden einseitig geschliffenen Scheibe 
versehen; später wurde diese durch ein einseitig spitz geschliffenes Messer 
ersetzt Hieraus erklären sich die Bezeichnungen: ,,Scheibenhobel'' und 
„Zungenhobel". *) 

War das Buch vorne beschnitten, so wurde es „abgepreßt'',^) nachdem 
ihm vorher mit dem Hammer eine Bundung gegeben war. Hierauf konnte 
die obere und untere Seite beschnitten werden. Der Schnitt des Buches 
blieb selten weiß, zumeist wurde er mit brauner Farbe vermittelst Bürste 
und Sieb gesprengt, oder aber grün, resp. rot angestrichen.^) In letzterem 
Falle mußte dann mit dem „Glättzahn" eine Glättung vorgenommen werden.^ 
Die Gesang- und Gebetbücher erhielten wohl auch einen Goldschnitt 

Erwähnt möge hier noch werden, daß in den Fällen, wo die Bücher 
auf Band oder Pergamentstreifen geheftet wurden, das Einsägen selbstver- 
ständlich unterblieb.^ 

Für den nunmehr fertigen Buchblock mußten jetzt mit einem spitzen 
Messer (Bitzer) die Pappdeckel zugeschnitten und diese, nachdem vorher 
die Bünde aufgeklebt waren, „angesetzt", d. h. vermittelst Kleister mit dem 



^) „Heften heißet, ein gefalztes and geschlagnes Buch auf Schnüre oder auf perga- 
mentene Riemen mit Zwirn oder Seide aufneben/' (Ballens, a. a. 0. S. 108.) 

*) „So dick die Schnur ist, bo tief wird bineingesSget." (Prediger, a. a.0. S. 82.) 

*) „Ist nun dein Buch recht gedruckt, so wird es geleimt*^ (Prediger, a.a.O. S. 88.) 

*) Vergl. Prediger, a. a. 0. S. 48 ff. 

^) „In der Presse giebt man diesem Hefte einen erhabnen Bücken durch das Ver- 
schieben; man klopfet den Rücken mit einem kleinen Hammer zu seiner bekannten 
Convezitäf' (Hallens, a. a. 0. S. 109.) 

^) „Hierauf wird der Schnitt zwischen 2 Brettern mit Farbe besprengt, zur grihien 
nimmt man den Indigo." (Hallens, a. a. 0. S. 109.) 

„überglättet ihn mit einem Pferdszahne.'' (Derselbe, S. 111.) 

^ Allgemein zur Anwendung dürfte das Eins&gen im 18. Jahrhundert gekommen 
sein; bei den meisten Büchern früherer Zeit liegen die Bünde auf dem Rücken. Hieraus 
erklärt sich auch das heute bei Halbfranzbänden noch übliche Anbringen von künst- 
lichen Bünden. 



2. Der Verfall der deatschen Buchbinderei. 13 

Bachblock yerbnnden werden; das Ganze wurde darauf zwischen zwei Brettern 
in die Presse gesetzt/) der Bücken sodann noch einmal mit Leim über- 
strichen und mit Papier beklebt Das bessere Buch erhielt vorher die 
„Eaptalyerzierung<'.>) Hier war das Verfahren auch insofern ein anderes, 
als der Buchrücken bereits, bevor die Deckel angesetzt wurden, mit einer 
Einlage aus kaschierter Pappe mit ziemlich starkem Papier versehen wurde. 
Der Bücken blieb auf diese Weise hohl, wodurch sich ein besseres Auf- 
schlagen des Buches ermöglichte. 

Bestand der Bückenüberzug aus Leder, so wurde dasselbe mit Kleister 
angebracht Am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahr- 
hunderts verwandte man als Überzug zumeist Papier') und nur bei besseren 
Bänden Leder oder Sammet 

V\^ie sehr man sich in Deutschland an minderwertige Einbände ge- 
wöhnt hatte, beweist eine Stelle aus Prediger 's „Buchbinder und Futteral- 
macher'' ;^) hier heißt es: „Wenn der Bücken und Ecken mit Leder über- 
zogen, oder mit Pergament eingefasset ist, so wird es ein welscher Band^ 

War nun das Buch überzogen, so wurden die Vorsatzblätter angeklebt 
(angepappt) und der fertige Einband nochmals in die Presse gesetzt Dieser 
entnommen, konnte das Buch nunmehr verziert werden. Im großen und 
ganzen war man hierbei sehr bescheiden. Li den weitaus meisten Fällen 
genügte ein auf den Bücken geklebtes Papierschild. Konnte sich ein 
Meister zu einem sauberen Goldtitel versteigen, so war dies schon ein hoher 
Beweis seines Könnens. Die künstlerische Seite des Bucheinbandes wurde 
mehr und mehr vernachlässigt 

Außerdem darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß aus dem Bestreben 
heraus, billiges Material zu verarbeiten, leider in unzähligen Fällen be- 



') „Sitsen die Pappen bejde am Buche, so wird es eingepreßt, und wenn es die 
Zeit leidet, kann es eine Nacht in der Presse stehen bleiben^'. (J. Bücking, Die Kunst 
des Bachbindens. S. 147. Stendal 1785.) 

*) Es ist darüber gestritten, ob „Kapital'^ oder „Kaptal** richtiger ist, desgleichen 
ob es „Vorsatz-" oder „Yorsetzpapier*' zu heißen hat Man wird es hinsichtlich des 
„Ejipital" mit einer Überlieferung der griechischen Kapitale oder Kapitole resp. 
Kapitale (lat captU, capüeUum) zu thun haben. Konsequenterweise müßte es also 
„Kapital*^ heißen. (Von der Krönung der Säulen an griechischen Bauten abgeleitet) 

Bezüglich des „Vorsatzpapiers" entscheidet sich Duden (Orthographischer Weg- 
weiser) für „Vorsetz", indes ist diese Bezeichnung nirgends üblich. 

VergL übrigens Harms „Vorsetz oder Vorsatz" im „Journal für Buchbinderei". 
Jahrg. 1896. S. 826 ff. 

") Es entstanden die sogenannten „Pappbftnde". 

*) Prediger, a. a. O. S. 105. 



14 GescbichtiÜcher Rückblick a. d. tecfan. Entwickelnng d. deatschen BuchbindereL 

schriebenes Pergament zum Beziehen der Bücher benutzt wurde; und 
zwar nahm man hier die Kehrseite nach außen. Auf diese Weise ist 
manche wertYoUe Urkunde verloren gegangen. Sogar Bibliotheken benutzten 
ihre Pergamentrollen als überzugmaterial; auch wurden ältere Einbände 
ihres Umschlags entkleidet und dieser von neuem yerarbeitet ^) 

Sehr treffend schildert Wattenbach*) diesen Vandalismus: 
y^s ist immer eine große Barbarei, wenn man, wie das in früherer 
Zeit häufig geschehen ist, ohne Not die ursprünglichen Einbände zerstört 
Nicht selten sind sie von Wichtigkeit, um die Herkunft einer EEandschrift 
zu erkennen; besonders nach dem Aufkommen der Wappen pflegen sie 
damit versehen zu sein. So tragen die Handschriften von St Hubert den 
Hirsch, die Budenses den Baben des Mathias Corvinus. Vorzüglich aber 
enthalten die Deckblätter oft wichtige Notizen, oder sie sind gar Beste 
älterer wertvoller Handschriften. Der Abt Macarius vom Berge Athos ver- 
wandte 1218 die kostbare Uncialhandschrift der paulinischen Briefe zu Ein- 
bänden, und in Bobio sind ebenfalls die wertvollsten Handschriften so 
mißbraucht worden. Nach St Gallen kamen um 1461 Hersfelder Visitatoren, 
die Manuskripte wurden verzeichnet und teilweise neu gebunden, wozu der 
Edictus Bothari und der älteste Virgil verbraucht wurden; zur Vergeltung 
ist der Katalog von 1461 später ebenso angewandt Die Professoren von 
St Mathias in Trier gaben ihrem Buchbinder Handschriften als Zahlung. 
Auch Urkunden sind oft zum Einbinden benutzt^'') 

Etwas anders als oben geschildert, ging die Entwickelnng der Buch- 
binderei in Frankreich. Hier sorgten die Schüler Groliers für möglichste 
Verbreitung ihrer Kunst. Fast zu jeder Zeit hatten die Franzosen hervor- 
ragende Buchbinder, wobei allerdings berücksichtigt werden muß, daß 
tüchtige Kunstbuchbinder Deutschlands, die in ihrer Heimat keine ent- 
sprechende Beschäftigung fEmden, in das Ausland gingen und hier nicht 



^) „Pergamenthandschriften worden oft genug gestohlen, um sie an Bnchbinder, 
als Hehler, zu verkaufen." Im Jahre 1536 belangte der Herausgeber des Sachsenspiegels, 
Cbristiph Zobel, zwei Buchbinder, an welche sein Famulus mehrere ihm entwendete 
,,bücher von bargament*' hatte verkaufen lassen. (Kirchhoff im Archiv für Geschichte 
des deutschen Buchhandeb. Bd. XII S. 175.) 

*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 8S9. 

*) Im weiteren Verlauf seiner Darstellung sagt W. Wattenbach: ,,Man benutzte 
femer die Handschriften auch zu den Orgeln. In einem fränkischen Nonnenkloster 
gaben 1624 die Nonnen dem Organisten Keller eine Pergamenthandschrift , um damit 
die Blasebälge der Orgel auszukleben". (S. 840.) 



2. Der Yer&ll der deutschen Buchbinderei. 15 

selten zu den ^renommiertesten Arbeitern'^ ^) gehörten. Anf der Wiener Aus- 
stellung (1880) wurde ein prachtvoller großer Folioband aus Venedig gezeigt: 
„Icones Principium etc. Van Dick escudit 1846''. Glaubwürdigen Nach- 
richten zufolge soll der Verfertiger dieses Buches ein Deutscher sein.*) 

Auch heute noch stehen in Bezug auf Bücherausstattung die Fran- 
zosen obenan, d. h. soweit Handfertigkeit in Frage kommt ^ 

Wollen wir eine Erklärung f&r die mangelhafte Durchbildung der 
deutschen Buchbinder aus dem 18. Jahrhundert sucheui so liegt diese zu- 
nächst in dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang dieser Zeit Die Nach- 
wehen des dreißigjährigen Krieges sind nie ganz überwunden. Es ist klar, 
daß wirtschaftliche Krisen sich dem Buchgewerbe besonders fühlbar machen, 
gehören doch litterarische Erzeugnisse gewissermaßen zu den Luxusbedürf- 
nissen eines Volkes, das sich diese erst leisten kann, wenn es mit den 
Gütern, die zu seiner Lebensunterhaltung dienen, reichlich versehen ist 
Dazu kommt, daß in einer Zeit kriegerischer Unruhen sich selten ein Ver- 
leger findet, der das Risiko eines Buchverlags übernimmt So sehr in 
Zeiten geistiger und politischer Erregung die Bücherproduktion steigt, so 
sehr fällt sie, wenn infolge dieser Erscheinungen die Brandfackel des Krieges 
auflodert 

Folgende Tabelle möge diese Thatsache illustrieren.^) 

Am deutschen Meßverkehr nahmen teil: 

im Jahre 1580 498 Werke 

„ „ 1590 578 „ 

„ „ 1600 1059 „ 



*) B. Lork, Drackkunst nnd Bachhandel in Leipzig 1499—1879. Leipzig 1880. 

*) Journal Äbr Buchhinderei. 1880. S. 88. 

*) Der KgL Hofbuchbinder Georg Collin zu Berlin schreibt im „Allgemeinen 
Anzeiger für Buchbindereien*' (Jahrg. 1900 S. 268) anläßlich eines Berichtes über die 
Pariser Weltausstellung: „Man sieht, daß die Buchbinderei, und namentlich die Kunstbuch- 
binderei, in Frankreich auf der höchsten Stufe angelangt ist Wir müssen leider zurück- 
stehen, selbst wenn wir die Ejraft, die Lust und das Talent haben, diese Arbeiten ebenso 
kunstvoll herzustellen; es fehlt eben an Kundschaft £s ist darüber schon so viel ge- 
schrieben und gesprochen worden, und wenn wir auch noch so viel versuchten, unsere 
Kunden an einen kunstvollen £inband zu gewöhnen, der Deutsche bezahlt eben nicht 
diese Preise wie der Franzose oder Ausifinder''. 

^) Die Zahlen sind dem „Codex nundinarius Germaniae Utercttae hUecuUiri^' von 
Gustav Schwetschke entnommen. Schwetschke bringt die gesamte litterarische 
Produktion von 1564—1765. Das Werk erschien 1850. Eine Fortsetzung (1766—1846) 
gab 1877 Brinkmeier heraus. 



16 Greschichtlicher Bfickblick a. d. techn. Entwickelang d. dentschen BnchbindeieL 

im Jahre 1610 • • • ^^^^ Werke 

„ „ 1613 "... 1780 „ 

„ „ 1619 1668 „ 

„ „ 1622 972 „ 

„ „ 1632 729 „ 

,. „ 1685 307 „ 

„ ., 1646 994 „ 

„ 1695 1039 ,, 

„ ,, 1730 993 ,, 

„ ., 1745 1331 „ 

„ „ 1746 1403 „ 

,, „ 1755 1284 „ 

„ „ 1756 1485 ,, 

,, „ 1757 1105 „ 

,, ., 1763 1360 „ 

„ „ 1764 1434 „ 

„ „ 1765 1617 „ 

Ein Überblick über diese Zahlen führt zu recht interessanten Ergeb- 
nissen. Im Anfang des 17. Jahrhunderts sehen wir eine stark empor- 
strebende bnchhändlerische Produktion; diese hält bis zum dreißigjährigen 
EJriege an — ihre Höhe ist in 150 Jahren nicht wieder erreicht Erst im 
Jahre 1770 betrug die Gesamthöhe 1807. 

Während des dreißigjährigen Krieges sinkt die Zahl unablässig weiter, 
bis sie 1635 die niedrigste Stufe mit 307 Büchern erreicht hat Deutlicher 
als in diesen Zahlen kann wohl der wirtschaftliche Niedergang, das völlige 
Stocken von Handel und Wandel in jenen Jahren unheilvoller Kriege nicht 
ausgeprägt werden. Die Tabelle schließt ein langes und breites in sich. 
Deutlich sind die schlesischen Kriege und vor allem der siebenjährige Krieg 
zu erkennen. Erst nach dem Frieden von Hubertusburg geht die Produktion 
wieder voran. ^) 

Die Kehrseite dieser Medaille mag uns die Zeit der Reformation geben. 
Zwar verfügen wir hier nicht über statistisches Material^ aber es besteht 
kein Zweifel, daß Luthers 95 Thesen eine wahre Flut von Litteratur nach 
sich zogen. Wie die Vorahnung eines neuen Frühlings zogs durch die 
deutschen Lande. Überall wurden Luthers Schriften verlangt: ,^Mit einer 
wahren Gier warf sich bei der steigenden Erregung der Gemüter die schon 

') Vergl. ührigens Kapp, a. a. 0. S. 787 ff. 



2. Der Verfall der deatschen Buchbinderei. 17 

längst geweckte Neigung zur Lektüre namentlich auf die polemische und 
Flugblattlitteratur, sowie auf die agitatorischen Schriften, welche die Refor- 
mationszeit hervorrief.''^) 

Im August 1523 verteidigt sich der Nürnberger Bat gegen den Vorwurf 
des päpstlichen Nuntius (des Kardinals Campegi)^ daß er den lutherischen 
Lehren anhinge, damit: man bestrafe ja die fremden Verkäufer seiner 
Schriften, so sehr auch das Volk darnach dürste; ein Jahr darauf f&hrt 
derselbe Kläger wieder an, daß Luthers Schriften in Nürnberg haufenweis 
gedruckt würden. *) 

Jenes alles überwältigende Literesse an den litterarischen Erzeugnissen 
der neuen Geistesbewegung verhalf dem Buchhandel zu rapidem Wachsen. 
Einen unmittelbaren Vorteil hatte hiervon auch die Buchbinderei; denn die 
wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit waren ebenfalls relativ gut, zum 
mindesten aber stabiL 

Wir sehen also, daß das Buchgewerbe in seinem Wohlbefinden ganz 
und gar von den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen abhängt 
Kein Wunder deshalb, wenn nach dem dreißigjährigen Elriege die Arbeiten 
des Buchbinders immer weniger verlangt wurden, wenn kostbare Einbände 
den deutschen Meister gar nicht mehr beschäftigten, — wenn die Kunst 
allmählich einschlief 

Eine andere Ursache für den Bückgang des technischen Könnens der 
deutschen Buchbinder hängt mit der ersten eng zusammen. Li einem im 
Jahre 1762 erschienenen Buche über die Buchbindekunst ^ definiert der 
leider nicht genannte Verfasser die Buchbinderei wie folgt: „Die Buch- 
binderei ist eine Kunst, welche sowohl geschriebene als gedruckte Bücher 
und Papier zusammenfEdzet, die gefalzten heftet, und endlich mit einer 
Decke von unterschiedlicher Art verwahret, damit dieselben auf bequeme 
Art gebrauchet werden können, auch für Schaden und Abnutzungen desto 
besser verwahret sein mögen." 

Die in dieser Definition angegebenen Thätigkeiten haben aber auch 
schon zu jener Zeit den Buchbinder nicht allein beschäftigt Denn Bergius 
erzählt uns, daß der Buchbinder noch vieles andere verfertigte. Z.B. „Futterale, 
Kästchen von verschiedener Art, Lichtschirme, zuweilen auch Tabaksdosen 
von Papiermachö, und andere dergleichen Waren".*) 



*) Kirchoff im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. I S. 19. 
*) V. Soden, a. a. 0. S. 75. 

") Anweisung zur Buchbindekunst, Verlag Jok Sam. Henisie Erben. Leipzig 1762. 
^) BergiuSi Neues Polizei- und Kameralmagazin. 1775. S. 840. 
Harmi, Entwickelirngs^sch. d. deutschen Bachbinderei. 2 



18 GreBcbichtliclier Bückblick a. d. techn. Entwickelang d. dentschen Buchbinderei. 

Samuel Hallens sagt 1762:^) ^^Der andere Theil der Bachbinder be- 
schäftigt sich mit Verfertigang der Futterale über allerlei GrefiLsse. Sie 
machen Futterale über Bücher, über Gold und Silbergeschirre, Geschmeide, 
Juwelen, Kästchen über Uhren, matematische Bestekke, über Messer, Gktbel 
und Löffel, über Scheeren, Nadelbüchsen, Monstranzen, Sehrohre; Bohren 
zu Vergrößerungsgläsern, optische Kasten/' 

Der Buchbinder wurde gewissermaßen zum üniversalmenschen; alles 
was mit dem Leim- und Kleistertopf nur irgendwie in Verbindung gebracht 
werden konnte, beschäftigte ihn. Es liegt auf der Hand, daß es angesichts 
solcher Vielseitigkeit den deutschen Buchbindern immer schwerer wurde, 
sich gründlich auszubilden. ),Wer viel Handwerke zugleich lernt, lernt 
selten, was wohl und recht ist;'' dieses Wort Viebahns^ paßt auf die 
Buchbinderei wie zugeschnitten. 

Aber auch diejenigen Fertigkeiten, welche glücklich aus einer besseren 
Zeit herübergerettet waren, mußten nach und nach verloren gehen, denn 
die Meister unterrichteten ihre Lehrlinge, aus Furcht vor späterer Kon- 
kurrenz, vielfach nur in den allgemeinsten Handgriffen. „All dieweilen nun 
aber eben nicht ein jedweder dasjenige, was zu einem geschickten Meister 
erfordert wird, in seinen Lehr- und Wanderjahren profitiert und erlernet^ 
vielmehr ebensowohl die Meistere, als wohlen die Gesellen den größten 
Theil ihres von guter Bindung eines Buches erhaltenen Begriffes verheim- 
lichen, und vor ihre Gesellen und Jungen als die größte Arcana verbergen, 
wohl folglich derenselben weiter nichts, als die allgemeine Grundreguln und 
Handgriffe beybringen. Woher es dann kommen muß, daß unter denen 
Meistern um so mehrers viele Stümper angetroffen werden.''^ 

Selbst vor 30 — 40 Jahren noch geschah es, daß „mancher Meister sein 
Eiweiß, Pulver, und Pomade zum Vergolden, sowie Marmoriergrund- und 
Farben auf sehr geheimnisvolle Weise herrichtete, damit nur ja nicht sein 
Geselle es ihm ablausche''.^ 

Selbst die Herausgabe eines Fachbuches stieß auf Schwierigkeiten, 
glaubte doch der Verfasser eines solchen^) sich seinen Beru&genossen gegen- 
über quasi entschuldigen zu müssen, indem er in seinem Vorwort sagt: 



>) Samuel Hallens, a. a. 0. S. 118, 119. 

*) Viebahn, Statistik des zoll vereinten nördlichen Deutschlands. Berlin 1868. 
Bd. m S. 525. 

■) Prediger, a. a. 0. (Vorrede). 

^) Journal für Buchbinderei, a. a. 0. 1879. Nr. 2. 

^ Anweisung zur Buchbindekunst, a. a. 0. S. 2. 



8. Die Entwickelnng znm Großbetrieb. 19 

„Fürchtet nichts ihr erfahrenen Meister dieser Eunst^ als würde durch 
diesen Unterricht solches zn gemein, oder euch dadurch das Brot entzogen 
werden, ein anderes ist wissen, ein anderes ist können, zu den letzten ge- 
höret eine fleißige Übung ehe einer eine Fertigkeit erlanget und nicht 
jeder wird nach Durchlesung dieser Blätter ein Buch zu binden gleich ge- 
schickt sein^ (!) 

Aus alledem geht zur Genüge hervor, daß man recht, recht weit 
zurückgreifen muß, wenn man in der Buchbinderei von der „guten alten 
Zeit'' reden will. Das ganze 18. und ein großer Teil des 19. Jahrhunderts 
zeigen uns ein stetes Rückwärtsschreiten, mindestens aber einen Stillstand. 
Kurz, die Buchbinderei verfiel in ein Pfuschertum, aus dem sie zu einem 
Teil heute noch nicht wieder herausgekommen ist^) 

3. Die Entwiokelung zum Großbetrieb. 

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich in der 
Buchbinderei von neuem eine Umgestaltung. Gegenüber der vollständig 
veränderten Produktionsform unserer Zeit konnten auch die deutschen 
Buchbinder ihre alte Betriebsart nicht aufirecht erhalten: die handwerks- 
mäßige Arbeit wurde zur „Fabrikation'' gestaltet Fast über Nacht mußte 
man von überkommener Arbeitsmethode ablassen, ungewöhnlich schnell trat 
an die Buchbinder die Aufgabe heran, sich den gänzlich veränderten Ver- 
hältnissen anzupassen. 

Zwar war schon früher durch Einführung der von Eüngland kommen- 
den Buchbinderleinewand (Kaliko) eine gewisse Umwälzung in der Technik 
hervorgerufen.») 

Auch die um 1810 herum aufkommende Fabrikation von Buntpapier 
ermöglichte einen rationelleren Betrieb. Bisher hatte der Buchbinder 



^ Der bekannte Bibliophile B. Lork sagt in seinem Werk „Drokkunst und Buch- 
handel^' (1880) von den Buchbindern der „Neuzeit*': „Die Gediegenheit und Akkuratesse 
der Arbeit, die Festigkeit des Einbandes mit G^eschmeidigkeit gepaart, die Tiefe und 
Schönheit des Falzes am Deckel, die Nettigkeit der gestickten Kapitale etc. findet 
sich immer nur noch als Ausnahme bei den deutschen Arbeiten". 

*) Der Leinwandbaad wurde 1825 zuerst von Archibald Brigthon eingeftlhrt, 
aber es dauerte noch verschiedene Jahre, ehe dessen Wert allgemein anerkannt wurde. 
In einem 1837 in London erschienenen Handbuch der Buchbinderei (Amett, J. A. Au 
inquiry into the nature and form of the books . . . London. S. 67) findet sich folgende 
Stelle: An einigen Pappbänden werden die Rücken jetzt, anstatt sie mit verschieden- 
farbigen Papierstreifen zu bekleben, mit Streifen von feinem Kanevas verstärkt, welche 
ebenso angelegt werden wie Papierstreifen. 

2* 



20 Geschichtlicher Bückblick a. d. techn. Entwickelnng cL deutschen Bachbinderei. 

sein Überzngpapier selbst färben, sprengen, tupfen resp. marmorieren 
müssen. Jetzt wurden die Papiere zum Verarbeiten fertig in den Handel 
gebracht ^) 

Desgleichen tauchten schon in den vierziger Jahren Maschinen- und 
Werkzeugfabrikanten auf. Besonders aus England beglückte man die 
deutschen Buchbinder mit allerhand Experimenten. Durchschlagende Er- 
folge wurden damit indes nicht erzielt Das Bedürfiois nach Hilfsmaschinen 
muß aber bereits ein großes gewesen sein, denn in den verschiedensten 
Gegenden Deutschlands beschäftigten sich größere Schlossereien mit diesem 
Problem.^ Als nun in den sechsiger Jahren der Buchhandel Leipzigs, das 
nach Aufhebung der Frankfurter Messe zum Mittelpunkt des deutschen 
Buchgewerbes geworden war, immer mehr emporblühte, und die Buch- 
binderei naturgemäß davon profitierte, vermochten die Buchbindereibetriebe 
in ihrer bisherigen primitiven Gestaltung den Anforderungen nicht zu ge- 
nügen. Der Wunsch nach Maschinen wurde immer lauter. Da war es 



^) Die Bnntpapierfabrikation gelangte im Laufe der letzten 50 Jahre zu enormer 
Bedeutung. Zar Zeit bestehen in Deatschland ca. 50 Fabriken. Die bedentendste 
darunter ist die ,,Aktienge8ellBchaft för Buntpapier- und Leimfabrikation in Aschaffen- 
burg'^ Diese hat (nach ihren Angaben) 12 000 ständige Abnehmer in allen Weltteilen 
Der Jahresumsatz belief sich: 

in den Jahren 1860—1870 durchschnittlich auf ca. 600 000 Mark 

„ „ „ 1871—1880 „ „ „ 900 000 „ 

„ „ „ 1881—1890 „ „ „ 1200 000 „ 

im Jahre 1890 auf „ 1 500 000 ,, 

„ „ 1892 „ „ 1700000 „ 

in den Jahren 1898—1896 durchschnittlich auf „ 2 000 000 ,, 

im Jahre 1897 auf ,, 2 000 000 „ 

„ „ 1898 ,, „ 2 300 000 „ 

„ „ 1899 „ „ 2 500 000 „ . 

Die Gesellschaft, deren Aktienkapital 1500 000 Mark hetrfigt, beschäftigt zur Zeit über 
400 Arbeiter und 40 Beamte. Mittels zweier Dampfmaschinen von 800 Pferdekräften 
und 5 Dampfkesseln werden 80 Streichmaschinen, 64 Steinglätten, 18 Satiniermaschinen, 

8 Friktionsmaschinen, 40 Gkiuffriermaschinen, 1 Lackiermaschine, 2 Walzendruckmaschinen, 

9 Schneid- und Beschneidemaschinen , 6 lithographische Schnellpressen und noch ver- 
schiedene kleinere Hilfismaschinen betrieben. Der Gr&nder der Fabrik Alois Dessauer 
unternahm als erster die fabrikmäßige Herstellung der Buntpapiere, und zwar im 
Jahre 1810. 

*) In Leipzig veranlaBte Karl Alezander Hensel die Maschinenfabriken „Har- 
kordt & Co/S sowie „G5tz und Nestmann*' zum Bau der von ihm konstruierten Knie- 
hebelpresse. Hensels Verdienste um die Buchbinderei, die auch darin bestehen, daß 
er unermüdlich neue Werkzeuge und vor allem Gravüren verfertigte, sind bisher wenig 
gewürdigt; so möge an dieser Stelle wenigstens obiger Hinweis Platz finden. 



8. Die Entwickelung zum Großbetrieb. 21 

denn Karl Krause in Leipzig, der Begründer des jetzigen Welthauses, 
welcher für die graphische Industrie und besonders für die Buchbinderei 
eine Reihe von Hilüsmaschinen baute. Im Jahre 1857 konstruierte er eine 
yerbesserte Eniehebelpresse zum Vergolden und Blindprägen. Jetzt war 
die Ausnutzung der englischen Leinewand erst recht möglich geworden. 
Mit einem Schlage wurde die Technik der Deckelverzierung auf fabrik- 
mäßiger Grundlage ermöglicht und eine Leistungsfähigkeit geschaffen, welche 
bald eine ungeahnte Höhe erreichte. 

Nicht lange nachher baute Krause die Papierschneidemaschine; er ist 
zwar nicht der Erfinder derselben, denn Heim in Offenbach und Hart- 
mann in Chemnitz hatten schon früher solche auf den Markt gebracht^ 
aber er verbesserte sie derart, daß ihre Brauchbarkeit nunmehr rasch an- 
erkannt und ihre Verbreitung in wenigen Jahren eine allgemeine wurde. 

Bald folgte die Pappschere, welche das mühsame Schneiden und For- 
mieren der Pappe mit der Hand beseitigte. In rascher Aufeinanderfolge 
kamen nun, auch von anderer Seite, yerschiedene weitere Hilfsmaschinen 
auf den Markt 

Erst jetzt waren der Großbuchbinderei die Wege geebnet Im Jahre 
1866 wurde in Leipzig von der Firma G. H. Sperling der erste Dampf- 
betrieb fertig gestellt ^) und nun ging es fröhlich weiter. Neue Maschinen- 
fabriken erstanden, sinnreiche Werkzeuge wurden konstruiert, neue und 
bessere (teilweise auch schlechtere) Bohmaterialien kamen auf den Markte 
kurz, alles drängte vorwärts. 

Nachdem dann der deutsch-österreichische Krieg einen vorübergehenden 
G^chäftsstUlstand gebracht hatte, nahm nach dem französischen Kriege der 
Buchhandel, und mit ihm die Buchbinderei, einen so enormen Aufschwung, 
daß die Betriebe in wenigen Jahren zu umfangreichen Fabriken aus- 
wuchsen. 

Ein neuer Umschwung wurde dann noch einmal in den siebziger Jahren 
herbeigeführt Die Drahtheftmaschine kam aus Amerika zu uns herüber. 
Die Maschinenheftung war ohne Zweifel das fehlende Glied in der Kette, 
welche es ermöglichen sollte, Massenauflagen von Büchern schnell und zu 
einem gegen früher bedeutend ermäßigten Preise im Einband fertig zu 
stellen. 



In Berlin arbeitete die Bachbinderei Probst schon im Jahre 1856 mit Dampf- 
kraft, indes in sehr bescheidenem Umfange, so daß von einer Fabrik nicht sehr wohl 
die Bede sein konnte. 



22 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelnng d. deutschen BuchbindereL 

Seit mehreren Jahrzehnten waren deshalb, hauptsächlich in den Ver- 
einigten Staaten von Nordamerika, Techniker an der Arbeit^ das Problem 
der Maschinenheftong zu lösen und zwar der Fadenheftung. 

Man war jedoch noch nicht zu einem praktischen Resultat gelangt^ als 
im Anfang der siebziger Jahre in Philadelphia die Drahtheftung erfunden 
und Brehmer (ein geborener Lübecker) 1872 das erste Patent auf eine 
Draht-Buchheftmaschine erhielt 

Hervorgegangen war diese Erfindung mittelbar aus der kurz vorher 
gemachten Erfindung der — heute in der ganzen Welt bekannten — Falt- 
schachteln ^ bei welchen zuerst das Eleben der Schachteln durch Draht- 
heftung ersetzt wurde. 

Zur Herstellung sowohl der Faltschachtelmaschinen als auch der Draht- 
Bachheftmaschinen wurde im Jahre 1873 in Philadelphia die Maschinen«- 
fabrik von Grebrüder Brehmer gegründet, doch erst im Jahre 1876 nach 
dreijähriger rastloser und intensivster Arbeit konnte die erste Draht-Buch- 
heftmaschine auf den Markt gebracht werden. 

Die Aufnahme derselben von Seiten der Buchbindereibesitzer war eine 
so günstige, zunächst in den Vereinigten Staaten, dann aber auch von 1877 
an in England und von 1878 an in Deutschland und Frankreich, daß sich 
die Notwendigkeit herausstellte^ ftir den europäischen Bedarf in Europa zu 
fabrizieren. 

Die Wahl des Niederlassungsortes fiel auf das Zentrum des deutschen 
Buchhandels, und so wurde im Mai des Jahres 1879 die Maschinenfabrik 
von Gtobrüder Brehmer in Leipzig-Plagwitz begründet^) 

Nunmehr trat in der Buchbinderei eine Massenproduktion ein, die bis 
dahin ftlr unmöglich gehalten war. Allerdings galt auch hier zunächst das 
Wort „billig und schlecht'^ Die Verleger drückten die Preise, und die 
Buchbinder suchten sich gegenseitig an „Leistungsfähigkeit'^ zu überbieten. 
Li den siebziger und wohl auch noch in den achtziger Jahren hatten die 
„Leipziger und Stuttgarter Fabrikate*' nicht gerade das beste ßenomm^. 
Heute ist man aus diesen Einderschuhen längst heraus. Die Großbuch- 
binderei hat in den letzten 20 Jahren, unterstützt von Maschinenfabrikanten, 
Gravieranstalten, Leder-, Papier- und Kalikofabriken Enormes geleistet Be- 



^) In der Fabrik in Leipzig-Plagwitz, sowie in den Filialen in London, Paris und 
Wien beschftftigen Gebiüder Brehmer gegenwärtig (nach ihren Angaben) 525 Beamte 
nnd Arbeiter. An£EU]g Juli des Jahres 1900 hatte die Firma an 84 000 Heftmaschinen 
(außer den in Unmenge abgesetzten Heftapparaten) auf den Markt gebracht 



8. Die Entwickelong znm Großbetrieb. 28 

sonders Leipzig, Berlin and Stuttgart, die Hauptorte des deutschen Buch- 
yerlags, weisen Firmen auf, die zu den leistungsfähigsten des Kontinents 
gehören. 

Zum richtigen Verständnis dieser Entwickelung ist es notwendig, sich 
von der Leistungsfähigkeit des Grroßbetriebs ein Bild zu machen. 

Die größten Betriebe beschäftigen ein Personal von 200 — 600 Leuten. 
Die Firma Hübel & Denk in Leipzig besitzt 150 Hil&maschinen, 
darunter 60 Vergoldepressen, 4 Dampfpressen und 17 Heftmaschinen. Dazu 
kommen 2 Falzmaschinen, 9 Beschneidemaschinen, 4 Pappscheren, 8 Stock- 
pressen etc. Von dem kolossalen Bohmaterialienverbrauch dieser Buch- 
binderei wird eine annähernde Vorstellung zu gewinnen sein, wenn man sich 
Tergegenwärtigt, daß jährlich f&r 40 000 Mark Gold, f&r 60 000 Mark Kaliko, 
für 50 000 Mark Leder, für 50 000 Mark Pappe und für 45 000 Mark Papier 
Verwendung jGü[iden.^) Die Position Gehälter erscheint im Jahresabschluß 
mit durchschnittlich 800000 Mark.') 

Li noch größerem Umfange wird die „Buchbinderei Aktiengesell- 
schaft vorm. Gustav Fritsche^' betrieben. Fritsche war einer der ersten 
Buchbinder, welche die „neue Zeit'' erkannten und richtig erfaßten. Als 
fremder Handwerksgeselle kam er im Jahre 1859 nach Leipzig, um hier 
1863 mit einem Gesellen und einer Falzerin die Werkstatt zu gründen. 
Heute ist aus diesem Betriebe eine Aktiengesellschaft mit einem Grund- 
kapital von einer Million Mark geworden. Der Betriebsgewinn dieses Unter- 
nehmens betrug im Jahre 1897 829 809 Mark, im Jahre 1899 427 846 Mark 
und 1900 886 082 Mark. Die Leistungsfähigkeit dieser Firma wird durch 
die Thatsache illustriert, daß sie imstande war, innerhalb 20 Tagen 
280000 Einbände von Bismarcks Memoiren neben den laufenden Arbeiten 
fertig zu stellen.^ 

Ähnliche Betriebe hat Leipzig noch mehrere. In anderen Orten Deutsch- 
lands befinden sich Unternehmungen von solchem Umfange nicht, abgesehen 
von den weiter unten zu behandelnden Spezialbetrieben. Li Berlin be- 
schäftigen die beiden größten Firmen je 70 Personen. Die übrigen sind 
bedeutend kleiner. In Stuttgart bestehen allerdings 2 Buchbindereien mit 
150 — 200 Personen; diese Betriebe sind indes nicht selbständig, sondern 
mit den dortigen Verlagsanstalten^) verbunden. 



*) Nach den Angaben der Inhaber. 

*) Desgleichen. 

*) Nach dem Geschäftsbericht kosteten diese Einbände 160000 Mark. 

^) ,, Verlagsanstalt vorm. Hallbeiger'^ und „Union^ dentsche Verlagsanstalt'^ 



24 Getdiiclitliclier B&MAitk &. d. tadm. Entvickeliiiig d. deutadiai 

In der Bochbinderei Aktieiigesellscliaft tohil Gnstar Fritsche werden 
die Maschinen mit Elektiizitäfty') in den übrigen Unternehmungen mit Dampf 
betrieben. Die dektrische Eraft&bertragong wird in den Bachbindereien 
ans Gründen der Zweckmäßigkeit nnd Sparsamkeit nenerdings beTorzngt. 
Bei den meisten der zu betreibenden Maschinen wird die Arbeit oft nnt«r- 
brechen. Die Zorichtong nnd Vorbereitong des zn bearbeitenden Materials 
erfordert häufig längere Pansen, während die eigentliche Arbeitsleistang nnr 
einen kurzen Zeitraum in Anspruch nimmt Hier ist deshalb der sofort zur 
Arbeitsleistung bereite Elektromotor am Platz. Sein Enei^eTerbrauch ist 
mit der zu leistenden Arbeit nahezu proportional, es entfallt somit jeglicher 
unnütze Verbrauch an Kraft, wodurch der Betrieb ökonomischer gestaltet 
wird. Papier- und Pappeschneidemaschinen, Bückenrundmaschinen, Schleif- 
maschinen, Maschinen zum Ooldabkehren, zum Beschneiden der Bücher, 
Prägepressen, Packpressen, Heftmaschinen können durch Elektromotoren an- 
getrieben, Aufzüge fär Lasten- und f&r Personenbeförderung, sowie Venti- 
latoren durch Elektrizität in Bewegung gesetzt werden; gleichzeitig aber 
kann das elektrische Lacht ergiebige Helle in den Arbeits- und Lager- 
räumen yerbreiten, in Bureaux, auf Floren und Treppen, kurz überall, wo 
geschäftliches Treiben ungehindertes Schaffen erheischt 

Abgesehen Ton den Hilfsmaschinen beruht die Leistungsfähigkeit der 
OroBbuchbindereien Tor allem auf einer bis ins kleinste durchgef%Lhrten 
Arbeitsteilung unter starker Heranziehung der weiblichen Kraft Konnte 
früher der Grehilfe einen Einband Ton Anfang bis zu Ende herstellen, so 



') In den Untersachongen des „Vereins f&r Sosialpolitik'', Bd. V befindet sich eine 
Beschreibiug dieses Betriebes; dabei kommt der Verfasser auch aof die maschinelle 
Anlage zu sprechen (S. 320). Er druckt hier einzig und allein eine Abhandlung ab ans 
einem sogenannten y^andgaog dorch die Anlage", den Pritsche in Form eines anmutigen 
Zwiegesprächs herausgab. Um dem Wißbegierigen die Großartigkeit eines solch „ver^ 
teufelt verwickelten Dinges" vor Augen zu fähren, redet der Beamte eine sinnver- 
wirrende Litanei her, in der es von Expansionsmaschinen, Gelindem, Hauptwellen, 
Dynamomaschinen, Commutatoren, Elektromagnetsystemen, Nebenschlußmaschinen, Am- 
peren, Stromquellen, Akkumulatorenbatterien, Kapasdt&ten, Glühlampen, Normalkerzen, 
Kurbelwellen, Systemen, Ankern, Pferdestftrken, Maschinenstationen, Bogenlampen, kuis 
von allen möglichen elektrotechnischen Konversationswdrtem auf 14 Druckzeilen nur so 
wimmelt. 

Diesen Scherz druckt der Ver&sser jener Arbeit alles Ernstes ab (notabene ohne 
Quellenangabe), um so „einen nicht uninteressanten Blick in die größte Leipziger Dampf- 
bttchbinderei zu werfen". 

In Leipziger Fachkreisen hat man sich über diesen ,Jnngen Mann" recht lustig 
gemacht 



8. Die EntwickeluDg zum GroBbetrieb. 25 

ist das jetzt nicht mehr der Fall. Heute unterscheidet man im Personal 
,JFaIzerinnen", ,^efterinnen", „Abpresser*', „Deckenmacher'', „Preßvergolder", 
,,Gold- und Farbenaufträgerinnen'^, „Fertigmacher'', ,,Schnittmacher", „Mar- 
morierer", ^yZurichter'', ,,Beschneider'' etc. Alle diese Leute sind mehr oder 
weniger auf eine Art Arbeit eingerichtet, sie haben es hierin zum Teil 
zu einer erstaunlichen Leistungsfähigkeit gebracht 

Zu alledem machte sich in der Buchbinderei bald eine Speziali- 
sierung geltend. Alle jene Arbeiten^ welche der Buchbinder in Zeiten 
wirtschaftlichen Bückganges übernommen hatte, fsuiden jetzt ihre Spezial- 
fabriken. 

Zunächst trennte sich die Eartonnagenfabrikation vollständig von 
der Buchbinderei Das immer mehr aufblühende Geschäftsleben in Deutsch- 
land erlaubte auch hinsichtlich der Ausstattung der Waren einen größeren 
Luxus, bei dem die Verpackung eine große Bolle spielte. Die sich den 
neuen Bedürfnissen rasch anpassende Kartonnagenindustrie entwickelte sich 
infolgedessen sehr bald zu einem eigenen Geschäftszweig, der heute mit der 
Buchbinderei nichts mehr gemein hat Es geschah dies um so rascher, 
als von tüchtigen Maschinenfabrikanten allerhand Spezialmaschinen gebaut 
wurden, welche die Arbeit erleichterten, einfacher gestalteten und exakter 
werden ließen. In erster Linie sind hier Schneide- und Ritzmaschinen, 
Eckenausstoß- und Drahtheftmaschinen zu nennen. Die Firmen Gebrüder 
Brehmer, Preuße & Co., Laasch & Co. in Leipzig leisten in dieser Be- 
ziehung Hervorragendes. Später konstruierte dann Emil Jagenberg in 
Düsseldorf Maschinen, mit denen das Berändeln (Bordieren) erleichtert wurde. 
Das Überziehen der Pappschachteln, das in der Eartonnagenindustrie eine 
große Rolle spielt^ geschieht seitdem auf mechanischem Wege, wobei sowohl 
das Bestreichen mit Leim (Anschmieren) als auch das Bekleben selbst mit 
der Maschine erfolgt Die wichtigsten dieser Maschinen sind die Einfaß-, 
Cachier-, Etikettier- und Beklebemaschinen. 

Schon in verhältnismäßig kleinen Betrieben können Eartonnagen fabrik- 
mäßig hergestellt werden. Wo es sich aber um eigentliche Großbetriebe 
mit 100 — 300 Personen wie z. B. in Chemnitz, Dresden, Kassel, Berlin, 
Merseburg, Magdeburg, Stettin, Aschersleben, Nürnberg, Lahr, Fürth und 
Plauen L Y. handelt, da werden MilUonen und aber Millionen Kartons, 
Papierhülsen, Hutschachteln, Bonbonieren, Umschläge, Federdosen u. dgl. 
schnell und billig hergestellt 

Li Hannover entstanden bereits in den siebziger Jahren große Ge- 



26 G-eschichtlicher Bfickblick a. d. teohn. Entwickelimg d. deutseben BachbindereL 

Bchäftsbücherfabriken^ die im Gegensatz zum Bachbinder das Geschäfts- 
buch zur Marktware machten. Nicht mehr auf Bestellung des Konsumenten 
wurde fabriziert , sondern in großen Posten versandten die Firmen ,, König 
und Ehhardt^'^ ^Edler und Krische'^ ihre fertige Ware in die Läden der 
Papier- und Schreib warenhändler. Neuerdings bestehen auch in Berlin, 
Plauen, Brieg, Dortmund und M.-Gladbach leistungsfähige Geschäftsbücher- 
fabriken. 

Gleichzeitig thaten sich große Fabriken für den Bau von Liniier- 
maschinen auf, so daß Geschäftsbücher mit allen möglichen Liniaturen vor- 
rätig gehalten werden konnten. Selbst dann, als der wachsende Verkehr 
mannigfaltige BuchfÜhrungsmethoden hervorrief, vermochten die deutschen 
Liniiermaschinenfabrikanten die immer schwieriger werdenden Liniierma- 
schinen allen Anforderungen entsprechend zu bauen. Der Ausbreitung der 
Geschäftsbücherfabrikation stand somit nichts mehr im Wege. Heute sind 
die hannoverschen Geschäftsbücherfabriken zu Weltfirmen geworden, ihr 
Ruf ist ein wohl begründeter, denn die steigende Nachfrage zeugt von der 
Brauchbarkeit dieser Fabrikate. 

In Berlin entwickelte sich ein anderer Zweig der Buchbinderei zum 
Spezialbetriebe, es entstand hier die Albumindustrie. Als im Jahre 1860 
die ersten Muster unserer heutigen Photographiealbums aus Paris nach 
Berlin kamen, riefen diese in den deutschen Betrieben eine förmliche Revo- 
lution hervor. Und wenn auch anfangs so ziemlich alles zur „Fabrikation^ 
fehlte, so wurden doch auch hier riesige Fortschritte gemacht Im Jahre 
1862 befand sich in Berlin bereits eine bedeutend entwickelte Album- 
industrie. Mit der Eröffnung des englischen Marktes und mit der Besser- 
gestaltung des Maschinenwesens nahm diese einen immer größeren Auf- 
schwung. Durch weitgehende Arbeitsteilung wurden Resultate erzielt, mit 
denen Berlin noch heute unübertroffen dasteht. 

In Leipzig und Brieg werden zwei Arten Albums als Spezialität fabri- 
ziert, die Briefmarken- und Ansichtspostkartenalbums. 

Aber die Spezialisierung ging noch weiter. War früher der Buchbinder 
nebenher Futteralmacher, hatte er Portemonnaies und Gigarrentaschen her- 
gestellt, so hörte das jetzt auf. In Offenbach a. M. und in den verschie- 
densten anderen Gegenden Deutschlands, vor allem aber auch in Wien und 
Paris erstand die Portefeuillefabrikation. Zwar hatten sich schon in 
den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in einzelnen 
Städten ^^tuisarbeiter'' als Spezialisten herausgebildet, aber eine Fabrikation 



8. Die Entwickelung zum Großbetrieb. 27 

im großen wurde erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwünge Deutschlands 
möglich; denn Artikel der Portefeuilleindustrie sind nur bei einigem Wohl- 
stand, auch der breiteren Schicht des Volkes, absatzfähig. 

Für die Konkurrenzfähigkeit dieser Branche ist heute neben ent- 
sprechender Maschinenausnützung nicht die Arbeitsteilung, sondern die in- 
tensive Ausbildung und das saubere Arbeiten des Personals maßgebend. 
Offenbach und Wien, neuerdings wohl auch Berlin, Pforzheim und Lahr 
beherrschen zur Zeit den Weltmarkt 

Indes in noch anderer Beziehung wurde der eigentlichen Buchbinderei 
das Produktionsgebiet geschmälert, resp. die Spezialisierung durchgeführt 
Die Herstellung der Gesang- und Gebetbücher wurde mit der Zeit in 
Spezialbetrieben Yorgenommen. In Leipzig, Schleiz, Grün Stadt, Brieg, 
Stettin, Meldorf, Hannover, M.-Gladbach, Lahr und Eevelar befaßten sich 
einzelne Buchbinder nur noch mit dem Einbinden von Gesangbüchern und 
Erbauungslitteratur. Die fabrikmäßige Herstellung dieser Artikel war schon 
deswegen leicht möglich, als es sich um Befriedigung eines konstanten Be- 
darfs handelte, so daß auch hier wieder für den Markt produziert werden 
konnte. Es ist charakteristisch, daß gerade bei solchen Waren die Speziali- 
sierung viel rascher fortschreitet; es liegt dies wohl daran, daß der Fabrikant 
hoSt, auf dem weiten Marktgebiet unbedingt Absatz für seine Fabrikate zu 
finden. Hinzu kommt bei der Gesangbuchproduktion noch, daß hier die 
umstände für eine Massenherstellung äußerst günstig sind. Das Format 
der Bücher ist in allen Bundesstaaten dasselbe; zwar giebt es verschiedene 
Ausgaben, doch das spielt keine Rolle, da in Bezug auf Größe und Stärke 
kaum mehr als ein Dutzend Verschiedenheiten in Beträcht kommen. 
Hieraus ergiebt sich die Möglichkeit streng durchgeführter Arbeitsteilung. 
Auch die Kosten für Decken Verzierungen, resp. für Platten und Gravüren 
gehören mit zu den „einmaligen Ausgaben^', während in der eigentlichen 
Buchbinderei fast für jeden Einband eine neue Platte graviert werden 
muß; soll diese gar für Irisdruck hergestellt werden, so sind nicht selten 
10 — 15 Dessins nötig. Diese Kosten fallen bei der Gesangbuchfabrikation 
fort, da, wie gesagt, die einmal angeschafften Platten für mehrere Jahre 
Wert behalten — solange als die Laune des Publikums nicht auch hier 
einen „Modewechsel'' verlangt 

Die Firma J. F. Bösenberg in Leipzig beschäftigt in der Saison 
200 — 300 Arbeiter; der Verbrauch an Blattgold beläuft sich jährlich auf 
ca. 60000 Mark (wobei wohl hauptsächlich die Goldschnitte in Betracht 
kommen). Die Jahresproduktion beträgt angeblich 1 225 000 Bücher. Der 



28 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelung d. deutschen BuchbindereL 

Gründer der Firma war übrigens noch ein Meister der guten alten Schule; 
er leistete besonders im Handvergolden Hervorragendes.^) 

Doch das Gebiet der Buchbinderei wurde noch weiter aufgeteilt Die 
Herstellung der Schreib- und Schulhefte, der Notizbücher, Kladden, 
Diarien etc. ging ihr verloren. Zwar entwickelte sich hier keine eigent- 
liche Konzentration. Aber als Spezialität werden auch diese Artikel heute 
hergestellt, und zwar, abgesehen von Zuchthäusern, die einen großen Teil 
der Produktion erledigen, hauptsächlich in Halle, Berlin, Heilbronn und 
Hannover. 

Auch das Einbinden von Schul- und Lehrbüchern ist der Tendenz 
zur Aufteilung zum Opfer gefallen. Zwar arbeitet hier der Buchbinder, 
wie das sonst bei den Spezialitäten der Fall ist, nicht direkt für den 
Markt, wenngleich er Marktware herstellt um dies zu verstehen, müssen 
wir einen Blick auf die Entwickelung des Buchverlages werfen. Wir finden, 
daß auch hier eine weitgehende Spezialisierung Platz gegriffen hat Nicht 
nur hinsichtlich der naturgemäß voneinander getrennten Gebiete (reiner 
Buchverlag, Musikalienverlag, Kunstverlag, Antiquarität), sondern auch be- 
züglich der einzelnen Geistesrichtungen. So haben wir heute Yerlags- 
geschäfte für Philosophie, Staatswissenschaft, Theologie, Jurisprudenz, Belle- 
tristik, Philologie, Naturwissenschaften, Medizin etc.; üniversalverleger dürfte 
es kaum noch geben, obschon verwandte Richtungen gemeinsam verlegt 
werden. 

Der Verlag von Schulbüchern befindet sich aber fast ohne Ausnahme 
in Händen von Spezialbuchhandlungen. Lassen diese ihre Bücher nicht in 
eigener Regie binden, so beschäftigen sie mehrere Großbuchbindereien, die 
damit thatsächlich Spezialbetriebe für Schulbücher werden. 

In das Gebiet der Spezialfabrikation gehört femer die Anfertigung von 
Buchdecken. „Einbanddeckenfabrik*' heißt es nicht selten auf den 
Empfehlungsschreiben größerer Firmen. Fast alle Zeitschriften Uefem heute 
ftir die erschienenen Jahrgänge Einbanddecken. Die auf massenweises Her- 
stellen solcher Artikel eingerichteten Buchbindereien lassen fast keine 
Zeitschrift noch irgend ein Lieferungswerk ungeschoren. Das Publikum 
wird mit den verschiedenartigsten Decken, die manchmal sehr zweifelhafter 



') Bei dieser Gelegenheit möge im allgemeinen bemerkt sein, daß diejenigen Buch- 
binder, welche die Notwendigkeit einer veränderten Produktion frühzeitig erkannten und 
daraus entsprechenden Nutzen zogen, durchweg im Handwerk wohl erfahrene Leute 
waren, die sich in der Fremde den Wind hatten gehörig um die Nase wehen lassen. 
„Meistersdhne" dürften darunter wenig zu finden sein. 



8. Die Entwickelung zum GroBbetrieb. 29 

Qualität sind — beglückt Diese ^^ümschläge^' werden um so lieber gekauft^ 
als es auf den Anpreisungen der Verleger gewöhnlich heißt, daß der 
Buchbinder f&r „wenige Groschen'^ den Einband besorge. 

Aber nicht allein Einbanddecken werden f&r die Zeitschriften her- 
gestellt, sondern auch Sammelmappen zum Aufbewahren der einzelnen 
Nummern. Eine große Rolle spielen dabei die in den Bestaurants aus- 
liegenden Lesemappen, deren Herstellung fast ausschließlich in Spezial- 
betrieben erfolgt Die Beisenden und Agenten dieser Firmen suchen überall, 
auch im Auslande, Aufträge auf derartige Artikel zu erhalten. Außerdem 
werden diese Mappen auch auf Vorrat gearbeitet, wodurch ein gleich- 
mäßiger Betrieb ermöglicht wird. 

Als Spezialität kann schließlich noch das Einbinden von Klassikern 
bezeichnet werden. In Leipzig und Stuttgart hat man es darin weit ge- 
bracht Allerdings beschäftigen die hier in Frage kommenden Firmen sich 
nicht ausschließlich mit Elassikereinbänden — das wäre beim „Volke der 
Denker und Dichter'' unmöglich — aber ein großer Teil der Arbeiter ist 
daran thätig. 

Von einem anderen Oebiete der SpezialÜEibrikation, von der Anfertigung 
sogenannter Halbfabrikate, wird im nächsten Abschnitt die Rede sein. 

Damit wären wir an das Ende unserer Darstellung der Entwickelung 
des Oroß- und Spezialbetriebes gelangt Es konnten auf dem langen Wege 
Ton der klösterlichen Zelle bis zur modernen Dampfbuchbinderei nur die 
Hauptetappen berührt werden. Flüchtig mußte unser Blick an unzähliger 
Kleinarbeit, an mit unsäglicher Mühe verbundenen Versuchen und Pro- 
blemen vorühereilen; nur in Umrissen konnte das Werden und Wachsen 
jener gewaltigen Umwälzung skizziert werden. Immerhin aber dürfen wir 
angesichts solcher Entwickelung sagen, daß hier der menschliche Geist in 
kurzer Zeit unendlich viel geleistet hat, daß die deutsche Großbuch- 
binderei, unterstützt von intelligenten Maschinen- und Rohmaterialfabri- 
kanten, es in hohem Maße verstanden hat, sich den neuen Verhältnissen 
anzupassen. In wenigen Jahren wurde ein &8t vollständig neues Pro- 
duktionsverfahren auf der Grundlage intensivster Maschinenausnutzung, 
weitgehendster Arbeitsteilung und streng kaufmännischer Geschäftsleitung 
durchgeflihrt In diesem Siegeslauf steht die deutsche Großbuchbinderei 
einzig da. Was in früheren Jahrhunderten versäumt und gefehlt wurde, 
das brachten nun, in einer Zeit, da Kunst und Wissenschaft ihre Schwingen 
zu stolzem Fluge ausbreiteten, da Handel und Industrie gar mächtig 
emporwuchsen, unter dem Einfluß einer, die Kräfte zu fröhlichem Schaffen 



30 Geschichtlicher Bückblick a. d. techn. Entwickelang d. deatschen Buchbinderei. 

anspannenden modernen Kultur — wenige Jahrzehnte tausendfältig. Die 
Ausstellungen der letzten Jahre, vor allem die Pariser Weltausstellung 
1900, haben bis zur Evidenz erwiesen, daB Wollen und Können sich die 
Wage gehalten« 

4. Die Technik des Kleinbetriebes und die 

Kunstbuchbinderei. 

Wie aber steht es angesichts solcher Entwickelung um die Technik des 
Kleinbetriebes, um die handwerksmäßige Buchbinderei? Ist auch hier 
etwas von dem belebenden Geist einer neuen Zeit zu spüren, oder ging 
der alte Schlendrian unbeirrt seinen Weg? Die Antwort ist eine erfreu- 
liche. Zwar setzte man langsam ein und auch etwas später als die Groß- 
buchbinderei, aber vorwärts ging es auch hier. 

Von dem allgemeinen Aufschwünge des Buchhandels profitierte die 
Kleinbuchbinderei weniger. Ihre gesteigerte Leistungsfähigkeit basiert 
keineswegs auf einer Vergrößerung der Betriebe. Auch sind die Gründe 
f&r die Fortentwickelung nicht in den, die Bedürfhisse nivellierenden 
Massenansprüchen einer großen Menge zu suchen, sondern in den höheren 
Anforderungen einer kleinen Bevölkerungschicht. Die deutschen Buch- 
binder in der Provinz erkannten rechtzeitig, daß sie der immer mehr auf- 
kommenden Gewohnheit, die Bücher gebunden in den Handel zu bringen, 
nur dadurch einigermaßen wirksam entgegentreten konnten, daß sie selbst 
an Stelle der bisherigen Pfuschware tadellos gebundene Bücher lieferten. 
Die anfangs verspotteten „Leipziger Gurken'' regten bald zum Nachdenken 
an, bewogen die Eleinbuchbinder auch ihrerseits an eine Beform der bis- 
herigen Arbeitsmethode zu denken. Unterstützt wurden sie in der Aus- 
führung dieses Gedankens von tüchtigen Maschinen- und Werkzeug- 
fabrikanten. Zunächst war es wieder Karl Krause, der den Kleinbuch- 
bindem eine rationelle Beschneidemaschine und eine Pappschere baute. 
Die mühsame Arbeit des Beschneidens mit dem Hobel und des Ritzens 
wurde mit einem Schlage beseitigt Wie groß das Bedürfnis nach diesen 
Maschinen gewesen sein muß, geht am besten aus der Thatsache hervor, 
daß sich innerhalb 10 Jahren fast sämtliche Werkstätten mit der Be- 
schneidemaschine ausrüsteten. Heute dürfte es eine Buchbinderei ohne 
diese Hilfsmaschine kaum mehr geben. Aber auch bessere Werkzeuge 
wurden fabriziert; die Firmen Wilhelm Leo in Stuttgart, 0. Th. Winkler 
und Fr. Klement in Leipzig, sowie Armin Kräh in Berlin waren un- 



4. Die Technik des Kleinbetriebes und die KnnstbnchbmdereL 81 

ablässig in dieser fiichtimg thätig. Sodann lieferten Hohmaterialfabrikanten 
den Zwecken der Eleinbnchbinderei angepaßtes Leder, femer gutes und 
schönes Überzug- und Vorsatzpapier, reinen Leim, fieirbigen Ealliko und 
glatte Pappe. Die Gebrüder Brehmer in Leipzig-Plagwitz konstruierten 
Drahtheftmaschinen für den handwerksmäßigen Betrieb. Kurz, die Orund- 
lagen für eine höhere Leistungsfähigkeit waren gegeben, es fehlte nur noch 
die entsprechende Ausbildung der Eleinbuchbinder. Aber auch die Gelegen- 
heit hierfür ließ nicht lange auf sich warten. Durch Einrichtung von 
Fachschulen und ünterrichtskursen wurden in kurzer Zeit relativ 
günstige Resultate erzielt Durch Bekämpfung der Lehrlingszüchterei, 
durch Begelung des Gesellenwesens, durch Fachausstellungen etc. suchte 
man das Niveau der Eleinbuchbinderei zu heben. Es wird im Laufe der 
Darstellung noch ausführlicher darauf zurückzukommen sein, an dieser Stelle 
möge ein kurzer Überblick über die Entwickelung der Eunstbuchbinderei 
Platz finden.^) 

Der eigentliche Aufschwung der deutschen Eunstbuchbinderei datiert 
seit der Wiener Weltausstellung vom Jahre 1878. und zwar waren es die 
Arbeiten des Buchbindermeisters Franz Wunder in Wien, welche allge- 
meines Aufsehen erregten. Wohl hatten schon in den vierziger Jahren 
unseres Jahrhunderts die Deutschen Purgold und Trautz in Paris, 
Baumgärtner, Ealthöber und besonders Zähndorf in London, sich 
einen wohlbegründeten Buf als Eunstbucht^inder erworben. Franz Wunder 
aber war der erste Buchbinder, der sich zur Buchbinde kun st wandte und 
die Besucher der Wiener Ausstellung mit herrlichen Eunstbänden in 
Handvergoldung und Ledermosaik von bis dahin nie gesehener Schön- 
heit, Akkuratesse und eigenartiger Dekoration überraschte. Demselben 
Meister ist auch die Wiederbelebung der Lederpunzarbeit zu danken, jener 
„altdeutschen Tecbnik'S die Georg Hulbe in Hamburg und später Franz 
Burda in Berlin, Hulbes ehemaliger Werkmeister, zu mustergültiger, künst- 
lerischer Vollendung gestalteten. 

Erst seit Wunders Auftreten kann von einer eigentlichen Eunst in der 
deutschen Buchbinderei die Bede sein; durch die Arbeiten dieses Eünstiers 
wurden die tüchtigsten deutschen Buchbinder veranlaßt, sich ebenfalls der 



Das Material für nachfolgende Darstellang wurde mir, soweit ich es nicht selbet 
gesammelt hatte, von den Kunstbucbbindem Paul Kersten in Erlangen, Hans 
Bauer in Gera, Paul Voigt und Georg Collin in Berlin, sowie Paul Göhre in 
Leipzig gütigst übermittelt Die wirtschaftliche Seite der Kunstbuchbinderei ist im 
Abschnitt II behandelt 



32 Gr68chichtlicher Bückblick a. d. teclm. Entwickelang d. deutschen Bachbindeiei. 

kunstgewerblichen Bachaasstattong zuzuwenden. Allerdings durfte an die 
ersten Erzeugnisse der deutschen Eunstbuchbinderei ein allzu strenger 
Maßstab nicht gelegt werden. Es machten sich jetzt die Folgen des Inter- 
regnums^ die Nachwehen der kunstverstandnislosen Zeit geltend. Die Tech- 
nik des Bindens selbst war unvollkommen und unkorrekt, der fertige Band 
hatte zumeist ein plumpes Aussehen, es fehlte die exakte Bundung und die 
saubere Ausführung; die Deckel waren unverhältnismäßig starke die Ver- 
zierung des Buchrückens ließ alles zu wünschen übrig. Selbst die vor- 
handenen, verschiedenen Stilepochen angehörenden Stempel wurden ge- 
schmacklos, ohne künstlerisches Empfinden angewandt Erst Männern wie 
Professor Falke in Wien und Professor Stockbauer in Nürnberg gelang 
es, den Buchbindern die Wege zur künstlerischen Buchausstattung wieder 
zu ebnen. Durch Vorlesungen in Eunstgewerbeschulen und Vereinen, durch 
Publikation von belehrenden Aufsätzen und Erörterungen in Fachzeitungen 
wurden den Buchbindern die Ziele ihrer Kunst vorgeführt und abgegrenzt 
Besondere Verdienste in dieser Beziehung haben auch die Bedakteure 
Oskar Loewenstein und Adolf Päcke> ersterer als Herausgeber der 
„Illustrierten Zeitung für Buchbinderei'^ <Ue unzählige Reproduktionen von 
alten und neuen Kunsteinbänden brachte, letzterer als Schriftleiter des 
,, Journal für Buchbinderei^ In der Loewenstein sehen Zeitung veröffent- 
lichte auch Wunder seinen ersten, Aufsehen erregenden Aufsatz über die 
praktischen und theoretischen Grundlagen des Handvergoldens, der Leder- 
mosaik und der Punzarbeit 

Ein weiterer Impuls zur Hebung der Buchbindekunst war die von 
Otto Hörn im Verein mit Wilhelm Patzelt anfangs der achtziger Jahre 
gegründete Lehranstalt für Handvergoldung in Gera. Besonders dem 
zu firüh verstorbenen Otto Hörn gebührt das Verdienst, die Liebe zur 
Kunstbuchbinderei auf hunderte seiner Schüler übertragen zu haben. — 

Geschichtlich zergliedert kann man die deutsche kunstgewerbliche 
Buchausstattung in drei Perioden einteilen. Die erste, von der Wiener 
Ausstellung bis zum Jahre 1885, kann als die Periode des Klassizismus 
bezeichnet werden. Die Kunstbuchbinder aller Länder gaben sich die größte 
Mühe, die in Museen und Bibliotheken befindlichen Kunsteinbände der 
Renaissance, jene Meisterwerke von Grolier, Majoli, Eves, Gascon u. A. 
entweder so getreu als mögUch immer und immer wieder nachzuahmen, 
oder aber deren Omamentation nach eigenem Gutdünken anzuwenden, so 
daß sie sich den Vorwurf der unselbständigen, schablonenhaften Nach- 
bildung gefallen lassen mußten. Nachdem diese Benaissancebände in allen 



4. Die Technik des Kleinbetriebes und die Kunstbuchbinderei. 88 



möglichen und unmöglichen Varianten durchgearbeitet waren, kam Bokoko, 
Barock und Empirestil an die Reihe, kurz und gut, man quälte sich durch 
alle geschichtlichen Stilarten hindurch, dabei allerdings oft Schönes, ja Be- 
deutendes schaffend. 

Die zweite Periode umfaßt die Jahre 1885 — 1896; sie wird als die 
des Japanismus ^) bezeichnet, weU in ihr der mächtige, durch keine Form 
einengende Einfluß japanischer Kunst seine ungeahnten Blüten trieb. Auch 
in dieser Periode sind hervorragende Arbeiten geschaffen. 

Einen Markstein in der Geschichte der deutschen Buchdeckenverzierung 
bildet die 1897 er sächsisch -thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung 
zu Leipzig. *) Dort wurde die dritte Periode eingeleitet Die Buchbinderei 
begann in neue Bahnen einzulenken, zwar noch in Einzelerscheinungen, 
aber in ausgesprochener Absicht Damals waren es besonders die Hand- 
arbeiten Paul Eerstens, die großes Aufsehen erregten. Mit den Über- 
lieferungen vergangener Zeiten hatte E ersten gebrochen, er stellte sich 
auf eigene Füße; seine Linien waren nicht uralten Formen entlehnt, sie 
entsprangen vielmehr eigener reich bewegter Phantasie. 

Heute spricht man, wie im ganzen Kunstgewerbe, auch in der Buch- 
binderei von den „Jungen'' und „Altena Man hat die vorwärtsstrebenden 
Eunstbuchbinder der jüngsten Bichtung mit dem Schlagwort „Jugend'^ be- 
nannt, einer Bezeichnung, die der bildenden Kunst und Litteratur entlehnt 
wurde. 

Es ist in den Fachschriften viel über den Wert der neuen Bichtung 
geschrieben, die älteren Meister vermochten sich nicht dafür zu begeistern^ 
aber doch besteht kein Zweifel mehr, daß der „Jugend-Stil'' die Oberhand 
bekommen wird. Zwar sind die Jungen noch in der Minderzahl, aber mit 
ihnen ist die Begeisterung für ihre Ideale, der kühne Wagemut, die zähe 
Ausdauer und das kraftvolle, freiheitliche Streben nach neuen Formen, 
neuen Schönheitslinien. Und wer wollte es leugnen, daß die modernen 
Bände mit den zart pointierten Vorwürfen, mit den kräftigen Konturen 
und stilisierten Pflanzenmotiven, das Auge weit mehr erfreuen, als jene 
alten Formen starren Geistes, die so wenig in unsere Zeit hineinpassen. 
Wohl ist es richtig, daß die Jungen hie und da über das Ziel hinaus- 
schössen, daß gar zu „modern" nicht selten gleichbedeutend mit „scheuß- 



^) Der Aasdrack etammt von Paul Eersten, Erlangen. 

*) Das „Journal für Buchbinderei", Jahrgang 1897, bringt in den Nummern 27—38 
vom Verfasser dieser Arbeit eine längere Abhandlang über die Bachbinderei auf der 
Leipziger Aosstellang. 

Harms, Entwickelongsgesoh. d. deatsohen BachUnderal. 3 



34 Geschichtlicher Bflckblick a. d. techn. Eotwickelang d. deutschen Bachbinderei. 

lich'^ ist — im allgemeinen aber darf man sagen, daß der neue, noch 
namenlose Stil für die Zukunft Bedeutendes yerspricht ^) 



^) Als Vertreter der ersten, teilweise auch der zweiten Periode, bezw. als Meister 
der älteren konservativen Schale sind za nennen: (Die Namen sind zum Teil aus eigener 
Anschauang zum Teil nach den genauesten Erkundigungen [durch Fragebogen] zu- 
sanunengestellt.) Franz Voigt, W. Collin, Alex. Demuth und Blanckenburg in Berlin, 
Kreyenhagen in Osnabrück, SchoU in Durbach, Andersen in Born, Beck in Stockholm, 
Graf in Altenburg, Ejrehahn in Weimar, Vogel in Jena, Deuffel in Darmstadt, BOsen- 
beig, Julius Hager und Johannis Maul in Leipzig, Attenkofer in München, Pollak, 
Franke in Wien und Baum in Frankfurt 

Als Vertreter der dritten Periode, der im Geschmacke modemer Verzierungs- 
weise Arbeitenden, sind zu verzeichnen: £. Ludwig in Frankfurt, Paul Kersten in Er- 
langen, Paul Adam in Düsseldorf, Georg Collin, G. Böttcher, Hermann Sochting in 
Berlin, Hans Bauer, F. Rudel in Grera, Fr. Röding in Glauchau, Hans Dannhom, Alfred 
Göhre in Leipzig, Fr. Zichlarz in Wien, Thor -Westen in Weimar, Max Riemer in Eael, 
Hendrich und Schulze in Düsseldorf und Wilhelm Peile in Krefeld. 



n. 



Die Entwickelungstendenzen in der Betriebsform. 



L Einleitung. 

Der wirtschaftliche Aufschwung der siebziger Jahre, der in seinem Ge- 
folge eine vollständige Veränderung der Produktionsformen zeitigte, der die 
Entwickelung der Technik zur höchsten Entfaltung trieb, mußte natur- 
gemäß auch auf die Gestaltung der Betriebsform in der Buchbinderei einen 
eklatanten Einfluß gewinnen. Das Schlagwort von der ,JSonzentration'^ 
genügt nicht, um diesen Prozeß in seinen Erscheinungen und Wirkungen 
zu verstehen. Man ist heute gar leicht geneigt, von der äußeren Ge- 
staltung einer Entwickelung an bestimmten Orten, auf die Allgemeinheit 
zu schließen — den Spezialfall zu generalisieren. 

Wohl ist es richtig, daß die veränderte Herstellung der Sachgüter im 
Kausalzusammenhang steht mit der im allgemeinen zu konstatierenden Ver- 
drängung der Handarbeit Durchaus falsch aber ist es, für diese Ver- 
drängung lediglich die Technik verantwortlich zu machen, denn Maschine 
imd Dampf kraft können erst dann rationell arbeiten, wenn die Vorbe- 
dingung für ihre Thätigkeit, die Möglichkeit der Massenproduktion gegeben 
ist Letztere aber stellte sich nicht ein, weil die mechanischen Produktions- 
faktoren etwa vorhanden waren, sondern die Maschine ward aus tiefgefühltem 
Bedürfnis herausgebaut, sie mußte überall da verlangt werden, wo ein 
durch wirtschaftliche Verhältnisse hervorgerufener Massenbedarf befrie- 
digt werden sollte. Erst wenn dieser Massenbedarf an jedem größeren Orte 
vorliegt, wenn von den einzelnen Produktionsstätten aus die bisherige auf 

Bestellung gefertigte Handwerkswcure verdrängt werden kann, erst dann 

8» 



36 I^ie Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn. 

darf davon geredet werden, daß auch die hohe Entwickelang der Technik 
ZOT Konzentration der Güterherstellung beiträgt 

Es ist onthunlich, Einzelerscheinungen als maßgebend für die Gtesamt- 
entwickelnng hinzustellen. Das reale Bild wird dadurch verwischt, die an 
der Oberfläche liegenden Erkenntnisresultate lassen hier die in die Augen 
springenden gewerblichen Umwälzungen in Ursache und Wirkung als überall 
gleich erscheinen. Und doch wird dieser Fehler begangen. Nicht allein 
von Marx und seinen Anhängern, nein, der ganze Liberalismus der 
siebziger Jahre glaubte an das Dogma von der „unaufhörlich fortschreiten- 
den Konzentration'^ Selbst nach den Untersuchungen des ^^Yereins für 
Sozialpolitik'^^) hat dieses Gespenst die Wissenschaft nicht verlassen. Sogar 
hinsichtlich der Beurteilung des hier gebotenen vorzüglichen Materials hat 
eine gewisse Einseitigkeit Platz gegriffen. Dabei konnte man auf Grund 
der einzelnen Untersuchungen, mit einigem guten Willen, für eine große 
Anzahl von Gewerben eine Stabilität nachweisen, die, als Gtmzes ge- 
nommen, jene, von anderer Seite gezogenen Schlüsse — soweit sie generali- 
siert sind — total auf den Kopf stellt 

Daß die Herstellung von Nadeln, Schirmen, . Hüten, Kämmen, Hand- 
schuhen, Tuch- und Leinen waren, Bürsten, Pinseln, Drahtstiften, Körben, 
Porzellanwaren etc. dem Handwerk entzogen ist, wußte man bereits, ehe 
es einen Verein ftir Sozialpolitik gab. Die angestellten Untersuchungen, 
bezw. die Schlußfolgerungen aus letzteren, mußten sich daher nur auf 
solche Gebiete erstrecken, deren Zugehörigkeit zweifelhaft war. Keines- 
wegs aber durften bereits vollzogene Umwälzungen verallgemeinemden 
Einfluß auf die Beurteilung der noch weniger in Mitleidenschaft gezogenen 
Handwerke gewinnen. Der objektive Beobachter muß die Ergebnisse als 
solche auf sich einwirken lassen. Gerade unsere tief ineinander ver- 
wachsenen einzelnen Gewerbezweige erfordern eine durchaus individuelle 
Beurteilung. Die jeweiligen Lebensbedingungen sind außerordentlich ver- 
schieden, sowohl hinsichtlich der Gewerbe als der einzelnen Landesteile. 
Ein und dasselbe Handwerk kann hier sich kräftig weiter entwickeln und 
dort vergebens gegen die neue Zeit kämpfen. 

Soll die Lebensfähigkeit des Handwerks untersucht werden, so muß 
jede einzelne Gewerbeart auf Grund von lokalen Untersuchungen zu- 
sammengefaßt und sodann jeder Handwerkszweig auf seine Existenzfähig- 



^) Untersachungen über die Lage des Handwerks in Deutschland, Schriften des 
„Vereins für Sozialpolitik''. Bd. LXII— LXXI. Leipzig 1895—1897. 



1. Einleitimg. 87 



keit hin geprüft werden. Hierbei leisten die Erhebungen des Vereins für 
Sozialpolitik herrorragende Dienste. Falsch aber wäre es, lediglich auf 
Grund dieser Eünzeldarstellungen Schlüsse hinsichtlich der Lebensfähigkeit 
des betreffenden Gewerbes im ganzen Beich ziehen zu wollen. Hierzu ist 
ein weiterer Faktor notwendig: die Statistik! Diese führt in nackten Zahlen 
die EntWickelung vor Augen, sie unterrichtet uns über jeden Landesteil, 
über jede Betriebsform und Größe. Die genannten Untersuchungen aber 
bieten Anhaltspunkte für eine Erklärung der in der Statistik gegebenen 
Thatsachen. Beide, Statistik und Untersuchung, müssen sich daher not- 
wendig ergänzen. Es ist unmöglich, ohne erstere zu einem klaren Bilde 
zu kommen — das mag genügen um den Versuch zu rechtfertigen, auf 
Grund beider Faktoren den Entwickelungstendenzen in der Buchbinderei 
nachzugehen. — 

Die deutsche Buchbinderei ist, trotz ihrer großen Bedeutung, für das 
Beich im Ganzen noch nicht bearbeitet Auf die yorhandenen Darstellungen 
in den Schriften des Vereins für Sozialpolitik über Leipzig, Berlin und 
Stuttgart, sowie auf eine kurze zusammenfassende Arbeit von Mendels- 
sohn soll im Laufe der Abhandlung noch näher eingegangen werden. 

Dem Verfasser dienen für seine nachfolgenden Untersuchungen in der 
Hauptsache die Statistik des deutschen Reiches und diejenige der Bundes- 
staaten, dann aber seine in einer mehrjährigen praktischen Thätigkeit ge- 
sammelten Erfahrungen. Des weiteren haben eine große Anzahl von Buch- 
bindereibesitzem und vor allem Herr Eommerzienrat Krause^) in Leipzig 
den Verfasser bei seinen Arbeiten in eingehendster Weise unterstützt 

Was nun die Statistik anbelangt, so kommen hier in Betracht die 
Gewerbezählung vom 2. Dezember 1875, sowie die Berufs- und Gewerbe- 
zählungen der Jahre 1882 und 1895. Aus den zollvereinten Erhebungen 
wird die Zählung von 1861 Berücksichtigung finden, in einzelnen Fällen 
werden auch ältere Quellen das Material yervoUständigen. Leider ist es 
nicht möglich, bei der Darstellung der statistischen Entvrickelung die Buch- 
binderei gesondert zu betrachten. Bei den früheren Zählungen sind 
Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ^) gemeinsam zur Erhebung ge- 
kommen. Die Unmöglichkeit der Elinzelbetrachtung ist umsomehr zu be- 
dauern, als die beiderseitigen Werdeprozesse grundverschieden sind. Die 
allgemeine Tendenz zum Großbetrieb wird, wie wir später sehen werden, 



*) Inhaber der MaBchinenfabrik „Karl Kranse^S Leipzig. 

') Bei den älteren Erhebungen „Bu<^hbinder und Fntteralmacher'^ 



38 I^ie EntwickeliiDgstendeiizen in der Betriebsform. 

an vielen Orten in der Hauptsache durch die Eartonnageindustrie hervor- 
gerufen. Bei der Zählung vom 14. Juni 1895 ist die Buchbinderei als 
solche^) behandelt; es wird sich also an der Biind dieser Ergebnisse das 
Wachsen der reinen Buchbindereibetriebe ungefiLhr abschätzen lassen. 

Aber auch sonst sind die drei Gewerhezählungen nicht gleichwertig. 
Die Resultate von 1875 sind mit denen der übrigen Erhebungen schwer 
zu vergleichen. Einmal, weil der Zählungstag 1875 in den Dezember fällt, 
während er 1882 und 1895 im Juni liegt, und zum andern, weil bei der 
ersten Zählung nach wesentlich anderen Gesichtspunkten verfahren wurde. 
Die Ergebnisse der 1875 er Aufnahme sind daher nur zu gebrauchen, 
soweit es sich um allgemeine, den Betrieb und das Personal direkt be- 
treffende Angaben handelt Anders steht es mit den beiden letzten Er- 
hebungen; hier ist ein Vergleich sehr wohl möglich und bis ins Detail 
durchführbar. Zwar geht die 1895 er Zählung noch mehr ins einzelne; 
aber zum Vergleich bietet auch die Gewerbezählung von 1882 genug des 
Interessanten. 

Nach zwei Bichtungen hin sind die beiden letzten Zählungen vor 
sich gegangen. Sie unterscheiden sich in Berufs- und Gewerbe- 
zählung. Uns interessiert in erster Linie letztere. Die Gewerbeau&ahme 
erfolgte teils durch die sogenannte HaushaltungsUste, teils durch einen be- 
sonderen Gewerbebogen. In der Haushaltungsliste wurden, wie für die 
Bevölkerung überhaupt, so insbesondere für die gewerbethätigen Personen 
zunächst deren allgemeine beruflichen Beziehungen und speziell die Ver- 
hältnisse der gewerblichen Alleinbetriebe festgestellt Handelte es sich um 
einen GFewerbebetrieb, in dem mehr als eine Person beschäftigt oder ele- 
mentare Kraft (Motoren) verwendet wurden, so war noch ein besonderer 
Gewerbebogen zu beantworten. Dieser verlangte Auskunft über die Art 
und die Größe des Betriebes, über die Besitzverhältnisse, über das Personal 
des Betriebes, über verheiratete Arbeiter, über Lehrlinge u. a. m. In den 
Fällen, wo verschiedene Gewerbe zu einem Betriebe vereinigt sind, wurde 
jedes einzelne Gewerbe als besonderer selbständiger Betrieb gerechnet 
Z. B. werden Buchbinderei, Buchdruckerei und Buchhandlung unter einer 
Regie, von der Gewerbezählung in drei Betriebe aufgelöst Daneben ist 
dann allerdings auch der ungetrennte Gewerbebetrieb als „Gesamtbetrieb'' 
zur Elrhebung gekommen. 

Die Besultate der Aufiiahmen sind in systematischer Weise geordnet 



') In der Folge als reine Bachbinderei bezeichnet 



1. Einleitong. 89 



und vom „Kaiserlichen Statistischen Amt'' in Berlin yeröffentlichi ^) Das 
G^esamtgewerbe wird in 21 Gruppen eingeteilt Letztere zerfallen in 
110 Klassen und diese wieder in 820 Berufsarten. 

Die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ist in Gh-uppe X ,^apier<' 
untergebracht; desgleichen haben hier eine Reihe anderer mit der Papier- 
fabrikation in Beziehung stehende Gewerbe Unterkunft gefunden. Ein Ver- 
gleich der Gruppe X 1895 mit derselben Gruppe 1882 ist ausgeschlossen, 
da bei dieser Zählung die Gruppe X ^J^apier und Leder'' umfaßt^ also die 
ganze Gerberei und Sattlerei in sich schließt Es ist deshalb in nach- 
folgender Darstellung ein diesbezüglicher Vergleich nicht yorgenommen. 

unter dem Sammelnamen Buchbinderei und E^rtonnagefabrikation" 
sind zur Erhebung gekommen: 

A. Die Buchbinderei mit folgenden Unterabteilungen: Albumfabri- 
kation, Papierballonfabrikation, Brief kouyertfabrikation, Dütenfabrikation, 
Galanteriewarenfabrikation, Papierwarenfabrikation , Gebetbücherfabrikation, 
Geschäftsbücherfabrikation, Marmorieranstalten, Monogrammprägereien, Pa- 
peteriefabrikation, Papierfahnenfabrikation, Papierlatemenfabrikation, Papier- 
sackefabrikation, Perforieranstalten, Schreibbuch&brikation, Springfolienfabri- 
kation, Transparentfabrikation und Vergoldeanstalten. 

B. Kartonnagefabrikation mit den Unterabteilungen: Albumkou- 
lissenfabnkation, Atrappenfabrikation, Bilderrahmenfabrikation (yon Pappe), 
Billetfabrikation, Bonbonniörenfabrikation, Briefordnerfabrikation , Brillen- 
etuifabrikation, Deyisenfabrikation, Futteralfabrikation, Hutschachtelüäbri- 
kation, Kartonfabrikation, Kartonnagewarenfabrikation, KotiUonartikelfabri- 
kation, Kotillonordenfabrikation, Mappenfabrikation, Mustertuchfabrikation, 
Musterkartenfabrikation , Papierkragenfabrikation , Papier wäschefabrikation, 
Pappschachtelfabrikation, Pappspielwarenfabrikation. 

Diese yon der Beichsstatistik yorgenommene Einteilung ist insofern 
etwas willkürlich, als die Anfertigung yon Papeteriewaren, Papierfahnen, 
Papierlatemen, Papiersäcken, Galanteriewaren etc. in das Gebiet der E[ar- 
tonnagefabrikation fällt, während andererseits die Herstellung yon Muster- 
karten und Mappen durchweg in den Buchbindereien yor sich geht Diese 
wenig glückliche Einteilung dürfte dem Umstand zuzuschreiben sein, daß 
die Spezialisierung in Wirklichkeit nicht annähernd so weit yorgeschritten 



^) In der „Statistik des dentschen Reiches": 

1876: Bd. XXXIV», XXXI V" XXXV», XXXV°, XLVIff, XLVIIP. 
1882: Neue Folge Bd. II, III, IV», IV", IV™, V, VP, VF, VIF, VII". 
1895: Bd. CII— CXI, CXUI— CXIX. 



40 I^e EntwickelungstendeiuEeii in der Betriebsfonn. 

ist, denn die Herstellung mancher oben angeführter Artikel lohnt sich für 
einen selbständigen Oeschäftsbetrieb nicht Thatsächlich werden also obige 
Artikel zum Teil in Buchbindereien, zum Teil in Eartonnagefabriken her- 
gestellt; eine strenge Scheidung ist nicht durchführbar. Da aber die 
Statistik die Einteilung für ihre Erhebungen derartig anlegte^ muß auch 
hier auf dieser Grundlage vorgegangen werden. Wieweit in Wirklichkeit 
die Spezialisierung Platz gegriffen hat, ist im ersten Abschnitt näher 
ausgef&hrt 

Zur besseren Orientierung ist der vorliegenden Untersuchung eine An- 
zahl Tabellen mit summarischen Zusammenstellungen beigegeben. Das 
ganze Zahlenmaterial im Text unterzubringen erschien nicht ratsam, da die 
Übersichtlichkeit darunter gelitten haben würde. Die Resultate sind 
für das Seich, die Bundesstaaten und f&r 15 Großstädte besonders 
behandelt 

Eine andere wichtige EVage, die der Abgrenzung zwischen Fabrik 
und Handwerk, wird im weiteren Verlauf der Darstellung zur Erledigung 
kommen. Indes sei schon hier darauf hingewiesen, daß die Gewerbebetriebe 
in der Hauptsache in zwei Größen eingeteilt werden, und zwar in Betriebe 
mit einem Personal bis zu 10 Personen und in Betriebe mit einem umfang 
▼on mehr als 10 Personen. Diese Einteilung wird die Basis bilden f&r 
den Versuch, eine Scheidung zwischen Handwerk und Fabrik zu ermög- 
lichen. ^) 

Die soziale Gliederung der in der Buchbinderei Erwerbsthätigen ge- 
langt an der Hand der Berufs Zählung zu besonderer Darstellung. Auch 
hier werden zwei summarische Übersichten die textliche Abhandlung unter- 
stützen. 



2. Die Gröfie der Betriebe. 

a. Das Beich im Ganzen. 
(Tabelle I.) 

Als ,3^trieb'^ betrachtet die Gewerbestatistik') jedes gewerbliche Unter- 
nehmen, gleichviel ob es auf eigene Rechnung, in eigener Arbeitsstätte oder 



^) Der Verfasser kommt zu dem Besaltat, daß Betriebe bis zu zehn Personen zum 
Handwerk zu rechnen sind. Es muß dies schon hier bemerkt werden, weil auf den 
Tabellen ans ZweckmäßigkeitsgrOnden die Zweiteilung der Betriebe unter den Ober- 
schriften ,,Fabrik" „Handwerk'* erfolgt ist 

«) Bd. cxrx S. 8. 



2. Die Größe der Betriebe. 



41 



im Hanse des Kunden (auf Stör) ausgeübt wird. Auch Unternehmungen 
allerkleinsten Umfangs kommen als Gewerbebetriebe in Frage, selbst solche, 
die lediglich die nebensächliche Erwerbsthätigkeit eines einzelnen Gewerbe- 
treibenden darstellen. Vorbedingung einer gewerblichen Thätigkeit ist nur, 
daß dieselbe regelmäßig und selbständig ausgeübt werde. 

Zur Definition der yerschiedenen Betriebe diene folgendes: 

Hauptbetriebe sind Betriebe, innerhalb deren Werkstätten eine oder 
mehrere Personen mit ihrer alleinigen oder Hauptbeschäftigung, Neben- 
betriebe solche, in denen sie nur mit ihrer Nebenbeschäftigung thätig sind. 

Alleinbetriebe sind Betriebe you Selbständigen, die allein ohne Mit- 
inhaber oder Gehilfen und ohne Motoren arbeiten. 

Die Personalangaben beziehen sich in der Regel auf die im Durch- 
schnitt des Jahres beschäftigten Personen. Und zwar gelangen Personen 
nur Dir die Hauptbetriebe zur Nachweisung, weil jeder Erwerbsthätige nur 
einmal unter Berücksichtigung seiner alleinigen oder Hauptbeschäftigung, 
nicht aber — zur Vermeidung von Doppelzählungen — auch mit der neben- 
sächlichen Beschäftigung aufgeführt wird.^) 

Eine Zusammenstellung der bei den drei letzten Gewerbezählungen 
nachgewiesenen Betriebe in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation 
ergiebt folgendes Bild: 



Im 
Jahie 


G«werbe- 

betiiebe im 

Gänsen 


Davon sind 

Haupt- Neben- 

Betriebe 


Von den Hauptbetrieben sind 
Allein- Gehilfen- 
Betriebe 


1895 
1882 
1875 


14 847 
13213 
11253 


13 896 
12 503 
10 843 


951 
710 
410 


5 801 
5 616 


8095 
6 887 



Es beträgt somit 1882 — 1895 die Zunahme der Betriebe im Ganzen 1634 
(12,47 7J, der Hauptbetriebe 1393 (11,1 7o)i der Nebenbetriebe 241 (33,9 7^^). 
Es sind von 100 Betrieben: 



Im 
Jahre 


Haupt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


Allein- 
betriebe 


G^hilfen- 
betnebe 


1895 
1882 
1875 


93,6 
94,6 
96,4 


6.4 
5,4 
8,6 


41,7 
44,9 


58,3 
55,1 



^ Statistik des dentschen Reiches. Bd. CXIY S. 1. 



! 



42 



Die Entwickelangstendenzen in der Betriebsform. 



Die Zunahme der Betriebe^) von 1875—1895 beläuft sich auf 3594 
(31,8 7o)- ^^^ Bevölkerung des deutschen Seiches ist in derselben Zeit um 
21,2 7o gewachsen. 

In den Hauptbetrieben waren im Durchschnitt des Jahres beschäftigt: 



Im 
Jahre 


Personen 
Oberhaupt 


Davon in 
Gtflhilfenbetrieben 


1895 
1882 
1875 


67 805 
41624 
31834 


62 004 
86008 



Die Personeiizahl der Betriebe im Ghtnzen ist mithin gewachsen 

1882—1895 um 26 181 ( 62,9 »/„) 
1875—1895 um 36471 (116,4 „). 

In den Gehilfenbetrieben allein beträgt die Zunahme: 

1882—1895 . . . 25 996 (72,2 V^). 

Von 100 Personen entfallen auf: 



Im Jahre 


Alleinbetriebe 


G«hO{enbetriebe 


1895 
1882 

t 


8,6 
13,5 


94,4 
86,5 



Trotzdem also die Alleinbetriebe eine kleine Zunahme zu verzeichnen 
haben, ist das PersonenverhSltnis durch die ungleich stärkere Zunahme der 
Oehilfenbetriebe wesentlich verschoben. Ein Gleiches können wir auch 
hinsichtlich der durchschnittlichen Größe sämtlicher Betriebe konstatieren. 
Im Jahre 1882 kamen nämlich auf einen Hauptbetrieb durchschnittlich 3,8, 
auf einen Gehilfenbetrieb 5,2 Personen. 1895 ist das Verhältnis 4,9 zu 7,7. 

Hinsichtlich des Umfanges der G^hilfenbetriebe muß auf die ausführ- 
liche Darstellung der Tabelle I Sp. 16 — 36 verwiesen werden. An dieser 
Stelle möge ein kurzer Auszug Platz finden, wobei die Zunahme immer 
den Zeitraum 1882—1895 betrifft 

Die Zahl der Betriebe mit einer Person, unter denen nicht nur 
Allein-, sondern auch solche Betriebe zu verstehen sind, in denen nur ein 
Gehilfe, nicht aber der Inhaber mit seiner Hauptbeschäftigung thätig ist^ 
wenn also z. B. eine Schreibwarenhandlung eine Buchbinderei mit einem 



*) Haupt- und Nebenbetriebe. 



2. Die Größe der Betriebe. 



43 



ständigen Gehilfen betreibt, ist Yon 5 908 auf 6157 gestiegen^ hat also um 
249 (4,2 7o) zugenommen. 

Eine kleine Zunahme weist auch die nächstfolgende Größenklasse 
(2 — 5 Personen) auf, sowohl hinsichtlich der Betriebe als der in diesen be- 
schäftigten Personen. Erstere sind um 283 (5,1 7^), letztere um 1355 (8,3 7^) 
gewachsen. 

Eine wesentlich höhere Steigerung zeigen die Betriebe mit 6 — 10 Per- 
sonen. Hier beträgt die Zunahme der Betriebe 285 (58,1 ^o)^ derjenige der 
durchschnittlich beschäftigten Personen 2 360 (53,7 7o). 

Ganz enorm wird die Steigerung bei den nun folgenden Betrieben; 
hier beträgt die Vermehrung durchweg über 1007o* Etwas günstiger würde 
das Verhältnis sein, wenn die 1895 vorgenommene Zwischenstufe 11 — 20 Per- 
sonen (Tabelle I Sp. 23—24) auch für 1882 vorläge. Da dies aber nicht 
der Fall ist, muß zum Vergleich sofort zur Klasse 11 — 50 Personen über- 
gegangen werden. Die Beichsstatistik macht in ihrer Berechnung^) noch 
größere Zwischenstufen; sie unterscheidet Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe, 
das sind Betriebe mit mehr als 50, mit 6 — 50 und endlich mit 1 — 5 Personen. 

Die Unternehmungen mit 11 — 50 Personen also verzeichnen eine Zu- 
nahme von 441 (99,3 7o), das Personal ist sogar um 9 717 (105 7^) ge- 
wachsen. 

Als folgende Stufe erscheinen jetzt die Betriebe mit 51 — 200 Personen; 
>eine Zwischenabteilung von 51 — 100 Personen läßt sich 1882 nicht durch- 
führen. Bei dieser Zählung hatte das deutsche Beich 74 Betriebe in der 
Größenklasse 51 — 200 Personen, 1895 betrug diese Zahl 161; das bedeutet 
eine Zunahme von 87 Betrieben gleich 117,5 7o- 

Betriebe mit mehr als 200 Personen gab es 1882 nur 3 mit 893 Er- 
werbsthätigen. 1895 zählt die Statistik bereits 21 Betriebe dieser Größe 
mit insgesamt 6 239 Personen. Wir haben es hier mit einer Vermehrung 
der Betriebe von 600 7o ^^^ einer Zunahme der Personen von 598,6 7o zu 
thun. Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen und teilen sämt- 
liche Größen in 3 Klassen ein, deren umfang 1 — 5 (Kleinbetriebe), 50 — 60 
(Mittelbetriebe) und 51 und mehr Personen (Großbetriebe) beträgt, so er- 
halten wir bezüglich deren Zunahme folgende Besultate: 



Zunahme der Kleinbetriebe 

Mittelbetriebe 
(Großbetriebe 



w 



n 



532 { 4,7%) 
756 ( 76,6 „ ) 
105 (136,4 „ ) 



der Personen 1 604 { 7,6 %) 

12115 ( 91,3 „) 
12462(172,9,,) 



') Bd. CXIX 8. 16». 



44 



Die Entwickelongstendenzen in der Betriebsfbrm. 



Nehmen wir eine andere Einteilung, die der Betriebe bis zu 10 Per- 
sonen und der Betriebe mit mehr als 10 Personen, so ergiebt sich hin- 
sichtlich der Zunahme folgendes Bild: 



Betriebe bis 10 Personen 

Betriebe mit mehr als 

10 Personen . . . 



847 Betriebe ( 7,1 o/^) 



546 



jf 



(104.5 „ ) 



3 964 Personen ( 15,7 7^) 



22 217 



W 



(134,9 „ ) 



Wollen wir diese Zusammenstellung noch trefifender zum Ausdruck 
bringen, so müssen wir den Anteil jeder einzehien Kategorie an je 100 Be- 
trieben und Personen nachweisen. Folgende Übersicht illustriert dies Ver- 
hältnis: 







Es sind von 100 






Betrieben 1 Personen beschäftigt im 


Im 
Jahre 


Bezeichnung 
der 


inbetrieb, 
Personen 


} Personen 


etrieb, mehr 
Personen 


trieb bis 
Personen 


rieb Aber 
Personen 


inbetrieb, 
Personen 


telbetrieb, 
) Personen 


etrieb, mehr 
Personen 


trieb bis 
Personen 


rieb Ober 
Personen 




Gewerbe 


S 1 


CO 


Großb 
als 2 


jS o 


(S2 


31 


Mit 
6— 2( 


Großb« 
als 2 


c 

«2 


4A 

e o 




Buchbinderei . 
Kartonnage- 


89,9 


9,1 


1,0 


94,6 


5,4 


41,0 


31,3 


27,7 


49,4 


50,6 


1895 


fabrikation . 
Buchb. u. Kar- 


66,6 


35,3 


3,1 


77,3 


22,7 


13,0 


54,3 


32,7 


25,0 


75,0 


■ 


tonnagefabrik. 
Buchb. u. Kar- 


86,2 


12,5 


1,3 


92,3 


7,7 


33,6 


37,4 


29,0 


42,9 


57,1 


1882 


tonnagefabrik. 


91,5 


7,9 


0,6 


95,8 


4,2 


50,8 


31,9 


17,3 


60,5 


39,5 



Leider läßt sich aus bereits angeführten Gründen ein Vergleich der 
reinen Buchbinderei nicht ausf&hren. Aber aus den Zahlen von 1895 erhellt 
doch, daß in der Buchbinderei die Verhältnisse wesentlich günstiger liegen 
als in der Kartonnageindustrie. Zeigt letztere, daß schon jetzt fast '/, aller 
Personen in Betrieben mit einem Umfang von mehr als 10 Personen be- 
schäftigt sind, so partizipieren in der Buchbinderei beide Größenklassen zu 
gleichen Teilen. 

Man wird also mit Becht auch bei den übrigen Zahlen die stärkere 
Zunahme in erster Linie der Kartonnageindustrie zuschreiben dürfen; das 
Verhältnis mag ungefähr das von 2 zu 8 sein. 



2. Die Qrdße der Betriebe. 45 



Im Vergleich zur Bevölkerung des deutschen Beiches, die in den 
Jahren 1882 — 1895 14,5^0 gewachsen ist, ergiebt sich, daß den ßeichs- 
durchschnitt bezüglich ihrer Zunahme übertrefifen: 

die Betriebe mit 6—10 Personen ( 58,1 7^) 
„ „ „11 — 50 „ ( 99,3 „ ) 

„ 51-200 „ (117,5,,) 
„ „ „ 200 und mehr Personen (600 %). 

Hinter dem Beichsdurchschnitt zurück bleiben die Betriebe mit 2—5 Per- 
sonen und mit 1 Person. Erstere vermehrten sich um 5,1, letztere um 4,2 7o* 

Hinsichtlich der Betriebsgrößen 1 — 10 und mehr als 10 Personen 
übertrifft letztere den Beichsdurchschnitt mit einer Zunahme von 104,87of 
erstere bleibt, obwohl sie absolut mehr zugenommen hat, mit einer Ver- 
mehrung von 7,1 7q hinter dem Wachstum der Bevölkerung zurück. 

Bekapitulieren wir das Gegebene, so kommen wir zu folgenden 
Besultaten: 

1. Die Alleinbetriebe ^) haben absolut zugenommen, während sie pro- 
zentual hinter den Oehilfenbetrieben zurückblieben. 

2. Die Betriebe von 2 — 5 Personen weisen eine geringe Zunahme au£ 

3. Bei jeder nun folgenden Größenklasse macht sich eine steigende 
Vermehrung der Betriebe und des Personals geltend. 

4. Im Vergleich mit der Vermehrung der Bevölkerung bleibt die Zu- 
nahme der Betriebe mit 1 — 10 Personen (in ihrer Gesamtheit) hinter der- 
selben zurück, im übrigen aber nur die Betriebsvermehrung der Größenklasse 
1 Person und 2 — 5 Personen. 

5. Die Tendenz zum Großbetrieb tritt in der Eartonnageindustrie 
stärker hervor als in der Buchbinderei. 

b. Die Bundesstaaten. 
(TabeUe II u. III.) 

Naturgemäß darf von den Gesamtzahlen des Beiches nicht ohne 
weiteres auf die allgemeine Lage und Entwickelung gefolgert werden; 
denn die Verhältnisse liegen an einzelnen Orten oft derart ungünstig, daß 
das Gesamtbild dadurch wesentlich verschoben wird. Hat z. B. in einer 
Gegend eine gewisse Industrie, die hohen Ebcport aufweist, sehr rasch 
einen größeren umfang angenommen, so wird die Statistik hierdurch stark 



>) Inklnsive der Betriebe mit 1 Person. (Siehe Definition S. 42 nnten.) 



46 Die EntwickelnngstendeiuEen in der Betriebsform. 

beeinflnßt Die Tendenz zum Oroßbetrieb wird vielleicht gerade dnrch diese 
Gegend heryorgerufen, und doch ist es, theoretisch wenigstens^ sehr wohl 
möglich, daß eine Konkurrenz auf inländischem Markte, also eine ,, Ver- 
drängung des Kleinbetriebes'' nicht einmal stattfindet 

Es ist deshalb zur Beurteilung der wirklich yorliegenden Tendenzen 
durchaus notwendig, die Zahlen des Reiches aufzulösen. Die Statistik er- 
möglicht ein solches VerfiEihren in hinreichender Weise. Für unseren Zweck 
genügt es, die einzelnen Bundesstaaten, Landesteile und Großstätte zu 
untersuchen. Beginnen wir mit den Bundesstaaten. 

Eingehend ist die Entwickelung auf Tabelle II zur Anschauung ge- 
bracht Speziellere Angaben über die Lage der reinen Buchbinderei im 
Jahre 1895 zeigt Tabelle IIL 

In nachfolgendem sollen die Ergebnisse dieser Aufstellung einer Bear- 
beitung unterzogen werden und zwar hauptsächlich in der Richtung des 
Vergleichs mit dem Beichsergebnis. 

Fast sämtliche Bundesstaaten weisen eine Vermehrung der Betriebe in 
der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation au£ Nehmen wir zunächst 
den Zeitraum 1875 — 1895. Über den Reichsdurchschnitt — 31,9 7o — zu- 
genommen haben die Betriebe in Sachsen (81,8 ^j^), Baden (60,8 ^/q), Sachsen- 
Koburg. Gotha ^) (68,9 7^)7 Sachsen- Altenburg (41,3 7^, Sachsen- Meiningen 
(45%), Elsaß -Lothringen (34,3 7o)> Bremen (34,6 7^), Schaumburg. Lippe 
(33,3 7o), Schwarzburg-Kudolstadt (32 7^) und Sachsen-Weimar (38,8 7o). 

Preußen bleibt in seiner Gesamtheit (27 7o) hinter dem Beichsdurch- 
schnitt zurück Von seinen einzelnen Provinzen weist Westfalen eine Zu- 
nahme von 36,4 ^/q und Brandenburg eine solche von 46,2 7o ^^f* 

Eine Abnahme der Betriebe zeigen Oldenburg (13,4 7o)> Waldeck (11,1 7o) 
und Mecklenburg-Strelitz (10,3 7o). 

Ein etwas anderes Resultat bieten die Jahre 1882 — 1895. Der Beichs- 
durchschnitt beträgt hier 12,4 7o- ^^ überflügeln die Staaten: 

Beuß j. L. . mit einer Zunahme von 37,5 7o 

S.-K.-Gotha „ „ „ „ 35,6 „ 

S.-Altenburg „ „ „ „ 30,0 „ 

Sachsen • . „ „ „ „ 28,6 „ 

jL5auen • • „ „ „ „ aD,u „ 

Lippe . . „ „ „ „ 23,0 „ 



^) In der Folge: S.-EL-Gk)tlia, S.-Altenbarg, S.- Weimar, S.-Mei]iingeii; Schw.-Radol- 
Stadt, Schw.-SondershauBen. 



2. Die GrOfle der Betriebe. 47 

die Provinzen: 

Brandenburg (ohne Berlin) mit einer Zunahme von 25,2 ^/^ 

Westfalen „ „ „ „ 19,5 „ 

Hohenzollem „ „ ,, „ 16,7 „ 

Hessen-Nassau . . . . „ „ „ „ 14,5 „. 

Eine Abnahme in der Zahl der Betriebe weisen auf Schw.-8onder8- 
hausen (17,2%), Schw.-Eudolstadt (5,7 7o)» Waldeck (5,9 7o). S.-Meiningen 
(7,4 7o) und Oldenburg (10,6 7o)- 

In den preußischen Provinzen hat sich die Zahl der Betriebe ver- 
ringert in Schleswig (1%), Pommern (1,5%), Westpreußen (7,7%) und 
Ostpreußen {llfi^l^. 

Die Zahl der gewerbethätigen Personen hat in den Jahren 1875 
bis 1895 nur in Mecklenburg-Strelitz (23,5 7^) ™d in Waldeck (23,1 7^) ab- 
genommen. Die Zunahme des Personals im Reich beträgt in dieser Zeit 
116,4 7o' Übertreffen wird dieser Durchschnitt von 

Lippe .... mit einer Zunahme von 295,8 7o 

Eeuß j. L. . . „ „ „ „ 421,2 „ 

Schw.-Budolstadt „ „ „ „ 229,8 „ 

S.-K.-Goiha . . „ „ „ „ 192,0 „ 

Baden . . . . „ „ „ „ 187,0 „ 

Sachsen . . . ,, „ „ „ 168,0 „• 

In den Jahren 1882 — 1895 beträgt die Zunahme der Personen im 
Beichsdurchschnitt 62,9 7o* ^ii^Q höhere Ziffer weisen auf: 

Lippe mit 569 7^, 

Eeuß j. L „ 131 „ 

Baden „ 108,2 „ 

Bayern „ 95,8 „ 

Württemberg „ 93,2 „ 

S.-K..Gotha „ 87,5 „ 

Sachsen „ 78,9 „ 

Elsaß „ 87,9 „ 

Bremen „ 65,6 „. 

Von den preußischen Provinzen zeigen eine höhere Zunahme Rheinland 
(68,6 7o), Schleswig (77,7 7^), Schlesien (63,8 7o) und Brandenburg (67,5 7o). 

Eine Abnahme der gewerbethätigen Personen weisen auf Mecklenburg- 
Strelitz (18,2 7o) und Schaumbm^-Lippe (21,1 7^). 



48 Die £nt?nekeliiiig8tendeiiien in der Betriebsform. 

Die Betriebe mit einem Personal von 1 — 10 Personen haben sich 1882 
bis 1895 im deutschen Eeich nm 7,1 ^/^ yermehrt Eline wesentlich stärkere 
Steigerung dokumentieren Beuß ä. K (40%), Beuß j. L. (38,9%), S.-E.- 
Gotha (25,6%), S..Altenburg (26,2 7J, Anhalt (19 7^), Sachsen (19,6 7^), j 

Lippe (16 7J, Baden (15,4 7o)i Oldenburg (15,6 7^) und Schaumburg- 
Lippe (14,87,). 

' Li Preußen beträgt die Zunahme dieser Betriebe insgesamt 6,1 7o; üi 
den einzelnen Provinzen und Landesteilen weisen nur Brandenburg (23 7o)9 
We9tfalen (16,3 7,), HohenzoUem (13,6 7,) ™d Hessen-Nassau (11,9 7,) 
h'äbere Zahlen au£ Zurückgegangen ist diese Betriebsgröße in den Provinzen 
Ostpreußen (12,2 7,), Westpreußen (2,17,), Pommern (6,5 7,), ^^^^ 0-fiVo\ 
Sachsen (2 7,) und Schleswig (3,9 7,). 

; In den Bundesstaaten ist ein Bückgang zu verzeichnen in Bayern 
(0,4 7,), S.-Meiningen (3,3 7,), Schw.-Eudolstadt (9 7,) und Schw.- Sonders- 
hausen (20,7 7,). 

Prozentual betrachtet, ist diesen Zahlen gegenüber die Steigerung der 
Betriebe mit mehr als 10 Personen eine ganz gewaltige. Indes ist hier 
Vorsicht in der Beurteilung geboten, da bei den kleinen Zififem die Prozente 
gar bald ins unermeßliche steigen. Man thut in den meisten Fällen gut, 
sich an die absoluten Zahlen zu halten, da die Zunahme auch nur eines 
Betriebes nicht selten eine Vermehrung von 100 7o bedeutet Unter diesem 
ausdrücklichen Vorbehalt mögen die prozentualen Ergebnisse zum Vergleich 
herangezogen werden. / 

Der Beichsdurchschnitt beträgt hinsichtlich der Zunahme dieser Be- 
triebe 104,8 7o' Ubertroflfen wird derselbe von Bayern (456,3 7o)» ßeußj. L. 
(300 7,), a-K-Gotha (266 7,), Hessen (157,17,) und Baden (134,8 7,). 

Von den preußischen Provinzen weisen eine stärkere Zunahme auf 
Ostpreußen (300 7,), Brandenburg (200 7,), Pommern (200 7,), ßbeinland 
(194 7,), Hannover (180 7,), Posen (150 7,), Sachsen (129,4 7,) ™d 
Schleswig (116,7 7,). 

Zurückgegangen ist diese Größenklasse in keinem Staate. Gar nicht 
vor kommt sie 1895 in flohenzoUem, Mecklenburg -Schwerin, Waldeck, 
Beuß ä. L., Schaumburg-Lippe und Lübeck 

In geringer Anzahl (1 — 3) finden wir diese Betriebsgröße in West- 
preußen (1), S.- Weimar (3), Oldenburg (2), Braunschweig (3), Anhalt (2), Schw.- 
Sondershausen (1), Schw.-Budolstadt (1) und Lippe (1). 

In 13 deutschen Bundesstaaten giebt es also keine oder doch nur ver- 
schwindend wenige Betriebe mit mehr als 10 Personen. 



2. Die Größe der Betriebe. 



49 



Für die üntersachung der Lebensfähigkeit beider Betriebsgrößen ist 
eine Au&tellung über ihren thatsächlichen Anteil an der Produktion nner- 
läßlich. Zur besseren Orientierang möge die Übersicht in Verbindung mit 
dem Verhältnis zur Bevölkerung hier Platz finden. 





Von sämtlichen 


Auf 10000 Penonen der 


Staaten 


Haaptbetrieben 


BeTSIkenmg kommen 


und 


sind Betriebe mit 


Betriebe 


Betriebe mit 


Landesteile 


1—10 Penonen 


fiberhaapt 


1—10 Pers. 




1882 


1895 


1882 


1895 


1882 


1896 


Provinz Ostpreußen . . 


99,9 


97,8 


1.7 


1 


1,1 


0,8 


„ Westprenßen . . 


100 


94,8 


1.1 


1 


1 


0,8 


Stadt Berlin 


85,4 


80,1 


7,8 


6,7 


6,4 


5,1 


Provinz Brandenburg . . 


99 


97,6 


1,8 


1,9 


1.7 


2,1 


„ Pommern . . . 


98,8 


96,3 


1,7 


1,6 


1,6 


1,5 


„ Posen .... 


98,8 


97 


1,1 


1 


1 


0,9 


„ Schlesien . . . 


97,8 


95,8 


2,1 


1,9 


1.9 


1,7 


„ Sachsen . . . 


97,2 


94,3 


2,8 


2,8 


2,7 


2,4 


„ Schleswig-Holstein 


97,9 


95,4 


2,7 


2,4 


2,5 


2,1 


„ Hannover . . . 


98,1 


94,9 


2,5 


2,5 


2,4 


2,2 


„ West£Eilen . . . 


97,1 


95,6 


2,7 


2,5 


2,5 


2,3 


„ Hessen-Nassau 


95,5 


94,8 


3,3 


3,4 


3 


3 


„ Rheinland . . . 


97,2 


92,4 


3,3 


3,5 


8,1 


2,6 


„ Hohenzollem . . 


100 


100 


6,6 


4,2 


3,5 


8,8 


Königreich Prenfien . . 


96 


92,8 


2,5 


2,4 


2,3 


2,1 


„ Bayern . . . 


99 


94,4 


3,1 


3 


2,9 


2,6 


„ Sachsen . . 


89,9 


85,3 


4,8 


4.9 


4,6 


4 


„ Württemberg . 


96 


92,6 


3,8 


4.1 


3,5 


3,6 


Baden 


95,5 


91,1 


3,5 


4 


3.1 


8,2 


Hessen 


97,4 


94,2 


3,2 


3,2 


2,8 


2.8 


Mecklenbni^-Schwerin . . 


100 


100 


2,6 


2,5 


2,5 


2,4 


Sachsen-Weimar . . . 


99,2 


97,8 


4,3 


4,2 


4 


3,9 


Mecklenbnrg-Strelitz . . 


100 


100 


2,4 


2,5 


2,4 


2,4 


Oldenhuj^ 


100 


98,7 


2,8 


2,3 


2,7 


2.2 


Braonschveig 


94,4 


97,8 


3 


2.6 


2,9 


2,5 


Sachsen-Meiningen . . . 


96,8 


95,9 


6,6 


5,4 


5,8 


5 


„ Altenburg . . . 


85,7 


82,8 


8,2 


3,6 


2.7 


3 


„ Eobnrg-Gotha 


96,5 


90,3 


4,4 


5,4 


4,1 


4,7 


Anhalt 


96,9 


97,4 


3,1 


2,8 


2,7 


2,5 


Schw.-Sondershansen . . 


100 


95,8 


4,1 


3,1 


4,1 


3 



Harms, EntwlokelimgBgMeh. d. deatsehen Baohbinderei. 



60 



Die EntwickeliixigBteiideiisen in der Betriebsfonn. 



Staaten 

nnd 

Landestefle 



Schw.-Budolstadt 
Waldeck . . . 
Benß ä. L. . . 
BeuB j. L. . . 
Schaambiirg-Iiippe 

Lippe .... 
Lübeck .... 
Bremen .... 
Hamburg . . . 
Elsaß .... 
Dentsches Beich . 



Von aämtlicben 

Hauptbetrieben 

sind Betriebe mit 

1 — 10 Personen 



1882 



1895 



Auf 10000 Personen der 
Bevölkentng kommen 



Betriebe 
fiberliaapt 



1882 



1895 



Betriebe mit 
1—10 Pers. 



1882 



•/« 



ro 

97,1 

100 

100 
97,3 

100 

100 

100 
95,5 
95,1 
95,6 
95,8 



96,8 

100 

100 
92,6 

100 
96,7 

100 
91,4 
93,5 
95,5 
92,3 



4,3 

2,9 

3,9 

3,9 

2 

2,4 

4,5 

4,1 
5,1 
1,6 
2,9 



3,7 
2,6 
4,4 
4,3 
1,9 
2,7 
3,5 
3,7 
3,9 
1,6 
2,9 



4,1 

2,6 

3,9 

3,5 

2 

2,3 

4 

3,9 

4,6 

1,4 
2.6 



1895 



3,4 
2,6 
4,2 
3,9 
1,9 
2,2 
3,3 
3,3 
3,5 

1,4 
2,5 



In B&mÜichen Staaten und Provinzen mit Ausnahme von Sachsen nnd 
S.-Altenburg betrfigt der Anteil der Betriebe mit 1 — 10 Personen an der 
Gesamtheit tlber 90%, in den weitaus meisten F&llen sogar Ober 95 ^o- 
Allerdings hat sich das Verhältnis seit 1882 wesentlich Terschoben. Be- 
sonders deutlich tritt dies zu Tage, wenn die Betriebe in ihrer Stellung zur 
Bevölkerung untersucht werden. Hier ergiebt sich mit überraschender Deut- 
lichkeit die Bestätigung des bereits früher Gesagten: Die Abnahme der 
Beliebe in ihrer Gesamtheit — im Verhältnis zur Bevölkerung — ist 
lediglich auf Eo8t«n der Größenklasse 1 — 10 Personen vor sich gegangen.') 

Immerhin ist in den meisten Bundesstaaten die sinkende Tendenz für 
besagte Betriebsgröße nicht von vitaler Bedeutung, denn in den in Betracht 
kommenden 13 Jahren handelt es sich durchweg nur um 1 — Yio Betrieb 
auf 10000 Einwohner. In den meisten Fällen kommen nur 0,1 — 0,3 pro 
10000 in Frage. Im Gesamtreich beträgt die Differenz 0,1 **/(ioo> "i 
Preußen 0,2 «/„,,.«) 

Der Anteil der Erwerbsthätigen in der Buchbinderei und Karton- 
nagefabrikation an der Gesamtbevölkerung des Reiches ist in den einzelnen 



*) Ober die Bedeatong des BevSlkemngBmaBstabes siehe S. 84 £F. 
*) Aach hier moB auf die ErSrtenuig der Yolksvennehniiig im YerhUtola rar Be- 
ttiebsentwickelong in der Buchbinderei (S. 84 ffi) hingewiesen werden. 



2. Die Große der Betriebe. 



51 



Bandesstaaten und Landesteilen sehr verschieden. Obenan steht Sachsen 
mit 36,5 auf 10000 Einwohner. Über den Beichsdorchschnitt (18,1 7^^) 
erheben sich femer Hessen -Nassau (15,2 7ooo)> Württemberg (20,2 ^ooo)» 
Baden {19,4% J, S.- Weimar (16,9 ^^J, S.-Altenburg (19,8 7ooo). S.-K-Gotha 
(23,8o/ooo)j Schw.-Eudolstadt (17,3 «/^oo), Reuß j. L. (21 7^00) » ^^ ^ L- 
(14,9 7ooo), Lippe (22,7 7, J, Bremen (15,1 7^00) und Hamburg (14,8 7^00). 

Sehr klein ist der Anteil der Erwerbsthätigen an der Bevölkerung in 
Ostpreußen (2,27^00), Westpreußen (2,3) i), Posen (3,1), Pommern (5,2), 
Mecklenburg-Schwerin (4), Mecklenburg-Strelitz (3,5), Oldenburg (5,2), Waldeck 
(8,3) und Schaumburg-Lippe (3,6). 

fiecht schlecht ist es mit der Buchbinderei in Mecklenburg-Strelitz 
bestellt Hier kamen auf 10000 Einwohner 1875 in der Buchbinderei 
und Eartonnagefabrikation 4,9 . ., 1882 . . 4,4 und 1895 . . 8,5 Erwerbs- 
th&tige. Also sogar ein Sinken des Anteils der Erwerbsthätigen an der 
(Jesamtbevölkerung. Eine ähnliche Tendenz konstatieren wir in Waldeck; 
hier sind die Zahlen 4,8, 3,5 und 3,3 7ooo* Nicht viel anders ist es in 
Schaumburg-Lippe. 

Im großen und ganzen macht sich auch im übrigen die Thatsache 
geltend, daß Betriebe und Personal auch relativ langsam zunehmen in 
jenen Gegenden, welche verhältnismäßig wenig Buchbindereien aufweisen. 

Auch ein Vergleich der reichsdeutschen Zählungen mit den Erhebungen 
früherer Jahre, die sowohl in Preußen als besonders im norddeutschen 
Zollverein stattgefunden haben, ist hinsichtlich der absoluten Zahlen un- 
möglich; prozentual möge der Vergleich mit der Zählung von 1861 in den 
allgemeinsten Ergebnissen versucht werden. 



Die Zählungen 1861, 1875, 1882 und 1895. 



Staaten 

und 

Landesteile 


Meiirter') 
im Jat 


Gehilfen 
ir 1861 


Ani 

1 

1861 


r looooc 

Kommen 

1876 


) Einwol 
Betrieb« 

1888 


iner 
1895 


Preußen 


294 


308 


10 


10 


14 


10 


Posen 


158 


142 


11 


10 


11 


10 


Pommern 


206 


194 


14 


15 


17 


16 


Brandenburg 

Schlesien 


815 
592 


1140 
675 


? 

18 


19 


21 


19 



^) Aach fftr die Folge pro 10 000. 

^ „Meister'' ist hier gleichbedeutend mit „Betrieb''. 



52 



IMe 



Jakr isn 



Alf 100000 Bswolmer 



IMl 



1875 ' 1882 1895 



Sadiaeii 

Wect&len 

Bheinprofinz .... 
Hohenzollem .... 
AltpteaBeik znwMwiiMWi . 

KoriiesBen 

Homburg 

NaasMi 

f rankfiui 

PreaBen zasunnieii . . 

Bayern 

Wfirttemberg .... 

Baden 

Königreich Sachsen 
Thüringische Staaten . 

Anhalt 

Braonschweig .... 

Oldenburg 

Lippe 

GroBherzogtom Hessen 

Waldeck 

Luxemburg . . . . 
Zollverein zusammen . 



it 



471 

410 

847 

17 

3816 

426 

149 

11 

105 

54 

4561 

1027 

534 

277 

708 

294 

58 

81 

70 

23 

314 

14 

32 

7 993 



380 

412 

765 

11 

4027 

389 

127 

6 

53 

115 

4 717 

1124 

454 

275 

1393 

311 

32 

92 

42 

15 

361 

6 

8 

8830 



24 
25 
26 

9 

m 

? 

23 



26 
26 
31 



28 
27 
33 



28 
25 
35 



26 



25 : 25 



20 31 
23 Bit 
? 



33 ; 34 
u. Hombaig 



21 
22 
31 
20 
32 
? 

32 
30 
25 



23») 

28 

35 

29 

38 

33 

29 ■ 

30 I 



21 


23 1 


36 


33 ; 




1 


23 





25 
31 

38 
35 

48 

31 
30 
28 
24 
32 



24 
30 
41 
40 
49 

I 

28 

26 

i 23 

] 27 
! 32 



Obige Tabelle ist an der Hand einer An&tellung Viebahns*) zu- 
sammengesetzt Die Verh&ltniszahlen mußten, um den Vergleich zu er- 
möglichen, f&r die Jahre 1875, 1882 und 1895 entg^en der bisherigen 
Gepflogenheit auf 100000 Elinwohner in Ansatz gebracht werden. 

Die Übersicht ergiebt zunächst in allen Bundesstaaten, mit Ausnahme 
▼on Hessen und der Provinz Posen, in den Jahren 1861 — 1875 eine mehr 
oder weniger starke Zunahme der Betriebe. Obwohl uns zuverlässige 



*) Ohne Sehleswig-Holstein. 

*) Dr. Georg Viebahn, Statutik des loUvereiiiten nördlichen DentBchlands 1868. 
Bd. m 8. 735. 



2. Die Größe der Betriebe. 53 



Zahlen aus {rtiheren Jahren nicht genügend zur Verfügung stehen, läBt sich 
auf Grund der im ersten Abschnitt geschilderten technischen und wirt- 
schaftlichen Verhältnisse wohl mit einiger Bestimmtheit behaupten, daß die 
eigentliche Entwickelung in der Betriebszunahme erst in der Mitte der 
ftinfziger Jahre einsetzt Unter dem allgemeinen wirtschaftlichen Auf- 
schwünge und besonders unter dem zunehmenden Wohlstande des deutschen 
Volkes entwickelte sich die Buchbinderei relativ gOnstig. Da es nun eigent- 
liche Großbetriebe nicht gab, kam die steigende Konjunktur der Gesamt- 
heit zu gute; die Folge davon war eine rasche Zunahme der Betriebe. 
Das zur Einrichtung eines solchen erforderliche Eapitali war bei dem 
Fehlen jeglicher Maschine nicht allzu hoch, so daß eine Etablierung auch 
dem weniger Bemittelten ermöglicht wurde. Dazu kam in den sechziger 
Jahren die vollständige Einfiihrung der Gewerbefreiheit, welche die vieler- 
orts noch bestehende Eonzessionspflicht beseitigte. 

Die thatsächliche Betriebsvermehrung der sechziger und siebziger Jahre 
gestaltete sich in den einzelnen Gebieten verschieden. Staaten mit stark 
agrarischer Bevölkerung wie Ostpreußen, Posen und Anhalt wurden von 

den neuen Verhältnissen wenig berührt; die Zahl ihrer Gewerbebetriebe 

♦ 

blieb im Verhältnis zur Bevölkerung dieselbe oder ging sogar zurück Eine 
besonders starke Zunahme gegenüber der Bevölkerung weisen 1861 — 1875 
auf Rheinland, Hessen^ Nassau^ Bayern, Baden und Sachsen. 

Äußerst interessant ist die Entwickelung (und damit greifen wir auf 
die früheren Ergebnisse zurück) in den Jahren 1875 — 1895. Oldenburg und 
Hessen haben den Höhepunkt bereits 1875 erreicht Eine weitere Anzahl 
von Staaten steht hinsichtlich ihrer Betriebsvermehrung in den achtziger 
Jahren am Wendepunkt der Entwickelung. Die bis dahin mehr oder 
minder fortschreitende Zunahme macht einem allmählichen Sinken Platz. 
Die Hauptverringerung in diesem Prozeß weisen die achtziger Jahre auf. 
1895 sehen wir in den Staaten Preußen, Bayern, Braunschweig und in den 
Landesteilen Hannover, Westfalen, Sachsen, Schlesien, Pommern und 
Preußen (Ost und West) im Verhältnis zur Vermehrung der Be- 
völkerung einen Bückgang gegen 1882, mindestens aber einen Stillstand. 

Leider ist ein Vergleich hinsichtlich der in den Betrieben beschäftigten 
Personen nicht möglich, da die Erhebung von 1861 zwar Meister und Ge- 
hilfen, nicht aber Lehrlinge und sonstiges Personal so nachweist, daß ein 
Vergleich statthaft ist Könnten wir die Besultate gewinnen, so würde sich 
ohne Zweifel Ende der sechziger Jahre eine starke Zunahme des Personals 
ergeben. 






54 I^ie Entwickelungstendenzen in der Betriebeform. 

Es wird im Laufe der Darstellnng zu untersuchen sein, ob dieses 
sinkende Verhältnis gegenüber dem Wachstum der Bevölkerung f&r die 
Buchbinderei von Bedeutung ist^ und femer, ob der Großbetrieb seine Aus- 
dehnung thatsächlich auf Kosten des Kleinbetriebes vornimmt. 

Bereits früher wurde darauf hingewiesen, daß Buchbinderei und 
Kartonnagefabrikation bis 1882 gemeinsam zur Erhebung gekommen sind, 
irgend welcher unbedingte Schluß daher aus den bisherigen Gegenüber- 
stellungen nicht gezogen werden darf Zur Beurteilung der heutigen Lage 
der reinen Buchbinderei ist deshalb eine durchgreifende Zerlegung der 
Zählung von 1895 erforderlich. Erst an der Hand dieses Materials kann, 
nachdem die besonderen Verhältnisse der Großstädte klar gelegt sind, 
ein urteil über die Lebensfähigkeit der deutschen Buchbinderei abgegeben 
werden. 

Auf beifolgender Tabelle HL ist die Lage der Buchbinderei in den 
einzelnen Bundesstaaten auf Grund der Zählung von 1895 veranschaulicht 
Es ist der Anteil ausgerechnet, den die verschiedenen Betriebsgrößen an 
je 100 Betrieben überhaupt haben; dasselbe Exempel ist hinsichtlich der 
beschäftigten Personen durchgeführt Endlich ist nach denselben Gesichts- 
punkten die auch früher angewandte Zweiteilung vorgenommen. 

Alleinbetriebe befinden sich in der Buchbinderei relativ wenig. 
Während im deutschen Beich das Gesamtgewerbe 59^4^0 Alleinbetriebe 
aufweist, während z. B. auf je 100 Betriebe in der Schuhmacherei 71,4, 
in der Schneiderei 70,9, in der Uhrmacherei 68,6 und in der Sattlerei 50,2 
Betriebe dieser Art kommen, ist das Verhältnis in der Buchbinderei nur 
48,4 ^/q. Nehmen wir die Betriebe mit 1 Person insgesamt, so kommen auf 
100 Buchbindereien weniger denn 45 Betriebe dieses ümfanges in West- 
falen, Sachsen, Baden, Hessen, S.-K.-Gotha, Schw.-Sondershausen, Beuß ä. 
und j. L., Lübeck und Hamburg. Stark vertreten — mit über 55 7o — ist 
diese Betriebsform in Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, S.-Alten- 
burg, Oldenburg und HohenzoUem. Die Hälfte aller Betriebe sind solche 
mit einer Person in Pommern, Posen, Schlesien, Schleswig-Holstein, Bayern, 
Württemberg, Anhalt, Schw.-Budolstadt, Schaumburg-Lippe und Elsaß- 
Lothringen. Durchweg sind es also stark mit Landwirtschaft durchsetzte 
Gegenden, in denen die Betriebe mit einer Person dominieren.^) 



^) Diese Thatsacbe kommt bei den Alleinbetrieben als solchen noch mehr zum 
Aosdrack, da sich Gkhilfenbetriebe mit einer Person auf dem Lande in der Regel 
nicht befinden. 



2. Die Größe der Betriebe. 55 



Nehmen wir das Verhältnis der erwerbsthätigen Personen^ so 
ergiebt sich dieselbe Tendenz. Obenan steht Mecklenborg-Strelitz: von 
100 Erwerbsthätigen arbeiten 47^2 in Betrieben mit 1 Person; es folgen 
Mecklenburg-Schwerin mit 37,6, Hohenzollem mit 39, Lippe mit 34,8 und 
Oldenburg mit 24,3 auf 100 Personen. Sehr gering ist der Anteil in 
Sachsen (6,2 ®^), Elsaß (8,8 7^) ^^^id Eheinland (10,9%)- Im allgemeinen 
bewegt sich das Verhältnis zwischen 15 und 207o9 infolge einiger stark 
abweichenden Ausnahmen beträgt der Beichsdurchschnitt nur 11,6 7o* 

Die Betriebe mit einem Umfange von 2 — 5 Personen sind in wesentlich 
stärkerem Maße als die vorige Betriebsgröße vertreten in der Provinz 
Sachsen, Hannover, Westfalen, in den Bundesstaaten Sachsen, Baden, 
Hessen, Schw.-Sondershausen, Beuß ä. L., Beuß j. L., Lübeck und Hamburg; 
in genannten Staaten und Landesteilen liegt der Schwerpunkt der Gewerbe- 
thätigkeit in dieser Betriebsform, allerdings nur nach der Zahl der 
Betriebe. Das Personalverhältnis zeigt ein anderes Bild. Mehr denn 
50% aller Erwerbsthätigen sind in dieser Betriebsform nur beschäftigt in 
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg -Strelitz, Braunschweig, S.-Meiningeny 
Anhalt, Schw.-Budolstadt, Beuß ä. L., Schaumburg-Lippe, Lippe und 
Lübeck Es handelt sich somit durchweg um kleinere Staaten. Belativ 
stark ist dieser Betriebsumfang — nach Betrieben und Personal — in allen 
Staaten vertreten. Die niedrigsten Ziffern weisen die Länder au^ in denen 
die Buchbinderei sich stark konzentrierte, nach dem Personenmaßstab vor 
allem Sachsen (21%) und Württemberg {22,8 ^l^y 

Die nun folgende Größenklasse (6 — 10 Personen) tritt in allen Staaten 
weniger zahlreich au£ Hinsichtlich der Betriebe ist Beuß ä. L. mit 10 ^/^ 
am stärksten daran beteiligt; in absteigender Linie folgen Sachsen, Provinz 
Schlesien, Bremen, Beuß j. L., S.-K-Gotha, Provinz Bheinland und West- 
preußen. Gar nicht vertreten sind Mecklenburg-Strelitz, Schw.-Sonders- 
hausen, Schw.-Budolstadt, Waldeck, Schaumburg-Lippe und Lippe. Bezüg- 
lich des prozentualen Anteils der in diesen Betrieben beschäftigten Personen 
zeigt Beuß ä. L. die größte Zahl (25,5 7o)- ^ folgen Bremen mit llfi^lo, 
Hamburg mit 117o> S.-Meiningen mit 10,5% ^^d Baden mit 10%. Die 



^) Elsaß-Lothringen zeigt nur 19,8^/o Betriebe mit 2—5 Personen; doch können diese 
Zahlen hier nicht berücksichtigt werden, da das ganze Bild durch ein Unternehmen mit 
684 Personen — eine Papierwarenfabrik — stark beeinflußt wird. Weil es sich hierbei 
um einen reinen Buchbindereibetrieb nicht handelt, m&ssen die Ergebnisse f&r Elsaß- 
Lothringen bei dem Vergleich ausgeschaltet werden. 



56 I^ie Entwickelungstendenzen in der Betriebsform. 

übrigen Staaten stellen weniger denn 10 in besagtem Betriebsumfang 
beschäftigte Personen auf je 100 Erwerbsthätige. 

Wir kommen zu der Größenklasse 11 — 50 Personen, über 5^0 ^^ 
der Gesamtzahl weisen auf Sachsen mit 7,8, Bremen mit 6,2, Beuß j. L. 
mit 6,1 und Hamburg mit 5,6 ^/q. Hinsichtlich der Personenzahl stehen 
diese Staaten nicht immer an der Spitze; es nimmt in dieser Beziehung 
den ersten Platz ein S.-K.-Gotha mit 51,7 ^/^ aller Personen. Der Reihen- 
folge nach kommen dann Bremen (43,7 7o)i Schw.-Sondershausen (38,7 7o)* 
Hamburg (31,9 7^), Baden (30,3 7o)> Sachsen (24,8 7^) und Preußen (23,2 %). 
Keine Betriebe dieser Art weisen außer den in der yorigen Größenklasse 
bereits genannten Staaten auf Mecklenburg -Schwerin, Beuß ä. L., Lübeck, 
Anhalt und Westpreußen. 

Die nun folgende Betriebsform (51 — 200 Personen) ist nur in Sachsen, 
Württemberg, S.-K.-Gotha, Beuß j. L., Bremen, Rheinland und Schleswig- 
Holstein mit mehr denn 1 7o vertreten; den höchsten Anteil erreicht S.-K.- 
Gotha mit 3,6 7o' ^^ Personal- Verhältnis ist naturgemäß günstiger; über 
20 ®/o aller Erwerbsthätigen werden in Betrieben dieser Größe beschäftigt in 
Württemberg (30,8 7^), Reuß j. L. (29,6 7^), Sachsen (21,3 7^), Hessen 
(21,7 7o) und Preußen (20,3 7o)- Den preußischen Durchschnitt übertrifft 
Rheinland das 26,2 ^/^ aller Erwerbsthätigen in besagter Betriebsgröße 
beschäftigt. 

Betriebe mit mehr denn 200 Personen befinden sich nur in Preußen, 
Bayern, Sachsen und Württemberg.^) Es empfiehlt sich, hier die absoluten 
Zahlen zu geben. Sachsen ist mit 6 Betrieben, die 1465 Personen^ be- 
schäftigen, am stärksten vertreten; es folgen Preußen mit 5 Betrieben und 
1424 Erwerbsthätigen,») Württemberg mit 2 Betrieben und 468 Beschäf- 
tigten*) und Bayern mit 1 Betrieb und 331 Personen.*) Wollen wir die 
Ghroßbetriebe, welche thatsächlich reine Buchbindereien sind,^ herausnehmen, 
80 bleiben nur Sachsen, Württemberg und die Provinz Hannover. 

Werden sämtliche Betriebe auf Grund der Zweiteilung (1 — 10 und 
mehr als 10 Personen)^ zur Darstellung gebracht, so ergeben sich im Reich 
94,6 7o für die Größenklasse 1—10 Personen. In Schw.-Rudolstadt, 
Waldeck, Reuß ä. L., Schaumburg-Lippe, Lübeck, Mecklenburg-Schwerin und 
Hohenzollem ist Klasse II überhaupt nicht vorhanden. Mit weniger denn 



^) Abgesehen von Elsaß-Lothringen; siehe Anmerkong S. 55. 
«) 18Vo; •) 5,5»/o; *) 13,60/o; ») 1% »"er Personen. 
^ Ganz abgesehen von den ELartonnagefabriken. 
^) In der Folge Klasse I und H. 



2. Die Größe der Betriebe. 57 



95 7o tritt Klasse I hervor in Rheinland (94,5), Sachsen (90,4), Württemberg 
(94,3), Baden (94,7), S.-K..Gk)tha (91,6), Keuß j. L. (91,8), Bremen (92,3) und 
Hamburg (93,9). In den meisten Staaten also dominiert Klasse I absolut, 
oder aber mit über 95 7o« 

Wie hoch stellt sich der Anteil dieser Betriebsformen an dem be- 
schäftigten Personal? 

Klasse I ist mit weniger als 30 % ^^ keinem Staate vertreten, zwischen 
30 und 40 nur in Sachsen und Württemberg;^) mit 40 — 50^0 ^^^^ beteiligt 
Schleswig-Holstein, Hannover, Bheinland und S.-K.-6otha, sowie Beuß j. L. 

In Preußen sind von 100 Personen 51,1 in Betrieben bis zu 10 Per- 
sonen beschäftigt, in Braunschweig 75, in Oldenburg 76,3, in S.-Weimar 
94,7, in Baden und Hessen 55,2, in S.-Meiningen 92,8, in Altenburg 86,9, 
iD S.-Anhalt 79,8, in Bremen 56,3 und in Hamburg 61,4. In 14 deutschen 
Bundesstaaten sind demnach mehr denn 75^0 ^^^ ^^ ^^^ Buchbinderei 
erwerbsthätigen Personen in Klasse I beschäftigt; mit einer Beteiligung von 
mehr als 50 ^^ treten sogar 21 Staaten, worunter Preußen und Bayern, 
hervor. Abgesehen von den Staaten S.-K.-Gotha und Beuß j. L., die zu- 
sammen 11 Betriebe mit mehr als 10 Personen aufweisen, liegt nur 
in Sachsen und Württemberg der Schwerpunkt der Buchbinderei in 
Klasse II. Das Durchschnittsverhältnis im Reich zeigt beide Klassen mit 
gleichem Anteil; schalten wir aber obige vier Staaten aus, so ergiebt sich, 
daß in der großen Mehrzahl der Bundesstaaten ca. '/, aller Erwerbs- 
thätigen in Unternehmungen mit einem Personal bis zu 10 Personen be- 
schäftigt sind. 

Die reine Buchbinderei ist demnach nur in vier, streng genommen 
sogar nur in zwei Staaten stark zentralisiert. Die Konsequenzen hieraus 
werden an anderer Stelle gezogen werden. 

Es bleibt nun mehr noch übrig, einen Blick zu werfen auf das Ver- 
hältnis der Erwerbsthätigen zur Gesamtbevölkerung. Obenan steht Sachsen 
mit 21,6 auf 10000 Personen der Bevölkerung; es folgen Beuß j. L. (19,9),*) 
Württemberg (16,7), Bremen (13,3), S.-K.-Gotha (16,4) und Hamburg (11,6). 
Weniger als 10 Erwerbsthätige kommen auf 10000 Einwohner in 19 Staaten, 
weniger als 5 in 8 Staaten; in letzterem Falle handelt es sich um Mecklen- 
burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, S.-Altenburg, Schw.-Budol- 



*) Ohne Elsaß-Lothringen. 

*) Beoß j. L. hat diese hohe Zahl, weil sich in Gera 2 Bachbinderfachschalen be- 
finden, in denen sich im Jahresdarchschnitt ca. 60 — 70 Bachbinder aufhalten. 



58 I^io Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn 

Stadt, Waldecky Schaumburg-Lippe und Lippe. An letzter Stelle stehen 
Ost- und Westpreußen mit 2,2 in der Bachbinderei Beschäftigten auf 
10000 Einwohner. 

Es tritt auch hier wieder deutlich zu Tage, daß landwirtschaftliche 
Gegenden relativ wenig Buchbinder aufweisen; vielleicht darf man daraus 
einen Schluß ziehen auf die kulturelle Entwickelung dieser Länder. Ost- 
preußen und Mecklenburg z. B. würden dabei kaum unterschätzt werden. 

Bergius schrieb 1775^): ,,Dieses Handwerk gehört lediglich in große 
und mittelmäßige Städte, sonderlich in solche, wo sich die EoUegia, Uni- 
versitäten und andere höhere Schulen, mithin viele Gelehrte befinden. Auf 
das Land, in die Dörfer und Flecken, oder in die kleinen Acker städte 
gehöret dieses Handwerk gar nicht; und es dürfte nur sehr wenige B^älle 
geben, die hierinnen eine Ausnahme machen.'' 

Leider trifft dies auch heute, 125 Jahre später, noch Wort für Wort 
zu; das Land mit seinen geringen Bedür&issen bietet nur wenigen Buch- 
bindern eine einigermaßen günstige Existenz. Es ist bei der zunehmenden 
landwirtschaftlichen Erisis auch für die nächste Zeit eine Änderung nicht 
zu erwarten. 

c. Die Großstädte. 

(TabeUe IV.) 

Unsere moderne wirtschaftliche Entwickelung hat es mit sich gebracht^ 
daß die Produktion der überall verkäuflichen Marktware sich in den Groß- 
städten, den Hauptorten des Massenbedarfs, konzentrierte. Das enorme 
Wachsen dieser Städte erklärt sich zu einem Teil aus der stetig zunehmen- 
den Fabrikbevölkerung. Es genügt deshalb nicht, bei der Untersuchung 
eines Gewerbezweiges die Verhältnisse in den Bundesstaaten als solchen zur 
Darstellung zu bringen, sondern es müssen die Hauptplätze der Industrie 
herauskristallisiert werden. Liwieweit nun die Reichs- und Bundesstaaten- 
statistik hinsichtlich der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation durch die 
Großstädte beeinflußt wird, soll in nachfolgendem an der ELand von 
Tabelle IV erörtert werden. 

Die Erhebung von 1895 <) erstreckt sich auf sämtliche 28 Städte mit 
mehr als 100000 Einwohnern; 1882 betrug diese Zahl 15. Ein Vergleich 
ist daher nur auf dieser Basis möglich, für unsem Zweck übrigens durch- 
aus genügend. Es handelt sich um die Städte Berlin, Hamburg, Breslau, 



1) Bergias a. a. 0. S. 840. *) Bd. CXVI. 



2. Die Größe der Betriebe. 59 



München^ Dresden, Leipzig, Köln, Königsberg, Frankfurt a. M., Hannover, 
Stuttgart, Bremen, Danzig, Straßburg und Nürnberg.^ 
Insgesamt zählten diese Plätze: 

1882 .. . 2547 Hauptbetriebe, 71 Nebenbetriebe, 
1895 . . . 8069 „ , 165 „ 

Die Hauptbetriebe sind mithin um 20,5, die Nebenbetriebe um 
118,8 7o gewachsen. In ihrer Gesamtheit haben sich die Betriebe um 
23,1 7o vermehrt 

Da sich 1895 im ganzen Beich 14847 Betriebe befanden, so entfallen 
auf die 15 Großstädte 21,6 7o- Im Jahre 1882 war das Verhältnis 19,8 7^. 
Die Zunahme aller Betriebe beträgt im Beich 12,4 7o> üi den Großstädten 
mithin 10,7 7^ mehr. Den Durchschnitt der Großstädte (23,1 7^) übertreflFen 
München (62,2 %)> Dresden (43,4 7^) ™d Leipzig (46,2 7^)- An letzter 
Stelle hinsichtlich der Betriebszunahme steht Nürnberg mit 0,5 7o* Abge- 
nommen hat die Zahl der Betriebe in Königsberg, Danzig und Straßburg. 

Die Nebenbetriebe sind am stärksten gewachsen in Köln (6007o)9 
Frankfurt (600 7^), München (650 7^), Breslau (400 7^) und Straßburg 
(200 7o)- Abgenommen hat die Zahl der Nebenbetriebe nur in Hannover 
(50 7oV ^i^Q starke Zunahme weisen auch die hausindustriellen Betriebe 
auf: in Danzig 750 7o» i^ Hannover 350 7o ^^^ üi Leipzig 833,3 7o' ^ 
dieser Betriebsform werden die Personen, soweit es sich um Buchbinderei- 
Personal handelt, vorwiegend mit dem Falzen von Journalen, Zeitungen 
xmd andern Druckbogen beschäftigt. 

Alleinbetriebe waren in den 15 Großstädten vorhanden: 

Im Jahre 1882 ... 948, das sind 16,6 7^ aller Alleinbetriebe des 
Reiches und 37,2 7o ^^^ Großstadt-Hauptbetriebe. 

Im Jahre 1895 ... 945, das sind 16,2 7o ^^^ Alleinbetriebe des 
Reiches und 30,7 7o &Uer Großstadt-Hauptbetriebe. 

Im Beich sind von sämtlichen Hauptbetrieben Alleinbetriebe: 

1882 . . . 44,9 7o 
1895 . . . 41,7 „ . 

Die Alleinbetriebe der Großstädte sind demnach sowohl absolut als 
auch im Verhältnis mit der Gesamtheit des Beiches zurückgegangen. Im 
Durchschnitt beträgt die Abnahme 0,3 7o ; &^ stärksten sind daran beteiligt 
Dresden mit 71,8 7o ^^^ Nürnberg mit 43,5 7o* Zugenommen haben 



^ Der Vergleich bezieht sich durchweg auf die Jahre 1882—95. 



60 



Die Entwickelungstendenzen in der Betriebsform. 



die Alleinbetriebe in Leipzig um 87,9 % ^^^ i^ Frankfurt a. M, um 45,5 ^o- I^ 
Leipzig handelt es sich bei dieser Betriebsart zumeist um Selbständige, die zu 
Haus für fremde Rechnung arbeiten, sei es für Fabrikanten oder für Grossisten. 
Die Gehilfenbetriebe nahmen im Beich um 17,5 7o> ^^ ^^^ Großstädten 
um 32,8 7o 2^* ^i^^ besonders starke Vermehrung zeigen Dresden mit 
98,2, Köln mit 68,6 und München mit 58,4 o/^. Den stärksten Bestand an 
Hauptbetrieben — Allein- und Gehilfenbetriebe — weisen 1895 auf: 



Berlin 

Hamburg 

München. 

Dresden . 

Leipzig . 

Stuttgart 

Nürnberg 



mit 1030 Hauptbetr. u. 8686 Pers., d. sind auf 1 Betr. 8,4 Pera 



w 



,y 



ff 



ff 



ff 



fj 



239 
225 

277 
282 
121 
185 



ff 



ff 



930 
1127 
„ 1833 
„ 5570 
„ 1688 
1123 



» 



ff 



ff 



ff 



ff 



fj 



n 



ff 



>» 



ff 



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V 



ff 



ff 



ff 



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ff 



ff 



» 



ff 



>i 



j> 



>? 



fi 



ff 



ff 



ff 



» 



ff 



ff 



3,9 
5,0 
6,6 
19,7 
13,9 
6,1 



fj 



1f 



J» 



W 



ff 



ff 



Etwas anders lauten die Zahlen für die reine Buchbinderei^) Hier 
ist das Bild folgendes: 



Städte 


Haupt- 
betriebe 


dan 

Allein- 
betriebe 


tnter 

Gehilfen- 
betriebe 


Personen 
der 
Haupt- 
betriebe 
im Ganzen 


Eb kommen 

Personen auf 

einen 

Haupt- Gebilfen- 

betrieb betrieb 


Berlin 


834 


320 


514 


6064 


7,2 


11,1 


Hamburg . . 






205 


75 


130 


756 


3,6 


5,2 


München . . 






206 


78 


128 


1035 


5,0 


7,4 


Dresden . . 






198 


18 


180 


868 


4,3 


4,7 


Leipzig .... 






239 


56 


183 


4381 


18,3 


24,1 


Stuttgart . . . 






99 


21 


78 


1345 


13,5 


16,9 


Nürnberg . . . 






82 


25 


57 


555 


6,8 


9,3 


Breslau . . . 






116 


40 


76 


683 


5,9 


8,4 


Köln 






108 


47 


61 


360 


3,3 


5,1 


Frankfurt a. M. . 






105 


41 


64 


406 


3,8 


5,7 


Hannover . . . 






81 


25 


56 


948 


11,6 


16,4 


Bremen .... 






60 


26 


34 


228 


3,8 


5,9 


Königsberg . . 






45 


23 


22 


136 


3,1 


5,0 


Straßburg . . . 






46 


19 


27 


167 


3,6 


5,4 


Danzig .... 






32 


19 


13 


56 


1,7 


2,8 


15 Großstädte zus. . 




2456 


513 


1623 


17988 


7,3 


10,7 



^) Zusammengestellt und berechnet nach Bd. CXVI der Statistik des deutschen 
Reiches. 



2. Die GrOfie der Betriebe. 



61 



Im Seichsdorchschnitt kommen auf einen Hauptbetrieb in der reinen 
Buchbinderei 4,1 Personen. Von den QroBstädten erheben sich also über 
den Durchschnitt Berlin, München, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Nürnberg, 
Breslau und Hannover. Sehen wir yon den Großstädten ab, so weist 
das Reich eine durchschnittliche Betriebsgröße von 3,7 Personen au£ In 
diesem Falle bleiben hinter dem Durchschnitt zurück Hamburg, Köln, 
Königsberg, Straßburg und Danzig. 

Stark konzentriert hat sich die reine Buchbinderei in Leipzig, Stuttgart, 
HannoTer und Berlin. Über die Oröoe der in diesen StiUlten im Jahr 1895 
Torhandeneu Betriebe macht die Statistik folgende Angaben: 



Städte 



11—20 
Personen 



Betr. 



Pcra. 



21—50 
Personen 



Betr. 



Pers. 



51—200 
Personen 



Betr. 



Pers 



200 and mehr 
Personen 



Betr. 



Pers. 



Leipzig 
Stattgart 
Hannover 
Berlin . 



25 

10 

8 

67 



zusammen 



110 



359 
749 
106 
960 



22 
4 
1 

37 



716 

113 

34 

1147 



14 
7 
1 

25 



2174 



64 2010 



47 



1322 
619 
115 

1857 



6 
1 
2 
1 



1465 
201 
601 
282 



8913 



10 



2449 



Rechnen wir zn dieser Summe die Betriebe bis zu 10 Personen hinzu, 
so ergeben sich in diesen 4 Städten 1253 Hauptbetriebe mit einem Per- 
sonal von 12738 Personen, das sind 10,3^0 d®' Gesamt-Hauptbetriebe und 
27,6 7o dos gesamten Personals der Buchbindereien Deutschlands. 

Über die St&dte Leipzig, Berlin und Stuttgart liegt uns hinsichtlich 
der Betriebsentwickelung etwas weiter ausholendes Material vor.^) 

Li Leipzig betrug die Zahl der Betriebe in der Buchbinderei und 
Eartonnagefabrikation : 



Jahresrahl 


Betriebe 


Personen 


Auf 1 Betrieb 
kommen 
Personen 


Auf 10000 

Einwohner 

Erwerbs- 

thStig^. 


1830 


42 


122 


2,9 


27,3 


1849 


91 


327 


3,6 


51,8 


1856 


91 


389 


4,2 


55,3 


1861 


107 


552 


5,1 


70,3 


1875 


165 


1585 


9,6 


124,4 


1882 


199 


2099 


10,5 


135,5 


1895 


291 


5570 


19,1 


144,1 



>) Zum Teil in den Schriften des „Vereins f&r Sozialpolitik'' Bd. LXVI., zum TeU 
in den statistiflchen Jahrbüchern der betreffenden St&dte. 



62 I^e Entwickelimgstendenzen in der Betriebsfonn. 

Die Zahl der Meister belief sich in den Jahren 1810 auf 87, 1820 auf 
31 und 1825 auf 37. Die Entwickelnng setzt also in der Hauptsache erst 
in den sechziger Jahren ein; sie schreitet dann rasch vorwärts, bis 1895 
Leipzig an der Spitze sämtlicher Großstädte steht, zwar nicht absolut, aber 
prozentual in jeder Hinsicht, namentlich aber in Bezug auf die Betriebs- 
größe. Leipzigs enorme Bedeutung fdr die Buchbinderei — Eartonnage- 
fabrikation kommt hier fast gar nicht in Frage ^) — geht auch aus dem 
Anteil der Erwerbsthätigen an der Gesamtbevölkerung hervor. 1895 kamen 
auf 10000 Einwohner 144 in der Buchbinderei beschäftigte Personen. 

Li Stuttgart waren in den Jahren 1798 ... 22, 1810 ... 24, 
1816 ... 23, 1828 ... 37, 1841 ... 47 und 1852 ... 36 Betriebe. 

Ln Sommer 1896 ergab eine vom „Verband der in Buchbindereien be- 
schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen^' aufgenommenen Enquete *) folgende 
Zahlen: 

Vorhanden waren 2 Verlagsgeschäfte mit Buchbindereien, in denen ins- 
gesamt 104 Gehilfen neben 158 Arbeiterinnen thätig waren, und 84 selbst- 
ständige Buchbindereien. 

Letztere zerfielen in folgende Größen:^ 

8 Großbetriebe (mit mehr als 10 Personen) mit 246 Gehilfen, 118 

Arbeiterinnen und 92 Maschinen, 
12 mittlere Betriebe (3 — 8 Personen) mit 91 Gehilfen, 62 Arbeiterinnen 

und 120 Maschinen, 
55 kleine Betriebe mit 37 Gehilfen, 40 Arbeiterinnen und ? Maschinen. 
5 Geschäftsbücherfabriken mit 103 Gehilfen, 79 Arbeiterinnen und 91 

Maschinen, 

9 Kartonnagefabriken mit 24 Gehilfen, 129 Arbeiterinnen und 87 

Maschinen. 

Bei Beurteilung dieser Aufstellung in ihrem Verhältnis zur Beichs- 
statistik ist zu beachten, daß obige Zahlen nur die Gehilfen und Arbei- 
terinnen umfassen, nicht aber, wie die Beichsstatistik dies thut, auch In- 
haber, Verwaltungspersonal, Hilfspersonen und Lehrlinge. 

Die Entwickelnng der Stuttgarter Buchbinderei zum Großbetrieb setzt 



') Abgesehen von der May & £dlich*8chen PapierwSschefiibrik, die hier milgeE&hlt 
wurde (ca. 400 Personen). 

*) Schriften des Vereins f&r Sosialpolitik a. a. 0. Bd. VIII (69), S. 417. 

*) Diese Einteilnng ist von Dr. Trüdinger, dem Bearbeiter der Stuttgarter Buch- 
binderei, vorgenommen. Schriften des „Y. f. S." a. a. O. Bd. VIII (69). 



2. Die Ghröße der Betriebe. 



63 



erst in den siebziger Jahren ein^ als notwendige Folge des Aufblühens der 
dortigen Verlagshänser. 1895 kamen auf 10000 Einwohner 109 Erwerbs- 
thätige, 1882 erst 68. 

In Berlin wurden in der Buchbinderei und Eartonnagenfabrikation 
gezShlt: 









Buehbinderei allein 


Im Jahre 


Betriebe 


Arbeiter 


Betriebe 


Gehilfen und 
Lehrlinge*) 


1843 


285') 


1063») 


282 


533 


1849 


324 


638 


312 


553 


1852 


401 


1189 


374 


728 


1855 


468 


1546 


413 


756 


1858 


518 


1400 


163 


837 


1861 


650 


1617 


494 


898 


1875 


697 


3515 


... 


• ■ • • 


1882 


899 


4974 


• • • 


. . « • 


1895 


1082 


7059 


880 


4804 



Den Gesamtzahlen nach zu urteilen ist in Berlin die Buchbinderei und 
Kartonnagefabrikation früh zur Entfaltung gekommen. Bei näherer Be- 
trachtung allerdings ist die reine Buchbinderei wenig daran beteiligt; es 
entstand in den vierziger Jahren in Berlin bereits die Galanteriewaren- 
fabrikation. Die in diesen Betrieben beschäftigten Personen geben dem Ge- 
samtbild ein wesentlich anderes Aussehen. 

Die Buchbinderei als solche nimmt auch in Berlin viel später größere 
Dimensionen an. Bei der stark ausgeprägten Albumindustrie Berlins lassen 
sich für 1875 und 1882, wo die Statistik sich über die reine Buchbinderei 
ausschweigt^ keine sicheren Schlüsse ziehen; aus der allgemeinen Lage aber 
darf man folgern, daß die Buchbinderei in Berlin erst 10 Jahre später als 
in Leipzig und Stuttgart zur Massenfabrikation größeren Umfangs überging. 

Am 1. Januar des Jahres 1895 beÜEuiden sich in Berlin folgende reine 
Buchbindereibetriebe: ^) 



^) Darunter eine Gralantrie Warenfabrik mit 200, eine Papierwarenfabrik mit 800 
Arbeitern» 

*) Selbständige und Angestellte sind in der ganzen Tabelle nicht mitgezählt 

*) Die durchschnittliche fietriebsgroße anzugeben ist nicht möglich, da die An- 
gaben hinsichtlich des Personals unvollstftndig sind. 

«) Schriften des „Y. f. S." a. a. 0. Bd. VII (68), S. 896. 



64 Die Entwickelnngstendenzen in der Betriebsform. 

Betriebe ftlr reine Massenfabrikation: 33 Betriebe, 1027 Arbeiter^ 
Betriebe für Einzelwaren und Massenfabrikation: 15 Betriebe, 189 Ar- 
beiter, 
Betriebe f&r Eundenproduktion (mit 5 Personen): 43 Betriebe, 
Betriebe für Eundenarbeit (1 — 5 Personen): 223 Betriebe, 
Betriebe ohne Arbeiter 83 und 
Betriebe verbunden mit Ladengeschäft 136, 

die letzten 4 Betriebsformen mit zusammen 945 Arbeitern. 
Da am 14. Juni 1895 nach der Beichsstatistik in Berlin 880 reine 
Buchbindereibetriebe mit 4808 Arbeitern gezählt wurden, so dürften in 
obiger Aufstellung nur selbständige Buchbindereien, nachgewiesen sein.^) 
Andererseits ist es auch möglich, daß der privaten Erhebung eine Anzahl 
von Betrieben entgangen ist. Uns interessieren an der Aufstellung weniger 
die absoluten Zahlen als vielmehr die detaillierten Angaben. Besonders zu 
beachten ist die Zahl der mit einem Ladengeschäft verbundenen Buch- 
bindereien. Wir werden uns damit noch zu beschäftigen haben. 

Auf 10000 Einwohner kamen in Berlin 1895 . . 53 Erwerbsthätige in 
der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation, in der Buchbinderei allein 
33,4 Personen. Auch hieraus erhellt die starke Bedeutung der unter dem 
Sammelnamen „Eartonnageindustrie^^ zusammengefaßten Spezialbetriebe. Li 
der reinen Buchbinderei steht Berlin weit hinter Leipzig und Stuttgart 
zurück. Thatsächlich ist dies noch mehr der Fall, als es in obigen Zahlen 
zum Ausdruck kommt; denn die Reichsdruckerei in Berlin, die nur für den 
Staatsbedarf arbeitet, beschäftigt fast 200 Buchbinder. Ähnlich steht es in 
mehreren großen Buchdruckereien. — 

Eehren wir zu den Großstädten in ihrer Gesamtheit zuilick, so liegt 
ein Vergleich der Endzahlen mit dem Heich im Ganzen nahe. Doch es 
empfiehlt sich nichts diese Bilanz zu ziehen, da die Städte Eöln, Eönigs- 
berg, Straßburg und Danzig mit ihren geringen Betriebsgrößen das wirk- 
liche Eonzentrationsbild beeinträchtigen würden. 

Nehmen wir nun auch bei den Großstadtbetrieben die Zweiteilung vor, 
das heißt, vergleichen wir die Größenklasse 1 — 10 Personen mit der über 
10 Personen, so fällt zunächst auf, daß sich die großen Betriebe weit 
schneller vermehrt haben. Die Zunahme der ersten Elasse beträgt ftir die 
Gesamtheit der Großstädte 12,3 ^o» ^^ ^^^ andern 90,9 7o* Hinsichtlich 
der hauptsächlich in Betracht kommenden Großstädte läßt sich folgendes sagen. 



^) Vergleiche die reichsstatiBliBche Betriebs-Definition Seite 40. 



2. Die Größe der Betriebe. 



65 



Abgenommen haben die Betriebe bis zu 10 Personen in Nürnberg 
(9,6 7o). Straßburg (10,7 7^), Danzig (10,3 7o), Hannover (1,4 7^), und 
Königsberg (19,3 7o)- ^^^ Bückgang dürfte zum Teil auf Kosten der Allein- 
betriebe vor sich gegangen sein, denn diese haben in Nürnberg^) 43,5 7o9 
in Strasburg 12 7o ^uid in Königsberg 25,8 7o abgenommen. Da nun in 
Königsberg, Danzig und Straßburg auch die Oehilfenbetriebe abgenommen 
haben und andererseits Betriebe über 10 Personen gar nicht oder doch nur 
in geringer Anzahl *) vorhanden sind, so kann in diesen Städten von einem 
allgemeinen Bückgang der Buchbinderei gesprochen werden. Die Ursache 
dieser Erscheinung ist nicht ohne weiteres festzustellen; vielleicht spielt 
hier die zunehmende Spezialisierung in der Anfertigung von Marktwaren 
(Schulbücher, Geschäftsbücher, Schulhefte etc.) eine BoUe, oder aber zu 
große Konkurrenz. 

Die Zunahme der großen Betriebe — mit mehr als 10 Personen — 
ist besonders stark vor sich gegangen in Berlin (60,2 7o)» ^^ Leipzig (79,2 7o)i 
in Stuttgart (66,7 7o) ^^^ ^^ Hannover (64,7 7o)- ^^^ bohe prozentuale 
Durchschnittsziffer sämtlicher Großstädte (90,9 7o) ^^rd durch die verhältnis- 
mäßig starke Vermehrung der größeren Betriebe einiger anderer Großstädte 
erreicht. Zum besseren Verständnisse müssen hier jedoch die absoluten 
Zahlen mit angeführt werden. 

Betriebe mit über 10 Personen hatten: 



Ort 


1882 


1895 


Zunahme: 


• 






absolnt 


•/. 


Breslau . . . 


4 


17 


13 


325 


München . . 


7 


25 


18 


257,1 


Köln .... 


3 


16 


13 


433,3 


Königsberg . . 


1 


2 


1 


100 


Nürnberg . . 


2 


24 


22 


1100 



Zur Interpretation dieser Zahlen sei bemerkt, daß in Breslau 1895 
unter den 17 Betrieben 6, in Köln unter 16 Betrieben 10, in Nürnberg 
unter 24 Betrieben 14 Kartonnagefabriken verzeichnet sind. Da nun die 



^) Hier werden hauptsächlich Kartonnagen fabriziert 

*) In StraBborg sind 8, in Königsberg 2 Betriebe mit mehr als 10 Personen. 
Harms, Entwickelongsgesoh. d. deatschen BnohblndereL 5 



66 



Die Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn. 



Entwickelnng der Eartonnageindustrie später aber intensiver einsetzte als 
die Buchbinderei 9 so dürfte in obigen Städten die enorme prozentaale Zu- 
nahme der Betriebe über 10 Personen in der Hauptsache der Kartonnage- 
industrie zu gute kommen. Eine Ausnahme macht nur München, wo unter 
25 Betrieben dieser Größenklasse allein 15 Buchbindereien mit einem 
Personal von 11 — 20 Personen gezählt wurden. 

Ein Vergleich der Betriebszunahme mit der Bevölkerung ergiebt bei 
der Kategorie 1 — 10 Personen ein langsameres, bei der größeren Klasse 
ein bedeutend stärkeres Wachsen der Betiiebe. Während in den Jahren 
1882—1895 in dem Verhältnis der Betriebe bis zu 10 Personen auf 10000 
Einwohner eine sinkende Tendenz Platz greift (Spalte 61 u. 62), ist bei 
den größeren Betrieben das Gegenteil der FalL 

In Leipzig hat die Vermehrung beider Größenklassen nicht gleichen 
Schritt mit der Bevölkerung gehalten, während die Zunahme der erwerbs- 
thätigen Personen die der Bevölkerung weit überflügelt; hier ist also eine 
ausgesprochene Tendenz zum Großbetrieb zu beobachten. Das größte Buch- 
binderuntemehmen Leipzigs beschäftigt durchschnittlich 500 — 600 Personen. 

Eine Aufstellung der beiden angeführten Betriebsgrößen in sämtlichen 
Städten ftihrt zu folgendem Bild: 



Ort 



Betriebe 

bis zu 10 

Personen (I) 



Betr. 



Pere. 



Betriebe mit 
mehr als 10 
Personen (11) 



Betr. 



Pers. 



Von 100 Betrieben und 
Personen entfallen auf 

I n 



Betr. 



Pers. 



Betr. 



Pers. 



Berlin . . . . 

Hamburg . . . 

Breslau . . . 

München . . . 

Dresden . . , 

Leipzig. . . . 

Köln . . . . 

Königsberg . 

Frankfurt a. M. 

Hannover . . 

Stuttgart . . 

Bremen . . 

Danzig . . . 

Straßburg . . 

Nürnberg . . 



704 


1718 


130 


4146 


84,5 


21 


15,5 


192 


458 


13 


298 


93,7 


69,1 


6,3 


105 


283 


11 


400 


90,7 


41,4 


9,3 


184 


482 


22 


553 


89,4 


46,5 


10,6 


181 


461 


17 


407 


92,5 


53,1 


7,5 


172 


519 


67 


3862 


72 


11,8 


2,8 


102 


236 


6 


124 


94,5 


65,6 


5,5 


48 


108 


2 


28 


95,6 


79,4 


4,4 


98 


256 


7 


150 


93,4 


63,1 


6,6 


69 


192 


12 


756 


85,2 


20,2 


14,8 


77 


263 


22 


1088 


77,8 


19,5 


22,2 


56 


136 


4 


92 


93,4 


59,7 


6,6 


82 


56 






100 


100 




44 


118 


2 


49 


95,7 


70,6 


4,3 


72 


187 


10 


368 


87,8 


33,6 


12,2 



79 

30,9 
58,6 
53,5 
46,9 
88,8 
34,4 
20,6 
36,9 
79,8 
81,5 
40,3 

29,4 
66,4 



2. Die Größe der Betriebe. 67 



Schon ein flüchtiger Blick auf obige Übersicht bestätigt unsere bis- 
herigen Ergebnisse: Leipzig, Berlin, Stattgart und Hannover treten als 
Zentralstätten der deutschen Buchbinderei stark hervor. Die erwerbsthätigen 
Personen sind hier zu 88,2, 79, 81^5 und 79,8 Prozent in Großbetrieben 
beschäftigt 

Mehr als 50^0 ^^^ Erwerbsthätigen sind in Betrieben bis zu 10 
Personen thätig in Hamburg (69,1 y^), Dresden (68,1 7o)> Köln (65,6 7^). 
Königsberg (79,4 7^), Frankfurt (68,1 7^,), Bremen (59,7 7^), Straßburg 
(70,6 7o) und Danzig (100 7o). In München sind 46,4 7^ des Personals in 
Betrieben bis zu 100 Personen beschäftigt Über die Hälfte aller Groß- 
städte zeigt also auch 1895 noch als typische Betriebsform die Größenklasse 
1 — 10 Personen. Die besonderen wirtschaftlichen Verhaltnisse, unter denen 
die Entwickelung solche Wege ging, werden im weiteren Verlauf der Dar- 
stellung zur Sprache kommen. 



b* 



m. 
Die Buchbinderei als Handwerk. 



L Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 

Wollen wir auf Grund des bisher Gesagten die Lebensfähigkeit der 
handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei untersuchen, so ist zunächst 
eine Feststellung der Grenze zwischen Fabrik und Handwerk erforderlich. 
Ohne diese Scheidung kann naturgemäß eine folgerichtige Darstellung der 
beiderseitigen Lebensbedingungen nicht gegeben werden. Sprengel schrieb 
1767^) ,,Fabriken sind nichts anderes als Werkstätte, wo alles ins Große 
gehf Das dürfte im allgemeinen auch heute noch die landläufige Auf- 
fassung sein. Uns ist selbstverständlich mit solcher Definition nicht gedient, 
wir haben für unsem Zweck die charakteristischen Momente beider Be- 
triebsformen herauszuschälen und gegen einander abzuwägen. Ein positives 
Ergebnis wird aber auch hierbei nicht erzielt, da die Grenze zwischen den 
beiden Betriebsgrößen eine äußerst flüssige und bei den einzelnen Ge- 
werbearten durchaus verschiedene ist. Und doch hat diese Zweiteilung 
enorme Bedeutung, nicht allein theoretisch, sondern gerade für praktische 
Maßnahmen. Die deutsche Unfallversicherung z. B., welche nur Fabrik- 
betriebe umfaßt, hat für diese bestimmte Normen aufstellen müssen.^ In 
den Motiven zu diesem Gesetz heißt es S. 48: ,;Die zahlreichen Versuche; 
welche in der Gesetzgebung verschiedener Länder bisher in dieser Bichtung 



^) P. B. Sprengels Handwerke in Tabellen. Bd. I, S. 4. 

*) Das Unfallversicherungsgesetz giebt für seine Zwecke einen gesetzlichen Anhalt, 
welche Betriebe „im Sinne des Unfallversicherongsgesetzes als Fabriken gelten sollen", 
nach dem Gegenstand und Art des Betriebes (UnfieJlgefahr durch Verwendung von 
Dampfkesseln nnd Motoren oder Umfang: mindestens 10 regelmäßig besch&füigte 
Arbeiter). 



1. Die Ghrenze zwischen Handwerk und Fabrik. 69 

(Scheidung zwischen Handwerk und Fabrik) gemacht worden sind^ haben in 
der Vielgestaltigkeit des praktischen Lebens ihre Schranken gefonden.^^ 

Weit wichtiger aber ist diese Frage seit dem Inkrafttreten des neuen 
Handwerksgesetzes vom 26. Juli 1897. Hier wird bestimmt, daß den fakul- 
tativen Zwangsinnungen alle diejenigen Betriebsinhaber beizutreten haben^ 
welche das betreffende Gewerbe handwerksmäßig betreiben.^) 

Eine Auf&ssung von Fabrik und Handwerk giebt das Gesetz nicht, 
wohl aber ist in den Motiven zu lesen^ daß sich daraus „keine Schwierig- 
keiten ergeben werden'^ Begründet wird die Anschauung mit der That- 
sache, daß nach amtlichen statistischen Aufiiahmen') es bei rund 61000 
ermittelten Betrieben nur in 58 Fällen zweifelhaft war, ob der Betrieb zu 
der Fabrik oder Handwerksklasse zu rechnen sei. Die thatsächliche Er- 
fahrung zeigt allerdings das Gegenteil Die Innungen, welche naturgemäß 
gerade die größeren Betriebe — aus finanziellen Gründen — in ihre Or- 
ganisation ziehen möchten, haben anläßlich der Weigerung der betreffenden 
Fabrikanten schon manchen Prozeß ausfechten müssen und — verloren. 
Die Urteile der einzelnen Instanzen sind recht interessant Die Entscheidung 
darüber, ob Handwerks- oder Fabrikbetrieb vorliegt, wird zumeist nach ganz 
persönlicher Auffassung oder aber nach mehr oder minder ausgeprägtem 
Wohlwollen gefäUt Bindende Merkmale giebt es nicht In vielen Fällen 
stützt man sich auf ein Sachverständigen-Urteil der Handels- oder Gewerbe- 
kammem,^ die übrigens in dieser Beziehung durchweg entgegengesetzter 
Meinung sind. Die letztinstanzUchen Entscheidungen der oberen Ver- 
waltungsbehörden treiben auf" diesem Gebiete nicht selten eigenartige 
Blüten. Die Leipziger Buchdruckerinnung z. B. verlangte von sämtlichen 
Leipziger Buchdruckereibetrieben den Beitritt zur Zwangsinnung. Den von 
vielen Seiten erfolgten Weigerungen trat der „Rat der Stadt Leipzig^' in 
seinen Entscheidungen bei. Eine Beschwerde der Innung an die Ereis- 
hauptmannschaft als letzte Instanz hatte den Erfolg, daß alle großen Firmen, 
mit Ausnahme zweier Zeitungsverleger, der Innung beizutreten hatten, so 
daß jetzt die großen Verlagshäuser Brockhaus, Meyer, Breitkopf 
& Härtel etc. deren Mitglieder sind. Hier ist also weder die Zahl des 
Personals noch die der Maschinen maßgebend gewesen, entscheidend war 



^) Reichsgewerbeordnung § 100 f. 

*) Erhebung über Verhftltnisse im Handwerk« 1895. I S. 81. (Nicht im Buch- 
handel erschienen«) 

*) Neuerdings auch der Handwerkskammern. 



70 I^e Buchbinderei als Handwerk. 

die ,4^ allgememen zu konstatierende handwerksmäßige Produktion^'. 
Ähnlich erging es den Leipziger Buchbindern^ auch sie wurden^ soweit sie 
es nicht freiwillig thaten, gezwungen, der Zwangsinnung beizutreten. 

In der das Handwerksgesetz yorhereitenden Kommission wurde von den 
BegierungsYertretem ausgeführt^ daß flir die Begriffsbestimmung von 
Handwerk und Fabrik der einzelne Fall entscheidend sein müsse. Überdies 
ständen die für die Fabrik in Betracht kommenden Merkmale nach der 
Eechtsprechung des Reichsgerichts ziemlich fest Zu prüfen sei insbesondere 
die Frage, ob eine weitgehende Arbeitsteilung durchgeführt; femer müsse 
die Größe der Anlagen, die Zahl der beschäftigten Arbeiter, die Thätigkeit 
des Arbeitgebers und die Verwendung von Maschinen berücksichtigt werden. 
Daß keines dieser Merkmale gleichzeitig mit den andern unter allen um- 
ständen zusammentreffen müsse, um den betreffenden Betrieb als eine 
Fabrik im Sinne des Gesetzes ansehen zu lassen, sei durch Rechtsprechung 
des Reichsgerichts anerkannt Daraus folge, daß ein Betrieb im Einzelfalle 
auch dann als handwerksmäßig angesehen werden könne, wenn in demselben 
eine Verwendung von Maschinen und Motoren stattfinde, oder eine größere 
Zahl von Arbeitern beschäftigt werde. ^) 

Diese Erklärung, so richtig sie im allgemeinen sein mag, ist in praxi 
nicht viel wert Maschinen sind selbst im kleinsten Betrieb zu finden, eine 
Arbeitsteilung, mindestens aber eine Arbeitszerlegung wird im Handwerk 
ebenfalls angestrebt, während andererseits auch in mittleren Betrieben die 
Unternehmer selbst mitarbeiten. 

Röscher*) sagt vom „Handwerker'^ daß er „im Kleinen, gewöhnlich 
auf Bestellung des unmittelbaren Gebrauches arbeite'', der Fabrikant aber 
im „Großen oft auf Vorrat, d. h. für eine noch nicht erklärte Nachfrage'^ 
produziere. „Beim Handwerk steht die persönliche Arbeitskraft im Vorder- 
grunde, eben darum arbeitet der „Meister'' persönlich unter seinen Gehilfen 
mit ähnlichen Werkzeugen wie diese, der Fabrikant dagegen hat nicht so- 
wohl „Gesellen" um sich, als „Arbeiter" unter sich; sein Yomehmstes, liebstes 
Werkzeug ist die „Maschine". 

Hier wird demnach das Hauptgewicht auf die Art der Produktion — 
Kunden- oder Marktarbeit — gelegt; dann aber der soziale Unterschied 
zwischen „Meister und Geselle" einerseits und „Chef und Arbeiter" anderer- 



*) L. Wilhelm!, Reichsgewerbeordnnng (Gatentag-Sammlung), S. 820. 

*) BoBcher-Stieda, Nationalökonomik des Handels- und Grewerbefleißes. 7. Aufl. 
99. S. 708. 



1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 71 

seits berücksichtigt Unserem Ziele sind wir damit wesentlich näher ge- 
kommen; eine handgreifliche Scheidung aber sehen wir auch hier nicht; 
denn heute arbeiten viele Handwerker ebenfalls für den Markt, d. h. sie 
yeifertigen in der toten Zeit Waren fllr ihr Ladengeschäft — ohne ,^Yorher 
erklärte Nachfraget Auch das soziale Verhältnis zwischen ,^eister und 
Gteselle^' beruht vielfach nicht mehr auf der patriarchalischen Grundlage 
firüherer Jahre. Der Geselle sieht in seinem Arbeitgeber gar oft nur den 
Ausbeuter seiner Arbeitskraft, der Meister aber redet mit Vorliebe von 
seinen „unzufriedenen Arbeitern'^ 

Viebahn^) definiert das Handwerk als die ^^gewerbsmäßige Bereitung 
materieller Lebensbedür&isse fbr die örtliche Kundschafte ^;Dem gegen- 
über läßt der Fabrikant seine Waren unter planmäßiger Leitung durch eine 
zahlreiche Arbeiterklasse oder mit Maschinen massenhaft hervorbringen, 
setzt dieselbe auf dem Wege des Handels ab und versorgt eine größere Be- 
völkerung; seine Vorbildung, sein Kapital und seine Betriebsweise erheben 
ihn zu den gebildeten Klassen/^ 

Viebahn unterscheidet zwischen der Befriedigung materieller und 
geistiger Bedürfnisse; für letztere arbeite die „technische, litterarische und 
die Kunstindustrie, welche sich nach seiner Meinung in Einzel- und Massen- 
arbeit nicht unterscheiden lassen. Fabrik und Handwerk teilen sich nach 
Viebahn in der Befriedigung materieller Bedürfiiisse, während im übrigen 
eine strenge Scheidung unmöglich seL Mit dieser Auslegung ist selbstver- 
ständlich für unsem Zweck nichts anzufangen, sie zeigt aber doch, daß in 
den sechziger Jahren diese Frage nach anderen Gesichtspunkten behandelt 
wurde. Von einer einfachen Scheidung in „Fabrik und Handwerk^' wollte 
man in dieser Zeit nichts wissen, das macht sich auch in der Gewerbe- 
zählung des Zollvereins von 1861 geltend. Hier ist von Fabriken, Gewerbe- 
treibenden und Künstlern die Bede. 

Schönberg^ nennt u. a. folgende Merkmale für das Handwerk: „Die 
arbeitenden Personen scheiden sich in Meister, Gesellen und Lehrlinge. Die 
Hilfspersonen in der Kegel nur männliche, sind ausgelemte oder lernende 
Arbeiter; die normale Arbeitsleistung der Erwachsenen erfordert eine längere 
technische Lehre und Ausbildung, auch die Unternehmer haben eine solche 
durchgemacht Diese sind stets physische Personen und in der Bregel bei 
der praktisch-technischen Ausflihrungsarbeit (nicht bloß bei der Leitung des 



Viebahn a a. O. S. 570. 

*) G. V. Schön berg, Handbuch der politischen Ökonomie. 4. Aufl., Bd. I, S. 486 f, 



72 Die Bachbioderei als Handwerk. 

Unternehmens) thätig. Zwischen ihnen und ihren Gesellen besteht in der 
Regel ein Unterschied im Alter und in der Erfahrung^ dagegen weniger in 
der technischen und allgemeinen Bildung^ ebensowenig ein eigentlicher 
sozialer Klassenunterschied. Beide haben ihren Ursprung in der gleichen 
Volksschicht; die einen haben aber vor den anderen voraus^ daß sie bereits 
die selbständige Stellung eines Unternehmers errungen haben, welche, wo 
Gewerbefreiheit herrscht, die andern ebenfalls einnehmen könnten, auch in 
der Mehrzahl zu erringen streben und später erringen/^ 

Die Gewerbestatistik des deutschen Reiches redet überhaupt 
nicht Yon „Handwerksbetrieben^'. Im Jahre 1875 sind Betriebe bis zu 
6 Gehilfen und mit mehr als 5 Gehilfen zur Erhebung gekommen. Die 
folgende Zählung läßt die Möglichkeit einer beliebigen Personaleinteilung zu, 
aber die Grundlage ist auch hier die Größenklasse 1 — 5 Personen. Die 
Ergebnisse der 1895 er Zählung sind vom Kaiserlichen Statistischen Amt 
besonders bearbeitet Hier wird die Einteilung in Groß-, Klein- und 
Mittelbetriebe vorgenommen und die Personenzahl 1 — 5, 6 — 50 und mehr 
denn 50 als Maßstab angewandt Die Grenze des Kleinbetriebes ist dem- 
nach mit der Zahl 5 gegeben. Das statistische Amt redet bei dem Ver- 
gleich dieser Betriebsgröße mit den Ergebnissen früherer Zählungen mit 
Vorliebe yon „Handwerksbetrieben^', ^) ohne sich klar darüber auszusprechen, 
ob es darunter obige Größenklasse versteht Infolge dieser wiederholt vor- 
genommenen Einteilung wird heute der Begriff y,Handwerk'' fast allgemein 
mit den „Kleinbetrieben^^ im Sinne der Gewerbezählung identifiziert Und 
doch zeugt dieses Vorgehen von einer vollständigen Verkennung des Ge- 
werbelebens. Es ist grundfalsch, Unternehmungen mit mehr als 5 Personen 
zu den Mittel- und Großbetrieben zu rechnen oder gar „Fabriken^' aus 
ihnen zu machen. Ist eine Schmiede mit einem Meister, 4 Gesellen und 
2 Lehrlingen eine Fabrik? Zeigt sich nicht vielmehr, daß gerade hier die 
Umstände für einen rationellen Handwerksbetrieb auf der Basis gemein- 
samer Arbeit — der Meister inmitten seiner Gesellen — gegeben sind? 
Oder wird hier etwa die Zeit des Meisters mit „Kopfarbeit'' ausgefüllt? Die 
pessimistische Auffassung vom „Niedergang des Handwerks^' ist zu einem 
großen Teile dem Umstand zuzuschreiben, daß als typische Form nicht 
selten der Betrieb im KeUer, im Hof oder in der vierten Etage angesehen 
wird. Was berechtigt uns zu solcher Auffassung? Wo in der Handwerks- 
geschichte begegnen wir dem Alleinbetrieb als der normalen, gesunden 



») Bd. CXIX, S. 84, 37, 47, 48 fg. 



1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 73 

Form, wo finden wir als Idealznstand den Krauter;, der sich mit ein oder 
zwei Lehrlingen durchs Leben schlägt? Meister, Gesellen und Lehrlinge, 
das ist die Basis eines gesunden Handwerksbetriebes. Handwerk und Klein- 
betrieb im Sinne der Beichsstatistik sind nicht identisch. Wohl giebt es 
innerhalb des Handwerks Kleinbetriebe; diese aber als die typische Form 
hinzustellen, das widerspricht den Thatsachen. 

Schönberg weist diese Auffassung in seiner Behandlung der Klein- 
und Großbetriebe^) in die gebührenden Schranken zurück. „Die Zählungen 
(82 und 95) haben nicht das thatsächliche Verhältnis von Groß- und Klein- 
betrieb, geschweige der drei Betriebsarten in den Gruppen lY — XYI festge- 
stellt. Li den gewerblichen Unternehmungen kann die Zahl 5 für Ge- 
hiKen keineswegs die Grenzscheide für große und kleine Unternehmungen 
bilden, keineswegs können alle Unternehmungen mit mehr als 5 Gehilfen 
als große angesehen werden. Li der 11. Klasse (Betrieb mit mehr als 
5 Gehilfen) befinden sich noch manche kleine und sehr viel mittlere. 
Andererseits wird von den Betrieben L EJasse (weniger als 5 Gehilfen) 
kaum einer als zu groß zu bezeichnen sein.'' 

Schönberg nimmt dann eine neue Einteilung auf der Grundlage eines 
Personals bis zu 10 Personen und eines solchen von mehr als 10 Per- 
sonen vor.*) 

Untersuchen wir diese Betriebe (1 — 10 Personen) auf die als charakte- 
ristisch für das Handwerk hingestellten Merkmale, so können wir die 
letzteren durchweg auf genannte Betriebsform anwenden. Fassen wir zu 
diesem Zweck die einzelnen für das Handwerk und die Fabrik maßgeben- 
den Erscheinungen noch einmal kurz zusammen: 

A. Das Handwerk 

1. Das Handwerk arbeitet in der ftegel für lokalen Bedarf auf feste 
Bestellung. 

2. Der Unternehmer (Meister) ist selbst an der praktisch-technischen 
Ausführungsarbeit beteiligt 

3. Die Gehilfen (Gesellen) müssen eine Lehrzeit durchmachen. 



1) Schönberg, Handbuch a. a. 0. S. 505 fg. 

*) Schönberg weist (Handbuch Bd. I T. 2, S. 501) auf die Untencheidong der Be- 
griffe Groß- und Kleinbetrieb in wirtschaftlichem und statiatischem Sinne hin. Die von 
ihm als charakteriBtisch für das Handwerk hingestellten Merkmale würden demnach für 
die volkswirtschaftliche Beurteilung in Frage kommen, w&hrend für eine statistische 
Bearbeitung obige Einteilung von Schönberg empfohlen wird. 



74 l^ie Bucbbinderei als Handwerk. 



4. Meister und Geselle smd imstande, ein Stück Arbeit von Beginn bis 
zu Ende herzustellen. 

5. Die Produktion geschieht auf Bechnung und Gefahr des Inhabers. 

ß. Fabrikbetrieb. 

1. Die Produktion erfolgt für den Markt ohne feste Bestellung. 

2. Der Unternehmer beteiligt sich nicht direkt an dem technischen 
Prozeß. 

3. Der Fabrikbetrieb beschäftigt eine große Anzahl yon ungelernten 
oder angelernten Arbeitern und Arbeiterinnen. 

4. Die Arbeitsteilung ist bis ins kleinste durchgeftihrt 

5. Die Benützung von Maschinen und Motoren geht in größerem Maß- 
stab vor sicL 

6. Zum Personal des Fabrikbetriebes gehören durchweg technische 
Aufsichtsbeamte, nicht selten auch Direktoren, Techniker und Ingenieure. 

7. Es ist in der Begel ein bedeutendes Betriebskapital erforderlich. 

Untersuchen wir nun, welche der obigen Merkmale auf die Betriebs- 
größe 1 — 10 Personen anzuwenden sind, so werden wir, bei richtiger Beur- 
teilung des Gewerbelebens finden, daß es ausschließlich die unter A angefahrten 
sind. Wohl ist es möglich, daß in einzelnen Fällen die Zugehörigkeit 
zweifelhaft erscheint nach der einen wie nach der andern Seite hin, dafür 
wird es aber unzählige Fälle geben, in denen ein Betrieb mit noch größerem 
Personal zweifellos zum Handwerk gehört. Wollen wir indes für die Beur- 
teilung des Handwerks einen Anhalt gewinnen, mit dem sich auch statistisch 
etwas anfangen läßt, so wird, trotz der Gefahr, einzelne Gewerbearten zu 
verkennen, diese Zweiteilung die einzig mögliche Basis bilden. Daneben 
ist allerdings auch interessant zu erfahren, welchen Anteil an der Gesamt- 
produktion die Yon der Beichsstatistik aufgestellten Größenklassen haben. 
Fragen wir aber: „Fabrik oder HandwerkP'% so müssen für letzteres die 
Betriebe bis zu 10 Personen in Frage kommen; Torausgesetzt natürlich, daß 
es sich um eine statistische Untersuchung handelt. Es läuft dies nicht auf 
theoretische Silbenstecherei hinaus, sondern es handelt sich um eine für das 
praktische Leben wichtige Anschauung. Die verschiedenen Auffassungen von 
Handwerk und Fabrik haben in ihren Folgen schon oft zu den wider- 
sprechendsten Maßnahmen geführt 

Haben wir also für die Gewerbe im allgemeinen die Grenze zwischen 
Handwerk und Fabrik für eine statistische Bearbeitung reguliert, so bleibt 



1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 75 

noch übrig, fbr unseren besonderen Zweck festzustellen, ob diese Grenze 
auch in der Buchbinderei an richtiger Stelle gezogen ist 

Die deutsche GroBbuchbinderei beschäftigt sich in der Begel mit der 
massenhaften Herstellung von Bucheinbänden und Bücherdecken. Ein 
Leipziger, Berliner oder Stuttgarter Großbetrieb beschäftigt mindestens 
30 — 40 Personen, yon denen die Hälfte bis '/, weibliche Arbeitskräfte sind. 
Die Arbeitsteilung ist sehr stark ausgeprägt, die Benutzung von Maschinen 
außerordentlich weitgehend.^) Der Unternehmer ist am technischen Prozeß 
nicht beteiligt, er leitet den kaufmännischen Teil des Geschäftes, wobei er 
Tom Comptoirpersonal unterstützt wird. 

Die Ausbildung der Lehrlinge eines solchen Betriebs ist durchweg ein- 
seitig. Die Frauen absolvieren eine Lehrzeit Ton 1 — 3 Monaten. Die 
Arbeiter sind zu einem yerschwindend kleinen Teil gelernte Buchbinder 
(Sortimenter), im übrigen aber auf mitunter sehr schwierige Fertigkeiten ein- 
gerichtete Spezialarbeiten. Von diesen Leuten sind nur wenige imstande, 
einen vollständigen Einband ordentlich herzustellen.') Ln ganzen Betrieb 
wird in der Regel auf „Stück und TeiP< gearbeitet; die Auüsicht führen 
Werkmeister und Vorarbeiter. 

Wie liegen demgegenüber die Verhältnisse in den Betrieben bis zu 
10 Personen? 

Zunächst ist hier der Unternehmer die Seele der praktischen Arbeit in 
der Werkstatt, er ist inmitten seiner Leute thätig, die schon deshalb ge- 
lernte Arbeiter sein müssen, weil die Arbeit sich äußerst wechselreich ge- 
staltet Es ist nicht möglich, jahraus jahrein einen Gehilfen mit derselben 
Teilarbeit zu beschäftigen. Die Arbeiter (Gesellen, Gehilfen) müssen daher 
in der Lage sein, ein Stück Arbeit in jedem Zustand übernehmen und 
vollenden zu können. Mit andern Worten: sie müssen die gesamte Pro- 
duktion regelrecht erlernt haben. Bei letzterer handelt es sich nicht allein 
um Massenherstellung, sondern vor allem um sogenannte Eundenarbeit 
Andererseits allerdings ist ein Betrieb von 8 — 12 Personen auch in der 
Lage, bei entsprechender Maschinenbenutzung Aufträge größeren Umfangs 
zu bewältigen. Er bedarf dann aber einer besonderen Einrichtimg ftLr diese 
spezielle Arbeit. 

Einen wichtigen Faktor weisen beide Betriebsgrößen — Handwerk und 



') Die Art des technischen Prozesses ist im ersten Abschnitt geschildert 
') Ausgenommen sind dabei die Arbeiter, welche ans kleineren Geschäften zum 
QroBbetrieb übergehen. 



76 I)i® Bachbinderei als Handwerk. 

Fabrik — gemeinsam anf. Die Produktion geschieht nicht für den 
Markt, sondern für einen direkten Kunden. Hier liegen die Ver- 
hältnisse anders als in fast sämtlichen Gewerbearten. Der Großbuchbinder 
ist für den Verleger thätig. Er produziert im Auftrage. 

Marktwaren y die Yon ihm selbst in den Handel gebracht werden, ver- 
fertigt er äußerst selten,^) es sei denn, daß es sich um Spezialartikel handelt 
Diese Unterscheidung kann also für uns nicht maßgebend sein. 

Im allgemeinen läßt sich von der Buchbinderei sagen, daß ein Betrieb 
mit 8 — 12 Personen noch die Merkmale handwerksmäßiger Thätigkeit auf- 
weist^ während die nächsten Stadien (12—30 Personen) als Mittelbetriebe 
— eingerichtet auf Einzel- und Partiearbeit — zu bezeichnen sind. Der 
eigentliche Großbetrieb setzt erst mit einem Personal von 30 — 40 Personen 
ein. Wollen wir aber die Zweiteilung vornehmen, fragen wir, ob Fabrik 
oder Handwerk, so kann die früher konstatierte Grenze maßgebend sein, sie 
ist gerade in der Buchbinderei vorzüglich gezogen. 



2. Die Lebensfähigkeit und Bentabilität der handwerksmäßig 

betriebenen Buchbinderei. 

Es ist angesichts der Unmöglichkeit, die Entwickelung der reinen 
Buchbinderei statistisch festzustellen, schwierig, auf Grund der Reichs- 
Statistik zu einem klaren Bild hinsichtlich der Lebensfähigkeit der Hand- 
werksbetriebe in der Buchbinderei zu kommen. Da aber ein anderer Weg 
nicht gegeben ist, muß der vorliegende beschritten werden; es wird also an 
der Hand der über die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ermittelten 
Zahlen (Tab. 1 — 3), unter Berücksichtigung der einschläglichen Verhältnisse, 
zu untersuchen sein^ welche Tendenz der thatsächlichen Entwickelung inne- 
wohnt Es kann naturgemäß von der Zu- oder Abnahme der Betriebe nicht 
ohne weiteres auf einen allgemeinen Fortschritt oder Bückgang geschlossen 
werden; denn die hier mitsprechenden wirtschaftlichen und mitunter poli- 
tischen Verhältnisse sind in ihren Folgen so verschieden, daß z. B. an ge- 
wissen Orten die Zahl der Betriebe abnimmt, weil in anderen Gegenden 
bestehende Buchbindereien durch billige Lieferung von Spezialartikeln (Ge- 
sangbücher, Geschäftsbücher, Bibeln, Schulbücher etc.), das Produktions- 



*) Die EkTeishaaptmamiBcfaaft in Leipzig hat sich auf diesen Umstand gestQtzt, ab 
sie entschied, daB sämtliche Bachbindereien Handwerke seien, welche der Innung anzu- 
gehören hätten. 



2. Die Lebensföhigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 77 

gebiet der einheimischen Buchbinderei schmälern, in welchem Fall nicht von 
einem allgemeinen BQckgang der Buchbinderei , sondern nur von einer 
Produktionsverschiebung die Bede sein kann. Andererseits ist es aber auch 
möglich, daß — z. B. in einer stark mit Landwirtschaft durchsetzten 
Gegend — infolge wirtschaftlichen Bückganges ganzer Bevölkerungsschichten 
die Nachfrage sich yermindert und infolgedessen die Produktion einge- 
schränkt werden muß. Hier handelt es sich dann um einen thatsächlichen 
Bückgang. 

Aber selbst die allgemeine Tendenz, die sich bezüglich der Gesamtheit 
der Betriebe und Personen zu erkennen giebt, genügt uns nicht Daß bei 
dem zunehmenden Wohlstand unseres Volkes als solchem, bei der immer 
mehr um sich greifenden litterarischen Produktion, bei dem verbesserten 
Schulwesen die Buchbinderei im Allgemeinen nicht schlecht fährt, bedarf 
keiner bestätigenden Untersuchung — das liegt auf der Hand. Auch ist es 
für unseren Zweck nicht hinreichend, die Entwickelung des Anteils, den 
die einzelnen Betriebsgrößen an der Gesamtproduktion haben, in ihren 
einzelnen Phasen zur Darstellung zu bringen, denn auch hier können die 
Zahlen nicht ohne weiteres maßgebend sein, da aus ihnen wohl die Zu- oder 
Abnahme, nicht aber die unter Umständen äußerst ungesunde Gestaltung 
gewisser Betriebsformen ersichtlich ist. Es mag Betriebsformen geben, die 
an und für sich ungesund und nicht existenzfähig sind, deren Abnahme also 
in gewisser Hinsicht einen Fortschritt bedeutet. Weshalb sollen bei Ein- 
führung der Gewerbefreiheity also bei der schrankenlosen Möglichkeit der 
Geschäftsgründung nicht Betriebsformen entstanden sein, die Ton vornherein 
den Todeskeim in sich trugen? Aus dem ganz natürlichen Verlauf dieses 
Prozesses aber eine Tendenz des allmählichen Verfalles konstruieren zu 
wollen, ist mindestens einseitig. 

In nachfolgender Untersuchung sollen zunächst die Handwerksbetriebe 
in ihrer Gesamtheit (1 — 10 Personen) den Fabrikbetrieben gegenüber gestellt 
werden. Unsere Tabellen bedürfen zu dem Zweck einer nochmaligen Durch- 
sicht Wollen wir aus den Zahlen eine thatsächliche Tendenz erkennen, so 
ist es unumgänglich notwendig, den Elinfluß gewisser Konzentrationsplätze 
auf die Gesamtentwickelung festzustellen. Für unsern Zweck handelt es 
sich zunächst um Leipzig, Berlin und Stuttgart. Es entsteht die Frage, ob 
die Ausdehnung des Großbetriebes an diesen Orten auf Kosten des Klein- 
betriebes vor sich gegangen ist, oder aber ob sie andern Ursachen zuge- 
schrieben werden kann; femer, ob das relativ langsame Wachsen der Hand- 
werksbetriebe unter allen Umständen auf einen Rückgang schließen läßt 



78 



Die Buchbinderei als Handwerk. 



Um das Entstehen der Großbuchbinderei zn veranschanlichen, ist es 
notwendig, einen Blick zu werfen auf die Bücherproduktion der in Betracht 
kommenden 20 Jahre. Wir werden finden, daß hier enorme Umwälzungen 
stattgefonden haben. Die gesamte litterarische Produktion Deutschlands hat 
sich in den beiden Dezennien nach 1870 fast verdoppelt 

Es erschienen: 

1870 .. . 9866 Werke, 

1890 . . . 18051 „ . 

Besonders stark ist die Zunahme seit den achtziger Jahren; sie beträgt 

(gegen 1880) im Jahre: 

1881 . . . 5,4 7o 

1882 . . . 15,8 „ 
1890 . . . 27,3 „ 

Eine ausführliche Übersicht über die litterarische Produktion dieser 
Zeit giebt folgende Tabelle.^) 

Im deutschen Buchhandel wurden verlegt: 



Jahr 


G(«aaint- 


Davon 


somme 


Berlin 


Leipzig 


1872 


11596 


1986 


1829 


1873 


11748 


1946 


1805 


1874 


12823 


2069 


2245 


1875 


12843 


2019 


2161 


1876 


12819 


1809 


1862 


1877 


13289 


2054 


2136 


1878 


13504 


2062 


1973 


1879 


13688 


2379 


2144 


1880 


14173 


2241 


2252 


1881 


14940 


2464 


2452 


1882 


.15045 


2275 


2628 


1883 


15474 


2434 


2624 


1884 


15964 


2529 


2761 


1885 


16414 


2743 


2664 


1886 


16605 


2666 


2914 


1887 


16982 


2661 


3022 


1888 


17560 


2941 


3099 


1889 


17121 


2789 


2989 


1890 


18051 


3127 


3122 



*) Die Zahlen sind größtenteils nach dem Werke „Köhler, Zur Entwickelungs- 
geschichte des Bachgewerbes'', Leipzig 1894, znsammensgetellt 



99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


»9 


99 


9* 


99 


99 


99 


99 


99 



2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 79 

Diejenigen Finnen^ welche für die litterarische Produktion durchweg 
in Betracht kommen^ die Verlagshäuser^ haben sich, soweit sie reinen Buch- 
verlag besorgen, yermehrt (gegen 1874): 

im Jahre 1875 um 3,8 7^ 

1877 „ 12,8 „ 

1879 „ 9,3 „ 

1881 „ 16,6 „ 

1883 „ 18,3 „ 

1885 „ 28,4 „ 

1887 „ 37,5 „ 

1889 „ 47,9 „ 

1891 „ 52,7 „ 

1894 „ 65,6 „ 

Aus diesen Zahlen dürfte zur Genüge hervorgehen, daß die alten 
graphischen Betriehsformen nicht in der Lage sein konnten, solch enormen 
Bedarf zu befriedigen. Elrst durch tief eingreifende technische Umwälzungen 
in der Buchdruckerei wurde es möglich, allen Anforderungen gerecht 
zu werden. Wie in der Buchdruckerei, so in der Buchbinderei. Eine 
Bewältigung derartiger Aufträge, wie sie nunmehr erfolgten, war den 
bisherigen Betrieben unmöglich, eine durchgreifende Erweiterung und Ver- 
vollständigung war die unausbleibliche Folge dieser gesteigerten Ansprüche. 
Die Grofibuchbindereien sind demnach nicht dadurch entstanden, daß sie 
nach und nach dem Kleinbuchbinder sein Arbeitsgebiet schmälerten, sondern 
sie sind gewissermaßen aus dem Boden gestampft, zur Befriedigung neuer, 
bisher nicht vorgelegener Bedürfnisse. Es ist daher eine völlig irrige 
Annahme, daß aus der raschen Vermehrung der Großbetriebe und ihres 
Personals der handwerksmäßigen Buchbinderei gegenüber, die Lebens- 
imfähigkeit letzterer hervorgehe. Wir haben allerdings gesehen, daß die 
Spezialisierung in gewisser Hinsicht das Produktionsgebiet der kleinen Buch- 
binderei schmälerte, die reine Großbuchbinderei aber fand ihre Existenz- 
bedingimgen in dem Aufblühen des deutschen Buchhandels. 

Diese Thatsache tritt auch in der Beichsstatistik deutlich hervor, was 
um so bemerkenswerter ist, als die Buchbinderei nicht gesondert von der 
Eartonnagefabrikation betrachtet werden kann. 

Würde die Ausdehnung der Großbuchbinderei auf Kosten der Hand- 
werksbetriebe vor sich gegangen sein, so müßte hinsichtlich der Zunahme 
der Betriebe und Personen, der Reichsdurchschnitt ohne Zweifel durch die 



80 



Die Buchbinderei als Handwerk. 



Eonzentrationsstätten stark beeinflußt sein. Das aber ist^ wie folgende Auf- 
stellung zeigte durchaus nicht der FalL 



Es wurden gezählt: 



Ort 


1875 


1895 


Berlin . . 
Leipzig 
Stuttgart . 


708 Betriebe mit 3660 Pers. 
165 „ „ 1585 „ 
76 „ „ 570 „ 


1082 Betriebe mit 8686 Pen. 
291 „ „ 5570 „ 
126 „ „ 1688 „ 




949 Betriebe mit 5815 Pers. 


1499 Betriebe mit 15944 Pen. 



Das übrige Beich wies auf: 



1875 . . . 10304 Betriebe mit 25519 Personen 
1895 . • . 13348 „ „ 51861 



w 



n 



Der Zunahmedurchschnitt des gesamten Reiches beträgt hinsichtlich 
der Betriebe 31,9 ^o^ hinsichtlich der Personen 116,4 7o- 01^°® die drei 
Großstädte zeigt das Beich eine Vermehrung der Betriebe von 29,5 ^^ und 
der Personen von 103,27o* ^^ ^st angesichts der Thatsache, daß in 
Berlin, Leipzig und Stuttgart die Betriebe sich um 57 7o vermehrten, die 
Personen aber um 174^/^ zunahmen, eine äußerst geringe Beeinflussung des 
Beichsdurchschnitts. 

Leider ist es nicht möglich, f&r die Jahre 1875 — 1895 den Vergleich 
auf der Grundlage unserer Zweiteilung (Fabrik und Handwerk) fortzuführen. 
Im Jahre 1875 ist bekanntlich nur unterschieden zwischen Betrieben bis 
zu 5 Gehilfen und Betrieben mit mehr als 5 Gehilfen. Aber selbst diese 
Einteilung läßt sich nur für Berlin vornehmen^ da Stuttgart und Leipzig 
1875 größeren Verwaltungsbezirken zugeteilt waren, die Besultate der Stadt- 
bezirke aber nicht besonders veröffentlicht sind.^) Es bleibt somit nichts 
anderes übrig, als an der Hand der Ehrgebnisse Berlins, der Ereishauptmann- 
schaft Leipzig und des Neckarkreises (mit Stuttgart) zu untersuchen, wie 
sich die Betriebs- und Personalentwickelung auf Grund der Einteilung 1 — 5 
und mehr als 5 Gehilfen gestaltet 



') Auch die Landeastatistik bietet hier keine Unterlagen. 



2. Die Lebenefthigkeit n. Eentabilit&t der handwerksmftfiig betriebenen Bucbbinderei. 81 





>) Betriebe bis zn 6 Oehilfan 


Betriebe mit mehr als 6 (Gehilfen 




Betriebe 


Personen 


Betriebe 


Personen 




1876 


1895 


1876 


1896 


1876 


1896 


1876 1895 


Ereishauptmann- 


















schaft Leipzig') . 


239 


291 


557 


690 


59 


165 


1833 


5294 


Neckarkreis') . . 


210 


270 


405 


489 


30 


57 


427 


1947 


Berlin*) .... 


616 


740 


1275 


1441 


92 


342 


2240 


7245 


Zusammen 


1065 


1301 


2237 


2620 


181 


564 


4500 


14486 


Oesamtreich . . 


10612 


12871 


18478 


22750 


641 


1976 


13146 


45055 


übriges Beich 


















(ohne Berlin, Leip- 


















zig TL Stuttgart) . 


9547 


11570 


16241 


20130 


460 


1412 


8646 


30569 



Es haben somit zugenommen im Beich (ohne Berlin^ Leipzig und 
Neckarkreis) die Betriebe bis zu 5 Gehilfen um 21,2% (21,2 7o)*) die in 
diesen Unternehmungen beschäftigten Personen um 23,9 % i^^fi^lo)' ^^^ 
Betriebe mit mehr als 5 Gehilfen um 207,3 7^^ (208,2%), das Personal 
dieser Betriebe um 253,6 7^ (242,7 7J. 

Hier zeigt sich sogar, daß das Personal der Betriebe mit über 
5 Gehilfen im übrigen Reich den Beichsdurchschnitt übersteigt. Des 
weiteren geht aber aus der Aufstellung mit eklatanter Gewißheit hervor, 
daß die Entwickelungstendenz nicht im mindesten durch die Zentralstätten 
beeinflußt wird, obgleich diese für sich eine bedeutend stärkere Zunahme 
aufvreisen. 

Wollen wir endlich noch an der Hand imserer Zweiteilung für die 
Jahre 1882 — 1895 die Entwickelung verfolgen, so ergiebt sich nachstehen- 
des Eesultat 

Die Betriebe in ihrer Gesamtheit haben sich vermehrt:^ 



>) Es sind Hanpt- und Nebenbetriebe gezfthlt 

*) Die Ergebnisse der Kreishaaptmannschaft Leipzig mußten für 1895 an der Hand 
der AmtBhauptmannBchaftszahlen und unter Benntzong der „Zeitschrift des Königl. 
Sächsischen statistischen Bureaus" Jahrgang 1899, S. 139 fg. geschätzt werden. 

*) Statistik des deutschen Reiches Bd. XXXIV, I S. 510 fg. Für 1895 sind die 
Zahlen dem Ergänzungsband I zu den württembergischen Jahrbüchern 2. Heft, S. 480 
entnommen. 

*) Siehe unter *) Absatz 1. 

^ In Klammem der Durchschnitt des Gesamtreiches. 

^ Auf Grund der Tabellen II und III zusammengestellt 

Harms, EntwlckelaxigBgeech. d. deatscben BachbindereL 6 



g2 Die Buchbinderei als Handwerk. 



M 


99 


W 


99 


11,1 „ 


n 


99 


99 


99 


6,5 „ 


» 


99 


99 


» 


7,1 „ 


w 


99 


99 


99 


127,6 „ 


w 


99 


99 


W 


104,8 „ 


9f 


99 


99 


99 


57,4 „ 


» 


99 


99 


99 


62,9 „ 



Ohne BerUn,!) Stuttgart^!) Leipzig^) um 12,1 % 

mit 

Die Handwerksbetriebe ohne 

„ „ mit 

Die Fabrikbetriebe ohne 

99 99 mit 

Das Personal aller Betriebe ohne 

99 99 99 W m^»* 

Von 100 Betrieben sind Handwerksbetriebe: 

1882 ohne die 3 Großstädte 95,4 7^ mit den Großstädten 95,8^0 
1895 „ „ 3 „ 93,5 „ „ „ „ 92,3 „ 

Es zeigt sich also i^it positiver Gewißheit^ daß von einer „Konzentration 
auf Kosten der Kleinbetriebe^' in keiner Weise die Rede sein kann. 
Die Buchbinderei Deutschlands hat sich ganz unbeeinflußt von den Zentral- 
stätten des Buchgewerbes entwickelt; für das Werden und Wachsen der 
Großbetriebe aber sind andere Ursachen maßgebend gewesen, Ursachen, die 
mit der Geschichte des deutschen Buchhandels zusammenhängen.^ 

Es fragt sich nun, ob der Großbetrieb nicht das Bestreben hat, über 
die eigentliche Yerlagsarbeit hinaus sein Produktionsgebiet mit der Zeit zu 
erweitem. Diese Frage ist unbedingt zu bejahen, denn eine solche Tendenz 
liegt im Wesen des Großbetriebes, der naturgemäß keine Grenzen für 
seine Wirksamkeit anerkennt Andererseits aber steht fest, daß in ^er 
Buchbinderei der Entfaltung des Großbetriebes durch Übergreifen auf 
das Handwerksgebiet thatsächlich eine Grenze gesetzt ist und zwar liegt 
diese in der Technik der beiderseitigen Betriebsformen. Es ist dem Groß- 
betrieb absolut unmöglich, das Einbinden einzelner Bücher vorzunehmen, 
es widerspricht das dem ganzen Prinzip seiner Arbeitsmethode. Übernimmt 



^) Hier alB Stadtgebiet aufgefaßt 

*) £8 könnte hier eingewandt werden, daß bei dem Vergleich die Kartonnage- 
industrie zn unrecht mit verrechnet sei, dem gegenüber ist zn bemerken, daß zwar die 
Kartonnageindustrie nicht ausschließlich auf Kosten der Bachbinderei groß geworden ist, 
daß sie ihr aber ein gut Stück des Ptoduktionsgebietes genommen hat Dabei muß 
allerdings zugegeben werden, daß ohne die Kartonnageindustrie die Zahlen vielleicht ein 
wenig anders lauten würden, wirklich beeinflussen aber kann sie das Bild nicht; der 
Reichsdurchschnitt würde vielleicht in den Fallen niedriger sein, wo die Betriebe und 
Personen im übrigen Reich eine höhere Ziffer aufweisen. An unserem Resultat aber 
wird dadurch nichts geändert. 



2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilität der handwerkamftßig betriebenen Buchbinderei. 88 

er aber trotzdem solche Aufträge^ 60 muß er sie durch gelernte Arbeiter 
nach dem Prinzip der handwerksmäßigen Buchbinderei besorgen lassen; 
hierdurch aber arbeitet er eher teurer als billiger denn der Handwerker. 
Von einem „Ansichreißen der Handwerksarbeit" kann also auch f&r die 
Folge nicht die Eede sein.^) 

Die Ansicht, daß durch die zunehmende Gewohnheit, die Bücher 
gebunden auf den Markt zu bringen, der Provinzbuchbinder doch noch 
überflüssig werde, ist irrig. Wohl spielt das gebundene Buch heute eine 
große Solle, trotzdem aber kommen fast alle wissenschaftlichen Werke — 
mit Ausnahme der Lehrbücher — broschiert auf den Markt. Das wird aus 
zwei Gründen auch künftig so bleiben, einmal weil' der Verleger nicht 
geneigt ist, sein Bisiko noch zu Tergrößem und dann weil sog. „Ansichts- 
sachen'^ wenn sie beschnitten sind, Tom Kunden gelesen werden können 
und infolgedessen weniger Käufer finden. Die handwerksmäßig betriebene 
Buchbinderei hat also heute trotz der Großbuchbinderei ein größeres 
Arbeitsgebiet — soweit das Buch einbinden in Betracht kommt — als in 
früheren Jahren. 

Die Untersuchungen des Vereins ftir Sozialpolitik erstrecken sich, 
soweit es sich um größere Arbeiten handelt, auf die Buchbindereien 
Leipzigs, Stuttgarts und Berlins.^ Die Zusammenstellung ist eine äußerst 
unglückliche, da auf diese Weise nur die Zentralstätten der Buchbinderei 
näher untersucht sind. Irgend welcher Schluß für das Reich kann aus 
diesen Arbeiten naturgemäß nicht gezogen werden. Im Gegenteil! Die 
Verfasser gehen von vollständig irrigen Voraussetzungen aus,^ sie 
untersuchen die Konkurrenzfähigkeit der kleineren Betriebe, und 
da hier das urteil für die Handwerksbetriebe ein ungünstiges ist^ malen 
sie deren Zukunft in den düstersten Farben.^) Die Lage der handwerks- 
mäßig betriebenen Buchbinderei wird von diesen Verfassern zu sehr nach 
den großen Fabrikbetrieben beurteilt und dadei angenommen, daß der 
Großbetrieb die Arbeit des Handwerks absorbiere. Nun muß allerdings 
zugegeben werden, daß diese Annahme, so grundfalsch sie ist, in Leipzig 



^) Etwas anders liegt die Sache bei den Mittelbetrieben, doch wird darauf noch 
besonders zurückzukommen sein. 

>) Schriften des „Vereins für Sozialpolitik" a. a. 0. Bd. LXVIII (5), S. 309 fg. 
Bd. LXVI (3), S. 309 fg., Bd. LXIX (8), S. 377 fg. 

") Abgesehen von der Stuttgarter Arbeit des Herrn Dr. Trüdinger Bd. VIII (69). 

*) Besonders der Leipziger Bearbeiter, der übrigens durchweg schlecht informiert ist 

6* 



84 I^ie Buchbinderei als Handwerk. 

und Berlin nahe liegt, denn da hier vor yier Dezennien noch sämtliche 
Buchbindereien Handwerksbetriebe waren, an dem Aufschwung des Buch- 
handels aber nur wenige Firmen teilnahmen, so kann der Gedanke an eine 
Verdrängung sehr wohl aufkonimen. Die Statistik zeigt nun aber, daß die 
Betriebe bis zu 10 Personen in Leipzig, Berlin und Stuttgart seit 1882 eine 
Zunahme von 8 ^/^ aufweisen, während die Vermehrung im Beich nur 7,P/q 
beträgt Auf einen Niedergang läßt das nicht schließen, wenngleich die 
Verhältnisse in den großstädtischen Handwerksbetrieben nicht immer gesund 
sind. Der Handwerker verkennt hier seine thatsächliche Lage, er macht 
verzweifelte Anstrengungen, um mit den größeren Firmen konkurrieren zu 
können, er übemimi]&t Aufträge, die er in den seltensten Fällen rationell 
ausführen kann. Es ist zu verstehen, daß er angesichts solcher Zustände 
mißmutig wird, daß nach seiner Meinung nur die „Großen'' die Schuld an 
dieser Gestaltung der Dinge tragen; sind es doch ehemalige Kollegen, die 
sich vor seinen Augen derart emporarbeiteten, was liegt hier näher als der 
Gedanke: auf meine Kosten. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, daß die 
handwerksmäßigen Betriebe der buchgewerblichen Hauptplätze in den 
nächsten Jahren auch der Zahl nach zurückgehen werden. Gerade in 
diesen Städten greift die Spezialisation immer weiter um sich, ein Ersatz 
ftir das Verlorene aber wird den Buchbindern nicht, da die Einrichtung 
von Ladengeschäften mit Kosten verbunden ist, die der Handwerker in der 
Begel nicht zu erschwingen vermag. 

Wenn nun im Allgemeinen eine „Verdrängung'' des Handwerks durch 
die Großbuchbinderei nicht stattgefunden hat, so entsteht doch die Frage, 
weshalb denn die Betriebe bis zu 10 Personen nur 7,1 ^/^ zugenommen 
haben, während die Bevölkerung Deutschlands in derselben Zeit um 1 4,3 % 
gewachsen ist 

Darauf ist zunächst zu antworten, daß die Zunahme der Bevölkerung 
für die Entwickelung der Buchbinderei nicht maßgebend sein kann. Wohl 
darf dieser Vergleich gezogen werden, wenn es sich darum handelt, im all- 
gemeinen den Fortschritt zu erkennen; denn es ist unter allen umständen 
ein gutes Zeichen, wenn der Anteil der Erwerbsthätigen an der Gesamt- 
bevölkerang im Steigen begriffen ist Zeigt aber die Bevölkerung eine 
stärkere Vermehrung als die Betriebe, so ist das für die Entwickelung der 
Buchbinderei nicht immer ein schlechtes Zeichen, so sehr dies bei den 
Nahrungsmittel produzierenden Handwerkern der Fall sein mag. Denn 
ganze Schichten der Bevölkerung, die sich aus niederen Lohn- oder Land- 
arbeitern und sonstigen geistig weniger interessierten Leuten zusammensetzen» 



2. Die Lebensfthigkeit u. Rentabilit&t der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 85 

die aber an der Yermeliruiig der Bevölkerung einen relativ hohen Anteil 
haben, sind keine Kunden des Buchbinders. In den seltensten Fällen 
werden sie mit diesem in seiner Eigenschaft als Handwerker zusammen- 
kommen;^) ihre wenigen Bücher — oft nur Gesangbuch und Bibel — 
kaufen sie gebunden. Diese Bevölkerung kann demnach nicht als Maßstab 
für die Tendenzen in der handwerksmäßigen Buchbinderei betrachtet 
werden. Eher könnte man aus dem starken Wachstum dieser Bevölkerungs- 
schichten eine Gefahr f&r den Buchbinder konstruieren^ denn dem Arbeiter, 
der eine Reihe von Kindern mit Brot zu versorgen hat, stehen naturgemäß 
f&r die Befriedigung geistiger Bedürfiiisse keine großen Mittel zur Ver- 
fügung; ähnlich geht es in gleicher Lage vielen Bauern, Handwerkern und 
Beamten. Der Buchbinder kann nur bei einem gewissen Wohlstand existieren, 
eine unverhältnismäßig stark zunehmende Bevölkerung aber zeitigt einen 
solchen in den breiteren Massen der Bevölkerung nicht, es ist daher grund- 
sätzlich falsch, die Entwickelung der Buchbinderei als annormal zu be- 
zeichnen, weil sie mit der Vermehrung der Bevölkerung nicht gleichen 
Schritt hält. 

Andererseits muß in Beantwortung obiger Frage allerdings zugegeben 
werden, daß dem Provinzialbuchbinder in den letzten 30 Jahren sein 
Produktionsgebiet enorm geschmälert wurde. Durch die im ersten 
Abschnitt dargelegte Spezialisation hat er nach und nach die Vielseitigkeit 
seiner Produktion wesentlich einschränken müssen, es sei nur an die Ge- 
schäftsbücher, Bibeln, Gesangbücher, Schulhefte etc. erinnert, Artikel, die 
früher auf der Werkstatt des Buchbinders angefertigt wurden, die aber nun 
längst fabrikmäßig produziert werden. Indes ist ihm in gewisser Beziehung 
Ersatz geworden. Ungebundene Bücher giebt es heute, trotz allem, zweifellos 
mehr denn je zuvor. 

Die dritte Antwort auf unsere Frage aber erklärt das relativ geringe 
Wachsen dem gesteigerten Bedarf gegenüber, mit der zunehmenden 
Leistungsfähigkeit der Handwerksbetriebe. Gerade darin dürfte der 
Schwerpunkt besagter Erscheinung liegen. Es wird bei der Beurteilung 
der Handwerker&age viel zu wenig berücksichtigt, daß schon deshalb eine 
starke Vermehrung der Betriebe und des Personals nicht denkbar ist, weil 
jeder einzelne Betrieb heute weit mehr leistet als früher. Ein modemer 
Handwerksbetrieb mit zeitgemäßem Werkzeug und 2 — 3 Hilfsmaschinen, 
aber ohne Gehilfen, vermag mehr Aufträge zu erledigen, als derselbe 



') Zum TeU frequentieren sie das Ladengeschäft des Buchbinders. 



86 I^ie Bachbinderei als Handwerk. 

Betrieb mit zwei Gehilfen vor 30 Jahren. Aus dieser Verminderong des 
Personals darf doch keineswegs auf einen Rückgang des betreffenden Unter- 
nehmens geschlossen werden. Was hier im einzelnen zutrifft, das spielt in 
der Gesamtheit eine große Bolle. Die Statistik des Reiches redet Ton 
diesem Gesichtswinkel aus eine ganz andere Sprache. 

In den kleineren Buchbindereien ist die Leistungsfähigkeit in den 
letzten Jahrzehnten stark gesteigert worden. Es ist bereits im ersten Ab- 
schnitt ausgeführt, daß äußerst rationelle Maschinen gerade den (Qeinbetrieb 
technisch vervollständigten. Es giebt heute kaum einen Buchbinder ohne 
Beschneidemaschine, die größere Anzahl der Betriebe weist sogar eine 
Pappschere au£^) Beide Maschinen aber ersetzen bei entsprechender Aus- 
nützung mindestens eine Arbeitskraft. 

Von der großen Menge der in Deutschland aufgestellten Buchbinderei- 
maschinen kann man sich nach der Produktionsstatistik der Maschinen- 
fabrik Karl Krause, Leipzig, einen annähernden Begriff machen.^ 

Die Firma lieferte an deutsche Abnehmer:^ 

1860 ... 59 Maschinen bei 15 beschäftigten Personen 
1870 .. . 340 „ „ 76 „ „ 

»> V ^96 „ „ 

n » 553 ,, „ 

Das ist ein Teil des deutschen Absatzes einer Firma, es giebt aber 
ca. 20 Buchbinderei-Maschinenfabriken in Deutschland. Die Mehrzahl dieser 
Maschinen ist in Handwerksbetrieben aufgestellt; es erhellt, daß deren 
Leistungsfähigkeit dadurch in hohem Maße gesteigert wurde. Die größeren 
Anforderungen an die Buchbinderei brauchten sich also keineswegs in einer 
Vermehrung der Betriebe zu zeigen, dem steigenden Bedarf konnte ein 
quantitativ und qualitativ besseres Können gegenüber gestellt werden. 
Würden die Handwerksbetriebe in ihrer primitiven Form weiter bestanden 
haben, so hätte sich die Zahl der Unternehmungen ohne Zweifel stark ver- 
mehren müssen. Bei der fortschreitenden Technik aber lag das Gegenteil 



1880 . . 


. 600 


1885 . . 


. 925 


1890 . . 


. 1314 


1895 . . 


. 2000 


1899 . . 


. 2142 



^ Der Preis beider Maschinen belflaft sich auf 500—600 Mark. 
*) Die Reichsstatistik zählt keine Buchbindereimaachinen auf. 
^ Auf Grand aathentischen Materials zusammengestellt 



2. Die Lebensfähigkeit u. Bentabilitftt der handwerksmäßig betriebenen Bachbinderei. 87 

nahe. Ist die Entwickelang trotzdem andere Wege gegangen, so spricht 
das entschieden für die Existenzfahigkeit dieser Betriebsform. — 

Es erübrigt sich noch, an dieser Stelle die Frage der wirtschaftlichen 
Bedentang des Eanstgewerbes zur Sprache za bringen. 

Es gab eine Zeit, in der man sich von der Wiederbelebang des Kanst- 
handwerkes Großes versprach; namentlich in den 80er Jahren herrschte die 
Ansicht, daß bei der Massenprodaktion die künstlerische Spitze verloren 
gegangen, die wiedereinzubringen aber Sache des Handwerks seL Der 
Ennsthandwerker sollte der Massenproduktion^ von der damals noch das 
Wort ,,billig und schlecht'^ zirkulierte, eine wirklich gute Handwerksware 
gegenüberstellen. Wie Pilze schössen die Fachschulen aus der Erde, Staat 
und Gemeinde thaten das Ihrige um dem neuen üniversalheilmittel Ein- 
gang zu verscha£fen. Noch einmal zeigte sich die ganze Erafb des 
deutschen Handwerks, in eiserner Anklammerung an „die neue Lehre'' 
wurde überall das Dogma vom Eunsthandwerk verkündet Auch in der 
Buchbinderei erinnerte man sich der Zeiten Groliers, Majolas, 
Attavantes und anderer Meister.^) Längst vergessene Vorbilder früherer 
Jahrhunderte, Meisterwerke der Ornamentik und der Plastik wurden aus 
den Museen hervorgeholt Es ist bereits dargestellt, wie weit man es in 
verhältnismäßig kurzer Zeit damit brachte. 

Und doch hat man die hochgespannten Hofihungen sehr bald herunter- 
schrauben müssen, der Begeisterung folgte bald die Einsicht, daß ein Eunst- 
handwerk als solches nicht bestehen könne. In Deutschland fehlt dem 
großen Publikum der Sinn und vielleicht auch das Geld für künstlerische 
Bucheinbände. Dazu kommt noch, daß sich die Großbuchbinderei der 
kunstgewerblichen Buchausstattung bemächtigte. In Hamburg z. B. besteht 
eine große Fabrik für Leder Schnittwaren, in Leipzig aber beschäftigt jede 
Großbachbinderei 1 — 2 Eunstbuchbinder. Seitdem nun neuerdings Diplom- 
und Glückwunschmappen durch Eombination von Hand- und Preßver- 
goldung verziert werden, ist der Großbetrieb bei deren Anfertigung ent- 
schieden im Vorteil. Außerdem Uefert die Großbuchbinderei derartige 
kunstgewerbliche Arbeiten in der Eegel weniger um des Verdienstes willen, 
sondern des Renommees wegen; dadurch aber wird die Eonkurrenz des 
eigentlichen Eunstbuchbinders illusorisch. 

Trotz alle dem sollte auf die kunstgewerbliche Ausbildung des jungen 
Buchbinders das größte Gewicht gelegt werden. Wenn schon die Eonst 



') Siehe Abschnitt I, 4 dieser Darstellung. 



88 Die Bnchbinderei als Handwerk. 

ihren Meister nicht ernährt, so erleichtert sie ihm doch seinen Lebenserwerb. 
Aber ganz abgesehen davon, weckt sie die erfindende Kraft im Handwerk, 
lehrt sie den Meister, sich höher zu werten. Der Eunstbuchbinder ist im- 
stande, sich den Wünschen des Publikums anzupassen, er klammert sich 
nicht an überkommene Arbeitsmethode, er weiß gewissermaßen jedem Stück 
Arbeit einen individuellen Charakter zu geben. Daß solche Fertigkeit dann 
auch besser bezahlt wird, liegt auf der Hand. Gerade das Buchbinder- 
gewerbe hat alle Ursache, durch künstlerische Ausstattung seiner Einbände 
und durch entsprechende Beeinflussung des Publikums für höhere Ent- 
schädigung seiner Leistungen Sorge zu tragen. Ja, man darf wohl sagen, 
daß der gelernte Buchbinder unter allen umständen kunstgewerblich aus- 
gebildet werden sollte. Es ist darunter nicht allein der Lederschnitt, und 
die komplizierte Handvergoldung mit Lederauflage zu verstehen, sondern 
vor allem die Technik des feinen Bucheinbandes; diese darf getrost als 
kunstgewerbliche Arbeit bezeichnet werden. Es kommen bei den Halb- und 
Ganzfranzbänden so viele Kunstgriffe in Frage, daß eine intensive Aus- 
bildung darin unerläßlich ist 

Die Forderung einer praktischen und theoretischen Durchbildung des 
Buchbinders ist demnach aus technischen und wirtschaftlichen Gründen 
wohlberechtigt, wenngleich ein besonderes Kunstgewerbe seine Lebens- 
bedingungen in Deutschland nicht findet. 

Haben wir nun an der Hand der Entwickelung die Lebensfähigkeit der 
handwerksmäßigen Buchbinderei im allgemeinen zugeben müssen, so bleibt 
noch zu erörtern, ob ein Betrieb kleineren ümfanges, bei hinreichender 
Beschäftigung, seinem Lihaber ein auskömmliches Dasein garantiert 
Die Buchbinderei gehört, soweit sie sich mit dem Einbinden von Büchern 
beschäftigt, nicht zu denjenigen Gewerben, die irgend welches Produkt aus 
den Rohmaterialien heraus erstehen lassen. Der Kunde bringt ein an sich 
fertiges Fabrikat — das broschierte Buch zum Meister, der es nur umge- 
stalten, zum Gebrauch handlicher machen soll. Der eigentliche 
Wert des Gutes liegt in den Druckbogen, der Buchbinder kann mit seiner 
Arbeit diesen subjektiven Wert nicht erhöhen^), wohl aber den Gebrauchs- 
wert durch die Güte seines Einbandes etwas beeinflussen. Seine Arbeit ist 
also nebensächlicher Art, sie hängt nicht ausschließlich von dem Vor- 
handensein gewisser Rohmaterialien ab — Kleister, Leim, Leder, Papier etc. 
— sondern sie bedarf als unmittelbare Voraussetzung eines fertigen Pro- 



^) Abgeseben von Kunsteinbänden. 



2. Die Lebensfthigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 89 

dnktes.^) Die ganz natürliche Folge hiervon ist, daß die Kosten der üm- 
gestaltung f&r den Oebranch, als zum eigentlichen Preis hinzukommend 
betrachtet, und demnach in der Regel möglichst niedrig gewünscht werden.^ 
Anders ist es bei den Luxuseinbänden, die nicht selten für den Gesamtpreis 
des Buches maßgebend sind. Der Eleinbnchbinder aber dient einer Be- 
dürfnisbefriedignng^ deren Wert erst sekundär in Frage kommt, deren Preis 
sich nach obigem Maßstab regelt *) Der Abonnent einer Zeitschrift z. B. 
wird diese am Schluß des Jahres nicht deshalb einbinden lassen, weil er 
den zweckdienlichen Wert derselben erhöhen möchte, sondern nur weil er 
sich in bessereUi bequemeren und dauernden Genuß des durch den Inhalt 
der Zeitschrift Gebotenen setzen wilL Es ist für die Aufbewahrung und 
den Gebrauch praktischer, die losen Blätter zu einem Ganzen zu yer- 
einigen. Diese Manipulation aber bringt dem Abonnenten keinen neuen 
materiellen oder ideellen Gewinn aus seiner Zeitschrift; er hat deshalb auch 
das Empfinden, daß der Buchbinder ihm für sein Geld etwas wirklich Pro- 
duktires, ihm persönlich Wertvolles, nicht biete — Veranlassung genug für 
ihn, den Preis des Einbandes möglichst zu drücken. 

Der Buchbinder ist also in der Begel weder Produzent des Buches noch 
ümgestalter desselben in veredelndem Sinne; er bewirkt lediglich eine 
bessere Eonservierung der Druckbogen. Es liegt auf der Hand, daß 
der kleinere Buchbinder nur bei billiger Preisstellung von größeren Schichten 
des Volkes in Anspruch genommen wird. 

Doch giebt es noch weitere Ursachen für die geringe Bentabilität der 
handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei; die Verhältnisse sind aber bei 
den einzelnen Betriebsgrößen verschieden, so daß darauf bei deren Er- 
örterung besonders hingewiesen werden muß. Im allgemeinen aber beruht 
die geringe Wertung der Handwerksarbeit in dem Charakter der Buch- 
binderei, so daß es sich um eine neue Erscheinung nicht handelt Die Ur- 
kunden der Innungen berichten immer wieder von dem Bestreben der Buch- 



^) Selbst wenn man ein broschiertes Buch als „fertig" nicht gelten lassen will, 
handelt es sich doch immer noch nm ein Halbfi&brikat 

*) Es kommt hier nicht in Betracht, ob es sich um hohe Monopolpreise oder 
um auf großen Absatz hinzielende Spekulationspreise handelt, denn in ersterem 
Falle „kostet das Bach so wie so schon genug'* und im andern Falle „kann doch der 
Einband nicht mehr als das ganze Buch kosten''. 

*) Selbstverständlich giebt es auch hier Ausnahmefälle, in denen ein guter 
Einband gewünscht wird ohne besondere Rücksicht auf den Preis, doch überschfttze man 
diese Qualitätskundschaft nicht 



90 I^ie Bachbinderei als Handwerk. 

binder, ihren Verdienst zu yergrößem; das Handwerk allein kann sie nicht 
ernähren, sie suchen sich früh Nebenerwerb, daher auch der Streit mit den 
Buchhändlern und „Eramem'' um den Handel mit Büchern und Schreib- 
artikeln. Bereits 1741 schrieb Prediger:^) „Wie kommt es nun^ daß es 
so wenige Buchbinder giebet^ die bey ihrer sauren und kürzlichen Profession 
nichts vor sich bringen können und es ihnen die schlechteste Handthierung 
öfters zuvor thut?'' Eine seiner Antworten hierauf ist, daß dies nicht selten 
an der ,,üblen faulen Frau" liege, „welche sich zum Planieren, Falsen, Be- 
stechen etc. nicht applizieren will, des Falsen und Heften sich entschlagen, 
und lieber das Spinnen abwarten, als dem Mann mit Handwerkshilfen an 
die Hand zu gehen; bey solchen Umständen ist es kein Wunder, wenn der 
beste Mann nichts vor sich bringen kann'^ 

Der Buchbinder war demnach in den meisten Fällen auf die Mithilfe 
seiner Frau angewiesen, verrichtete diese nicht die leichteren Arbeiten, so 
war es ihm unmöglich im Geschäft vorwärts zu kommen.^ 

Im wesentlichen ist das bei den kleineren Handwerksbetrieben auch heute 
noch so. Allerdings ist die Frau auf der Werkstatt eine seltene Erscheinung, 
dafür aber nimmt sie das Ladengeschäft wahr, auf dessen Ertrag 
der Buchbinder angewiesen ist In kleineren und mittleren Städten liegt 
der Papier- und Schreibwarenhandel fast ganz in den Händen der 
ortsanwesenden selbständigen Buchbinder.^ Abgesehen von verschiedenen 
Ausnahmen, dürfte es hier Betriebe ohne Ladengeschäft kaum geben, allen- 
falls in Industrie- und Universitätsstädten. Während der Mann auf der 
Werkstatt beschäftigt ist, nehmen die Frau oder erwachsene Töchter den 



*) Prediger, a. a. 0. Bd. I, S. 210, 212. 

*) Die Mithilfe der Frau steht auch im Zosammenhang mit den historisch ge- 
wordenen niedrigen Preisen der buchbinderischen Handwerksprodokte; die Arbeit der 
Frau wurde bei der Kalkulation nicht in Anrechnung gebracht „dieweil sie nichts 
kosten that'^ Daraus ergab sich dann, daß die nur mit Gresellen arbeitenden Betriebe 
ebenfalls zu diesen Preisen liefern mußten. Daher auch die enorm lange Arbeitszeit 
der Gehilfen, welche im Winter von morgens 5 bis abends 9 Uhr, im Sommer von 
4 — 8 Uhr in der Werkstatt thfttig waren. (Vergl. Kofel, Chronik der Buchbinderinnung 
Fu Leipzig, 1894, S. 11.) 

*) Auch dieser Umstand spielt bei der Preisstellung eine Bolle, denn da der 
Betriebsinhaber nicht ausschließlich auf den Verdienst seiner Werkstatt angewiesen ist, 
übernimmt er des öfteren Auftrage zu einem Preise, der ihm immerhin noch einen 
kleinen, aber keinen entsprechenden B^inertrag abwirft Die Konkurrenz anderer kleiner 
Firmen ohne Ladengeschäft ist dabei fast ausgeschlossen. Bei einer Konkurrenz gleich- 
gestellter Betriebe aber liegt die Gefahr des Unterbietens nahe. 



2. Die Lebensfähigkeit u Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 91 

Verkauf der Ladenartikel war. In vielen Fällen ist die Buchbinderei sogar 
nebensächliche Erwerbsquelle. Man kann mit dieser Wandlung in der Be- 
schäftigung der Frau zufrieden sein, denn mit gesundheitlichen oder 
sozialen Schäden ist diese Thätigkeit nicht verbunden. 

Das Ladengeschäft ist aber auch für den ununterbrochenen Betrieb 
der Buchbinderei von Wichtigkeit, denn in der sog. toten Zeit — vor- 
nehmlich im Sommer — kann fbr den Laden gearbeitet werden; die Zeit 
der Geschäftsstille währt in der Buchbinderei oft monatelang. 

Es liegt auf der Hand, daB die Möglichkeit der Anfertigung von 
Heften, Kasten, Notizbüchern, Diarien u. dergl. einen wünschenswerten Aus- 
gleich herbeiführt 

Auch in anderer Beziehung ist das Ladengeschäft von Wichtigkeit, es 
führt dem Buchbinder einen Teil des Ertrages der ihm früher 
entzogenen Spezialarbeit wieder zu. Durch den Verkauf von Ge- 
schäftsbüchern, Bibeln, Gesangbüchern, Albums und Lederwaren sind ihm 
neue Einnahmen geworden. Im Grunde genommen handelt es sich dabei 
nur um eine Verschiebung der Erwerbsquelle, denn was er früher durch 
seiner Hände Arbeit verdiente^ das wird ihm jetzt an denselben 
Artikeln weit müheloser durch sein Ladengeschäft. 

Die Verbindung der Buchbinderei mit dem Papier- und Schreibwaren- 
handel ist daher zu begrüßen; sie giebt dem Buchbinder zum Teil Ver- 
lorenes wieder, zum Teil aber bietet sie ihm Ersatz für die geringe Ben- 
tabilität seines Betriebes. Li allen Städten, wo diese Vereinigung Platz 
greift, gehört das Buchhindergewerbe zu den wohlsituierten, wo aber die 
Buchbinderei kleineren Umfanges lediglich als solche besteht, prosperiert 
sie relativ ungünstig auch dann, wenn sie genügend beschäftigt ist. 

Zur Vervollständigung unserer Untersuchung ist es nun noch notwendig, 
die einzelnen Betriebsgrößen innerhalb des Handwerks und die sog. 
Mittelbetriebe hinsichtlich ihrer Rentabilität gesondert zur Darstellung zu 
bringen. 

Beginnen wir mit den Alleinbetrieben. 

Die Statistik zeigt hier eine ganz geringe Zunahme; nach der allge- 
meinen Lage aber dürfen wir auf einen Stillstand in der Entwickelung 
schließen. 

Was ergiebt sich daraus? 

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß von vielen Seiten der Allein- 
betrieb als die typische Form des Handwerks angesehen wird. Wollten wir 
uns diesem Urteil anschließen, so stände es um die handwerksmäßige Buch- 



92 Die Buchbinderei als Handwerk. 

binderei allerdings schlecht Ist aber eine solche AofFassung im allgemeinen 
schon hinfällig, so trifft sie für die Buchbinderei ganz und gar nicht zu. 
Der Alleinbetrieb ohne Ladengeschäft, bei dem die oben besprochenen um- 
stände am meisten zusammenwirken, bietet seinem Inhaber im HöchstfaUe 
eine äußerst primitive Existenz. Würden wir in der Statistik die Fälle aus- 
scheiden können, in denen diese Betriebsform mit einem Papier- und 
Schreibwarenhandel yerbunden ist,^) so würde die Zahl der Alleinbetriebe 
wesentlich zusammenschmelzen. Aber auch dann könnte von wirklichen 
Alleinbetrieben kaum die Bede sein, da die Mitarbeit der Familien- 
angehörigen in solchem Falle unerläßlich ist Die Gewerbestatistik weist 
1895 allerdings nur ca. 900 mitarbeitende Familienangehörige auf; die Zahl 
bleibt indes hinter der Wirklichkeit weit zurück, da sie allein in Berlin 
und Leipzig größer ist Diese Differenz ist darauf zurückzufahren, daß der 
Begriff „mitarbeitende FamiUenangehörige« oft total falsch verstanden wird; 
mitunter aber auch falsche Scham die Leute abhält, der Wahrheit gemäß 
zu berichten. 

Wie aber kommt es, daß gerade der Kleinbetrieb sich so schlecht 
rentiert? 

Abgesehen von den bereits dargelegten allgemeinen Gründen liegt hier 
die Ursache in dem technischen Prozeß des Bucheinbandes. Es müssen 
dabei eine Anzahl kleine Arbeiten yorgenommen werden, die an sich un- 
entbehrlich, im übrigen aber zeitraubend und unbedeutend sind. Ist nun 
keine minder bezahlte Kraft im Betriebe, die solche Arbeit verrichten kann, 
wie z. B. das Auseinandernehmen und Nachfalzen der Bogen, das Bünde- 
aufschaben, das Fälzeankleben, das Kaptalen etc., oder sind mitarbeitende 
Familienangehörige nicht vorhanden, so muß der Meister diese nebensäch- 
liche Arbeit selbst verrichten und damit einen großen Teil seiner Zeit zu- 
bringen. Ferner lohnt es sich nicht, ein einzelnes Buch zu verarbeiten.^ 
Der Buchbinder läßt deshalb gern eine Anzahl zusammenkommen, um die 



^) Nicht selten auch Tabak- und Cigarrenhandel. 

') Damit soll nicht gesagt sein, daß auch in der kleineren Buchbinderei das Prinzip 
der Massenarbeit notwendig ist, es handelt sich vielmehr um rein handwerksmäßige 
Thätigkeiten, nur daß bei einer Arbeitsansammlung dieselben gleichzeitig an mehreren 
Büchern vorgenommen werden können; eine Arbeitsteilung derart, daß der eine heftet, 
der andere beschneidet etc., findet dabei nicht statt, sondern es nimmt derselbe Arbeiter 
gleichzeitig mehrere Bücher (möglichst gleichen Formats) in Angriff; es werden auf 
diese Weise die notwendigen Vorarbeiten (das Aufspannen der Heftlade, das Leimen, 
das Abpressen, das Einsägen u. dergl.) vereinfacht. 



2. Die Lebensfähigkeit n. Rentabilität der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 93 

- — ■ - ^ — ■■ ■ ■ ■ - ■ ■ I 

Vorbereitnngszeit zu reduzieren. Der Alleinbuchbinder aber kann nicht 
immer warten, bis sich ein Vorrat von Büchern angesammelt hat, er muß 
die Arbeit so yomehmen, wie sie ihm ins Haus kommt. Damit aber be- 
findet er sich seinem größeren Eonkurrenten gegenüber von vornherein im 
Nachteil 

Die Ursachen für den Niedergang des Alleinbetriebes ohne Laden- 
geschäft sind daher durchaus natürliche, in der wirtschaftlichen und tech- 
nischen Eigenart der Buchbinderei wohl begründete. Mag die eingangs auf- 
gestellte Behauptung, nach der in der Zunftzeit Meister, Geselle und 
Lehrling typisch für den Handwerksbetrieb waren, für einzelne Gewerbe- 
arten nicht zutreffen — in der Buchbinderei ist der wirkliche Alleinbetrieb 
auch firüher unmöglich gewesen; wo er in den 60er Jabren in größerer 
Anzahl erstand, da muß er bei der stets zunehmenden Verschärfung des 
Konkurrenzkampfes mit der Zeit yerschwinden. Wir haben keine Ursache, 
darüber zu klagen, denn eine Betriebsform, die nur durch menschen- 
unwürdige Ausnutzung der Arbeitskraft ihr Dasein behaupten kann, steht 
sowohl dem Erwerbsleben als dem sozialen Fortschritt im Wege.^) 

Die nächstfolgende Betriebsgröße (1 — 5 Personen) zeigt eine Zunahme 
von 283 Betrieben oder 5,1 ^o» ^® ^^ ^^^ Personen vermehrte sich um 
1355, das sind 8,3^1^. Für diesen Betriebsumfang kommen besonders die 
Ausführungen hinsichtlich der erhöhten Leistungsfähigkeit in Betracht, auch 
ist hier der Verlust durch die Spezialisation am größten gewesen. Wenn 
wir trotzdem ein Wachsen sowohl der Betriebe als des Personals sehen, so 
deutet das entschieden auf eine Lebensfähigkeit hin. 

Hinsichtlich der Rentabilität müssen auch hier, soweit es sich um Be- 
triebe von 2 — 3 Personen handelt, die geltend gemachten Bedenken im 
Prinzip wiederholt werden. E]ine Buchbinderei ohne Ladengeschäft, mit 
einem Meister und einem Gesellen ist in der Regel unmöglich. Die 
Gründe sind dieselben wie die für die Alleinbetriebe geltend gemachten, sie 
liegen in der Technik der Buchbinderei. Ein bis zwei Lehrlinge sind 
in solchem Betriebe eine unbedingte Notwendigkeit Der Meister mit 
einem Lehrling verdient zwar etwas mehr als der Alleinmeister, aber 
rationell arbeitet auch er nicht 



^) Die Statistik zeigt allerdings, daß 1895 noch 48^0 edler Betriebe Alleinbetriebe 
waren y doch ist mit diesen Zahlen wenig anzufangen^ da die reinen Alleinbetriebe 
(ohne Ladengeschäft und ohne Mitarbeit von Familienangehörigen), kaum 10 ^/q der 
Summe ausmachen dürften. 



94 I^ic Bncbbinderei als Handwerk. 

Der umfang einer gnt gehenden Bnchbinderei mnß mindestens drei 
Personen betragen. Auf dieser Grandlage läßt sich ein Produzieren Ton 
Hand in Hand ermöglichen. Die Dreiteilung spielt in der praktischen 
Buchbinderei eine große Rolle. ,,Anschmieren^, ,,anlegen'' und „um- oder 
einschlagen^ sind Hantierungen, die so ziemlich ein Drittel der ganzen Be- 
schäftigung des Buchbinders ausmachen, es sind Verrichtungen , die bei 
jedem Stück Arbeit kurz nacheinander erledigt werden müssen. Kann 
dabei ein Zusammenarbeiten stattfinden derart^ daß je ein Mann anschmiert^ 
anlegt und einschlägt, so bedeutet das eine Zeitersparnis tou yielen 
Stunden. ^) 

Die nächstfolgende Größenklasse (6 — 10 Personen) bedarf keiner be- 
sonderen Darstellung. Das Prinzip der technischen AusfOhrungsarbeit ist 
das der kleinen Betriebe, nur findet in der Regel eine größere Maschinen- 
ausnutzung statt. Mit der Zunahme des Personals steigt auch der relative 
Reinertrag, so daß diese Betriebe sich in durchaus gefestigter Position be- 
finden; das zeigt auch die Statistik, denn seit 1882 yermehrten sich die 
Betriebe mit 6 — 10 Personen um 58,1 ®/^j. 

Den Übergang zur Großbuchbinderei bilden die Mittelbetriebe, sie be- 
schäftigen sich in der Provinz vor allem mit Verlagsarbeit Die moderne 
Buchdruckerei ermöglicht die Herausgabe selbst eines größeren Werkes auch 
in kleineren Städten. Die Arbeit des Eänbindens und Broschierens besorgen 
in solchen Fällen Buchbindereien mittlerer Größe. Da aber durch diese 
Thätigkeit deren Leistungsfähigkeit nicht erschöpft wird, verfertigen diese 
Geschäfte nebenher Eartonnagen für Handel und Industrie, außerdem aber 
arbeiten sie für Behörden, Eisenbahnen und sonstige Korporationen, nicht 
selten liegen sie auch einer Spezialität ob. Diese Betriebe müssen in 
gewissem Sinne alles machen, was mit dem Leim- und Kleistertopf in Ver- 
bindung gebracht werden kann, sie übernehmen Massen- und Einzelarbeit» 
sie sind Sortiments- und Großbuchbinderei zugleich. Trotzdem kann von 
einer Konkurrenz mit den Leipziger Großbetrieben nicht die Rede sein, 
denn erstens ist der Mittelbetrieb wegen der Mannigfaltigkeit seiner Arbeit 
auf gelerntes Personal angewiesen und zweitens arbeitet der Großbetrieb 
mit Dampfkraft, während dies bei den Mittelbetrieben nur höchst selten 
der Fall ist. Wenn diese Betriebsform nun doch fiir den Verlag bindet, so 
hat das seine Ursache in der weiten Entfernung von den Zentralstätten. 



') Man kann hier nicht gut von Arbeitsteiinng reden, da die Arbeiten weder 
zeitlich noch räumlich getrennt aasgeführt werden können. 



2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilität der handwerlumftfiig betriebenen Buchbinderei. 95 

Die Mehrkosten am Ort werden durch die andernfalls zu entrichtenden 
Frachtsätze für Hin- und Bücktransport zu einem großen Teile ausgeglichen. 
Darin liegt aber auch die Ghrenze fiir die Ausdehnung des Großbetriebes, 
das Übergreifen desselben auf das Gebiet des Mittelbetriebes wird durch 
die hohen Transportkosten fast unmöglich gemacht. Die Großbuchbindereien 
sind deshalb auf die Drucke ihres Ortes oder dessen nächster Umgebung 
angewiesen, es sei denn, daß sich an irgend einem kleinen Verlagsort keine 
größere Buchbinderei befindet, in welchem Falle die Druckbogen nach 
Berlin, Leipzig oder Stuttgart geschickt werden müssen.^) 

Naturgemäß aber macht sich in der Provinz das Bestreben geltend, die 
Arbeit an Ort i)nd Stelle zu behalten, daher auch die starke Vermehrung 
der Mittelbetriebe (99,3 %). Es könnte dabei die Frage aufgeworfen werden, 
ob nicht mit der Zeit die Handwerksbetriebe von den Mittelbetrieben 
absorbiert werden. Die Gefahr liegt filr gewisse Plätze allerdings nahe, flir 
jene nämlich, wo die Mittelbetriebe nicht hinreichend mit Spezial- und 
Verlagsarbeit beschäftigt und deshalb genötigt sind, ihr Produktionsgebiet 
zu erweitem. In diesen Fällen kommt es nicht selten zu wilden Kon- 
kurrenzkämpfen, bei denen der Handwerker in der Begel den kürzeren 
zieht Irgend welche allgemeine Tendenz aber darf hieraus nicht abgeleitet 
werden, da die Mittelbetriebe in der Hauptsache auf Verlagsarbeit ange- 
wiesen sind und in verhältnismäßig wenig Orten vorkommen. In 8 deutschen 
Bundesstaaten befanden sich 1895 überhaupt keine Betriebe dieser Art, in 
13 Staaten, worunter Bayern und Preußen, beträgt die Zahl der Mittel- 
betriebe weniger denn S^o *^^ör Betriebe, das Verhältnis von 10 ^^ aber 
erreicht kein Staat Dabei sind es zumeist Industriegegenden, in denen 
diese Unternehmungen stark hervortreten, Gegenden, in welchen sie ihre 
Existenzbedingungen auch ohne Eingriff in das Handwerksgebiet finden. 

Wollen wir nunmehr die Ergebnisse zusammenfassen, so lassen sich 
folgende Sätze aufstellen: 

1. Ein Konkurrenzkampf zwischen Fabrik und Handwerk findet heute 
nicht mehr statt, beide Betriebsformen haben ihr besonderes Arbeitsgebiet 
Allerdings sucht der Mittelbetrieb nach beiden Seiten hin Boden zu 
gewinnen, von vitaler Bedeutung aber ist dieser Eingriff weder für die 
Fabrik noch filr das Handwerk. 

2. Die handwerksmäßig betriebene Buchbinderei findet, bei durch- 



') So z. B. lassen die Tübinger Verleger in Stuttgart binden 



96 l^ie Buchbinderei als Handwerk. 

greifender technischer Ausbildung ihres Personals, auch jetzt noch einen 
gesicherten Boden, der bei zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung 
weiterer Festigung fähig ist 

3. Historisch geworden, und aus technisch -wirtschaftlichen Grründen 
dringend zu wünschen, ist die Vereinigung von Buchbinderei und Schreib- 
warenhandel. Beide Elrwerbsquellen in einer Hand sichern dem Inhaber 
auch f&r die Folge ein befriedigendes Auskommen. 



IV. 



Die berufliche und soziale Griiederung der 

Erwerbsthätigen. 



1. Einleitung. 

In den bisherigen Darstellungen war Ton den beschäftigten Personen 
nnr im Allgemeinen die Bede. In Nachstehendem soll an der Hand der 
Bernfszählnngen Yon 1882 und 1895 die berufliche und soziale 
Gliederung des in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation thätigen 
Personals veranschaulicht werden. 

Die Berufszählungen sind im wesentlichen nach den Gesichtspunkten 
der G^werbezählungen vor sich gegangen, allerdings mit einigen prinzipiellen 
Abweichungen. 

Während die Gewerbezählung das durchschnittlich beschäftigte 
Personal angiebt, beschränkt sich die Berufszählung auf den Tag der Er- 
hebung. Schon hieraus ergiebt sich eine geringe Verschiedenheit der 
Zahlen. Diese aber wird wesentlich größer dadurch, daß die Berufsstatistik 
im Gegensatz zu der Gewerbezählung^ welche die Betriebe zum Ausgangs- 
punkt hat, und dabei die in denselben beschäftigten Personen zur Dar- 
stellung bringt^ ohne sich im allgemeinen um die thatsächliche Beschäftigung 
zu kümmern, die einzelnen nach ihrem persönlichen Beruf, ohne Bück- 
sicht auf den Betrieb, in welchem sie den Beruf ausüben, nach- 
weist Die Betriebe aber setzen sich sehr häufig aus Personen ver- 
schiedener Berufsarten zusammen, und andererseits sind Personen derselben. 

HftrmSi EntwickelongBgeBch. d. deatoehen BachbindereL 7 



98 I^e berufliche und soziale Gliederung der Erwerbethfttigen. 

Berofsart in Betrieben sehr yerschiedener Gewerbearten zu finden. ^) Gerade 
in der Buchbinderei tritt dies stark zu Tage. Die Statistik führt leider 
auch hier wieder Buchbinderei- und Eartonnagearbeiter zusammen au£ Es 
ergiebt sich aus der Aufstellung *) daß die Beschäftigung dieser Berufs- 
angehörigen in anderen als zu ihrer Gewerbeart gehörigen Betrieben sehr 
mannigfaltig ist Während die Papier£abriken solche Personen zur Weiter- 
yerarbeitung ihrer Erzeugnisse Terwenden, bildet in den Buch- und anderen 
Druckereien, in großen Handels-, Kredit- und Versicherungsanstalten etc. 
das Broschieren und Einbinden von Büchern ihre hauptsächliche Be- 
schäftigung, in andern Gewerben haben sie durch Zusammenkleben von 
Teilfabrikaten an der Produktion direkten Anteil (z. B. Spielwarenfabriken), 
ihre Hauptarbeiten verrichten sie jedoch in Großbetrieben durch Herstellung 
von Kartons, Pappkasten u. dergl. zur Verpackung der Erzeugnisse in ge- 
wöhnlich f&r einen sehr ausgedehnten Bedarf produzierenden Unter- 
pehmungen, in der Nadel- und Lederfabrikation, in den Bleistiftfiäbriken, 
den Explosivstoff- und Streichholzfabriken, den Wollwebereien, der Tabak- 
fabrikation, dem Manufakturwarenhandel etc. 

Näheren Aufschluß über die Beschäftigung von Buchbindern und 
Kartonnagearbeitem außerhalb ihrer eigentlichen Berufsbetriebe giebt nach- 
stehende Aufzählung: 

Buchdruckerei 1428 Personen 

Herstellung von Bunt- und Luxuspapier . . . 1006 „ 

Stein- und Zinkdruckerei 582 „ 

Herstellung von Explosivstoffen 255 „ 

Posamentenfabrikation 153 „ 

Farbendruckerei 147 „ 

Tabakfabrikation 143 „ 

Herstellung von Papier und Pappe 125 „ 

Buch- und Kunsthandel 125 „ 



1) Die Beichsstatistik (Bd. CXIX, S. 17) macht diese Berufsthfttigkeit in yel^ 
Bchiedenen Betrieben, durch folgendes Beispiel klar: Die Schlosserei hatte am 14. Juni 1895 
einen Bestand von 295700 Personen, danmter 268502 Lehrlinge und Arbeiter, in der 
Gewerbeart Schlosserei hingegen wurden in 26546 Betrieben bloß 104885 Personen 
gesShlt, darunter 77980 Arbeiter, von diesen gehörten aber nur 72374 wirklich der 
Schlosserei an, die übrigen 5556 waren in anderer Eigenschaft in den Schlosserei- 
betrieben beschäftigt, andererseits arbeiteten außerhalb der Schlosserei in Betrieben der 
verschiedensten Art 122679 Arbeiter als Schlosser. 

«) Bd. CXIX, S. 109. 



1. Emleitnng. 99 



Handel mit Waren 109 Personen 

Herstellung von Zündhölzchen 101 „ 

Bleistiftfahrikation 99 „ 

Herstellung von Spielwaren aus Papiermasse . . 86 „ 

Baumwollweberei 85 „ 

Handel mit Manufakturwaren 82 „ 

Photographische Anstalten 81 ,, 

Biemer, Sattler 72 „ 

Kleider- und Wäschekonfektion 71 „ 

Strickerei, Wirkerei 65 „ 

Häkelei, Stickerei 60 ,, 

Baumwollspinnerei 57 „ 

Seidenweberei 57 „ 

Herstellung sonstiger Dreh- und Schnitzwaren . 57 „ 

„ y. Schreibfedem aus Stahl u. Aluminium 52 „ • 

Hutmacherei, Filzwarenfabrikation 49 „ 

Näh- und Stecknadelfabrikation 45 „ 

Geld- und Eredithandel 45 „ 

Sonstige Erzeugnisse von Metallverzierungen . . 42 „ 

Spiegelglasfabrikation 36 „ 

Herst. Y. Spielwaren aus Holz u. and. Schnitzstoffen 34 „ 

Veredelung von Holz- und Schnitzwaren ... 34 „ 

Weberei von gemischten und anderen Waren . . 33 „ 

Seidefärberei und Druckerei 32 „ 



Das sind in Summa 4193 betriebsfremde Buchbinder und Eartonnage- 
arbeiter. Von diesen sind: 

^)Buchbinder . . . männlich 1725, weiblich 1122, zusammen 2847, 
Eartonnagearbeiter „ 1177, „ 169, „ 1346. 

Die hohe Zahl der betriebsfremden Buchbinder erklärt sich aus dem 
Bestreben der Verleger, Bucbdruckerei und Buchbinderei in eigene Regie 
zu bekommen. Es macht sich in dieser Beziehung eine Tendenz geltend, 
die ohne Zweifel dahin führt, daß Verlagsfirmen, die im Besitz einer 
Druckerei sind, sich mit der Zeit auch eigene Buchbindereien einrichten 
werden. In Leipzig giebt es bereits Institute, in denen nicht nur gedruckt 



Bd. GXm, S. 276. 

7* 



100 I^ie berufliche und soziale Gliedemng der firwerbsth&tigen. 

und gebunden wird^ sondern in denen anch die Schriften, Farben and 
Platten hergestellt werden. 

Derartige Untemehmnngen, in welchen die Produktion von Anfang bis 
zu Ekide erledigt ¥drd, in denen, wie im Bibliographischen Institut zu 
Leipzig, Buchbinderei, lithographische und xylographische Anstalt, Schrift- 
gießerei, Stahl- und Eupferdruckerei, Galvanoplastische Anstalt, Stereotypie, 
Verlags- und Kommissionsgeschäft in einer Firma vereinigt sind, erinnern 
imwillkürlich an die Sklavenwirtschaften des Altertums. Dieselbe Produktions- 
yereinigung tritt uns dort auf der Grundlage der unfreien Arbeitskraft ent- 
gegen. Über den Verleger Ciceros, Pomponius Atticus sagt Schmidt 
in seiner „Geschichte der Denk- und Glaubensfreiheit'^:^) „Er beschäftigte 
seine Sklaven mit Schreibereien. In seiner Offizin, welche alles übertraf, 
was man bis dahin von Anstalten dieser Art kannte, wimmelte es, wie in 
imsem heutigen Druckereien von Arbeitern aller Gattungen, welche teils 
das Papier und die übrigen Materialien in stand setzten, teils die Verviel- 
fältigung der Abschriften und die Korrekturen betrieben, teils die voll- 
endeten Bücher kunstvoll aufrollten, mit Einband, Titel. und Schmuck ver- 
sahen.'^ Also ganz derselbe Produktionsprozeß, der sich heute auf kapita- 
listischer Grundlage in den sogenannten Gesamtbetrieben abspielt 
Durch zwei Jahrtausende hindurch hat die Entwickelung der Bücher- 
produktion einen Weg genommen, der schließlich zum Ausgangspunkt 
zurückkehrte. Bei dem ursprünglich geringen Bedarf an litterarischen Erzeug- 
nissen lag eine Betriebs- oder besser Produktionsvereinigung nahe. Ein 
besonderes Handwerk mit Betrieben abgegrenzter Th&tigkeit konnte sich 
erst viel später entwickeln. Das ausgehende Mittelalter brachte uns die 
vollständige Isolierung der einzelnen Gewerbearten, das 19. Jahrhundert 
ging noch einen Schritt weiter, es zeitigte die Spezialisierung, das 
20. Jahrhundert aber nimmt die Urform wieder au^ es strebt der Betriebs- 
vereinigung zu. 

In Leipzig z. B. sind schon heute von 3400 Buchbindereiarbeitem 650, 
das sind 19 7o> ^ Verlagsgeschäften thätig.') 



*) Schmidt, „Geschichte der Denk- und GlaubenBfreiheit im ersten Jahre der 
Kaiserherrschaft. Berlin 1847, pag. 120 fg. (Oitiert nach Köhler, Zur Entwickelungs- 
geschichte des Buchgewerbes Leipzig 1894 a. a. 0.) 

*) Es kann hieraus irgendwelche Gefahr für das Handwerk nicht konstruiert werden, 
wohl aber hat die Großindustrie mit dieser Entwickelung zu rechnen. Denn da die 
Großbuchbindereien fast ausschließlich fOr eine kleine Anzahl großer Verleger arbeiten, 



• • • 

a • 



1. Einleitung. 101 



Andererseits aber sind auch unter dem Personal der Buchbindereien 
und Eartonnagefabriken Erwerbsthätige mitgezählt, die nach ihrem Beruf 
einer anderen G^werbeart angehören, so z. B. SatÜer, Drechsler, Ver- 
golder, Lackierer, Stein- und Zinkdrucker, Lithographen und Graveure, 
ganz abgesehen von den nicht gewerbethätigen Personen wie Markthelfem, 
Heizern, Packern, Dienern etc. Es erhellt demnach, daß die Zahlen der 
Berufszählung mit denen, der in den Buchbindereibetrieben thatsächlich 
beschäftigten Personen nicht yerglichen werden dürfen. 

Es hätte allerdings auch die Möglichkeit Yorgelegen, das thatsächlich 
in den Betrieben beschäftigte Personal auf Grund der Gewerbezählung 
zu zergliedern, derart also, daß sämtliche Personen eines Betriebes ohne 
fiücksicht auf ihren eigentlichen Beruf zur Darstellung gekommen wären. 
Es hätten sich in diesem Falle aber Schwierigkeiten hinsichtlich der 
Familienangehörigen, die auf solcher Grundlage nicht gezählt werden 
können, ergeben. Ebensowenig könnten in diesem Falle detaillierte Nach* 
weise über die nebenberuflich beschäftigten Personen stattfinden. Schließ- 
lich aber, und das ist die Hauptsache, wären die Nachweise als 
statistische Unterlagen für praktische Folgerungen bei Tarif- 
oder Organisationsfragen yöllig wertlos gewesen. Aus diesen 
Gründen mußte deshalb das Personal nach dem eigentlichen Beruf 
zergliedert werden, es wird jedoch auch gelegentlich die thatsächliche 
Betriebszusammensetzung Berücksichtigung finden. 

Die Berufsstatistik redet in der Hauptsache von Selbständigen, 
Angestellten und Arbeitern, fbr jede Kategorie weist sie die Erwerbs- 
thätigen, Dienenden und Angehörigen nach. Zur Literpretation dieser 
Einteilung diene Folgendes:^) 

Zu den Selbständigen gehören Eigentümer, Inhaber, Besitzer, Mit- 
inhaber oder Mitbesitzer (Gompagnons), Pächter, Handwerksmeister, Unter- 



verlieren sie ihr Prodnktionsgebiet mit einem Schlage in dem Augenblick, wo der Ver- 
leger eine eigene Buchbinderei einrichtet. Dr. Trttdinger führt in seiner Arbeit über 
Stattgart zwei derartige Fälle an. 

Die großen Bachbindereien haben daher aach das Bestreben, sich möglichst anab- 
hfingig zu machen, sie schicken ihre Beisenden in alle Weltgegenden, um aof diese 
Weise zu neuen Kunden zu kommen. Es ist bereits darauf hingewiesen, daB dies nur 
in ganz beschränktem Maße möglich ist 

') Bd. CXI, S. 14 und 58. 



102 I^ie berof liehe und soziale Gliedenuig der Erwerbsthätigen. 

nehmer, Direktoren sowie Hausgewerbetreibende, die in der eigenen Woh- 
nung im Auftrage und für Bechnung eines firemden Geschäfts arbeiten.^) 

Als Angestellte betrachtet die Statistik nicht leitende Beamte, über- 
haupt das wissenschaftlich, technisch oder kaufinännisch gebildete Ver- 
waltungSr und Au&ichts-, sowie das Bechnungs- und Bureaupersonal, 
Prokuristen, Disponenten, Buchhalter, Bechnungsflihrer, Geschäfts- und 
Handlungsreisende, sowie die im Betrieb beschäftigten Bechner und Schreiber. 

Als Arbeiter endlich sind gerechnet alle bisher nicht genannten 
Elrwerbsthätigen, wie Gehilfen, Lehrlinge, Fabrik-, Lohn- und Tagearbeiter, 
einschließlich der in dem Gewerbe des Familienhauptes thätigen Familien- 
angehörigen imd Dienenden. 

Unter der Bezeichnung Erwerbsthätige sind aUe Personen zu- 
sammengefaßt, deren hauptsächliche Thätigkeit auf den EWerb gerichtet 
ist, oder doch ihrer Natur nach einen Erwerb mit sich bringt, gleichviel in 
welcher Stellung (ob in der eines Selbständigen, Angestellten oder Arbeiters) 
dies geschieht 

Die Gruppe der Dienenden begreift im Sinne der Berufsstatistik alle 
Personen 'in dienender Stellung, welche hauptsächlich in der Hauswirt- 
schaft oder in persönlichen Dienstleistungen thätig sind und im Haushalt 
ihrer Herrschaft leben, also im wesentlichen das Hausgesinde. 

Als Angehörige sind alle diejenigen Personen bezeichnet, welche 
dem Haushalt als Mitglieder angehören und in der Hauswirtschaft unter- 
halten werden, ohne selbst überhaupt oder mehr als nebenher erwerbend 
thätig zu sein, noch bei ihrer Haushaltung in Dienst stehen, noch selb- 
ständig Yon eigenem Vermögen, Beuten oder Pensionen oder you Unter- 
stützung aus fremden Mitteln leben. 

Auch der yorliegenden Abhandlung sind zwei Tabellen beigegeben 
(V und VI), außerdem aber enthält Tabelle IV (Großstädte), noch ver- 
schiedene Angaben fOr unseren Zweck. Leider ist es nicht möglich, die 
reine Buchbinderei analog dem bisherigen Verfahren besonders zur Dar- 
stellung zu bringen. Die Statistik weist hier einen offenbaren Mangel &\d, 
denn in der ganzen Berufszählung wird die Buchbinderei als 
solche in keiner Weise berücksichtigt Das ist um so merkwürdiger, 
als bei der Gewerbezählung die Teilung bis ins kleinste durchgeführt ist 



^) Die StatiBtik nntencheidet noch „bernÜBlose SelbstSndige'* (Bentner etc.), da 
aber deren Zahl in der Buchbinderei äußerst klein ifit, sind sie den „Selbständigen^^ sa- 
gerechnet 



2. Die £rwerb8thftt]gen nach ihrer Stellnng. 103 

Welche Gründe f&r dieses Verfahren maßgebend gewesen sind, entzieht sich 
der Beurteilnng. Übrigens ist das statistische Amt nicht immer derart 
Torgegangen, die Bäckerei und Konditorei z. B. kam 1882 gemeinsam zur 
Elrhebnng, wnrde aber 1895 sowohl in der Berofs- als in der Gewerbe- 
Zählung getrennt behandelt Die Ergebnisse der Bem&zählnng müssen 
angesichts solcher Umstände für die Buchbinderei und Eartonnage- 
fabrikation gemeinsam bearbeitet werden; für eine getrennte Darstellung 
versagt die Statistik nach jeder Richtung hin. 



2. Die ErwerbsthäÜgen nach ihrer Stellung. 

a. Die Selbständigen. 

Das deutsche Beich wies nach der Berufszählung am 14. Juni 
1895... 12742 selbständige Erwerbsthätige in der Buchbinderei und 
Eartonnagefabrikation au£ Die Zahl der Hauptbetriebe bezifferte sich bei 
derselben Zählung auf 13896. Es ergiebt sich somit eine Differenz von 1154. 
Im Jahre 1882 weist die Berufsstatistik 11988 Selbständige nach, die 
Gewerbezählung hingegen 12508 Hauptbetriebe, so daß der Unterschied 
sich hier auf 565 belauft. Während die Hauptbetriebe im Reich ll>l^/o 
zunahmen, Termehrten sich die Selbständigen nur um 6J7o* 

Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären? 

Die Definition der Betriebe, im Sinne der Beichsstatistik, sagt uns, daß 
unter Betrieb nicht immer ein einzelnes Unternehmen zu verstehen sei, 
sondern daß sogenannte kombinierte Betriebe (die Statistik redet von 
„Gesamtbetrieben^') aufgelöst und jede Gewerbeart ftbr sich zur Er- 
hebung gekommen bezw. als besonderer Betrieb aufgeflaßt ist Obige 
Differenz zeigt demnach, daß 1882 .. . 565 und 1895 ... 1115 Buch- 
bindereien und Kartonnagefabriken mit einem größeren Unternehmen ver- 
einigt waren. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um reine Buch- 
bindereien, die einer Buchdruckerei oder einem Papier- und Schreibwaren- 
handel angegliedert sind. Im Prinzip könnte durch diese Thatsache das 
Besultat der vorhergehenden Untersuchung erschüttert werden, in Wirk- 
lichkeit aber nicht Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß in den 
Fällen, wo Buchbinderei und Papierhandlung in einer Hand vereinigt sind, 
das Ladengeschäft oft zur hauptsächlichen Erwerbsquelle wird; die Folge 
davon ist, daß der Inhaber die Buchbinderei als einen nebensächlichen 
Zweig seines Geschäfts ansieht und demgemäß der Charakter seines „Ge- 



104 I)ie berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthfitigen. 

samtbetriebes^^ durch das Ladengeschäft seinen Stempel erhält Der Be- 
sitzer tritt in der Statistik nunmehr als selbständiger „Kaufmann^' auf, der 
nebenher die Buchbinderei betreibt Diese Entwickelung wird durch 
die wenig günstige gesellschaftliche Stellung des heutigen 
Handwerks gefördert, der Buchbinder liebt es, sich ,,Papier- und 
Schreibwarenhändler'' zu nennen, er steigt dadurch nach seiner Meinung 
zur Stellung eines ,,Eauänanns'' empor. Thatsächlich aber ist er gelernter 
Buchbinder und sein Betrieb mit vollem Becht als selbständiges Buch- 
bindereiuntemehmen aufzuÜEissen. ^) Da nun aus früher angeführten Gründen 
Buchbinderei und Papierhandel sich ergänzen, läßt die geringere Zahl der 
Selbständigen einen Schluß auf die Lebensfähigkeit derselben nicht zu, bzw. 
kann aus der großen Zahl der „Gesamtbetriebe'' nicht schlechtweg von 
einer allgemeinen Tendenz zur Betriebsvereinigung die Bede sein. Wir 
haben gesehen, daß in der Großindustrie diese Entwickelung ihren Weg 
geht, es ist aber ausgeschlossen, daß die Zahlen der Statistik hierdurch so 
stark beeinflußt werden (abgesehen von den beschäftigten Arbeitern). Denn 
es handelt sich im Höchstfalle um 50 Unternehmungen, die zum Gesamt- 
betrieb im Sinne der Beichsstatistik auswuchsen. Es ist nicht zu 
leugnen, daß die Produktionsform des Großbetriebes dadurch einer Umge- 
staltung entgegen geht, die Differenz in der Statistik aber hat ihre Ursachen 
in den angefahrten Gründen. 

Becht interessant gestaltet sich die Entwickelung in den einzelnen 
Bundesstaaten und Landesteilen. Berlin z. B. weist hinsichtlich der Selb- 
ständigen seit 1882 eine Vermehrung auf von nur 9,4 ^o» während die Zu- 
nahme der Hauptbetriebe 17,8 ^/^ beträgt Hier beeinflussen, wie in den 
buchgewerblichen Centren überhaupt, die G^samtbetriebe allerdings das Bild, 
aber, und darauf sei nochmals mit Nachdruck verwiesen, nicht den Hand- 
werksbetrieben, sondern den Fabriken zum Nachteil') Im übrigen zeigt 
die BerufiBStatistik das Bild der Gewerbezählung. Abgenommen hat die 
Zahl der Selbständigen in Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, 
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, Schwarzburg-Sonders- 



^) Derartige „Papierhändler** lassen auch ihre Söhne, soweit diese sich dem Beruf 
des Vaters widmen, das Buchbinderhandwerk regelrecht erlernen, sie legen darauf sogar 
großen Wert, wenngleich sie nicht zugeben, daß ihre Söhne damit Handwerker werden; 
gegen diesen „Vorwurf" glauben solche Unternehmer durchweg protestieren zu sollen. 

*) Selbstverständlich läßt sich das nicht absolut behaupten, denn es giebt natur- 
gemäß auch hier Ausnahmen. 



2. Die Erwerbsthfttigen nach ihrer Stellang. 105 

hausen, Schwarzbnrg-Budolstadt, Lübeck und Bremen — abgesehen von den 
beiden letzten Städten, demnach durchweg landwirtschaftliche Gegenden. 
Da sich in Lübeck und Bremen die Zahl der Betriebe vermehrte, muß 
die Abnahme der Selbständigen den angeführten allgemeinen Gründen 
zugeschrieben werden. 

b. Die Angestellten. 

Die Zahl der Angestellten hat sich enorm vermehrt Während im 
Gesamtreich 1882 nur 426 Erwerbsthätige dieser Art vorhanden waren, 
sind es 1895 bereits 1855.^) 

Diese Zunahme (335,4 ^/q) erklärt sich aus der Entwickelung zur Groß- 
industrie; in den kleineren Betrieben dürften wenig Angestellte zu finden 
sein, die relativ größten Zahlen weisen Berlin, Sachsen und Württemberg 
auf, hier ist auch die absolute Zunahme am größten; Sachsen steht mit 
einem Plus von 466 Angestellten an der Spitze. Es folgen Berlin, Bhein- 
land, Bayern und Württemberg. Während 1882 in 12 Staaten überhaupt 
keine Angestellten gezählt wurden, war dies 1895 nur in 5 Bundesstaaten 
der Fall. Nehmen wir die Staaten, welche 1895 weniger denn fünf Ange- 
stellte aufwiesen hinzu, so handelt es sich um Mecklenburg -Schwerin, 
Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt, Sachsen-Meiningen, Schwarzburg- 
Sondershausen, Schwarzburg-Budolstadt, Waldeck und Beuß ältere Linie. 
Von den preußischen Provinzen gehört keine in diese Kategorie, doch 
weisen Westpreußen und Posen nur je f&nf Angestellte auf. 

Unverhältnismäßig stark haben sich die Angestellten vermehrt in: 

Ebaß von 4 auf 44 = 1000 7^1 

Sachsen- Weimar . „ 1 „ 12 = 1100 „ 
Rheinland . . . „ 12 „ 153 » 595,5 „ 
Baden „ 15 „ 85 = 466,7 „ . 

Li diesen Ländern hat im Gegensatz zu Sachsen, Württemberg und 
Berlin die Entwickelung später eingesetzt, daher auch die relativ schnelle 
Vermehrung der Angestellten. 



') Dabei und diejenigen Angestellten, welche in Gesamtbetrieben (im Sinne der 
Reichflstatistik) fär den Geschäftszweig Bachbinderei thätig sind, nicht mitgezfthlt; 
diese eingerechnet belauft sich die Zahl 1882 auf 871, 1895 auf 2941, das ist eine Zu- 
nahme von 287,7 7o- 



106 l^ie berafliche und soziale Gliedemng der Erwerbstihätigen. 

Im allgemeinen weist die Buchbinderei und Eartonnagefabiikation nicht 
gerade Tiel Angestellte auf; es ist bedauerlich, daß für die Verhältnisse in 
der reinen Buchbinderei die statistischen Unterlagen fehlen. 

c. Die Arbeiter. 

Dem Beruf nach gab es in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation 
Deutschlands im Jahre 1882 .. . 80088, 1895 .. . 46586 Arbeiter. Dies 
bedeutet eine Zunahme von 16498 Personen, gleich 54,8 7o- ^^^ größte 
Zahl weisen naturgemäß Berlin, Sachsen und Württemberg auf. Hinsichtlich 
der absoluten Zunahme stehen diese Länder indes nicht an der Spitze. 
Sachsen nimmt allerdings auch hier den Vorrang ein, die Zunahme beziffert 
sich auf 6103 (110,5 7^), es folgen: 

Rheinland mit einer Zunahme Yon 1807 Arbeitern = 59 ^/q, 

Berlin „ „ „ „ 1894 „ = 29,8 „ 

Württemberg ....„„ „ „ 1282 „ = 91 „ 

Bayern „ „ „ „ 1001 „ = 35,5 „ 

Baden „ „ „ „ 793 „ = 73 „ 

Brandenburg ohne Berlin „ „ „ „ 706 „ =114,7,, 

Hessen-Nassau ....„„ „ „ 555 „ = 55,3 „. 

Preußen überflügelt in seiner Gesamtheit absolut sämtliche Staaten, 
es zeigt eine Zunahme von 6913 Arbeitern, das sind 46,2 ^o- ^^^^ ^®^' 
mehrung yon weniger als 20 Personen weisen auf: Ostpreußen, West^ 
preußen , Hohenzollem, Mecklenburg-Strelitz , Schwarzburg-Sondershausen, 
Schwarzburg-Budolstadt, Waldeck, Beuß ältere Linie, Schaumburg-Lippe, 
Lübeck und Bremen. Eine Abnahme ist in keinem Falle zu konstatieren. 

3. Dienende und Angehörige. 

a. Die Dienenden. 

Diese spielen im Haushalt der Erwerbsthätigen aller drei E^tegorien 
keine allzu große Bolle; in Summa waren es im Jahre 1882 . . . 2733, 
1895 . . . 2974, die Zunahme beläuft sich auf 241 gleich 8,8 7^. Natur- 
gemäß sind die Selbständigen am stärksten daran beteiligt, sie be- 
schäftigten im Jahre 1882 . . . 2595, 1895 . . . 2734 Dienende, es kommt 
somit ein Dienender auf Tier Selbständige. Die Zunahme bleibt seit 1882 
hinter der Vermehrung der Selbständigen zurück; sie beträgt nur 5,4 ^o* 



„ Sachsen . „ „ „ 

„ Berlin . „ „ „ 

„ Rheinland ,, „ „ 

Schlesien 

„ Westfalen „ „ „ 



}9 »JvA"«*»*^" jj M ff 

Westfalen 



3. Dienende und Angehörige. 107 

Sämtliche Angestellte hatten 1882 ... 44 Dienstboten, 1895 hin- 
gegen 115. Auf 100 Angestellte kamen 1895 ... 6,2 Dienende. Auf die 
Gesamtzahl der Arbeiter fielen im Jahre 1882 . . . 94, 1895 . . . 125 
Dienende, so daß hier die Zahl relativ, und die Zunahme sogar absolut 
am kleinsten ist 100 Arbeiter beschäftigten 1895 nur 0,27 Dienstboten.^) 

Der verhältnismäßig größte Teil der Dienenden findet sich in den 
Hauptsitzen der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation. So wurden 
gezählt:^ 

in Bayern . im Jahre 1882 ... 325 Dien., 1895 ... 392 Dien. + 67 = 20,6 %, 

. 275 „ „ . . . 333 „ + 58 = 21,1 „ 

.273 „ „ ...227 „ -46 = 16,9 „ 

.257 „ „ ...270 „ +13= 5,1 „ 

.174 „ „ ...176 „ + 2= 1,2 „ 

.114 „ „ ... 174 „ + 60 = 52,6 „ . 

Im allgemeinen ist die Zahl der Dienenden nur wenig gewachsen, in 
Berlin hat sie, trotz des Aufschwunges der Buchbinderei, sogar abgenommen.^ 

b. Die Angehörigen. 

Während es im Jahre 1895 dem Beruf nach 61183 Erwerbsthätige in 
der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation gab, beliefen sich deren Ange- 
hörige auf 59358 gegen 42878 im Jahre 1882. Die Zunahme (38,4 7^) 
bleibt demnach hinter der Vermehrung der Ekwerbsthätigen (44,1 ^/q) zurück. 

Am geringsten ist die Quote bei den Selbständigen, sie beträgt im 
Beich 2,2, in Preußen gar nur 1 ^o- ^^ kommen nämlich: 

1882 auf 11938 Selbständige 28599 Angehörige, 
1895 „ 12742 „ 29241 

1882 „ 6217 „ 15234 

1895 „ 6505 „ 15383 



im Beich 



in Preußen 






>) Bd. CXI, S. 183. 

*) In allen drei Kategorien bei den Unternehmern, Angestellten, Arbeitern. 

*) Es wäre verfehlt, hierans auf eine Verscblechterung der ErwerbsverhlÜtniBse in 
der Buchbinderei zu schließen, denn einmal sind die Dienstboten hente nur in be- 
schränkter Anzahl vorhanden, so daß die Löhne sehr hoch sind, und andererseits dürften 
erwachsene Tochter mehr denn früher Gelegenheit nehmen, im Ladengeschäft des Vaters 
thätig zn sein; wenn aber schon anßer der Hausfrau eine zweite Kraft im Hause 
schaltet, wird ein Dienstbote in den meisten Fällen entbehrlich. 



108 I^e berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthfitigen. 

Das bedeutet in 13 Jahren eine Zunahme der Angehörigen von 642 im 
Reich und 149 in Preußen. Dabei ist die Zahl der Selbständigen an sich 
um 804 bezw. 288 gewachsen. Es dokumentiert sich hier also eine außer- 
ordentlich geringe Natalität; zudem ist auch die absolute Zahl der Ange- 
hörigen nicht groß, denn auf einen Selbständigen kommen 1895 nur 2.8 
Angehörige. Man darf hieraus auf einen großen Teil unverheirateter 
Unternehmer schließen, thatsächlich zeigt denn auch die Statistik, daß 1895 
von 12742 Selbständigen 1868=14,7% unverheiratet waren. Zweifellos 
kommen hier in erster Linie die Inhaber kleiner Buchbindereien ohne 
Ladengeschäft in Frage, diese werden durchweg von dem Ertrage ihrer 
Arbeit keine Familie ernähren können.^) 

fielativ stark zugenommen haben die Angehörigen der Selbständigen in 
HohenzoUem (69,2%)» Waldeck (60,9 7J, Reuß jüngerer Linie (64,1 ^^ 
Altenburg (57,7 7^), Anhalt (72 7^) und Reuß älterer Linie (56,8 7^,). Abge- 
nommen hat die Zahl in 8 preußischen Provinzen und 12 Bundesstaaten, 
worunter Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck, Bremen und 
Hamburg. 

Günstiger liegen die Verhältnisse bei den Angestellten, deren Ange- 
hörige sich von 514 auf 2859 vermehrt haben; die Zunahme beträgt dem- 
nach 2345 gleich 454,3 7o- ^^^ ^^^ ^^ diesen Zahlen auf relativ gute 
Erwerbsverhältnisse schließen können, denn bei dem Bildungsstand der An- 
gestellten dürfte ein leichtsinniges Heiraten, ohne genügende materielle 
Fundierung, in der Begel ausgeschlossen sein.') Die Zahl der Angestellten 
selbst ist um 335 7o gewachsen, bleibt also hinter der Angehörigen-Zunahme 
zurück. Die Durchschnittsziffer der letzteren — 464,3 7o übertreffen: 



Provinz Brandenburg o. B 
Schlesien . 
Westfalen . 
Rheinland . 
Sachsen 



n 

99 
99 
99 



mit einer Steigerung von 

99 99 W 9t 

99 99 99 99 

99 99 >l 99 

99 99 99 99 



3 auf 


78 = 


2500 


/o» 


9 


99 


165 = 


1733 


» 


8 


» 


87 = 


987,5 


» 


33 


W 


281 = 


751,5 


» 


17 


99 


125 = 


635,3 


9> 



^) Es zeugt übrigens von einem höheren Bildungsgrad, daß die Bachbinder im allge- 
meinen einsichtsvoll genug sind, diesen VerhSltnissen Rechnung zu tragen. Die Schneider 
und Schubmacher z. B. besitzen trotz wirtschaftlichen Bückganges eine erschreckend 



hohe Zahl von Angehörigen, es liegt auf der Hand, daß solchen Eltern in den weitaus 
meisten Fällen die Mittel für eine ordentliche Ausbildung ihrer Kinder nicht zur Ver- 
fügung stehen. 

*) Von 1855 Erwerbsthätigen waren im Jahre 1895 ... 1120 » 60,1 ^U verheiratet 



8. Dienende und Angehörige. 109 

Saclisen- Altenburg . . . mit einer Steigerung von 1 auf 15 = 1400 ^/^ 
Elsaß-Lothringen . . . „ „ „ „7 „ 79 = 1028,6 „ 

Hamburg „ „ „ „ 3 „ 28 = 833,3 „. 

Abgenommen hat die Zahl der AngesteUten-Angehörigen in keinem 
Staate. 

Die im Jahre 1882 gezählten 30088 Arbeiter hatten 13765 Ange- 
hörige, 1895 besaßen 46586 Arbeiter deren 27248. Während also die 
Arbeiter selbst eine Zunahme von 54,8 7o aufweisen, beläuft sich diese bei 
den Angehörigen auf 98 7o- ^o^ sämtlichen Arbeitern waren 1895 ... 11828 
verheiratet, verwitwet oder geschieden, das sind ca. 25 ^o > ^^ kommen mithin 
auf einen verheirateten Arbeiter 2,3 Familienangehörige. 

In Sachsen ist die Zahl um 4022 (121,2 7o) gewachsen; in sämtlichen 
Staaten mit Ausnahme von Hessen, wo die Zahlen sich die Wage halten, 
blieb die Vermehrung der Arbeiter selbst, hinter der ihrer Angehörigen 
zurück. Im Großen und Ganzen wird man bei den Arbeitern von einer 
außergewöhnlich starken Angehörigen -Vermehrung nicht reden können, 
wenn gleich berücksichtigt werden muß, daß es sich nur um nicht 
erwerbende Angehörige^) handelt, also bei den Kindern der Arbeiter in 
der Begel nur solche unter 14 Jahren in Frage kommen. Gar keine 
Arbeiter-Angehörigen weist 1895 nur HohenzoUem auf, unter 10 verzeichnen 
Schaumburg-Lippe und Mecklenburg-Strelitz. — 

Fassen wir sämtliche Resultate noch einmal zusammen, so spiegelt sich 
im Beich folgendes Bild wider: 



Selbständige 


Angestellte 


Arbeiter 


(Erwerbsihätige, Dienende n. Angehörige) E. D. A. 


K D. A. 


Im Jahre 1895 . . . 44717 


4859 


73969 


„ „ 1882 . . . 43132 


984 


43947 


+ 1585 


(3»5 7o) + 3875(393,8 


7,) +30022(68,37,) 


Erwerbsthätige 


Dienende 


Angehörige 


(Selbst, Angestellte, Arbeiter) 


S. Ang. Arb. 


S. Ang. Arb. 


Im Jahre 1895 ... 61 183 


2974 


59358 


„ 1882 . . . 42452 


2733 


42878 


+ 18731(44,1' 


'/.) + 241(8,87,) 


+ 16480(38,47,) 



^) Es sei denn, daß eine Erwerbsthätigkeit nur nebenher betrieben wird. 



110 Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthätigen. 

Das sind insgesamt: 

Im Jahre 1895 . . . 123515 Berofszugehörige, 
„ 1882 .. . 88063 „ 

Es ergiebt sich somit eine Zunahme Ton 35452 (40,3 ^/q). 

Es erübrigt sich noch, das prozentuale Verhältnis der Selbständigen, 
Angestellten und Arbeiter mit ihren Angehörigen in seinen seit 1882 erfolgten 
Verschiebungen zahlenmäßig zum Ausdruck zu bringen. Die Resultate sind 
ftir sämtliche Bundesstaaten auf Tabelle V, Sp. 63 — 80 niedergelegt Die Ver- 
schiebung kommt dort so deutlich zum Ausdruck, daß hier auf eine Einzel- 
darstellung yerzichtet werden kann. An dieser Stelle sei zur Ergänzung der 
Tabelle das Verhältnis der Berufsangehörigen zur Bevölkerung illustriert 

Auf 1000 Personen der Bevölkerung kommen: 

0,9 Selbständige ) . , , . . , . . 

„ mklusive Angehörige 
0,1 AngesteUte } . t^- ^ 
^ . . , .^ und Dienende 
1,4 Arbeite r J 

Sa.: 2,4 Bernfszugehörige. 

Besonders stark vertreten sind die Berufszugehörigen in nachstehenden 
Bezirken. Von 1000 Einwohnern des betreffenden Bezirks gehören zur 
Buchbinderei und Eartonnagefabrikation:^) 

Lahr, Badischer Amtsbezirk 34,3 

Leipzig (Stadt) 24,0 

Brieg, preußische Stadt (Breslau) 23,6 

Annaberg, sächsische Amtshauptmannschaft . 23,7 

Barmen, preußischer Stadtkreis 20,5 

Pforzheim, badische Stadt 19,5 

Fürth, bayrische Stadt (Mittelfranken) ... 14,8 

Stuttgart (Stadt) 14,3 

Offenbach, hessische Stadt (Starkenberg) . . . 14,6 

Nürnberg 13,8 

Erlangen 13,1 

Gotha (Stadt) 12,2 

Elberfeld, preußischer Stadtkreis 11,6 

Chemnitz 11,5 



^) Also Selbständige, Angestellte, Arbeiter mit Dienenden und Angehörigen in 
ihrer Gesamtheit nach der Zählung von 1895. Yergl. Bd. GXl, S. 384*. 



8. Dienende und Angehörige. 111 

Dresden 11,0 

München-Gladbach 11,1 

Heflbronn, württembergischer Neckarkreis . . 10,6 

Düren, preußische Stadt (Aachen) 10,2 

Aschersleben und Quedlinburg 10,2 

Cassel 9,4 

Forbach (Lothringen) 9,3 

Sonneberg (Sachsen-Meiningen) 8,9 

Berlin (Stadtkreis) 8,5 

Hanau 8,1 

Krefeld 7,6 

Orimma (Sachsen) 7,3 

Reutlingen 6,9 

Augsburg 6,0 

Schleiz, Keuß j. L 4,9 

Altenburg (Sachsen- Altenburg) 4,9. 

Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang noch einmal die Orte, an 
denen Buchbinderei-Spezialartikel fabriziert werden, systematisch zusammen- 
zustellen.^) Es werden ÜEtbriziert: 

a. Gontobücher: Hannover, Berlin, Plauen i. 0., Brieg, Dortmund 
und München-GladbacL 

b. Albums: Berlin, Offenbach. 

c. Schulhefte: Halle, Heilbronn, Berlin. 

d. Portefeuille-Arbeiten: Berlin, Offenbach, Schrozheim, Lahr, 
Leipzig. 

e. Gesang- und Gebetbücher: Eevelaer, Stettin, Meldorf, Schleiz, 
München-Gladbach, Hannover. 

f. Brief- und Sammelmappen: Oos in Baden. 

g. Briefmarken- und Ansichtskarten-Albums: Leipzig, Brieg. 

L Eartonnagen: Dresden, Cassel, Berlin, Merseburg, Magdeburg, 
Stettin, Aschersleben, femer in den Gebieten der keramischen 
Industrie, Teztil-, Blechwaren-, Spielwaren- und Glasindustrie, z. B. 
Sonneberg, Nürnberg, Fürth, Plauen i. V. 



^) Es 8oU dabei kein Ansprach auf absolute Vollstfindigkeit erhoben werden, doch 
beruhen die Angaben auf den eingehendsten Erkundigungen. 



112 Die berufliche und sonale Gliederung der ErwerbsthätigeiL 

Die hohen Verhaltniszahlen werden demnach durchweg durch Spezial- 
betriebe hervorgerufen. 

4. Die Erwerbsthätigen nach Alter und Oesohlecht. 

Greifen wir auf die Summe der Erwerbsthätigen zurück^ so ergeben 
sich 1895 nach der Gewerbezählung (ohne Bücksicht auf den Beruf) 
67805 Personen, nach der Berufszählung aber nur 61183. Von letzteren 
sind, wie bereits dargestellt, 4193 in anderen G^werbearten untergebracht, 
mithin arbeiten in den Buchbindereien und Eartonnagenfabriken nur 
56990 Personen dieses Berufes, hingegen 10815 betriebsfremde Arbeiter. 

Von den 61183 Erwerbsthätigen, also den Personen, die dem Beruf 
nach zur Buchbinderei und Eartonnagefabrikation gehören, waren im 
Jahre 1895: 

44962 männL Geschl., davon 19540 yerheiratet, 1000 verwitwet od. geschieden, 
16221 weibL „ „ 1811 „ 1345 „ 

Interessant ist eine Aufstellung über das Alter der Erwerbsthätigen.^) 

(Siehe TabeUe S. 114 und 115). 

Die Beichsstatistik hat f&r die mehr oder weniger starke Vertretung 
der jeweiligen Altersstufen in den einzehien Gewerbearten, einen Maßstab 
nach der Durchschnittsziffer sämtlicher Erwerbsthätigen konstruiert Dem- 
nach sind 5 Stufen aufgestellt: I sehr viel, 11 viel, m mittel, IV wenig, 
V sehr wenig. 

Für unsere kombinierte Gewerbeart ergiebt sich dann, daß von 1000 
Elrwerbsthätigen (Selbständigen, Angestellten und Arbeitern) im Alter von . . . 

stehen. *) 

unter 20 Jahren 315,6 I, 

20—40 „ 478,4 m, 

40—60 „ 169,7 V, 

60 und darüber 36,3 IV. 

Es stehen demnach ,,sehr viel" in jugendlichem, „mittelmäßig viel" in 
reiferem, „sehr wenig" in höherem Alter und „wenig" im Greisenalter. 

Auf die große Mehrzahl kommt demnach ein Alter von 40 — 60 Jahren, 
thatsächlich sterben aber die meisten Arbeiter schon vor dem 50. Lebens- 



>) Bd. cm, S. 58 und 59. 
») Bd. CXI, S. 151. 



4. Die Erwerbsthätigeii nach Alter nnd Geschlecht. 113 

jähre, denn unter 1000 haben nur 63 ein Alter von über 40 und 29 ein 
solches von über 60 Jahren. 

,J)er Beruf steht mit dem Alter in Wechselwirkung. Wie die einzelnen 
Berufe körperliche und geistige Kraft in verschiedenem Maße voraussetzen, 
so sind sie auch mehr oder weniger an bestimmte Altersklassen gebunden 
und wird andererseits die Lebensdauer des Einzelnen je nach der Art 
seines Berufes günstig oder ungünstig beeinflußte'.^) 

Das Alter der Erwerbsthätigen in der Buchbinderei wird durch die 
erschreckend häufig auftretenden Lungenkrankheiten in starkem Maße 
bedingt 

Es starben an Lungenkrankheiten :^ 

Im Jahre 1896 von 71 Kranken 48 = 67,6 7^- 
„ „ 1897 „ 88 „ 49 = 59,6 „ 
„ „ 1898 „ 82 „ 50 = 60,9 „ 
„ „ 1899 „ 93 „ 61 = 65,5 „ . 
Die Berliner Kasse richtet ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfang 
der Lungenleiden, für das Jahr 1899 giebt sie statistisches Material über 
diese Krankheiten und deren Kosten: 

(Siehe Tabelle auf S. 116 und 117). 

Die G^samtkosten für die hier aufgef&hrten Leiden betragen dem- 
nach 37468,04 Mark. Die Generalkosten für die Zahl aller Kranken 
beliefen sich 1899 auf 113165,65 Mark, es nahmen die Lungenleiden somit 
33 ^/g 7o sämtlicher Kosten in Anspruch. Gar nicht mitgerechnet sind 
hierbei die enormen Aufwendungen für Arznei und sonstige HeilmitteL 

Die angeführten Krankheiten der Atmungsorgane verteilen sich auf das 
Alter wie folgt: 

his 20 Jahre 121 männliche Mitglieder, 140 weibliche Mitglieder, 

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17 

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^) Bd. 111, S. 139. *) In der „Ortskrankenkasse der Buchbinder nnd verwandten 
Gewerbe zu Berlin'^ Jahresberichte für die Jahre 1896, 1897, 1898, 1899. 

Harms, Entwlckelongsgescb. d. deutschen Bachblnderel. 8 



„ 25 


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92 


„ 30 


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55 


„ 35 


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22 


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15 


Aber 55 


n 


21 



114 



Die berafliche md sociale Gliedening der Erwerbsthfttigen. 



Stellung im Beruf 



Selbständige 



Technische Betriebsbeamte 

Aufseher, Weikneister 

Kanfmänniflches Personal . 

Mitarbeitende Familien- 
angehörige 

Gesellen, Lehrlinge (Gelernte 
Arbeiter) 

Hilfspersonen nnd unge- 
lernte Arbeiter*) . . . 



Das Alter der Erwerbsthätigei 



Unter 
12 



A 









12 bk 
unter 14 



m. 



Zusammen 



6 



211 



49 



w. 



1 



14 bis 
anter 16 



m. 



261 



34 



63 



1 



w. 



13 



50 



8 



3311 



604 



12 



386 



1427 



16 bis 
tmter 18 



m. 



69 



3613 



566 



98 



3974 



1844 



4257 



w. 



16 



20 



13 



428 



2096 



18 bis 
nnter Su 



m. 



24 



6 
107 



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3126 3ft 



461 ' 209 



2573 



3727 25»)-l 





Von 1000 Erwerbsthätigen 




m. 


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w. 


ZU8. 


1 
m. 


16—20 
w. 


1 

1 

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1 


m. 


20—30 
w. 


1 

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zus. m. 


30—40 
w. zus. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


30,2 
132,4 


35,5 
128,4 


30,7 
131,1 


2,0 
107,9 
246,2 


5,3 
272,2 
336,8 


2,1 
122,9 

275,4 


134,0 
313,8 
341,2 


83,3 
538,5 
373,9 


131,6 
334,2 
351,7 


288,1 
303,1 
158,8 


148,9 

100,6 

94,6 


2.H1, 

284,: 
13t<. 


Summa 


94,3 


120,1 


101,2 


177,6 


316,7 


214,4 


286,8 


360,8 


306,4 


197,8 


100,4 


lt., 



*) Die Statistik rechnet Falzerinnen zu den ungelernten Arbeiterinnen (Hefterinnen r 
») Bd. CXI, Seite 2ö0.» 



4. Die Erwerbsthätigen nach Alter and Geschlecht 



116 



(dem Beruf nach) in der Buchbinderei und E^artonnagefabrikation 



20 bis 
unter 80 


80 bia 
unter 40 


40 bis 
unter 50 


50 bis 
unter 60 


60 bis 
unter 70 


70 und 
darüber 


Summa 


m. 


w. 


m. 


w. 


m. 


w. 


m. 


w. 


m. 


w. 


w. 


w. 


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1592 

7 

159 


159 


3371 

6 

282 


188 


3065 

2 

174 


253 


2131 


239 


1082 
1 

18 


121 


429 


27 


11700 
16 

728 


1042 


20 


6 


3 


85 


1 


1 


4 


— 


34 


363 


71 


223 


11 


76 


4 


39 




13 


— 


1 


— 


942 


135 


24 


57 


5 


57 


3 


44 


4 


30 


6 


7 


2 


— 


59 


247 


9434 


886 


4163 


226 


1930 


91 


850 


48 


258 


9 


54 


1 


26954 


2505 


1814 


4659 


844 


1140 


401 


481 


215 


215 


94 


53 


11 


27 


4563 


12258 


12895 


5852 


8894 


1628 


5651 


876 


3324 


533 


1472 


191 


501 


55 


44962 


16221 



Stehen im Alter von . . . Jahren^ 



40—50 


60—60 




•60—70 


70 und mebr 


m. 


w. 


EUS. 


m. 


w. 


BUS. 


m. 


w. 


aus. 


m. 


w. 


zus. 


263,3 


280,2 


264,1 


184,0 


290,8 


189,2 


92,3 


156,0 


95,4 


36,3 


35,5 


36,2 


149,5 


41,4 


139,6 


73,5 


5,9 


67,4 


19,0 


5,9 


17,8 


3,0 


— 


2,7 


74,0 


40,5 


63,2 


33,9 


19,4 


29,3 


11,4 


4,5 


9,2 


2,1 


1,9 


2,0 


125,7 


54,0 


106,7 


73,9 


32,8 


63,0 


32,7 


11,8 


27,2 


11,2 


3,4 


9,1 



den gelernten), daher die hohe Zahl der angelernten Arbeiter und Hilfspersonen. 



8' 



116 



Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthätigen. 



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^ Kranken- 
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kosten 



^ Heim- 
Stättenkosten 



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^ Familien- 

Unter- 
^ Stützung 



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4. Die ErwerbsthStigen nftoh Alter und Greschlecht. 



117 



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118 



Die berofliche und Bosiale Oliedarang der Erwerbsth&tigen. 



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Im Jahre 1899 starben 54 männ- 
liche und 39 weibliche Mitglieder, 
von ersteren 37 (68,5 7o)> vo^ 
letzteren 24 (61,5 %) an Longen- 
leiden. 



5. Die besohäftigangsloBeii 
Arbeitnehmer. ^) 

Die Zahl der arbeitslosen Er- 
werbsthätigen betrag am 14. Juni 
1895 .. . 1493 männliche und 465 
weibliche Personen, am 2. Dezember 
1882 . . . 1321 männliche und 391 
weibliche Personen. 

Die Dauer der Arbeitslosigkeit 
ist aus nebenstehender Tabelle zu 
ersehen. 

Dem Charakter der Buchbinderei 
entsprechend ist die Arbeitslosigkeit 
im Sommer größer denn im Winter. 
In den handwerksmäßig betriebenen 
Buchbindereien tritt gegen Weih- 
nachten die flotteste Geschäftszeit 
ein, während die großen Betriebe 
im Oktober und November vollauf 
beschäftigt sind. 



6. Die Berufizugehörigen in 

den verschiedenen Orts- 

größenkla43sen. 

Die Berufszählung von 1895 er- 
möglicht in hinreichender Weise, 
die Berufszugehörigen so zur Dar- 



*) Bd. CXI, S. 340. 



6. Die Bent&ziigelidrigeii in den Tenchiedenen Ortsgrößenkkuuen. 



119 



stellang zu bringen , wie sie sich auf das Reich resp. die einzelnen Orts- 
gröBenklassen verteilen. 

Die Statistik unterscheidet 5 Großen: 

A. Gemeinden mit 100000 und mehr Einwohnern^ 

B. Gemeinden mit 20000—100000 Einwohnern, 

C. Gemeinden mit 5000—20000 Einwohnern, 

D. Gemeinden mit 2000—5000 Einwohnern, 

E. Gemeinden unter 2000 Einwohnern. 

Für die Buchbinderei und Eartonnage&brikation ergiebt sich nach dieser 
Einteilung folgendes Verhältnis: 



Die Berufszugehörigen 


in den einzelnen Ortsgrößenklassen. ^) 


OrtBgröBen- 
klasae 


Stellung 


Erwerb 
Ge8.-Zahl 


sthStige 
Weiblich 


Dienende 

and 

AngehSrige 


ZoMmmen 


Großstädte 
A. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


3655 

998 

22717 


340 

121 

8232 


8861 

1487 

15263 


12516 

2485 

37980 




Zusammen 


, 27370 

1 
1 


8693 


25611 


52981 


Mittelstädte 
B. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


2271 

307 

8265 


135 

22 

2219 


6029 

582 

4473 


8300 

889 

12738 




Zusammen 


10843 


2376 

315 

19 

2151 


11084 

7548 

641 

4381 


21927 


Kleinstädte 
C. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


2884 

373 

8201 


10432 

1014 

12582 




Zusammen 


11458 


2485 


12570 


24028 


Landstädte 
D. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


2240 

119 

4425 


168 

5 

1400 


5789 

188 

1805 


8029 

307 

6230 




Zusammen 


6784 


1573 


7782 


14566 


Plattes Land 
E. 


Selbständige 

Angestellte 

Arbeiter 


1692 

58 

2978 


84 

2 

1008 


3748 

76 

1461 


5440 

134 

4439 




Zusammen 


4728 


1094 


5285 


10013 



^) ZoBammengestellt nach Bd. CX. 



120 



Die berufliche und soziale Gliederong der Erwerbsthätigen. 



Die Selbständigen sind somit am stärksten in den Großstädten 
vertreten, nächstdem in den Kleinstädten; die Mittel- und Landstädte zeigen 
unge&hr gleichviel Selbständige, wälirend das platte Land verhältnismäßig 
wenig aufweist 

Die Hälfte aller Angestellten findet in Klasse A Beschäfdgong. Ln 
übrigen zeigen B und C eine größere Anzahl Erwerbsthätige dieser Art, 
während auf D und E weniger denn 10 ^/^ der Gesamtzahl kommen. 

Die Arbeiter sind zu 48 7o ^ ^^^ Großstädten thätig, in den Mittel- 
und Kleinstädten finden sie mit je 17 7o Beschäftigung; das Land aber 
bietet auch ihnen keine Erwerbsquelle, denn in den Gemeinden unter 
5000 Einwohnern sind sie nur mit 8 % ihrer Gesamtzahl vertreten. Gerade 
aus diesen Zahlen geht die Bestätigung des bereits früher Gesagten hervor: 
Der Bedarf an Buchbindern ist auf dem Lande ein äußerst geringer. 

Wollen wir die thatsächliche Verteilung der Erwerbsthätigen in Yer- 
hältniszahlen ausdrücken, so kommen auf 100 Erwerbsthätigen jeder 
Kategorie (Selbständige, Angestellte, Arbeiter) in Klasse: 





1 

A 


B 


C 


D 


E 


Selbständige . 
Angestellte . . 
Arbeiter . . 


1 28,5 

i 53,8 

48,5 

[ 


17,7 
16,5 
17,6 


22,6 
20,1 
17,7 


17,4 
6,4 
9,6 


13,8 
3,2 
6,6 


Zusammen 


44,7 

1 


17,7 


18,7 


11,2 


7.7 



7. Die nebenberuflioh Erwerbsthätigen. 



„Um einen vollkommenen Einblick in die wirtschaftlichen und sozialen 
Verhältnisse eines Volkes zu gewinnen, muß man neben derjenigen Thätigkeit, 
welche die dauernde Aufgabe, den Lebenszweck, den sogenannten Haupt- 
beruf der Einzelnen darstellt, auch den Nebenberuf oder Nebenbewerb 
berücksichtigen'^ ^) 

Als „Nebenbewerb^^ gUt jede Thätigkeit, die neben einem Hauptberuf 
ausgeübt wird und einen wesentlichen Teil des Gesamteinkommens aus 
erwerbender Thätigkeit bringt 



») Bd. CXI, S. 101. 



7. Die nebenberoflich Erwerbsthfitigeii. 121 

Die Darstellong des Nebenerwerbs bezieht sich auf die Fragen: 1. Wie 
viele Personen haben einen Nebenerwerb? 2. Welcher Art ist dieser Neben- 
erwerb? In ersterer Beziehung kommen lediglich solche Personen zur 
Berücksichtigung, die einen Hauptberuf haben (Erwerbsthätige im Haupt- 
beruf) es wird für diese gezeigt, ob sie einen Nebenerwerb betreiben, und 
in wieviel Fällen sie den Nebenberuf selbständig oder unselbständig aus- 
üben, sowie ob insbesondere eine selbständige oder unselbständige Thätigkeit 
in der Landwirtschaft den Nebenerwerb bringt 

Die Art des Nebenerwerbs gelangt in der Statistik f&r alle nebenher 
thätigen Personen, mögen sie Erwerbsthätige im Hauptberuf, Dienende oder 
Angehörige sein, zur Nachweisung. In vorliegender Darstellung wird der 
Nebenerwerb der Angehörigen und Dienenden indes nicht berücksichtigt 
werden und zwar aus ganz bestimmten Gründen. Das Kaiserlich Statistische 
Amt räumt selbst ein, daß sich der Ermittelung des Nebenerwerbs der An- 
gehörigen ganz besondere Schwierigkeiten entgegenstellen, da die Mithilfe 
der Frau des Haushaltungsvorstandes in vielen Fällen nicht als eigentlicher 
Nebenerwerb aufgefaßt, sondern als selbstverständlich mit der Stellung im 
Haushalt verbunden angesehen wird. Andererseits aber halte „eine gewisse 
Yerschämiheit oder ein gewisses Selbstgefühl von der rückhaltlosen Dekla- 
rierung des Nebenberufes ab z. B. Frauen und Töchter höherer Stände, die 
durch Konfektionsarbeiten eine namhafte Zubuße zu den Haushaltungskosten 
verdienen",^)*) 

Sind aber die ermittelten Zahlen im allgemeinen schon nicht zuver- 
lässig, so ist dies für unsere Gewerbeart insbesondere, noch viel weniger 
der Fall. Die Ergebnisse der Berufzählung bleiben hinter der Wirklichkeit 
weit zurück, insonderheit so weit die Angehörigen der Selbständigen in 
Betracht kommen. Das Ladengeschäft des Buchbinders z. B. bietet dem 
weitaus größten Teil der Ehefirauen Gelegenheit zu „erwerbender Thätigkeit'', 
das heißt, eine haupt- oder nebensächliche Erwerbsquelle des Mannes wird 
durch dessen Frau ergiebiger gestaltet Streng genommen, nimmt diese 
damit allerdings eine, zu ihrem eigentlichen Beruf als Hausfrau in keinem 
Zusammenhang stehende erwerbende Thätigkeit wahr. Diese Auffassung aber 
entspricht nicht den realen Verhältnissen, sie beruht auf rein theoretischer 
Grundlage. Der Buchbinder wird in den allerseltensten Fällen seine Frau 



») Bd. CXI, S. 101. 

*) Vergleiche die Bemerkuiigen über die mitarbeitenden Familienangehörigen S. 92 
dieser Darstellung. 



122 I^e berufliche und aoxiale Gliedening der Erwerbsth&tigen. 

oder Tochter als ,^ Nebenberuf erwerbend** deklarieren, seine Ansicht ist 
vielmehr, daß es sich hier um eine üiätigkeit handelt, die seiner Frau 
naturgemäß zukommt 

Es sind deshalb die diesbezüglichen Angaben der Statistik, als Ar 
unseren Zweck wertlos, nicht berücksichtigt 

Im Nachstehenden sollen nunmehr f&r die drei Kategorien der Erwerbs- 
thatigen die NebenerwerbsTerhältnisse gesondert zur Darstellung kommen. 

a. Die Selbständigen. 

Im Jafare 1895 betrug die Zahl der SelbsULndigen mit Nebenerwerb 
4330, im Jahre 1882 hingegen 4432, so daß eine Verminderung von 102 
(2,3 ^Iq zu verzeichnen ist Im Oroßen und Glänzen haben sich auch in den 
Bundesstaaten die Zahlen wenig verändert; l'renßen zeigt ein Plus von 22 
im Nebenbewerb thatigen Selbständigen; überragt wird diese Zahl nur von 
Sachsen mit einer Zunahme von 77 (9,3 7o)* 

Eine hohe Abnahme zeigen Baden mit 42,2 und Württemberg mit 
15,3 7o« I™ Ganzen ist in 15 Staaten und 6 Preußischen Provinzen eine 
Verminderung zu konstatieren. 

Es entsteht die Frage, welcher Art dieser Nebenerwerb der Selbständigen 
ist Die Statistik ermöglicht für 1895 nur den Nachweis der in der Land- 
wirtschaft nebenerwerbend thatigen Personen, im übrigen aber ist eine be- 
sondere Detaillierung nicht möglich. 

Von den bezeichneten 4330 Selbständigen fanden 1481 in der Land- 
wirtschaft ihren Nebenberuf, das sind 34,1 ^o cler Oesamtheit Das Ver- 
hältnis hat sich gegen 1882 wesentlich verschoben, denn in diesem Jahre 
fielen von 4432 im Nebenerwerb stehenden Selbständigen 2311 (52,1 7o) &^ 
die Landwirtschaft. Es hat demnach die Zahl der in dieser thatigen selb- 
ständigen Buchbinder um 830 (35,8 7o) abgenommen. Außerhalb der Land- 
wirtschaft fanden im Jahre 1895 . . . 2849, im Jahre 1882 dagegen nur 
2121 Selbständige ihren Nebenerwerb. Während also die Zahl im Ganzen 
abgenommen hat, ist nach Abzug der Landwirtschaft, eine Zunahme von 
728 zu verzeichnen. 

Der Bückgang der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsfälle ist als 
günstiges Moment aufzufassen, denn er zeigt, daß wenigstens strichweise 
auch auf dem Lande und in den Kleinstädten allmählich bessere Existenz 
bedingungen f&r den Buchbinder Platz greifen. Als gesund kann diese Eut- 



7. Die nebenberuflich Erwerbsthätigen. 



128 



Wickelung auch dann noch bezeichnet werden, wenn an die Stelle der 
Landwirtschaft ein Nebenerwerb anderer Art getreten ist. Die Statistik 
bietet fär diesen Wechsel gewisse Anhaltspunkte. 

Nehmen wir z. B. die Staaten und Landesteile mit starker Landwirt- 
schaft besonders, so ergeben sich folgende Resultate: 



Ostpreußen . . . . 
Westpreußen . . . , 

Pommern 

Schleswig-Holstein . . 

Hannover 

Westfalen 

Bayern .•..., 
Mecklenburg-Schwerin 
Mecklenburg-Strelitz . 
Oldenburg . . . < 
Braunschweig . . . 



Zu- oder Ab- 
nahme der Selb- 
ständigen mit 
Nebenerwerb 



Zu- oder Ab- 
nahme des 
Nebenberufes in 
der Landwirt- 
schaft 



In . . . Fällen 

trat an Stelle der 

Landwirtschaft 

ein anderer 

Nebenerwerb 



+ 18 
+ 4 

- 18 

+ 11 

- 11 

- 8 
-14 

- 14 
-10 

- 4 
-11 



- 3 

+ 1 

- 29 

- 13 

- 49 

- 44 
-151 

- 36 

- 11 

- 12 

- 23 



11 

13 

38 

36 

137 

22 

1 

8 

12 



Selbstverständlich ist diese Gegenüberstellung nicht einwandfrei; denn es 
ist ja wahrscheinlich, daß in vielen Fällen die landwirtschaftliche Thätigkeit 
aufgegeben wurde ^ ohne daß ein anderer Nebenberuf an ihre Stelle trat. 
Aber es ist doch gewiß kein Zufall, daß in den agrarischen Gegenden der 
Ausfall an landwirtschaftlichem Nebenerwerb zu einem großen Teil durch 
eine andere Erwerbsquelle nebensächlicher Art ersetzt wird. Würde es sich 
um einfache Aufgabe der landwirtschaftlichen Thätigkeit ohne Ersatz 
handeln, so müßten die Nebenerwerbsfälle weit mehr abgenommen haben, 
so aber wird das Gesamtresultat durch die erhebliche Vermehrung der 
Nebenberufe außerhalb der Landwirtschaft stark beeinflußt; es ist also 
wahrscheinlich, daß sich eine Tendenz zur Ablösung der Landwirtschaft als 
Nebenerwerb zu Gunsten anderer nebenberuflicher Thätigkeit bemerkbar 
macht 

Welche Art von Nebenerwerb aber tritt an die Stelle der Land- 
wirtschaft? 

In den weitaus meisten Fällen wohl der Papier- und Schreibwaren- 



124 Die berufliche und Bosiale Gliederung der ErwerbsÜiätigen. 

handel. Es ist nicht zu leugnen, daß auch in den kleineren Landstädten 
gewisse kulturelle Bedürfnisse nicht immer erst in benachbarten größeren 
Städten gedeckt werden können, sondern daß ein gewisser Bedarf auch am 
Ort seine Befriedigung finden muß. Hierzu gehören seit Mnfiihrung 
besserer Schul Verhältnisse, sowie bei der wachsenden Volksbildung unstreit- 
bar in erster Linie Papier- und Schreibwaren. Leider fehlen die Unter- 
lagen für eine statistische Darstellung dieser Entwickelung, zweifellos aber 
haben sich die Papier- und Schreibwarenhandlungen in den letzten 15 Jahren 
gerade in den kleineren Städten stark vermehrt; naturgemäß sind die In- 
haber solcher Betriebe in der Kegel Buchbindereibesitzer, die nunmehr im 
Nebenberuf Händler sind. Es liegt auf der Hand, daß auf diese Weise ein 
etwaiger früherer Nebenerwerb — durchweg Landwirtschaft — in vielen 
Fällen überflüssig wird, wenngleich nicht ausgeschlossen ist, daß sowohl 
Landwirtschaft als Ladengeschäft Neben-Erwerbsquellen desselben Unter- 
nehmers bilden. Wenn also die Zahl der in der Landwirtschaft neben- 
beruflich thätigen Selbständigen um 830 abnahm, die Zahl der außerhalb 
der Landwirtschaft Nebenerwerb findenden Erwerbsthätigen sich aber um 
728 vermehrte, so kann, bei dem ausgesprochen agrarischen Charakter der 
hier in Frage kommenden Länder, mit Fug und Eecht von einem Wechsel 
des Nebenberufes gesprochen werden. Da es sich nach Lage der Sache um 
eine Tendenz zur Vereinigung verwandter Gewerbezweige handelt, muß diese 
Entwickelung als gesund bezeichnet werden. 

Greifen wir nunmehr zurück auf den Nebenerwerb im allgemeinen, so 
ergeben sich nach der 95 er Zählung im Reich 2849 Selbständige mit einem 
Nebenerwerb außerhalb der Landwirtschaft Da es nach derselben 
Zählung im Ganzen 12742 Selbständige gab, von diesen aber 1481 nebenher 
Landwirte waren, so hatten in Summa 33,9^0 — außerhalb der Land- 
wirtschaft aber 22,3^0 ^^r jeweilig in Betracht kommenden Selbständigen 
Nebenerwerb. Es fragt sich nun, ob mit diesen 33,9 bezw. 22,3^0 <^^ 
Nebenberufsfalle erschöpft sind, mit anderen Worten, ob nur ca. Y* ^^^ 
Buchbindereien mit einem Ladengeschäft — um solchen Nebenerwerb 
handelt es sich in der Regel — verbunden sind. 

Die Frage muß entschieden verneint werden, denn es ist ganz unmög- 
lich, daß in Deutschland 8422 selbständige Buchbinder ohne Ladengeschäft 
existieren. Die Statistik kommt denn auch nur scheinbar zu diesem Er- 
gebnis, sie führt nämlich (Tabelle VI, Sp. 29 u. 30) diejenigen Selbständigen 
anderer Gewerbearten auf, welche ihrerseits die Buchbinderei und 
Kartonnagefabrikation als Nebenerwerb betreiben, es ergiebt sich das über- 



7. Die nebenberaflich Erwerbsthätigen. 125 



raschende Resultat, daß dabei 1809 Personen in Frage kommen, während 
es im Jahre 1882 nur 1284 waren. 

Diese Selbständigen, welche im Nebenberuf die Buchbinderei be- 
treiben, sind für uns alte Bekannte, wir begegneten ihnen schon bei dem 
Vergleich der Ergebnisse der Gewerbezählung mit denen der Berufs- 
statistik. Wir konstatierten» daß es eine Reihe Buchbinder gebe, die sich 
Papierhändler nennen und infolgedessen hauptberuflich Kaufmann sind. 
Diese Unternehmer haben nun auch bei der Beru&zählung die Buch- 
binderei als nebensächliche Erwerbsquelle angegeben. In Wirklichkeit 
aber handelt es sich in beiden Fällen um genau dieselbe Betriebsform, 
um die Vereinigung Ton Buchbinderei und Papierhandel, nur daß der 
Geschäftsinhaber sich seiner Auffassung entsprechend als Händler oder 
Handwerker bezeichnet. 

Auch der umstand, daß die Zahl der die Buchbinderei als Neben- 
erwerb betreibenden Selbständigen seit 1892 um 525 zunahm, spricht für 
die Thatsache, daß die Reihe derjenigen Buchbinder, welche vom Hand- 
werker zum Händler „avancieren^' immer größer wird. 

Nun sind allerdings nicht sämtliche Nebenberufsfälle dieser Art mit 
obiger Erscheinung zu erklären, denn es giebt immerhin eine erkeckliche 
Anzahl von Buchdruckereien, Buchhandlungen und Verlagsgeschäften, welche 
die Buchbinderei thatsächlich als Nebenerwerb betreiben^), aber doch ist 
deren Zahl gegenüber jenen 1809 Selbständigen relativ klein, so daß wir 
sie mit 800 eher zu hoch als zu niedrig einschätzen. 

Rechnen wir also den bereits aufgeführten kombinierten Betrieben 
(Buchbinderei, Papier- und Schreib warenhandel) die hier verbleibenden 
1500 hinzu, so ergeben sich 5839 derartige Unternehmungen; das aber 
sind bereits 45,9 7o ^Uer Selbständigen. Ziehen wir nun noch die 
Selbständigen der Kartonnagefabrikation, die in der Regel ohne Laden- 
geschäft arbeiten, mit 1700 ab*), so sind sogar 52,8^0 aller Buchbindereien 
mit Ladengeschäften verbunden. 



') Als Kuriosum mag angeführt werden , daß es auch einige Dutsend Landwirte 
giebt, welche nebenher Bachbinder sind (Bd. GII und CHI). 

f) Diese Zahl bemht auf Schfttzung, da die Berufezählong bekanntlich die Kartonnage- 
fiibrikation nicht besonders behandelt Im Gkmzen gab es bei der 95 er Zählung 1823 
Hauptbetriebe in der Elartonnagefabrikation ; nehmen wir nun eine den Verhältnissen 
angepaßte geringere Quote der Selbständigen an, so dürfte 1700 die richtige 
Zahl sein. 



126 Die beruf liehe nnd sociale ßliedenmg der ErwerfosthStigen. 

Von sämtlichen Selbständigen mit Nebenerwerb^) fielen auf die Oits- 
größenklasse 

A . . . . 494 = 11,5 •/, 



B 
C 
D 
E 



580 »13,5 „ 
1122 = 25,9 „ 
1204 = 27,7 „ 

930 « 21,4 „ 



Von den Selbständigen der jeweiligen Ortsgrößenklasse hatten Neben- 
erwerb 

A 13,37o 

B 25,5 „ 

C 38,7 „ 

D 53,7 „ 

E 54,9 „. 

75^0 ^^^ Selbständigen mit Nebenberuf befinden sich demnach in 
den Gemeinden bis zu 20000 Einwohnern; von den Selbständigen der 
OrtsgröSenklassen D und E aber haben 53,7 resp. 54,9 ^/^ Nebenerwerb. 
Dabei ist in diesen Zahlen die Eartonnagefabrikation mitgerechnet, könnten 
wir diese ausscheiden, so würden in besagter Größenklasse mindestens 
75^/o aller selbständigen Buchbinder Nebenerwerb haben. 

Diese Feststellung ist ftLr uns wichtig, denn sie bestätigt, daß in den 
kleineren Städten Papierhandel und Buchbinderei — mag diese oder jener 
als Hauptbetrieb figurieren — aufeinander angewiesen sind. 

b. Die Angestellten und Arbeiter. 

Von den Angestellten haben relativ wenige Nebenerwerb. Im Jahre 
1882 waren von 426 ... 23, im Jahre 1895 von 1855 ... 62 Angestellte 
nebenberuflich thätig. Die Hälfte davon fällt auf Preußen. 

Nebenerwerb in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation hatten 
1895 28 Angestelllte anderer Beru&arten, 1882 belief sich diese Zahl 
auf 9. Für die Gesamtbeurteilung kommen diese Fälle nicht in Frage, 
überdies dürften sie kaum den thatsächlichen Verhältnissen entprechen, da 
mancher Buchbinder sich den Bücherabschluß und das Ausschreiben der 



^) Inkloflive KartonnagefabrikatioD. 



7. Die nebenberuflich Erwerbsthfttigen. 127 

Rechnungen von irgend einem käufinännischen Angestellten besorgen lassen 
wird, ohne daß dieser sich nun als nebenerwerbend bezeichnet Von den 
genannten 62 Angestellten der Buchbinderei und EartonnagefEibrikation 
fanden übrigens 16 ihren Nebenerwerb in der Landwirtschaft. 

Auch bei den Arbeitern ist die Zahl der im Nebenberuf stehenden 
Erwerbsthätigen relativ klein. Im Jahre 1882 waren es 820, 1895 . . . 983, 
so dafi eine Zunahme von nur 163 Personen erfolgte. 1882 hatten 2,1^ Iq 
aller Arbeiter Nebenerwerb, 1895 gar nur 2,1 ^o« 

Von den 983 Arbeitern der 95 er Berufszählung fanden 571 (58,17^) 
ihren Nebenerwerb in der Landwirtschaft, 1882 waren es 605, die Zahl 
hat also auch hier abgenommen. Es bleiben somit 402 außerhalb der 
Landwirtschaft einem Nebenerwerb nachgehende Arbeiter. Welcher Art 
diese nebenberufliche Thätigkeit ist, läßt sich schwer sagen; irgend eine 
bestimmte typische Beschäftigung wird kaum in Frage kommen, es sei 
denn, daß die Arbeiter ihre fireien Stunden dazu benutzten, um in den 
kleineren Druckereien die laufenden Buchbinderarbeiten zu erledigen. Im 
allgemeinen aber wird es sich um gelegentlich auftauchende, im Zusammen- 
hang mit der Buchbinderei nicht stehende Nebenerwerbsfälle handeln. 

Als Nebenberuf betrieben die Buchbinderei und Eartonnagefabrikation 
1882 . . . 313, 1895 ... 714 Arbeiter. Die Zahl hat sich mehr denn ver- 
doppelt. In welcher Gewerbeart diese Personen hauptberuflich thätig 
sind, läßt sich nicht nachweisen, doch wird es sich zweifellos um verwandte 
Gewerbe handeln, da z. B. Lithographen, Schriftsetzer, Buchdrucker etc. in 
die Buchbinderei einschlagende Arbeiten sehr wohl anfertigen können. — 

Im Ganzen hatten im Jahre 1895 . . . 5375 in der Buchbinderei und 
Eartonnagefabrikation dem Beruf nach beschäftigte Personen Nebenerwerb, 
davon 2068 in der Landwirtschaft;. Gegen 1882 hat erstere Zahl um l,97o 
zugenommen, letztere hingegen 29,3^0 verloren. Als Nebenberuf übten be- 
sagte Gewerbeart in Summa 2548 Personen aus, gegen 1606 im Jahre 
1882, so daß die Zunahme sich hier auf 60,9^0 beziffert 

Fassen wir sämtliche in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation 
haupt- und nebenberuflich erwerbsthätigen Personen zusammen, so ergeben 
sich 63731 Selbständige, Angestellte und Arbeiter. 

Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass dabei nur solche Personen 
in Frage kommen, welche obiges Gewerbe dem Beruf nach ausüben, daß 
es sich also nicht um das in den Buchbindereien und Eartounagefabriken 
ihatsächlich beschäftigte Personal handelt 



V. 



Die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation in 
sämtlichen Verwaltungsbezirken der einzelnen 

Bundesstaaten. 



L Vorbemerkungen. 

Auf Grund der Zählung von 1895 ist es möglich, in sämtlichen Bundes- 
staaten für jeden einzelnen, selbst den kleinsten Verwaltungsbezirk die Oe- 
werbe nach Zahl und umfang systematisch zusammenzustellen. Das ist 
gegen frühere Zählungen entschieden ein Fortschritt, denn ganz abgesehen 
Yon der späteren Möglichkeit die Vergleiche bis ins einzelne durchzuführen, 
wird auf diese Weise den einschlägigen Fachorganisationen ein wertvolles 
Nachschlagematerial geboten. Dieser Gresichtspunkt war es auch, der den 
Verfasser zu der immerhin mühsamen Zusammenstellung veranlaßte. Die 
Nachweise beziehen sich auf die Zahl der Haupt- und Nebenbetriebe sowie 
auf die hauptberuflich thätigen Personen. Buchbinderei und Eartonnage- 
fabrikation gelangen getrennt zur Darstellung, der Einfachheit halber derart, 
daß für die Kartonnageindustrie die Kursivschrift Anwendung 
findet Im übrigen sei nochmals auf die Betriebs -Definition (S. 41) 
hingewiesen. Die Personalangaben beziehen sich auf die im Durchschnitt 
des Jahres beschäftigten Personen.^) 



^) Um etwaigen Einwendungen zu begegnen, sei bemerkt, daß eine £rneaerang 
der BerufiB- und Grewerbezählung vor Ablauf der n&chsten 10 Jahre kaum zu erwarten 
sein dürfte. 



Die Buchbinderei und Kartonnagefiibrikation in den einzelnen Bundesstaaten. 129 

Zasammenge£Ekßt erstreckt sich die Erhebung auf folgende Bezirke: 

Preußen, die 548 Kreise und für HohenzoUem 4 Oberämter. 
Bayern, die 41 unmittelbaren Städte und 151 Bezirksämter. 
^Sachsen, die 30 Amtshauptmannschaften. 
Württemberg, die 64 Oberämter. 
Baden, die 52 Amtsbezirke. 
Hessen, die 18 Kreise. 

Mecklenburg-Schwerin, die 12 Aushebungsbezirke. 
Sachsen-Weimar, die 5 Verwaltungsbezirke. 
Mecklenburg-Strelitz, das Herzogtum Mecklenburg -Strelitz und das 

Fürstentum Batzeburg. 
Oldenburg, die Stadtgemeinden Oldenburg, Varel und Jeyer, die 12 Amter, 

die Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld. 
Braunschweig, die 6 Kreise und die Stadt Braunschweig besonders. 
Sachsen-Meiningen, die 4 Kreise. 
Sachsen-Altenburg^ die 2 Landratsämter. 

Sachsen-Koburg-Ootha, das Herzogtum Gotha und das Herzogtum Koburg. 
Anhalt, die 5 Kreise. 

Schwarzburg-Sondershausen, die 3 Landratsämter. 
Schwarzburg-Budolstadt, die 3 Landratsamtsbezirke. 
Waldeck, das Fürstentum Waldeck und das Fürstentum Pyrmont 
Beuß, ältere Linie, der Landratsamtsbezirk Greiz und Amtsgerichtsbezirk 

Burgk. 

Beuss, jüngere Linie, die 2 Landratsamtsbezirke. 

Schaumburg-Lippe,] , „ ,^ ., 

. . > ohne Unterabteilungen. 

Lippe, J 

Lübeck, die Stadt und der Landbezirk, letzterer einschließlich Stadt 

Travemünde. 

Bremen, die Stadt Bremen und übriges Bremisches Gebiet 

Hamburg, die Stadt und 4 Landherrenschaften. 

Elsaß-Lothringen, die 22 Kreise und die Stadt Mülhausen besonders. 



Hftrmty Bntwlokelangsgefleh d. deotidhen BnohUlnderai. 9 



130 



2. SystematiBchefl VenBeichniB der einzelnen VerwaltungsbeziriLe. 



2. Systematisches Veraeiohnis der einzelnen Verwaltungs- 
bezirke. 



Deutsches Reich 

Königreich Preußen (im Gaazen) .... 

Die Provinzen Preußens: 
Provinz Ostpreußen 

^ Westpreußen 

„ Branden1)urg (mit Berlin) .... 

„ Pommern 

n Posen 

,, Schlesien 

fj Sachsen 

„ Schleswig-Holstein 

„ Hannover 

„ Westfalen 

„ Hessen-Nassau 

„ Rheinland 

Preußen nach Begierungsbezirken und 

Kreisen. 

Begierungsbezirk Königsberg (im Ganzen) 
1. Ej-eis Memel 



Haupt- 
betriebe 

12073 
1823 


Neben- 
betriebe 

787 
164 


Geweri>- 

tMtigc 

Personen 

49771 
18034 


6586 
eil 


424 

54 


36218 

eaae 


181 
5 


6 


436 
12 


186 
3 


4 


330 
4 


1287 
257 


73 
7 


7243 
2853 


231 
9 


12 
3 


637 
183 


167 
2 


15 


539 
9 


721 
62 


48 
10 


2727 
564 


643 
43 


52 
10 


2049 
356 


275 
8 


17 


1092 
118 


526 
27 


32 
9 


2102 
239 


601 
19 


42 


1957 
137 


487 
68 


25 
5 


1565 
1069 


1306 
130 


95 

8 


5500 
1292 



120 

3 

2 



5 

1 



26» 



2. SyBtematiaches VeneidiiuB der dxiMlnea VerwaltnngBbeKirke. 



131 



2. Kreis Fischhausen . 

3. Stadtkreis Königsberg 

4. Landkreis Königsberg 

5. Kreis Labiau . . 
Wehlau 
Gerdauen . 
Bastenburg 
Friedland . 
Pr.-Eylau 
Heiligenbeil 
Braunsberg 
Heilsberg . 
Bössei . . 
AUenstein . 
Orteisburg 
Neidenburg 
Osterode in Ostpr. 
Mehrungen 
Pr.-Holland 



7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 



» 



» 



w 



99 



99 



» 



99 



99 



99 



99 



99 



99 



99 



99 



99 



Begierungsbezirk Gumbinnen (im Ganzen) 

1. Ejreis Heydekrug 

2. „ Niederung 

3. Stadtkreis Tilsit . 

4. Landkreis Tilsit . 

5. Kreis Bagnit . . 



6. 


n 


Pillkallen . 


7. 


n 


Stallapönen 


8. 


M 


Gumbinnen 


9. 


» 


Insterburg 


10. 


» 


Darkehmen 


11. 


» 


Angerburg 


12. 


» 


Goldap 


13. 


n 


Oletzko . 


14. 


n 


Lyck . . 



Hanpt- Neben- ^^ 

betriebe betriebe Personen 

3 — 6 



45 
3 

3 
4 
2 
5 
5 
2 

8 
5 
7 
5 
6 
5 
7 
3 
3 

61 

2 

6 

10 

4 
2 
5 
6 
5 
2 
2 
3 
2 
3 



1 
2 



1 



136 
12 

6 
12 
2 
9 
8 
4 

14 
8 

12 
9 
9 
6 
9 
4 
9 

167 

5 

10 
37 

5 

4 

11 

19 

39 

2 

3 

6 

3 

6 



9* 



132 



2. SyBtematiflcheB VenseichniB der eincelnen Verwaltungsbezirke. 



15. Kreis Lötzen 

16. „ Sensburg 

17. „ Johannisburg 

Kegierungsbezirk Danzig (im Ganzen) . . . 

1. Stadtkreis Elbing 

2. Landkreis Elbing 

3. Kreis Marienburg in Westpr. . . . 

4. Stadtkreis Danzig 

5. Kreis Danziger Niederung . . . . 

6. „ Danziger Höhe 

7. „ Dirschau 

8. „ Pr.-Stargard 

9. „ Bereut 

10. „ Karthaus 

11. „ Neustadt in Westpr. . . . . 

12. „ Putzig 

Begierungsbezirk Marienwerder (im Ganzen) 

1. Ejreis Stuhm 

2. „ Marienwerder 

3. „ Bosenberg in Westpr. . . . 

4. „ Löbau 

5. „ Strasburg in Westpr. . . . 

6. „ Briesen 

7. „ Thom 

8. I, Kulm 

9. j, Graudenz 

10. „ Schwetz 

11. „ Tuchel 

12. „ Konitz 

13. „ Schlochau 

14. „ Flatow 

15. „ Deutsch Krone 

BegieruQgsbezirk Berlin (Stadtkreis Berlin) . 



Haapt- 
)etriebe 


Neben- 
betriebe 


th&tige 
Penonen 


4 


— 


8 


2 


— 


4 


3 




5 


61 


1 


120 


3 





4 


10 





25 


4 




9 


32 


1 


56 


3 





4 


1 




6 


5 





9 


3 





6 


1 




3 


3 





3 


2 




3 


75 


3 


810 


2 





2 


5 


1 


13 


7 





18 


5 




7 


2 


1 


3 


3 





7 


10 





32 


4 





5 


7 


1 


72 


3 





9 


2 





5 


3 





6 


9 





11 


4 





7 


9 





13 


834 


46 


6064 


196 


6 


2622 



2. STstematisches VeneichniB der einselnen Verwaltongsbezirke. 



133 



Haupt- 
betriebe 

Regierungsbezirk Potsdam (im Ganzen) . . 374 

38 

1. Kreis Prenzlau 8 

2. „ Templin 6 

3» „ Angermünde 12 

4. „ Oberbamim 16 

5. „ Niederbamim 40 

5 

6. „ Stadtkreis Gharlottenbnrg . . 18 

/ 

7. „ Kreis Teltow 58 

13 

8. j, Beeskow-Starkow 5 

9. „ Jüterbog-Luckenwalde ... 16 

/ 

10. „ Zauch-Belzig 9 

11. Stadtkreis Potsdam 18 

12. „ Spandau 6 

13. Kreis Osthavelland 5 

14. Stadtkreis Brandenburg 12 

2 

15. Kreis Westhavelland 10 

16 

16. j, Buppin 15 

17. „ Ostprignitz 8 

18. ,9 Westprignitz ...... 12 

Begierungsbezirk Frankfurt (im Ganzen) 179 

3 

1. Kreis Königsberg in Neum. ... 16 

2. „ Soldin • . . . 5 

3. „ Amswalde 7 

4. „ Friedeberg in Neum. .... 7 

5. Stadtkreis Landsberg a. W. . . . 6 

6. Landkreis Landsberg 3 

7. Kreis Lebus 8 

8. Stadtkreis Frankfurt a. 23 

9. Kreis Weststemberg 6 



Neben- 
betriebe 


Gewerb- 

thUige 

Personen 


18 


612 


1 


«17 


— 


18 


— 


10 


1 


25 


— 


58 


3 


56 


— 


15 


5 


40 


— 


4 


2 


100 


1 


28 


1 


8 


— ^ 


77 





4 


— - 


13 


1 


52 


— 


16 


1 


9 


■.— . 


29 





70 


2 


18 


— 


96 


1 


44 


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16 


1 


23 


9 


667 


— 


14 


— 


38 


— 


6 


— 


11 


1 


12 


— 


18 


— 


4 


.— 


15 


— . 


/ 


3 


194 


1 


9 



134 



S. SjutemaliBcliM YttwoAMOM dsr cntssfaieD Verwalt3BiigBbQnKkj& 



Haupt- 
betriebe 

10. Kreis Oststemberg 6 

11. „ ZfiUichan-SchwiebüS .... 5 

12. „ Erossen 8 

/ 

13. Stadtkreis Guben 13 

14. Landkreis Onben 1 

15. Kreis Lübben 5 

16. „ Lackan 12 

17. „ Kalau 11 

18. Stadtkreis Kottbns 14 

19. Landkreis Kottbos 2 

20. Kreis Soran 18 

1 

21. ^ Spremberg 3 

Regierungsbezirk Stettin (im Ganzen) . . . 184 

4 

1. Kreis Demmin 7 

2. „ Anklam 5 

3. „ Üsedom-Wollin 4 

4. „ üeckermünde 7 

5. „ Bandow 9 

6. Stadtkreis Stettin 49 

3 

7. Kreis Greifenbagen 5 

8. „ Pyritz 4 

9. „ Saatzig 10 

10. „ Naugard 6 

11. ,, Kammin 5 

12. „ Greifenberg 7 

/ 

13. „ Regenwalde 6 

Regierungsbezirk Köslin (im Ganzen) ... 70 

5 

1. Kreis Schivelbein 2 

2. „ Dramburg 6 

3. „ Neustettin 5 



Neben- 



8 

1 



2 
1 



1 



4 

2 



thitige 
Penonen 

12 

25 

15 
3 

43 

1 

9 

14 

24 

61 

2 

43 
10 

11 

484 

178 

12 

9 

10 

12 

17 

283 
177 

7 

10 

22 

15 

9 

9 
/ 

9 

148 
ti 

6 

8 

13 



2. Systematiflcbes VeneicfaniB der einEftlnen Verwaltungsbezirke. 



135 



4. Ereis Beigard 

5. n Eolberg-Eörlin 

6. „ Köslin 

7. „ BubUtz . 

8. yy Schlawe 

9. yy Bummelsburg 

10. „ Stolp 

11. „ Lauenburg in Pomm. . . . 

12. „ Bütow 

Eegiernngsbezirk Stralsnnd (im Ganzen) 

1. Ereis Bügen 

2. Stadtkreis Stralsund 

3. Ereis Franzburg 

4. yy Oreifswald 

5. y, Grimmen 

Begierungsbezirk Posen (im Ganzen) . . . 

1. Ereis Wreschen 

2. yy Jarotschin 

3. ^, Schroda 

4. „ Schrimm 

5. Stadtkreis Posen 

6. Ereis Posen Ost ....'... 

7. „ Posen West 

8. „ Obomik 

9. „ Samter 

10. yy Birnbaum 

11. yy Schwerin a. Warthe . . . . 

12. ,y Meseritz 

13. yy Neutomischel 

14. „ Grätz 

15. yy Bomst 

16. ,, Fraustadt 



Haupt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


Gewerb- 

thatige 

Pecaonen 


7 


— 


8 


10 


— 


16 


5 


3 


18 


3 


— 


6 


11 
5 


2 


17 
5 


1 


— 


2 


14 


1 


41 


3 


— 


5 


3 


— 


3 


87 




70 


5 


— 


9 


6 


— 


13 


5 


— 


11 


17 


— 


32 


4 


— 


5 


118 

2 


8 


895 



3 


— 


4 


2 




2 


2 


1 


4 


3 


— 


3 


31 
2 


— 


100 
9 


1 


— 


1 


6 


_^ 


8 


3 


— 


3 


4 


— 


5 


3 


— 


3 


5 


— 


6 


2 


1 


4 


2 


2 


3 


4 


1 


5 


5 


_ 


6 



136 



2. SyBtematiachea 



ia der emidnen Venraltangsbeärice. 



17. Kreis Schmiegel 



18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
27. 
28. 



1> 



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ff 



ff 



Kosten . . . . 

Lissa . . . . 

Bawitsch . . . 

Gostjn . . 
Koschmin 

Erotoschin . . 

Pleschen . . . 

Ostrowo . . . 

Adelnau . . . 

Schildberg . . 

Kempen in Pos. 



Begierangsbezirk Bromberg (im Ganzen) 

1. Kreis Fflehne 

2. .. Czamikau 



3. 

4. 



Kolmar in Pos. 
Wirsitz . . 
6. Stadtkreis Bromberg 

6. Landkreis Bromberg 

7. Kreis Schabin . . 



8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



Inowrazlaw 

Strehio 

MogOno 

Znin . . 

Wongrowitz 

Qnesen 

Witkowo . 



Begierangsbezirk Breslaa (im Ganzen) 



• • 



1. Kreis Namslau . . . 

2. .. Groß-Wartenbeig 
Oels .... 
Trebnitz . . . 
Militsch . . . 
Gnhran . . . 



3. 
4. 
6. 
6. 



ff 



f9 



ff 



ff 



yy 



Haapt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


€r«werb- 

tiiUige 

Personen 


2 


1 


4 


3 




81 


6 




35 


10 


— 


88 


3 


1 


5 


2 


— 


4 


3 


— 


8 


2 


1 


4 


2 


— 


4 


2 


_^ 


2 


2 


— 


3 


54 


7 


144 


1 


— 


3 


6 





10 


6 


1 


11 


5 


1 


7 


14 


2 


74 


2 


1 


3 


2 


— 


2 


5 


— 


11 


2 


1 


3 


3 


— 


4 


2 


^^ 


7 


6 


1 


9 


390 

87 


17 

6 


1736 

804 


5 


— 


11 


6 


1 


10 


8 





12 


5 


1 


9 


7 


2 


17 


4 


_^^ 


7 



2. Systematisches Veneicbiiis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



137 



7. Kreis Steinaa 

8. „ Wohlau 

9. „ Neumarkt 

10. Stadtkreis Breslau 

11. Landkreis Breslau 

12. Kreis Ohlau 

13. „ Brieg 

14. „ Strehlen 

15. „ Nimptsch 

16. „ Münsterberg 

17. ,, Frankenstein . . . . 

18. „ Beichenbach . . . . 

19. jf Schweidnitz 

20. „ Striegau 

21. „ Waidenburg 

22. „ Glatz 

23. y, Neurode 

24. y, Habelschwerdt .... 

« 

Regierungsbezirk Liegnitz (im Glänzen) 

1. Kreis Grünberg 

2. „ Freistadt 

3. „ Sagan 

4. „ Sprottau 

5. „ Glogau 

6. yy Lüben 

7. „ ' Bunzlau 

8« „ Goldberg-Hainau . . . 

9. Stadtkreis Liegnitz .... 

10. Landkreis Liegnitz .... 



Haupt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


Gtewerb- 

thiltige 

Penonen 


4 


— 


5 


4 


1 


4 


7 


— 


10 


116 
29 


4 
6 


683 
291 


1 





1 


3 





6 


11 





595 


4 




5 


3 





5 


6 





8 


7 
i 





14 


13 




31 


20 
2 


1 


63 
5 


8 





131 


14 
3 





33 
4 


12 
2 


_ 


37 
5 


8 


1 


10 


14 


6 


29 


358 
»2 


19 

4 


687 

250 


9 


— 


18 


12 
2 


^^^ 


26 
81 


11 




16 


3 





5 


18 





59 


5 





6 


14 


2 


22 


13 


1 


26 


25 
10 


3 
2 


82 
28 


4 


•.^ 


6 



138 



2. Systematisches Veneichnis der einceliieii Verwaltnngsbearka 



11. Kreis Jauer 

12. „ Schönau 

18. ,, Bolkenhain 

14. ,y Landeshut 

15. „ Hirschberg 

16. „ Löwenberg 

17. yy Lauban 

18. Stadtkreis Oörlitz 

19. Landkreis Görlitz 

20. Kreis Bothenborg in Oberlausitz . . 

21. „ Hoyerswerda 

Regierungsbezirk Oppeln (im Ganzen) . . 

1. Kreis Kreuzburg 

2. yy Rosenberg in Oberschles. . . 

3. „ Oppeln 

4. „ Groß-Strehlitz 

5. yy Lublinitz 

6. „ Tost-Gleiwitz 

7. „ Tamowitz 

8. Stadtkreis Beuthen in Oberschles. . 

9. Landkreis Beuthen 

10. Kreis Zabrze 

11. „ Kattowitz 

12. „ Pleß 

13. „ Rybnik 

14. „ Ratibor 

15. ^, Kosel 

16. y, Leobschütz 

17. ^y Neustadt in Oberschles. . . . 

18. „ Falkenberg 



Haupt- 
betriebe 

5 


Neben- 
betriebe 


Gewerb- 

th&tige 

Penonen 

7 


4 


— 


6 


4 


— 


7 


7 


— 


19 


38 
5 


10 
1 


48 
60 


15 


— 


25 


16 
4 


3 
1 


34 
75 


33 


_ 


178 
6 


4 





10 


8 




18 


5 





9 


178 
3 


18 


364 

10 


6 


— 


9 


4 


1 


10 


16 


1 


36 


8 


2 


18 


3 


1 


6 


15 


1 


30 


5 




12 


15 


2 


28 


8 


— 


21 


9 


— 


13 


12 


1 


23 


5 


1 


12 


4 


— 


9 


15 
1 


1 


39 
4 


6 




9 


13 


1 


21 


9 
/ 


— 


15 
5 


3 


^_ 


5 



2. Systematisches Veneichiijs der dnaelnen Verwaltungsbezirke. 



139 



19. Kreis Neiße 



20. 



W 



Grottkau 



Regierungsbezirk Magdeburg (im Ganzen] 

1. Kreis Osterburg 

2. „ Salzwedel 

3. fy Gardelegen 



4. 


W 


Stendal 


5. 


n 


Jerichow I 


6. 


11 


Jerichow 11 



7. „ Kalbe . . . . 

8. „ Wanzleben . . 

9. Stadtkreis Magdeburg 

10. Kreis Wolmirstedt . . 

11. „ Neuhaldensleben 

12. ,y Oschersleben 

13. „ Aschersleben 



w 



14. Stadtkreis Halberstadt . . . . 

15. Landkreis Halberstadt . . . . 

16. Kreis Wernigerode 

Regierungsbezirk Merseburg (im Ganzen) 

1. Kreis Liebenwerda 

2. ,y Torgau 

3. „ Schweinitz 

4. „ Wittenberg 

5. „ Bitterfeld 



6. Saalkreis 



7. Stadtkreis Halle a. S. 



8. Kreis Delitzsch 



Haupt. Neben- ^^^^ 

betriebe betriebe Personen 

17 — 39 

1 — 1 

5 — 9 



234 


25 


894 


10 


8 


106 


5 


2 


6 


7 


1 


13 


10 




15 


15 




39 


14 


— 


123 


10 


1 


16 


5 


— 


19 


21 


1 


46 


10 





16 


60 


5 


294 


4 


3 


85 


3 


1 


5 


7 





11 


8 


2 


13 


30 


12 


200 


/ 


— 


/ 


20 




58 


6 


— 


25 


8 


— 


14 


266 


17 


778 


28 


4: 


168 


9 


1 


16 


16 


2 


62 


4 


1 


7 


17 


1 


58 


14 


2 


33 


13 





19 


/ 





5 


54 


3 


247 


3 


— 


4 


12 


— 


28 


1 


_ 


23 



140 



2. SjBtematiscliea yerMcliiiiB der emzelnen VerwaltiiiigBbeziike. 



Haupt- 
betriebe 

9. Mansfelder Gtebirgskreis 8 

10. ,, Seekreis 16 

5 

11. Kreis Sangerhansen 14 

12. jy Eckartsberga 9 

13. „ Querfort 11 

^ 14. „ Merseburg 23 

4 

16. „ Weißenfels 20 

7 

16. „ Nanmbnrg 13 

17. „ Zeitz 13 

/ 

Regierungsbezirk Erfurt (im Ganzen) . . . 143 

10 

1. Stadtkreis Nordhausen 17 

2. Kreis Grafschaft Hohenstein ... 7 

3. „ Worbis 6 

4. „ Heiligenstadt 17 

5. Stadtkreis Mühlhausen in Thür. . . 19 

/ 

6. Landkreis Mühlhausen in Thür. . . 3 

7. Kreis Langensalza 13 

8. „ Weißensee 7 

/ 

9. Stadtkreis Erfurt 38 

3 

10. Landkreis Erfurt 1 

11. Kreis Ziegenrück 2 

2 

12. ^, Schleusingen 13 

3 

Regierungsbezirk Schleswig (im Ghmzen) 275 

8 

1. Kreis Hadersleben 12 

2. „ Apenrade 3 

3. „ Sonderburg 5 



Neben- 
betriebe 


Geworb- 

th&tige 

Personen 




10 


-.— 


57 


3 


7 


1 


24 




12 


1 


17 


2 


79 




51 


2 


40 


/ 


58 


•~~ 


29 


— 


3 


1 


35 




19 


10 


382 


S 


8S 




71 


2 


12 





7 


1 


35 


2 


44 


/ 


2 




3 


— 


72 


2 


9 


— 


1 


^— 


103 


— 


26 


2 


1 


— 


3 




49 


1 


22 


2 


5 


17 


1092 


1 


U8 


1 


20 


1 


5 


2 


8 



2. Systematisches YerzeichniB der einzehien Verwaltiingsbezirka 



141 



Haupt- 
betriebe 

4. Stadtkreis Flensburg 19 

5. Landkreis Flensburg 4 

6. Kreis Schleswig 23 

1 

7. „ Eckernftrde 4 

8. „ Eiderstedt 4 

9. „ Husum 8 

10. „ Tondem 11 

11. „ Oldenburg 9 

1 

12. „ Plön 9 

13. Stadtkreis Kiel 30 

1 

14. Landkreis Kiel 9 

15. Kreis Rendsburg 8 

16. yf Norderdithmarschen .... 6 

17. ,, Süderdithmarschen .... 10 

18. „ Steinburg 14 

19. „ Segeberg 8 

20. „ Stormam 14 

1 

21. „ Pinneberg 17 

22. Stadtkreis Altena 40 

4 

23. Kreis Herzogtum Lauenburg ... 8 

Regierungsbezirk Hannover (im Ganzen) . . 186 

10 

1. Kreis Diepholz 4 

2. „ Syke 8 

3. „ Hoya 5 

4. yy Nienburg 4 

5. ,^ Stolzenau 4 

6. ^, Sulingen 2 

7. ,^ Neustadt a. Bübenberge . . 3 

8. Stadtkreis Hannover 81 

8 

9. Landkreis Hannover 3 



Neben- 
betriebe 


Q«werb- 

thfttige 

Personen 

44 


— 


4 


— 


33 
1 




10 


1 


5 


1 


11 


1 


17 


1 


13 
21 


— 


14 


3 


101 
1 


— 


97 


1 


18 


— 


13 


— 


19 


— 


293 


^ 


13 


— 


28 
25 


1 


23 


2 


287 
10 


2 


16 


6 

1 


1185 
1«« 




6 


1 


13 


— 


9 


— 


5 


— 


8 


1 


2 


1 


25 


1 


948 
149 




125 



142 



2. SjstematiBches Veneichnis der einzelnen Verwaltongsbenike. 



10. Stadtkreis Linden 

11. Landkreis Linden 

12. Kreis Springe 



13. 



w 



Hameln 



Kegierungsbezirk Hildesheim (im Ganzen) . 

1. Kreis Peine 

2. Stadtkreis Hildesheim 



3. Landkreis Hildesheim 

4. Ereis Marienburg in Hann. 



5. 

6. 

7. 
8. 
9. 



Gronau . . . 
Alfeld .... 
Goslar . . . 
Osterode a. Harz 
Duderstadt . . 



10. Stadtkreis Göttingen 

11. Landkreis G^ttingen 

12. Ereis Münden . . 



13. 
14. 
15. 

16. 
17. 



« 



}> 



jf 



Uslar . 
Einbeck 
Northeim 



„ Zellerfeld 
Dfeld . 



9} 



Regierungsbezirk Lüneburg (im Ganzen) 

1. Stadtkreis Celle 

2. Landkreis Celle 

3. Ereis Gifhom 

4. „ Burgdorf 

5. y, Isenhagen 

6. „ Pallingbostel .... 

7. „ Soltau 



» 



Haupt- 
betriebe 

3 
2 


Neben- 
betriebe 

1 


(Jewerb- 

thfttige 

PeiBonen 

14 

n 


5 




6 


7 


1 


9 


7 


1 


15 


134 

4 
6 


9 


401 

10 


26 


1 


59 
3 


2 


— 


4 


4 




4 


4 


— 


6 


9 


3 


150 


9 




14 


6 


1 


12 


6 


2 


19 


26 


— 


57 
4 


1 




1 


6 


1 


11 
12 


3 


— 


6 


8 


1 


18 


8 
1 




11 
13 


8 


— 


15 


2 




4 


74 


2 


148 


11 




26 


4 




11 


3 


— 


5 


6 


— 


10 


5 


— 


7 


4 


— 


6 


1 


^^m 


1 



2. Systematisches Veneicbiiis der einselneii Verwaltungsbezirke. 



143 



8. Kreis Uelzen 

9. „ Lüchow 

10. „ Dannenberg 

11. „ Bleckede 

12. Stadtkreis Lüneburg 

13. Landkreis Lüneburg 

14. Ereis Winsen 

15. Stadtkreis Harburg 

16. Landkreis Harburg 

Regierungsbezirk Stade (im Ganzen) . . 

1. Ereis Jork 

2. „ Stade 

3. „ Kehdingen 

4. „ Neuhausagte 

5. „ Hadebi 

6. „ Lebe 

7. „ Geestemünde 

8. „ Osterholz 

9. „ Blumenthal 

10. „ Werden 

11. „ Achim 

12. „ Eotenbnrg in Hann. . . . 

13. „ Zeven 

14. „ Bremervörde 

Regierungsbezirk Osnabrück (im Ganzen) 

1. Ereis Meppen 

2. „ Aschendorf 

3. „ Hümmling 

4. „ Lingen 

5. „ Grafschaft Bentheim . . . 

6. „ Bersenbrück 

7. Stadtkreis Osnabrück 

8. Landkreis Osnabrück 



Hsnpt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


G^ewerb- 

thStige 

Personen 


5 


— 


12 


7 


2 


10 


4 




6 


3 





5 


9 




21 


2 




4 


8 




22 


2 




2 


57 


6 


111 


5 





6 


13 


1 


28 


1 





1 


3 


2 


4 


1 


— 


2 


4 


1 


6 


4 


1 


7 


7 





12 


2 




3 


6 




10 


4 




20 


3 




5 


2 




3 


2 





4 


75 

18 


5 

8 


131 

41 


7 


— 


9 


3 


2 
2 


8 


6 


11 


10 
13 


8 


10 
41 


12 




18 


21 


1 


48 


2 




3 



144 



2. Systematisches VeizeichnlB der einzehien Verwaltungsbezirke. 



9. Kreis Wittiage 

10. „ Melle 

11. „ Ibarg 

Regierungsbezirk Aurich (im Ganzen) . 

1. Kreis Norden 

2. Stadtkreis Emden 

3. Landkreis Emden 

4. Kreis Wittmund 

5. „ Aurich 

6. „ Leer 

7. „ Weener 

Regierungsbezirk Münster (im Ganzen) 

1. Kreis Tecklenburg 

2. „ Warendorf 

3. „ Beckum 

4. „ Lüdinghausen . . . . 

5. Stadtkreis Münster in Westf. . 

6. Landkreis Münster .... 

7. Kreis Steinfurt 

8. „ Koesfeld 

9. „ Ahaus 

10. „ Borken 

11. „ Recklinghausen . . . . 

Regierungsbezirk Minden (im Ganzen) 

1. Kreis Minden 

2. „ Lübbecke 

3. „ Herford 

4. y^ Halle in West£ . . . 

5. Stadtkreis Bielefeld .... 

6. Landkreis Bielefeld .... 



Haupt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


Qewerb- 

th&tige 

Personen 


3 


— 


3 


8 


— 


12 


3 


— 


9 


50 


4 


126 


9 


— 


12 


8 




23 


1 


— 


1 


12 


1 


23 


8 




18 


9 


3 


46 


3 




3 


147 

2 


19 


432 


10 


— 


66 


10 


1 


25 


11 


1 


20 


8 


2 


15 


30 
2 


4 


78 
2 


7 


1 


13 


15 


2 


26 


18 


2 


118 


7 


3 


12 


12 


1 


24 


19 


2 


35 


127 

4 


6 


675 

19 


13 




36 


5 





9 


15 
1 


2 


65 
5 


7 





12 


27 
2 


2 


216 
12 


5 
/ 


— 


20 
2 



2. SystemaÜBches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



145 



7. Kreis Wiedenbrück 

8. ., Paderborn 



9. 
10. 
11. 



Büren . 

Warbnrg 

Höxter 



Regierangsbezirk Arnsberg (im Gkinzen) 

1. Kreis Arnsberg 

2. y^ Meschede 

3. yj Brilon 

4. „ Lippstadt 

5. ,. Soest 



6. 



n 



n 



Hamm 



7. Stadtkreis Dortmund 



8. Landkreis Dortmund . 

9. Kreis Horde .... 

10. Stadtkreis Bochum 

11. Landkreis Bochum 

12. Stadtkreis Gelsenkirchen 

13. Landkreis Gelsenkirchen 

14. Kreis Hattingen . . 

15. Stadtkreis Hagen . . 



16. Landkreis Hagen 

17. Kreis Schwelm . 



18. „ Iserlohn 



19. „ Altena 



20. 
21. 
22. 



9f 



n 



» 



Olpe . . 
Siegen . . 
Wittgenstein 



Regierungsbezirk Kassel (im Ganzen) . . . 



HmrmB, EntwlekalnngBgweb. d. deatschen BaaUblnderai. 



Hoopt- 
betriebe 

14 


Neben- 
betriebe 

1 


ihfttige 
PeiBonen 

40 


19 


— 


87 


1 


1 


2 


5 


— 


7 


16 


— 


81 


887 

13 

19 


17 

1 


950 

119 

59 


7 


1 


12 


9 


1 


16 


12 





23 


12 
/ 


^^^ 


55 
2 


22 


— 


37 


32 
1 


2 


160 
1 


9 


— 


12 


7 


— 


16 


16 


1 


88 


16 


1 


29 


7 


3 


17 


17 


1 


34 


7 


1 


10 


19 


1 


71 


13 


^ 


16 


20 
i 


m^mmm 


68 
43 


22 
2 


3 


93 
14 


27 

8 


2 


75 
56 


9 


— 


13 


20 


1 


31 


5 


— 


15 


818 

26 


10 

1 


686 

866 



10 



146 



2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltongsbezirke. 



Haupt- 
betriebe 

1. Stadtkreis Kassel 47 

4 

2. Landkreis Kassel 5 

2 

3. Kreis Eschwege 7 

4. „ Fritzlar 8 

5. n Hofgeismar 7 

6. „ Homberg 4 

7. yy Melsongen 6 

8. yy Rotenburg in Hessen-Nassau . 6 

9. „ Witzenhansen 10 

10. „ Wolfhagen 5 

11. y, Marburg 14 

12. „ Frankenberg 8 

13. „ Kirchhain 4 

14. „ Ziegenhain 8 

15. „ Fulda 16 

2 

16. „ Hersfeld 6 

17. „ Hünfeld 2 

18. Stadtkreis Hanau 8 

9 

19. Landkreis Hanau 4 

20. Kreis Gelnhausen 11 

21. „ Schlüchtern 7 

22. ,, Schmalkalden 9 

6 

23. „ Rintehi 8 

24. „ Gersfeld 3 

Begierungsbezirk Wiesbaden (im Ganzen) . 274 

43 

1. Kreis Biedenkopf 5 

2. DiUkreis 11 

3. Oberwesterwaldkreis 3 

4. Kreis Westerburg 4 



Neben- 
betriebe 

1 


Qewerb- 

fhStige 

Personen 

180 
563 


1 


126 
2 




12 




11 




74 





11 




10 




10 




54 
14 




9 





36 


1 


15 





7 




10 





31 
53 


3 


11 


— 


3 


1 


18 
149 


— 


5 
2 


2 


12 


1 


9 


1 


12 
12 




16 


— 


4 


15 

4 


879 

»14 


— 


8 


2 


19 


— 


8 


1 


5 



2. Systematisches VeneichniB der eiiutehien Yerwaltongsbearke. 



14' 



Haupt- 
betriebe 

5. ünterwesterwaldkreis 14 

6. Oberlahnkreis 9 

7. Ejreis Limburg 17 

8. ünterlahnkreis 10 

9. Ereis Sankt Gbarshansen .... 13 

10. Bheingankreis 6 

11. Landkreis Wiesbaden 8 

12. üntertaunuskreis 7 

/ 

13. Ereis Usingen 5 

1 

14. Obertannuskreis 11 

/ 

15. Ereis Höchst 8 

2 

16. Landkreis Frankfurt a. M. . . . . 5 

3 

17. Stadtkreis Wiesbaden 33 

18. „ Frankfurt a. M 105 

35 

Regierungsbezirk Eoblenz (im Ganzen) . . 115 

1. Stadtkreis Eoblenz 15 

2. Landkreis Eoblenz 5 

3. Ereis Sankt Goar 8 

4. „ Ereuznach 17 

2 

5. n Simmem 4 

6. „ ZeU 4 

7. „ Eochem 4 

8. „ Mayen 12 

9. „ Adenau 2 

10. „ Ahrweiler 8 

11. „ Neuwied 16 

12. „ Altenkirchen 12 

13. „ Wetzlar 5 

14. M Meisenheim 3 



Neben- 
betriebe 


G«werb- 

thStige 

Personen 




19 


— 


11 


— 


84 


l 


20 


— 


23 


1 


9 


1 


77 


^— 


11 


— 


/ 


i— 


10 


— 


2 


1 


16 


— 


17 


1 


19 




29 


1 


8 


1 


14 


2 


126 


4 


106 


3 


151 


12 


469 


1 


82 




228 


— 


6 


3 


9 


3 


26 


— 


82 


— 


7 


— 


5 


1 


9 


2 


24 




7 


— 


14 


2 


101 


1 


— 


— 


17 


1 


13 


.... 


3 



10' 



148 



2. Systematisches VeneichniB der einzelnen Verwaltongsbesirke. 



Haupt- 
beMebe 

Kegierungsbezirk Düsseldorf (im Gbmzen) . 748 

78 

1. Kreis Kleve 10 

2. „ Bees 19 

3. Stadtkreis Krefeld 64 

n 

4. Landkreis Krefeld 3 

5. Stadtkreis Duisburg 17 

6. Kreis Mfilheim a. Ruhr 22 

7. „ Bubrort 13 

8. Stadtkreis Essen 20 

9. Landkreis Essen 18 

10. Kreis Mors 13 

11. „ Geldern 16 

/ 

12. „ Kempen im BheinL .... 23 

2 

13. Stadtkreis Düsseldorf 49 

7 

14. Landkreis Düsseldorf 6 

15. Stadtkreis Elberfeld 90 

3 

16. Stadtkreis Barmen 160 

22 

17. E[reis Mettmann 20 

2 

18. Stadtkreis Bemscheid 19 

19. Kreis Lennep 27 

4 

20. Stadtkreis Solingen 29 

7 

21. Landkreis Solingen 20 

6 

22. Kreis Neuß 12 

23. „ Grevenbroich 8 

/ 



v«u-„ Gewerb- 
Neben- t^tj^ 

beteiebe Penonen 



44 

5 

1 
1 
3 



3 
2 
2 

2 
1 
5 

2 
1 

4 



24. Stadtkreis Müncben-Gladbach . . . 



33 
/ 



3 
4 



8509 

ßSO 

16 

48 

257 
176 

4 
132 
69 
33 
74 
35 
26 

188 

8 

45 
5 

217 
81 

18 

545 
23 

1077 
/77 

39 
20 

57 
2 

46 
9 

68 
76 

36 
35 

34 

14 
33 

354 
5 



2. SystematiacheB YendchniB der eiiuelnen Yenraltungsbecirke. 



149 



Haupt- Neben- ^^^- 
betriebe betriebe Personen 



25. Erois Gladbach 32 

2 

Regierungsbezirk Köln (im G^zen) .... S04 

27 

1. Kreis WipperfÜrÜi 7 

2. „ Waldbröl 1 

3. „ Gummersbach 12 

4. Siegkreis 11 

5. Ereis Mühlheim a. Bhein .... 8 

6. Stadtkreis Eöhi 108 

27 

7. Landkreis Köln 6 

8. Ereis Bergheim 6 

9. „ Euskirchen 6 

10. yf Bheinbach 4 

11. Stadtkreis Bonn 81 

12. Landkreis Bonn 4 

Eegierungsbezirk Trier (im Ganzen) . . . 116 

6 

1. Ereis Dann 2 

2. „ Prüm 7 

3. „ Bitburg 5 

1 

4. „ WittHch 5 

5. „ Bemkastel 4 

2 

6. Stadtkreis Trier 22 

7. Landkreis Trier 5 

8. Ereis Saarburg 2 

1 

9. „ Mendg 7 

10. „ Saarlouis 10 

11. „ Saarbrücken 24 

/ 

12. „ Ottweiler 15 

1 

13. ,, Sankt Wendel 8 



3 


77 


— 


13 


16 


668 


1 


87a 


— 


12 


— 


2 


2 


56 


1 


33 




13 


6 


360 


/ 


375 


— 


82 


2 


7 


2 


9 


1 


4 


1 


80 


1 


4 


6 


882 


1 


12 


1 


2 


— 


8 


— 


8 




i 




8 


1 


6 


1 


2 





58 





9 


— 


3 





3 





9 


2 


29 


-^ 


47 


— 


5 


1 


27 


— 


1 


1 


13 



150 



2. Systematisches Verzeichnis der eimelnen Verwaltungsbezirke. 



Haupt- 
betriebe 

Regierungsbezirk Aachen (im Ganzen) . . 128 

17 

1. Kreis Erkelenz 6 

2. „ Heinsberg 4 

8. „ Geilenkirchen 8 

4. „ Jülich 9 

/ 

5. „ Düren 30 

2 

6. Stadtkreis Aachen 43 

12 

7. Landkreis Aachen 13 

2 

8. Kreis Eupen 5 

9. ff Moutjoie 3 

10. „ Schieiden 4 

11. „ Malmedy — 

Begierungsbezirk Sigmaringen (im Ganzen) . 85 

1. Oheramt Sigmaringen 11 

2. „ Gammertingen 7 

3. „ Hechingen 5 

4. „ Haigerloch 2 

Königreich Bayern (im Ganzen) 1404 

198 

Begierungsbezirk Oberbayern (im Ganzen] 841 

19 

1. Unmittelbare Stadt Freising ... 8 

2. „ „ Ingolstadt ... 9 

3. „ „ Landsberg . . 2 

4. „ „ München . . . 206 

J9 

5. „ „ Bosenheim 7 

6. „ y, Traonstein . . 3 

7. Bezirksamt Aichach 7 

8. „ Altötting 5 

„ Berchtesgaden .... 4 



Neben- 
betriebe 


Gewerb- 

thfltige 

Personen 


17 


688 


— 


14S 


2 


11 





5 


1 


8 


1 


17 


— 


25 


2 


398 


— 


4 


1 


134 


— 


98 


4 


17 


— 


16 


— 


33 


1 


4 


4 


6 


3 


41 


— 


17 


1 


11 


2 


10 


— 


3 


107 


4795 


10 


1»60 


20 


1309 


5 


92 


— 


21 


— 


18 


1 


5 


10 


1035 


5 


92 




23 


— 


4 


— 


7 


— 


10 


^^ 


8 



2. SjstematiBches VerzeicliniB der einzelnen Yerwaltangsbesirke. 



151 



10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 



Bezirksamt Brack 
Dachau 



» 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



ff 



Ebersberg 

Erding . . 

Freising . . 

Friedberg . . 

Gurmisch . . 
Ingolstadt 
Landsberg 

Laufen . . 

Miesbach . . 

Mühldorf . . 
München I 

München 11 . 

Pfaffenhofen . 
Bosenheim 

Schongau . . 
Schrobenhausen 

Tölz . . . 
Traunstein 

Wasserburg . 

Weilheim . . 



Regierungsbezirk Niederbayern (im Ganzen) 

1. Unmittelbare Stadt Deggendorf 
2« .. .. Landshut 



3. 
4. 



» 



n 



n 



Paasan . 
Straubing 



5. Bezirksamt Bogen . 



6. 

7. 
8. 



10. 
11. 
12. 



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ff 



Deggendorf 
Dingolfing 
Eggenfelden 
Ghrafenau . 
Griesbach . 
Eelheim 
Eotzting . 



Haupt- Neben- ^^^ 
betriebe betriebe Penonen 



3 


— 


6 


3 


-^ 


4 


6 


— 


6 


3 


1 


8 


1 


1 


1 


3 


— 


4 


4 


— 


6 


1 


1 


1 


1 





1 


6 


1 


7 


4 


2 


7 


4 


1 


6 


4 


— 


47 


4 


^ 


7 


8 


— 


14 


10 


1 


14 


3 





5 


3 


— 


7 


3 





4 


6 


1 


8 


5 


— 


7 


5 


— 


8 


100 


8 


228 


5 


— 


12 


12 


1 


67 


12 





49 


9 





19 


3 





3 


4 


1 


4 


2 


1 


3 


5 


— 


11 


3 


— 


3 


1 


1 


3 


4 


— 


6 


2 


^^^ 


3 



152 



2. Systematisches Yexseielmis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



18. Bezirksamt Landau a. J. ... 

14. yy Landshut 

15. „ Mallersdoif .... 

16. „ Passau 

17. „ Pfarrkirchen .... 

18. „ Begen 

19. „ Bottenburg .... 

20. y, Straubing 

21. jy Viechtach 

22. „ Vilsbiburg .... 

23. „ Vilshofen 

24. „ Wegscheid .... 

25. „ Wolfetein 

Begierungsbezirk Pfalz (im Ganzen) 

1. Bezirksamt Bergzabern .... 

2. ^^ Fraokenthal .... 

3. ,, Gfermersheim . . . 

4. yy Homburg 

5. yy Kaiserslautern . . . 

6. yy Eirchheimbolanden 

7. yy Kusel 

8. yy Landau 

9. yy Ludwigshafen a. Bhein 

10. „ Neustadt a. H. . . . 

11. „ Pirmasens .... 

12. „ Speyer 

13. yy Zweibrücken .... 

Begierungsbezirk Oberpfalz (im Ganzen) 
1. unmittelbare Stadt Amberg . . 

2. yy yy BCgCUSbUrg . 

3. Bezirksamt Amberg 

4. „ Beilngries 



Hanpt- 
betriebe 


Xeben- 
betriebe 


Gewerb- 

thatige 

Peraonen 


3 




3 


2 


^.^ 


2 


1 


1 


7 


5 





6 


3 


2 


6 


5 


1 


6 


3 


3 


4 




7 


6 





8 


4 




6 


2 




2 


166 
ß 


4 

2 


858 

10 


9 


1 


13 


11 
2 


z 


78 
2 


13 


2 


66 


8 




11 


23 




122 


12 





26 


6 


— 


15 


18 





31 


17 
1 


/ 


46 
1 


13 





28 


8 
2 


/ 


32 

7 


11 





20 


17 


1 


365 


87 


11 


315 


5 





11 


16 





205 


1 


1 


1 


6 


^^^ 


6 



2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



153 



5. Bezirksamt Barglengenfeld .... 

6. „ Cham 

7. y, Eschenbach 

8. „ Eemnath 

9. „ Nabburg 

10. „ Nenmarkt 

11. „ Neonburg v. W. . . . 

12. „ Neustadt a. Waldnab . . 

13. „ Parsberg 

14. „ Begensburg 

15. „ Beding 

16. yy Stadtamhof 

17. ,y Salzbach 

18. yy Tirschenrenth . . . . 

19. M Vohenstrauß 

20. „ Waldmünchen . . . . 

Begierungsbezirk Oberfranken (im Gbnzen) . 

1. Unmittelbare Stadt Bamberg . . . 

2. ,^ „ Bayreuth . . . 

3. yy ^^ Forchheim 

4. „ „Hof 

5. ^^ ,^ Eulmbach . 

6. Bezirksamt Bamberg I 

7. yy Bamberg 11 

8. „ Bayreuth 

9. „ Bemeck 

10. „ Ebermannstadt . . . . 

11. „ Forchheim 

12. „ Höchstadt a. A. . . . 

13. „ Hof 

14. „ Eronach 

15. yy Eulmbach 

16. yy Lichtenfels 

17. ,, Münchberg 



Haupt- 
betriebe 

3 


Neben- 
betriebe 

2 


Gewerb- 

thotige 

PetBonen 

4 


2 


— 


5 


3 


— 


3 


4 


— 


7 


1 


— 


2 


5 


— 


8 


2 


— 


3 


8 


2 


11 


6 




8 


2 


— 


3 


6 


— - 


11 


4 


1 


9 


4 


— 


6 


4 


2 


7 


2 


2 


2 


3 


1 


3 


134 

8 

21 
1 


11 


856 
8 

46 
/ 


18 


1 


58 


3 


— 


5 


11 




24 


4 


— 


8 


5 


— 


5 


1 


1 


1 


2 




2 


1 





1 


6 


1 


8 


2 


1 


4 


4 


2 


9 


1 


— 


2 


9 


— 


10 


2 


— 


3 


5 


— 


7 


6 


^^ 


16 



154 



2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen VerwaltiingsbeziriLe. 



18. Bezirksamt Naila . . 

19. „ Pegnitz 

20. ,; Behau . . 

21. ,y Stadtsteinach 

22. „ Staffelstein 
28. ,y Teuschnitz 
24. ,^ Wunsiedel 



Haupt- Neben- ^^1^ 
betriebe betriebe Personen 



4 
2 

4 

4 

4 

4 

4 

9 



1 



1 

2 
1 



4 
2 

4 

10 

4 

6 

4 

15 



ßegierangsbezirk Mittelfranken (im Ganzen) 
1. Unmittelbare Stadt Ansbach . . . 



2. 


n 


3. 


n 


4. 


n 



5. 



6. 



M 



}> 



W 



» 



» 



>J 



w 



Dinkelsbühl 
Eichstätt . 
Erlangen . 

Fürth 



• • 



Nürnberg . . . 



7. „ „ Bothenborg a. Tauber 

8. „ „ Schwabach 

9. „ „ Weißenburg 

10. Bezirksamt Ansbach . . 

11. .. Dinkelsbühl . 



99 



12. 


99 


Eichstatt . . 


18. 


99 


Erlangen . . 


14. 


99 


Feuchtwangen 


15. 


99 


Fürth . . . 


16. 


99 


Gunzenhausen 


17. 


99 


Hersbruck 


18. 


99 


Hilpoltstein . 


19. 


99 


Neustadt a. A. 


20. 


99 


Nürnberg . . 



167 

10 
1 

4 

4 

16 
2 

19 
39 

82 
103 

4 

5 

3 

4 

2 
2 

1 

1 

5 

2 
6 

9 

6 

5 

8 

10 
3 



10 

8 



2 

1 



1 
1 



848 

108» 

33 
2 

8 

12 

55 

nt 

52 
282 

555 
568 

5 

8 

9 

5 

4 
4 

1 

1 

7 

2 

16 

10 
6 
6 

11 

28 
38 



2. SystematiBchea Verzeichnia der einzelnen Yerwaltongsbezirke. 



155 



Haupt- Neben- ^7«!l^ 
beunebe betnebe Personen 



21. Bezirksamt Bothenburg a. Tauber 



1 — 



1 













1 


— 


22. 


n 


Scheinfeld 


6 

3 
1 


1 
3 


8 


23. 


Schwabach 


3 


■■ %^ ■ 


^^^0^h^ ■¥ V^V ^^ VNV^#AiA ■ ■ • ■ • 


S 


24. 


99 
91 


XTfifenheim 


7 
5 


— — 


12 


25. 


Weißenburg 


6 


Begierungsbezirk 


Unterfranken (im Ghinzen) 


183 


26 


833 
»1 


1. 


Unmittelbare Stadt AschafPenburg . 


8 


— 


16 


2. 


w 


,, Eitzingen . . . 


4 


2 


9 


8. 


n 


„ Schweinfurth . . 


11 
1 


— 


24 
19 


4. 


99 


„ Würzburg . . 


38 
1 


1 


102 
2 


5. 


Bezirksamt Alzenau 


2 


1 


2 


6. 


99 


Ascha£fenburg . 




2 


1 


4 


7. 


99 


Briickenau . . 




3 


— 


5 


8. 


99 


Ebern . . . . 




2 


— 


4 


9. 


99 


G^rolzhofen . . 




9 


2 


15 


10. 


99 


Hammelburg 




3 


3 


6 


11. 


W 






9 


1 


12 


12. 


99 


Earlstadt . . . 




6 


2 


9 


13. 


99 


Eissingen . . 




10 


2 


16 


14. 


99 


Eitzingen . . . 


f 


11 


3 


20 


15. 


99 


Eönigshofen . 




10 


4 


11 


16. 


99 


Lohr . . . 




9 


— 


12 


17. 


99 


Marktheidenfeld 




6 




9 


18. 


99 


Mellrichstadt 




4 


— 


5 


19. 


99 


Miltenburg . . 




11 


— 


23 


20. 


» 


Neustadt a. S. . 




5 


1 


6 


21. 


99 


Obemburg 




4 


1 


4 


22. 


99 


Ochsenfurt 




10 


— 


13 


23. 


99 


Schweinfurt . 




4 


1 


4 


24. 


99 


Würzburg 




2 


1 


2 


Regierungsbezirk 


Schwaben (im Gtu 


Dzen) 


171 


17 


«63 



156 



2. STstematischeB YeneichniB der einselnen Yerwaltaiigsbezijtke. 



1. Unmittelbare Stadt Augsburg . 



2. 


n 


3. 


n 


4. 


ff 


5. 


ff 


6. 


ff 


7. 


w 


8. 


w 


9. 


ff 



w 
ff 
ff 
ff 
ff 
ff 
ff 
ff 



Dillingen . 
Donauwörth 
Gtlnzbui^ . 
Eaufbeuren 
Kempten . 
Lindau 
Memmingen 
Neuburg a. Donau 



10. „ „ Neu-Ulm . 

11. „ „ Nördlingen 

12. Bezirksamt Augsburg . . . . 



13. 


ff 


14. 


ff 


15. 


ff 


16. 


» 


17. 


ff 


18. 


ff 


19. 


ff 


20. 


ff 


21. 


ff 


22. 


ff 


23. 


ff 


24. 


ff 


25. 


ff 


26. 


ff 


27. 


ff 


28. 


ff 


29. 


ff 


30. 


ff 



Dillingen . 
Donauwörth 



Füssen 

Günzburg 

niertissen 

Ejtufbeuren 

Kempten 

Krumbach 

Lindau 

Memmingen 

Mindelheim 

Neuburg a. D 

Neu-Ulm 

Nördlingen 

Oberdorf 

Sonthofen 

Werfingen 

Zusmarshausen .... 



Haaptr Neben- ^^ 

betriebe betriebe Penonen 

32 1 334 

8 — 41 

5 — 10 

3 — 26 

2 — 5 

3 — 6 
10 — 52 

3 — 9 
7 — 37 

4 — 12 

2 — 2 

4 — 8 

9 — 25 

9 1 16 

i — 1 

7 1 9 

5 — 7 
/ — / 

3 — 8 
5 1 7 

4 — 6 
4 1 6 

4 — 5 

5 — 7 

6 1.7 
5 2 9 

10 — 14 

1 1 2 

4 — 4 

5 1 6 
1 — 1 

7 2 9 
12 3 
3 3 3 






••• 

* • 






2. SystematiBches VeneichniB der einselnen Verwaltangsbenrke. 



157 



Hwpt. Neben- ^^ 
betriebe betnebe Personen 



Königreich Sachsen (im Ganzen) 



Kreishanptmannschaft Dresden (im Ganzen) 
1. Stadt Dresden 



2. AmtshptmscL Dippoldiswalde . 

3. „ Dresden-Altstadt 



4. 



5. 



6. 

7. 



8. 



Dresden-Neustadt 



Freiberg 



ff 



Großenhain . 
MeiBen . . 



Pirna 



Kreishauptmannschaft Leipzig (im Ganzen) . 



1. Stadt Leipzig 



2. Amtshptmsch. Borna 



3. 
4. 
5. 

6. 

7. 



ff 

ff 

ff 

ff 
ff 



Döbeb . 

Grimma 

Leipzig 

Oschatz 
Bochlitz 



Kreishauptmannschaft Zwickau (im Ganzen) 
1. Stadt Chemnitz 



2. AmtshptmscL Annaberg 



1284 


70 


8100 


476 


4S 


6608 


356 


87 


1273 


98 


»6 


1188 


198 


13 


868 


79 


14 


965 


13 


1 


20 


18 


3 


76 


4 


9 


4 


18 


2 


35 


6 


/ 


ÖÖ 


29 


5 


68 


1 


1 


1 


13 


— 


26 


34 


11 


112 


5 


1 


Sd 


33 


2 


68 


3 




n 


880 


11 


4762 


64 


» 


1««;» 


239 


8 


4881 


43 


/ 


1189 


22 


1 


51 


33 


1 


89 


3 


— 


2^ 


28 


2 


112 


5 




24/ 


17 


— 


35 


3 





59 


14 





36 


27 


— 


58 


12 




109 


447 


19 


1808 


807 


17 


««09 


68 


5 


275 


65 


— 


1015 


53 


3 


415 


46 


4 


644 



158 



2. Systematisches Venseichziis der eiiuselnen Verwaltongsbesirke. 



Haupt- 
betriebe 

3. Amtshptmsch. Auerbach 15 

60 

4. fy Chemnitas SO 

38 

5. „ Flöha 19 

8 

6. „ Glauchau 40 

16 

7. „ Marienberg .... 15 

4 

8. „ Öknitz 60 

30 

9. „ Plauen 49 

22 

10. n Schwarzenberg ... 89 

11. „ Zwickau 59 

4 

Kreishauptmannschaft Bautzen (im Glänzen) 101 

1. Amtshptmsch. Bautzen 24 

/ 

2. „ Kamenz 16 

8. „ Löbau 25 

3 

4. „ Zittau 86 

2 

Königreich Wflrttemberg (im Ganzen) . . . 712 

Neckarkreis (im Gkmzen) 289 

27 

1. Oberamt Backnang 7 

2. n Besigheim 8 

8. n Böblingen 7 

l 

4 „ Brackenheim 6 

5. „ Cannstatt 14 

Eßlingen 15 

2 



Neben- 
betriebe 


Grewerb- 

thätige 

Pecaonen 


1 


27 


/ 


13t 


2 


73 


— 


309 


_ 


35 




51 


._ 


116 


— 


148 


._ 


32 




11 


8 


80 


4 


149 


1 


231 


7 


151 


2 


138 


2 


387 


— 


57 


8 


257 





84 


— 


59 





4 





30 


1 


73 


— 


28 


2 


95 




2 


54 


346S 


4: 


71» 


17 


8078 


1 


357 


— 


10 


1 


23 


~— 


16 




/ 


— 


8 


1 


44 


1 


38 


... 


2 



2. SystematiBches Verzeichnis der einzelnen VerwaLtangebezirke. 159 

Haupt- Neben- ^^ 

betriebe betriebe Personen 

7. Oberamt Heilbronn 18 — 376 

2 — 11 

8. „ Leonberg 43 2 44 

9. „ Ludwigsburg 9 2 38 

10. „ Marbach 7 — 10 

11. „ Manlbronn 6 — 11 

12. „ Neckarsulm 10 — 16 

13. Stadt Stuttgart 99 4 1345 

22 1 343 

14. Oberamt Stattgart 15 6 71 

15. „ Vaihingen 6 — 8 

16. „ Waiblingen 7 — 13 

17. „ Weinsberg 5 — 7 

Schwarzwaldkreis (im Ganzen) 160 14 662 

21 3 138 

1. Oberamt Balingen 14 — 16 

1 — 3 

2. „ Calw 8 — 11 

3. „ Frendenstadt 7 — 15 

4. „ Herrenberg 6 2 11 

5. „ Horb 3 — 8 

6. „ Nagold 11 — 22 

7. „ Neuenbürg 5 1 8 

8. „ Nürtingen 8 1 18 

9. „ Obemdorf 3 — 5 

/ — 26 

10. „ Eentlingen 27 — 400 

2 — ö8 

11. „ fiottenburg 11 1 15 

12. „ Bottweil 7 2 24 

13. „ Spaichingen 5 2 6 

14. „ Sulz 7 — 9 

15. „ Tübingen 20 3 62 

16. „ Tuttlingen 10 1 14 

17 3 51 

17. „ Urach 8 1 18 



160 2. Systematisches Veneiclinis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 

Haup«. Neben- ^^ 

betriebe betriebe Personen 

Jagstkreis (im Ganzen) 107 9 256 

8 — 122 

1. Oberamt Aalen 8 2 57 

2. „ Crailsheim 6 — 12 

3. „ Ellwangen 8 3 39 

4. „ Gaildorf 5 — 8 

5. „ Gerabram 8 — 10 

6. „ Gmünd 9 — 23 

6 — 28 

7. „ HaU 15 — 82 

8. ,, Heidenheim 13 1 22 

9. ,, Künzelsau 5 1 8 

10. „ Mergentheim 9 — 13 

11. „ Neresheim 4 1 5 

12. „ Oehringen 7 — 9 

13. „ Schorndorf 5 — 7 

/ — 12 

14. „ Welzheim 5 1 11 

/ — 82 

Donankreis (im Ganzen) 163 14 466 

5 — 96 

1. Oberamt Biberach 14 1 18 

2. „ Blaubenren 7 — 21 

3. „ Ehingen 10 — 13 

4. „ Geislingen 10 — 15 

2 — 21 

5. „ Göppingen 11 — 47 

3 — 74 

6. „ Kirchheim 9 1 138 

7. „ Lanpheim 9 — 12 

8. „ Leutkirch 8 8 11 

9. „ Münsingen 6 — 9 

10. „ Ravensburg 17 1 37 

11. „ Riedlingen 8 — 10 

12. ,, Saulgau 10 2 45 

13. „ Tettnang 6 — 8 

14. „ Ulm 22 4 59 



2. Systematisches Veneicbnis der einzelnen Verwaltangsbezirke. 



161 



Hauptp Neben- ^J^* 
betriebe betriebe Personen 



15. Oberamt Waldsee 9 

16. „ Wangen 7 

Grofiherzogtnm Baden (im Ganzen) .... 418 

191 

Lande8komm.-Bez. Eonstanz (im Ganzen) 78 

3 

1. Amtsbezirk Engen 5 

2. „ Eonstanz 16 

3. „ Meßkirch 5 

4. „ Pfullendorf 4 

5. „ Stockach 2 

1 

6. „ Überlingen 5 

Ereis Villingen. 

1. Amtsbezirk Donaneschingen ... 8 

1 

2. „ Triberg 5 

3. „ Villingen 6 

1 

« 

Ereis Waldshut 

1. Amtsbezirk Bonndorf 2 

2. „ Säckingen 4 

3. „ St Blasien 3 

4. „ Waldshut 8 

Landeskomm.-Bez. Freibarg (im Ganzen) 115 

153 

1. Amtsbezirk Breisach 2 

2. ;, Emmendingen .... 7 

3. „ Ettenheim 4 

4. „ Freibnrg 80 

5. „ Neustadt 4 

6. „ Staufen 5 

7. „ Waldkirch 4 

/ 

Hftrms, EntwIcJEeliuigigeMh. d. deatoehon BachbindereL 



1 


12 


1 


11 


38 

43 


164» 

1687 


8 

1 


284 

14 


1 


7 


1 


178 


— 


8 


1 


6 




7 


2 


6 


1 


12 
/ 




15 





13 
12 


1 


8 




7 




4 


1 


18 


9 

42 


505 

723 


— 


5 


1 


18 




5 


1 


278 


2 


8 


— 


7 


— 


11 
6 



11 



162 



2. SjBtematiBcbes VerzeicbniB der einzelnen Yerwaltongsbeziike. 



Ereis Lörrach. 

1. Amtsbezirk Lörrach 

2. „ Müllheim 

3. „ Schönan 

4. „ Schopfheim 

Ereis Offenburg. 

1. Amtsbezirk Eehl 

2. „ Lahr 

3. „ Oberkirch 

4. „ 0£Eenbarg 

5. „ Wolfach 

Ereis Baden. 

1. Amtsbezirk Achem 

2. „ Baden 

3. „ Bühl 

4. „ Bastatt 

Landeskomm.-Bez. Earlsruhe (im Ganzen) 

1. Amtsbezirk Bretten 

2. „ Bruchsal 

3. „ Durlach 

4. „ Ettlingen 

5. „ Earlsruhe 

6. „ Pforzheim 

Lande8komm.-Bez. Mannheim (im Ganzen) . 
1. Amtsbezirk Mannheim 



Haupt- 
betrieb« 


Neben- 
betriebe 


Giewerb- 

tbfttige 

Personen 


7 


4 


14 


5 


TT 

1 


7 


6 




27 


5 





10 


5 


2 


15 


12 
149 


1 
38 


63 
692 


8 





11 


11 
3 


_ 


20 
25 


5 


1 


11 


11 


1 


19 


12 


1 


25 


7 


2 


11 


9 





58 
37 


119 

80 


10 


586 

678 


4 


— 


8 


13 
2 


3 


92 

77 


5 




15 


5 




8 


37 
1 


2 


247 
4 


16 
26 


1 


53 
560 


111 


11 


ZU 

272 


37 
4 


1 


166 
271 



2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



163 



HaupL Neben- ^^J^jJ" 

betriebe betriebe Personen 

2. Amtsbezirk Schwetzingen .... 4 1 9 

3. „ Weinheim 3 1 6 

Kreis Heidelberg. 

1. Amtsbezirk Eppingen 3 — 10 

/ — / 

2. „ Heidelberg 21 1 65 

3. „ Sinsheim 8 1 13 

4. „ Wiesloch 5 1 8 

Ereis Mosbach. 

1. Amtsbezirk Adelsheim . . . i . 4 1 6 

2. „ Bachen 8 1 12 

3. „ Eberbach 1 — 2 

4. „ Mosbach 5 2 7 

5. „ TauberbischoMeim . . 8 1 12 

6. „ Wertheim 4 — 8 

Oroßherzogtam Hessen (im Ganzen) .... 238 21 872 

70 1 338 

ProTinz Starkenberg (im Ganzen) .... 101 

66 

1. Kreis Darmstadt 38 

9 

2. „ Bensheim 8 

2 

3. „ Dieburg 8 

32 

4. „ Erbach 7 

5. „ Groß-Gerau 4 

6. „ Heppenheim 12 

7. „ Offenbach 24 

23 

Provinz Oberhessen (im Ganzen) 68 

1. Kreis Gießen 23 

Z, ff AlsielQ . . . . .^ . . . D 

3. „ Büdingen 11 



10 


509 


1 


382 


4 


264 




36 


3 


14 




3 




10 


/ 


92 


1 


10 




9 


1 


15 


1 


187 




201 


7 


167 


— 


1 




56 


1 


14 


2 


15 


11» 





164 



2. Systenifttisehes Verzeichiiia der einsdnen Verwaltungsbesirke. 



H«.pt. Neben- ^^ 
betriebe betriebe Personen 



4. Kreis Friedberg 



5. 
6. 



9f 



)) 



Lauterbach 
Schotten . 



Provinz BheinhesBen (im Ganzen) 
1. Kreis Mainz . . . . , 



2. 
3. 
4. 
5. 



» 



n 



H 



» 



Alzey . . 
Bingen 
Oppenheim 
Worms 



Orofiherzogtimi Mecklenbarg-Sehwerln (im Ganz.) 
1. Aashebungsbezirk Schwerin . . 



2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 



99 



99 



99 



99 



99 



99 



J' 



99 



99 



99 



99 



Hagenow . . 
Ludwigslnst 
Parchim . . 
Wismar . . 
Grevesmühlen 
Doberan . . 
Rostock 
Bibnitz . . 
Güstrow . . 
Malchin . . 
Waren . . 



OroBherzogtum Sachsen-Weimar (im Ganzen) 
1. Verw.-Bez. Weimar 



2. 



3. 



4. 
5. 



99 

99 

n 

99 



Apolda . . . . 

Eisenach . . . 

Dermbach . . . 

Neustadt a. Orla 



• • 



20 


2 


68 


/ 




1 


3 


2 


7 


6 




7 


69 


4 


196 


3 


— 


S 


37 


2 


133 


2 


— 


3 


9 




15 


5 




6 


6 


1 


8 


12 


1 


34 


144 


6 


248 


30 




55 


6 




8 


7 


1 


11 


10 


— 


13 


13 


2 


24 


8 


1 


15 


8 




10 


23 




56 


11 


— 


14 


8 




12 


10 


1 


12 


10 


1 


12 


117 


8 


848 


17 


1 


84k 


40 


2 


93 


4 




33 


38 


... 


80 


6 




35 


22 


2 


42 


6 


/ 


15 


8 


4 


14 


9 




14 


1 


... 


/ 



2. SystematiBches Veneichnis der eiaselnen Verwaltan^pbezirke. 



165 



Haupt- Neben- «Jm^ 
betriebe betriebe Penonen 



OroBherzogtnm Heeklenbnrg-Strelltz (im Ganzen) 25 

1. Herzogtum Mecklenburg-Strelitz . . 22 

2. FOrstentum Batzebarg 3 



Orofiherzogtnm Oldenburg (im Ghmzen) ... 74 

Herzogtum Oldenburg (im Ganzen) .... 64 

1. Stadtgem. Oldenborg 16 

2. Amt Oldenburg 3 

3. „ Westerstede 4 

4. Stadtgem. Varel 4 

6. Amt Varel 3 

6. Stadtgem. Jerer 2 

7. Amt Jever 2 

8. „ Bu^adingen 3 

9. „ Brake 5 

10. „ Esfleth 2 

11. „ Delmenhorst 3 

12. „ Wildeshausen 3 

13. „ Vechta 7 

14. „ Cloppenburg 4 

15. „ Friesoythe 3 

Fürstentum Labeck 6 

Fürstentum Birkenfeld 4 

_____ 4 

Herzogtum Braunsehweig (im Ganzen) . . . 108 

7 

1. Stadt Braunsehweig 53 

7 

2. Kreis Brannschweig (ohne Stadt) . . 3 

3. „ Wolfenbüttel 15 

4. „ Helmstedt 10 

5. „ Gktndersheim 8 

6. „ Holzminden 7 

7. „ Blankenburg 7 



1 

1 



3 



1 



1 
3 

2 



1 
1 



86 

32 
4 

173 
»O 

180 

50 
3 
6 
9 
3 
7 
3 
3 
7 
4 
8 
4 

11 
7 
5 

35 

8 
»o 

280 

31 

185 
31 

3 
26 
28 
13 
16 

9 



166 2- Systematisches Verzeiclmis der einzelnen Verwaltungsbezirke. 

Haupt- Neben- G^S" 

betriebe betriebe Penonen 

Herzogtum Sachsen-MelniiiKen (im Ganzen) .69 1 152 

Ö2 3 241 

1. Kreis Meiningen 19 — 48 

2. „ Hildburghausen 18 — 36 

4 — 23 

3. „ Sonneberg 15 1 31 

42 3 155 

4. „ Saalfeld 17 — 37 

6 — 63 

Herzogtum Saehsen-Altenburg (im Ganzen) . 38 1 84 

2ß — 261 

1. Landratsamt Ältenburg 27 1 65 

13 — 82 

2. „ Eoda 11 — 19 

i3 — 179 

Herzogtum Saclisen-Coburg-Gotha (im Ganzen) 88 8 357 

31 2 161 

1. Herzogtum Gotha 60 2 299 

13 — 109 

2. „ Coburg 23 — 58 

18 2 42 

Herzogtum Anhalt (im Ganzen) 76 4 183 

i - u 

1. Kreis Dessau 18 1 47 

2. „ Cöthen 18 — 34 

3. „ Zerbst 16 1 24 

4. „ Bemburg 17 2 68 

/ — 11 

5. „ Ballenstedt 7 — 15 

Fürstentum Sehwarzburg-Sondershausen (im Ganz.) 28 — 75 

i — 7 

1. Landratsamt Arnstadt 10 — 48 

2. „ Gehren 5 — 10 

1 — 7 

3. ,, Sondershausen ... 8 — 17 



2. Systematisches Veneichnis der eincelnen Verwaltangsbesirke. 



167 



Haupt- Neben- «Jjg- 
betriebe betriebe Personen 

41 



3. 



ff 



Frankenhaasen 



Ffirstentam Waldeck (im Ganzen) 

1. Fürstentum Waldeck . 

2. „ Pyrmont . 



Fftrstentiini SeuB Uterer Linie (im Ganzen) 

1. Landratsamtsbezirk Greiz . . . 

2. Amtsgerichtsbezirk Borgk . . . 



Fürstentum Renß Jftngerer Linie (im Ganzen) 
1. Landratsamtsbezirk Gera 



• • • • 



2. 



ff 



Schleiz .... 



Fflrstentmn Sehaamburg-Llppe (im Ganzen) . 
Schanmburg-Lippe (im Ganzen) . . . 



Ffirstentam Lippe (im Ganzen) 



Lippe (im Ganzen) 



Freie Stadt Lflbeek (im Ganzen) 
1. Stadt Lübeck . . . 



15 

12 
3 



80 

8 

20 

8 



2. Übriges lübeckisches Gebiet . . 



49 

6 

84 
4 

15 
1 

8 

8 



29 

1 

29 
1 

25 

2 

24 
2 

1 



Farstentma Sehwurzbnrg-Badolstadt (im Ganzen) 32 

9 — 

1. Landratsamtsbezirk Rndolstadt 13 2 

3 — 

2. Landratsamtsbezirk Königsee . . 



6 — 
6 — 

3 — 



1 

1 



1 

1 



1 

1 



2 

2 

3 

2 



24 
95 

11 
19 

6 

20 

16 

4 



63 

86 

63 
36 



257 

14 

151 
13 

106 
/ 

15 

15 



4« 
»85 

46 
235 

62 

9 

61 
9 

1 



168 2* SystematischeB Verzeichnis der einzelnen Verwaltongabezirke. 



Freie Stadt Bremen (im Ganzen) 

1. Stadt Bremen 

2. Übriges bremisches Gebiet .... 

Freie Stadt Hamburg (im Ganzen) .... 

1. Stadt Hamburg 

2. Landesherrenschaft der Geestlande . 

3. „ „ Marschlande 

4. „ „ Bergedorf 

5. „ „ Ritzebüttel . 

Seichsland ElsaB-Lotliringeii (im Ganzen) 
Bezirk Unter-Elsaß (im Ganzen) 

1. Stadtkreis Straßbarg 

2. Landkreis Straßburg 

8. Kreis Erstein 

4. „ Hagenau 

5. „ Molsheim 

6. ,, Schlettstadt 

7. „ Weißenburg 

8. „ Zabem 

Bezirk Ober-Elsaß (im Ganzen) 

1. Ereis Altkirch 

2. „ Colmar 

8. „ Gebweiler 

4. „ Mülhausen 

5. „ Mülhausen (ohne Stadt Mülhausen) 



Haupt- 
betriebe 

65 

s 


Neben- 
betriebe 


G^ewerb- 

thätige 

Personen 

354 

44 


60 
5 




228 
44 


5 




26 


314 
84 


13 

1 


772 

174 


205 
34 


18 


756 
i74 


5 





12 


4 




4 


233 

14 


20 


1330 

166 


106 

8 


10 


288 

58 


46 
7 


6 


167 
57 


6 




17 


6 


2 


17 


13 


1 


31 


8 


z 


10 


6 


— 


10 


8 


— 


12 


18 


1 


24 


77 

4 


6 


371 

lOß 


5 


2 


8 


12 


2 


19 
/ 


5 


— 


10 


26 
/ 


— 


107 
100 


8 
2 


— 


17 
4 



2. SystematiBches VeneichnU der einzelnen Verwaltungsbezirke. 



169 



6. Kreis Bappoltsweiler . 

7. „ Thann . . . . 

Bezirk Lothringen (im Ganzen) 

1. Stadtkreis Metz . . . 

2. Landkreis Metz . . . 

3. Kreis Bolchen . . . 

4. Ghäteau-Salins . . . 

5. Kreis Diedenhofen . . 

6. „ Forbach . . . 

7. „ Saarbarg . . . 

8. „ Saargemünd . . 



Haupt- 
betriebe 


Neben- 
betriebe 


Gewerb- 

th&tige 

Personen 


13 


— 


58 


13 


2 


52 


49 

2 


4 


761 

3 


18 


1 


36 
1 


1 
1 




1 
2 


2 




2 


5 


2 


6 


4 


— 


7 


6 


— 


692 


4 


1 


5 


9 


.... 


12 



Anhang. 



Zur Geschichte der Buchbinderei-Litteratur. 

Es dürfte kaum ein anderes Gewerbe geben^ das über eine so aus- 
gedehnte Litteratur verfügt, als die Buchbinderei. Schon verhältnismäBig 
früh haben sich einzelne Meister veranlaßt gesehen, ihr technisches Wissen 
einer größeren Öffentlichkeit zu übermitteln. In Frankreich und England 
sind die Publikationen allerdings weit früher und zahlreicher erfolgt als in 
Deutschland. Vor dem 30jährigen Kriege konnte hier nach Lage der 
Sache eine eigentliche Buchbindereilitteratur nicht entstehen, nach jener 
Schreckenszeit aber waren die Verhältnisse noch ungünstiger, so daß ein 
technisches Handbuch in dieser Zeit nicht geschrieben sein dürfte. Die 
älteste auf uns überkommene Abhandlung über die Buchbinderei hat den 
Hofprediger Ullrich Megorle in Wien zum Verfasser; in seinem Buch: 
;,Etwas für Alle, das ist: eine kurze Beschreibung allerley Stands- und 
Gewerbspersonen etc. Wien 1699^'^) widmet Megorle der Buchbinderei eine 
längere Abhandlung^, er geht dabei weniger auf die Technik des Buch- 
einbindens selbst ein, als vielmehr auf die berechtigten Interessen des 
Bücher kaufenden Publikums. In höchst origineller Weise schildert er an 
der Hand biblischer Beispiele und drastischer Vergleiche jene „sauberen 
Brüder^', die sich Buchbinder nennen, in Wahrheit aber „ungeschlachte Gto- 
seilen^' seieu. 



^) Das Werk ist sehr selten geworden, wenigstens soweit die Originalatusgabe 
(3 starke Bände) in Frage kommt Im Jahre 1829 gab Dr. Himmar in Frankfurt eine 
neue (rerkürzte) Ausgabe heraus (2 Bände). Von der Originalansgabe besitzt die 
Tübinger Universitätsbibliothek den ersten und dritten Teil. Das ganze Werk ist ein 
hochinteressanter Beitrag zur Sittengeschichte jener Zeit 

*) Vgl. die Einleitung des ersten Abschnittes. 



Zur Geschichte der Buchbinderei-Litterator. 171 



Im Jahre 1708 gab dann J. G. Zeidler in Halle seine ^,Bachbinder- 
philosophie'' heraus, „darinnen die Buchbinderkunst aus dem Buch der 
Natur und eigener Erfahrung philosophisch abgehandelt wird'^ Diese Ar- 
beit ist das älteste selbständige heute noch vorhandene Werk über die 
Buchbinderei. Als Motto hat der Verfasser die Worte gewählt: 

Ich gehe nackend ohne Kleid 
Bis mir durch soviel Eunstarbeit 
Ein schöner Rock wird zubereit 

Der fachtechnische Wert des Buches ist nicht allzu hoch anzuschlagen, 
allerdings muß berücksichtigt werden, daß Zeidler durchaus selbständig 
arbeiten mußte, da ihm ältere Vorlagen nicht zur Verfügung standen.^) 

Im Jahre 1728 erschien in Leipzig ein weiteres Buch: Frisius' Gere- 
moniell der Buchbinder^, „in welchem nicht allein dasjenige, was bei 
dem Aufdingen, Loßsprechen und Meisterwerden nach denen Artikuls- 
Briefen unterschiedener Orter vor langer Zeit her in ihren Innungen und 
Zünften observiret worden, sondern auch diejenigen lächerlichen und biß- 
weilen bedenklichen Aktus wie auch Examina bei dem Gesellenmachen, 
ordentlich auch fragen und Antwort vorstellen und mit nützlichen An- 
merkungen versehen'^ 

Ein wirklich brauchbares systematisches Lehrbuch schrieb 1740 der 
Buchbinder Christoph Prediger in Anspach.^ Dieser Verfasser spricht 
in seinem Vorwort in wenig schmeichelhafter Weise von der Arbeit 
Zeidler' s. „Es ist zwar schon ein Oktav vom Buchbinden, unter dem Titul: 
Zeidlers Buchbinder Philosophia, heraus. Es hätte aber der Herr Autor 
nicht anführen dürfen, daß er kein gelernter Buchbinder sei, weilen es 
sein Vortrag zur Genüge verificiret und ist sicher zu schließen, daß die 
ohnbenannte Anmerkungen Verfertiger darüber, indeme er solches Werklein 
approbieret, nur scoptisiren und Herre Zeidler railliren wollen/'^) 

Prediger behandelt in seiner Arbeit auch die Frage der Priorität der 
Buchdruckerei oder Buchbinderei: Er kam zu einem für die Buchbinder 
günstigen Besultat: „sind nun aber damahlen schon Bücher gewesen , und 
hieraus Bibliothequen^ als eine in Ordnung gebrachte Sammlung von vielen 



*) Ein Exemplar des Baches befindet Bich in der KdnigL Bibliothek zu Stattgart. 
*) Aach von diesem Werk besitzt dieselbe Bibliothek ein Exemplar. 
') Prediger, Der in allen heut zaTage üblichen Arbeiten wohlanweisende Bach- 
binder and Fatteralmacher. Frankfurt 1740. 

^) Das Buch ist mit Anmerkungen „zweyer wohlerfahrener Bnchbinder*' versehen. 



172 Zar Gescbichte der Bachbinderei-Litteratar. 



Büchern entstanden, so läßt sich ganz vernünftig folgern, daß auch das 
Bücherbinden nicht ganz ohnbekannt gewesen seyn müsse.'' Im Verlauf 
seiner Darstellung redet Prediger von der Buchbinderei stets als von einer 
Wissenschaft Das Werk muß übrigens viel Anerkennung gefunden 
haben, da im Ganzen 4 Teile erschienen.^) 

1762 folgte das Buch eines unbekannten Verfassers „Anweisung zur 
Buchbindekunst, darinnen alle Handarbeiten die zur Dauer und Zierde 
eines Buches gereichen möglichst beschrieben.''') Der Verfasser scheint für 
das Verschweigen seines Namens ganz bestimmte Gründe gehabt zu haben, 
denn er fürchtet, daß seine Kollegen ihm die Herausgabe eines Fach- 
buches, in dem ihre sorgsam gewahrten Geheimnisse preisgegeben wurden, 
niemals verzeihen könnten. Es ist bereits im ersten Abschnitt dieser 
Arbeit auf sein für die damalige Zeit charakteristisches Vorwort hin- 
gewiesen.^ Das Buch führt sich mit einem wohlgereimten „Lob auf die 
Buchbinderey'' bei seinen Lesern ein. 

In rascher Aufeinanderfolge erschienen nun drei weitere Abhandlungen 
über die Buchbinderei, sämtlich indes innerhalb größerer Werke. 1762 
gab Johann Samuel Hallens^) seine Werkstätte der neuem Künste 
heraus. Im 2. Band widmet er der Buchbinderei einen 24 Seiten um- 
fassenden Aufsatz; auch Halle beginnt mit der Prioritätsfrage. Die bei- 
gefügte Abbildung einer Werkstatt zeigt u. a. die Frau des Buchbinders, 
wie sie beim Zuschneiden des Materials beschäftigt ist 

Im Jahre 1767 erschien „P. R. Sprengers Handwerke in Tabellen*', 
Bd. I bringt eine Darstellung der Buchbinderei,'^ die sich indes auf eine 
Zusammenstellung der Materialien, der Werkzeuge und der Zunftregeln be- 
schränkt Interessant ist eine beigefügte Werkzeugtafel, auf welcher der 
Beschneidehobel noch mit Scheibe verzeichnet ist. Endlich, im Jahre 
1775 erschien das viel zitierte „Neue Polizey und Cameral-Magazin^ von 



^) Prediger hat das ganze Werk der KaiBerin Elisabeth Petrowna von Rußland 
gewidmet „aach am Ende zu allerhöchst Dero ELayserlichen Gnaden-Holden mich in 
aller Unterthänigkeit und allertiefster Emiederigung zu Füssen werfe, als Ew. Kajser- 
iicher Majestät aller unterthftnigster Knecht.^' 

*) Verlag Joh. Sam. Heinsie Erben. Leipzig 1762. 

") Siehe Seite 18 und 19. 

^) Professor der Historie bei dem Kgl. Preuß. Kadettenchor in Berlin. 

<0 Seite 15. 



Zur Geschichte der Bachbinderei-Litteratar. 173 



Ludwig Bergins.^) Auch in diesem Sammelwerk ist die Buchbinderei aus- 
fährlicher behandelt^), allerdings nur nach der verwaltungsrechtlichen Seite 
hin; es kommen die ,,polizeimäßigen Anordnungen über die Ansetzung der 
Buchbinder**, die „Zunftverfassung dieses Handwerks" und „die Polizeytaxen 
der Buchbinder" zur Sprache. Bergius ist übrigens der Verfasser jenes 
unzählige Male zitierten Wortes: ,,Der Buchbinder ist der bekannte Hand- 
werksmann , welcher nicht allein die rohen Bücher auf verschiedene Art 
einbindet und mit allerhand bereits eingebundenen Büchern , wie auch 
Schul-, Schreib- und Rechenbüchern, Kalendern etc. handelt: sondern auch 
das Futteralmachen dabey betreibet und Hutfutterale, pappene Kasten, mit 
Leder, Pergament, Papier u. s. w. überzogene Futterale, Kästchen von 
verschiedener Art, Lichtschirme, zuweilen auch Tabaksdosen von Papier 
mach^, und andere dergleichen Waren verfertigt, und damit handelt'* 

Im Jahre 1784 erschien die „Ökonomische Encjklopädie" von Dr. Jo- 
hann Georg Erinitz. Der Artikel ,3uchbinderei" bringt zunächst in etwas 
veränderter Form die Definition von Bergius, auch im übrigen bietet er 
einen Elxtrakt der bis dahin erschienenen Bücher. *) 

Ein regelrechtes Lehrbuch schrieb 1785 Dr. J. J. H. Bücking>) Der 
Verfasser vridmet seine Arbeit „den sämtlichen deutschen Herrn Buch- 
bindern unseren hochzuverehrenden Herren'*; interessant ist sein Vorwort: 
„Ich liefere dem Publike hier eine Arbeit, die mit meiner eigentlichen 
Bestimmung zu wenige Verbindung hat, als daß ich mich nicht darüber, 
daß ich sie liefere, sollte erklären müssen" „aber da auch ein Ge- 
lehrter die Schranken seiner Erkenntnis so weit hinauszusetzen schuldig 
ist, i^s es ihm nur möglich wird, und er vor allem von Dingen, die ihn so 
unmittelbar beschäftigen, als Tinte, Federn, Papier, und Bücher sind, zu- 
reichende Rechenschaft sollte geben können, wenigstens ihm die genauere 

Bekanntschaft nicht zum Nachteile gereicht, so habe ich auch 

vorzüglich auf ihn Bücksicht genommen." Wie einst Prediger seinem Vor- 
gänger Zeidler die Wahrheit sagte, so nimmt Bücking nunmehr beide vor: 
„ich ho£fe also, man werde mit dieser Arbeit um so mehr zufrieden seyn, 

^) Im Jahre 1764 erschien in der Janinnmmer des ,,Hambarger Joamals" S. 528 — 540 
eine „Abhandlang von dem Einbinden der Bücher^S die einen Dreux da Badier zum 
Verfasser hat 

») Bd. I, S. 840 fg. 

') Allerdings enthält der Aufsatz auch einige gute Originalbemerkungen, so kon- 
statiert er sehr richtig, „daß ein Buch, ehe es fertig wird, an 76—80 Mahl durch die 
Hand muß''. 

*) Bücking, Die Kunst des Bucheiobindens. Stendal 17S5. 



174 Zur Geschichte der Bachbinderei-Litteratar. 



da mir die beiden deutschen Bücher^ die mir als Anweisungen zu dieser 
Profession bekannt sind, gar nicht das zu seyn scheinen, was sie seyn 
sollen. Prediger ist in seinem wohlanweisenden Buchbinder und Futteral- 
macher zu weitläufig und ermüdet mit ekelen Wiederholungen durch alle 
seine 4 Teile, und Z ei dl er ist zu kurz und unvollständig/^ 

Bücking definiert die Buchbinderei wie folgt: „Ein Buchbinden heißt: 
die Papierbogen so in Blätter zusammenfalten und aneinander befestigen, 
daß sie zum Gebrauch bequem werden, das, womit sie beschrieben^ 
bedruckt oder bemalt sind, ordentlich hintereinander folgt, und das Ganze 
die Dauer halte.'' 

Weitere deutsche Fachbücher dürften im 18. Jahrhundert kaum er- 
schienen sein, auf unsere Zeit zum mindesten sind nur obige Abhand- 
lungen überkommen. 

Das 19. Jahrhundert brachte naturgemäß eine weit größere Zahl aller 
möglichen Anweisungen und Belehrungen. An dieser Stelle mögen nur die 
hauptsächlichsten Werke Platz finden. 

Im Jahre 1815 erschien in Stuttgart die 4. Auflage von „Blas che. Der 
Papparbeiter'^ Die erste Auflage muß 1803 — 1807 herausgekommen sein; 
die genaue Jahreszahl ließ sich nicht feststellen, da ein Exemplar der 
ersten Auflage nicht aufzutreiben war. 

1819 gab C. F. Hoff mann in Wien seine „Beiträge zur Bildung glück- 
licher Handwerker mit besonderer Beziehung auf das Buchbinderhandwerk'' 
heraus. Die Quintessenz dieser Arbeit ist, daß ein „Buchbinder, der was 
gelemet hat, auch sein Brod findet 

Ein „Kunst- und Lehrbuch für Buchbinder'' erschien 1820 in Lands- 
hut, doch war ein Exemplar davon nicht zu erhalten, zumal der Verfasser 
nicht genannt werden konnte.^) 

In den 40 er und 50 er Jahren gelangte eine ganze Beihe von Fach- 
werken in den Buchhandel, das beigegebene Verzeichnis führt sie gewissen- 
haft auf, eine Besprechung aber lohnt sich nicht Es handelt sich mehr 
oder weniger um technische Batschläge, die ihre Feuerprobe bereits bei 
Prediger bestanden. Lnmerhin aber muß die reiche Litteratur dieser 
Jahre doch Absatz gefunden haben, vielleicht daß man in Fachkreisen 
die eigene Lnpotenz erkannte bezw. die neue Zeit in ihren ersten Anfängen 
und Wirkungen bereits verspürte. 



^) Das Buch ist in der „Illastrierten Bachbinderzeitang, Berlin", Jahrg. 1896, S. 228 
ohne nähere Angaben zitiert; Erkundigungen blieben erfolglos. 



Zur (beschichte der Bachbinderei-Litteratur. 175 



In den Jahren 1832 und 1835 erschienen sogar zwei Übersetzungen 
des französischen FachschriftsteUers Le Normand^ die eine in Ulm, die 
andere in Quedlinburg; in beiden Fällen handelt es sich um systematische 
Lehrbücher. 

Von einer eigentlich wertvollen fachtechnischen Bücherproduktion kann 
erst in den 80 er Jahren wieder die Bede sein. Den Beigen eröffnete der 
wohlbekannte Fachschriftsteller Paul Adam, Buchbindermeister in Düssel- 
dorf. In den 80 er Jahren erschien sein ^^Syst-ematisches Lehr- und Hand- 
buch der Buchbinderei^'. Dieses 3 Bände umfassende, überaus instruktive 
Werk, fand schnelle Verbreitung. Die neu aufstrebende Buchbinderei hatte 
das Fehlen eines solchen Lehrbuches tief empfunden, die Arbeit Adam's 
kam einem längst gefühlten Bedürfnis entgegen. 

Von den weiteren Arbeiten dieses Verfassers sei nur noch sein 1890 
erschienenes Werk „Der Bucheinband^' genannt In dieser Darstellung 
wendet sich Adam an ein größeres Publikum, er behandelt sowohl die 
Technik der Buchbinderei als auch die Geschichte des Bucheinbandes. Im 
Gegensatz zu obigem Werk erhielt dieses Buch einen billigen Preis, so 
daß seine Verbreitung in kunstgewerblich interessierten Kreisen eine allge- 
meine sein dürfte. 

Gleichzeitig mit der ersten Arbeit Adam's erschienen verschiedene 
Muster- Werke, von denen an dieser Stelle nur die Vorlagen von Gustav 
Fritsche, von „Hörn und Patzelt", sowie von „Maul und Friedel" 
genannt seien. 

Von bahnbrechender Bedeutung für die Wiederbelebung der Hand- 
vergoldekunst wurde das Buch Otto Horn's: „Die Technik der Hand- 
yergoldung und Lederauflage.'' Hörn, der Begründer der ersten deutschen 
Fachschule, hat mit dieser Arbeit der neueren Kunstbuchbinderei die 
Wege geebnet Leider war es ihm nur wenige Jahre vergönnt, seinen 
Wirkungskreis als Lehrer auszufällen, ein frühzeitiger Tod raffte ihn im 
besten Mannesalter dahin. 

Es ist nicht möglich, die litterarischen Erzeugnisse des letzten Jahr- 
zehnts an dieser Stelle einzeln aufzuführen. Nur einige wenige seien der 
großen Zahl entnommen.^) 



^) Auch das „Archiv fär Geschichte des deutschen Buchhandels" (Seit 1877 über 
20 Bfinde) bietet interessante Darstellungen über die Buchbinderei. Vor allem ist eine 
Arbeit aus dem ersten Bande zu nennen ,, Steche, Zur Geschichte des Bucheinbandes". 
Aber auch Albrecht Kirchhoff hat die Buchbinderei behandelt, namentlich in ihrer 
Stellung zu den Buchhändlern. 



176 Zur Geschichte der Bnchbinderei-Litteratur. 



Id den Jahren 1888 und 1891 veröffentlichte Josef H alfer seine 
Schriften über die Marmorierkunst» ihnen ist es im wesentlichen za danken, 
daß diese Art des Schnittrerzierens bei uns wieder heimisch wurde. Ein 
Schüler Halfers, Josef Hauptmann, gab im Jahre 1895 einen „Leitfaden 
zum praktischen Ek-lemen des Marmorierens nach Halfer'scher Methode" 
heraus. 

Von den Fachschulen in Glauchau und Gera wurden 1897 Vorlagen 
und Anweisungen für Zierschnitte in den Buchhandel gebracht 

Auf die Herstellung von Papp- und Eartonnagearbeiten sind zwei 
Arbeiten von Einfluß gewesen. Einmal das 1897 erschienene Werk: 
jyAu Franke, Die Verfertigung aller Arten Papp- und Galanterie-Arbeiten^, 
sodann die „Kartonnage-Industrie'^ von Professor Schubert. 

Aus dem Jahre 1899 endlich möge noch Hans Bauer's „Katechismus 
der Buchbinderei'', eines der besten Werke dieser Art, erwähnt werden. 

Die rührige Firma für Buchbindereiartikel, Wilhelm Leo's Nach- 
folger in Stuttgart, läßt seit 1890 einen „Buchbinder-Kalender^' erscheinen, 
der mit der Zeit zu einem trefflichen Notiz-Nachschlage- und Adreßbuch 
für alle Interessenten der Buchbinderei geworden ist 

Einer aktuellen Bewegung in der Kunstbuchbinderei ist Paul Adam 
mit seinem 1899 erschienenen Schriftchen ,,der neue Styl^' gerecht ge- 
worden. 

Behandeln obige Bücher fast ausschließlich die Technik des Buch- 
einbandes, so können auch einige Arbeiten historischer und monographischer 
Art verzeichnet werden. Im Jahre 1888 gab Professor Bücher seine 
„Frankfurter Buchbinderordnungen" heraus, 1895 schrieb Richter eine 
Geschichte der Berliner und Kofel eine Chronik der Leipziger Buchbinder- 
Innung. ^) 

Die drei Arbeiten in den Schriften des „Vereins für Sozialpolitik" wurden 
schon an anderer Stelle besprochen; eine Untersuchung über die Lage der 
deutschen Buchbinderei im Allgemeinen ist bisher nicht erschienen. Die 
Abhandlung von Mendelssohn ist ebenfalls bereits gewürdigt 

Zum Schluß noch ein Wort über die Zeitschriften. 

Die älteste Buchbinderzeitung von Bedeutung ist die „Illustrierte Zeitung 
für Buchbinderei und Kartonnagefabrikation" von G. Löwenstein, Berlin. 



^) Prof. Bücher sagt im „Archiv für Geschichte des deutschen Bachhandels" 
Bd. XII, S. 882 über diese Werke: y,Beide sehr unzulänglich, da den Verfassern die un- 
erläßlichen Vorbedingungen historischer Forschung abgehen'^ 



Zur Geschichte der Bucbbinderei-Litteratur. 177 

Im Jahre 1878 wurde das ^^Journal für Buchbinderei" von Adolf 
Packe in Leipzig begründet Die zur Zeit am weitesten verbreitetste 
Fachzeitschrift ist der „Allgemeine Anzeiger für Buchbindereien" 
in Stuttgart 

In den 90er Jahren redigierte Paul Adam die ^^Monatsschrift für 
Buchbinderei und verwandte Gewerbe". Leider muBte dieses Unternehmen 
wegen mangelnder Unterstützung nach 2 Jahren eingehen. Seit dem 
1. April 1901 giebt Paul Adam eine neue Zeitschrift heraus: ,^chiy für 
Buchbinderei". Dasselbe sucht insonderheit der Eunstbuchbinderei zu dienen. 
Die monatlich erscheinenden Hefte sind nach Inhalt und Ausstattung vor- 
züglich. Die heimische Buchbinderei mag sich zu solch hervorragend ge- 
leiteter Fachschrift beglückwünschen. Es wäre ein schlechtes Zeugnis ftLr 
den kunstgewerblichen Sinn unserer Buchbinder, wollten sie durch ihren 
Indifferentismus die Existens eines derartigen Unternehmens aufs neue in 
Frage stellen.^) 

Auch das in Leipzig erscheinende ,^chiv ftlr das Buchgewerbe" giebt 
der deutschen Kunstbuchbinderei wertvolle Anregungen. 

In nachfolgendem ist nunmehr der Versuch gemacht, eine alpha- 
betische Zusammenfassung der bisher über die Buchbinderei erschienenen 
deutschen Werke aufzustellen. Diese Arbeit ist mancherlei Schwierigkeiten 
begegnet, aber durch jahrelanges Sammeln der einschlägigen Notizen, und 
vor allem durch weitgehendste Unterstützung von Seiten hervorragender 
Kunstbucbbinder, konnte an der Hand der Fachzeitschriften') ein umfang- 
reiches Material beschafft werden. 

Von einer systematischen Darstellung des Litteraturverzeichnisses wurde 
abgesehen, da die Angaben nicht immer vollständig ermittelt werden 
konnten, andererseits aber die Jahreszahl des Erscheinens bei einer Anzahl 
von Büchern nicht angegeben ist 

Die anfangs gehegte Absicht die Bücher, welche heute noch im Buch- 
handel zu haben sind, besonders zu bezeichnen, mußte als undurchführbar 
aufgegeben werden, auch hier fehlen die Anhaltspunkte. 



^) Die hier nicht nfiher bezeichneten Fachschriften sind znm Teil Reklame-Zeitungen, 
zam Teil aber Organe von Verbänden, die in folgendem noch namhaft gemacht werden. 

*) Besonders die Löwen st ein 'sehe „Illustrierte Zeitung f&r Buchbinderei^' war für 
diesen Zweck sehr ergiebig. 



HmrmSi Entirickelungsgeseh. d. deutschen Buchbinderei. 12 



Deutsche Buchbinderei-Litteratur. 



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mit Atlas. Halle 1882. Knapp. (Eine 4. Aufl. ist im Erscheinen.) 

BroseniuSy F., Der Buchbinder, oder 70 Anweisungen in der Buchbinderkunst. 
Enthält die Verfertigung verschiedener Schnittfarben, Marmorierung der 
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Kleister und Lacken, wie auch die Herstellung von Kunstsachen aus Säge- 
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Brüggemann, Glacäederfarben (auch Buchbinderlederfarben). 1858. 

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12* 



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Gera 1888. 

Hörn u. Patzelt Zierschnitte. Vorlagen zum Verzieren von Gk)ld- und Farb- 
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Leo, Wilhelm, Anleitungen und Rezepte für die Buchbinderei -Werkstatte. 
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Reber, A., Die Kunst des Vergoldens bei der Buchbinderei 2. Aufl. 8^ 
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Sabransky, Die HoLEbrandtechnik mit Berücksichtigung des Brennens auf 
Leder und Stoff. Wien 1891. 

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Archiv für das Buchgewerbe. Leipzig. 

Archiv fiir Buchbinderei. Halle. 

Anzeiger für Papier-Industrie. Leipzig. 

Berliner Buchbinderzeitung. Berlin. 

Buchbinder-Zeitung, Herausgegeben v. Gehilfen-Ünterstützungsverband. Stuttgart» 

Buchbinderei- und Eartonnagezeitung. Wien. 

Zentralblatt für die Kurz-, Galanterie-, Spiel-, Papier- und Schreibwarenbranche.. 
Wien. 

Das Buchgewerbe. Leipzig. 

Deutsche Papier- und Schreibwarenzeitung. Berlin. 

Illustrierte Zeitung fiir Buchbinderei. Berlin. 

Journal für Buchbinderei. Leipzig. 

Mitteilungen des Bundes Deutscher Buchbinder-Innungen. München. 

Papierzeitung. Berlin. 

Batgeber für die gesamte Druckindustrie, Buchbinderei und verwandte Gewerbe. 
Leipzig. 

Schweizerische Buchbinder-Zeitung. Zürich. 

Wochenschrift fiir den Papier- und Schreibwaren-Handel und die Papier ver- 
arbeitende Industrie. Berlin. 

Zeitschrift für die Portefeuille-, Leder- u. s. w. Branche. Dresden. 

Zeitschrift för Bücherfreunde. Berlin. 



Druckfehlerberichtigung. 

Es muß heißen: 

Seite 75 Zeile 15 statt Spezialarbeiten » Spezialarbeiter, 
„ 67 „ 9 „ 46,4 = 46,5, 
„ 67 „ 10 „ 100 = 10. 
AnmerkuDg 1 auf Seite 8 ist irrtümlich vom Abschreiber verwechselt und vom 
Verfasser übersehen, die bezüglichen Mitteilungen beniben auf Angaben Wattenbach» 
und Kirchhoffs. 



ii und Ka 



Tabelle I. 



ainbetriebe 



tu 5 Personen) 



Auf einen Hauptbetrieb 



|i. Gehilfenbetrieb kommen Personen in der 



Größenklasse der 



Pere. 



j Klein- Mittel- Groß- 
betrieben 



17 



=1= 



36 



87 



38 



Hand- 
werks- 



Fabrik-I 
betrieben 



Nähere Bezeichnung 



89 



40 



?23 
572 
971 
B48 
123 



4 770 6681 1,6 

3191125 1,6 

22 75Q 1,9 

20 401 1,9 

2 3491 2,1 



12,8 160,6 



13,6 
14,6 
14,2 
15,2 



162,0 
108,1 
109,3 
105,3 



1,8 
1,4 
2,3 
2,2 
3,2 



48,2 Gewerbe überhaupt 



53,2 
36,2 
40,1 
32,5 



Industrie 

Buchbind. u. Eartonnagefabr. 

Beine Buchbinderei 

Reine Eartonnagefabrikation 



\ß47 
U39 



=t- 



3037 379 1,5 

3270404 1,5 

17347 1,8 



12,3 
13,0 
13,4 



161,7 

163,9 

93,6 



A7 
2,1 



46,4 
50,9 



Gewerbe überhaupt 
Industrie 



31,3 I Buchbind. u. Kartonnagefabr. 



Vergleiche 



scheri 



TabeUe lU. 



^ 



iwerks- 
betriebe 

Personen 



Bevölkerung 



h 



362 

271 

1818 

923 

444 

348 

1444 

1289 

489 

1011 

1225 

975 

2749 

41 



13389 



2692 

2897 

1369 

911 

481 

242 

230 

36 

132 

210 

141 

73 

173 

146 

46 

41 

20 

63 

121 

15 

46 

62 

143 

474 

455 



24608 



1 981 627 
1469119 
1615517 

2 793 727 
1575 052 
1774 046 

4 355 477 
2 704 317 

1 298 024 

2 406 448 
2 666 319 
1 736 781 

5 047 951 

65 910 



31490315 



5 779176 

3 753 262 

2 070 662 

1719 238 

1 032 147 

606 459 

339155 

103 377 

369 014 

435 731 

232 942 

178 696 

217 684 

292 329 

77 600 

89 475 

61088 

66 647 

129 228 

41266 

123 544 

81815 

191 396 

663 959 

1623 079 




Staaten und Landesteile 



Provinz Ostpreußen 

„ Westpreußen 
Stadt Berlin 
Provinz Brandenburg 

Pommern 

Posen 

Schlesien 

Sachsen 

Schleswig-Holstein 

Hannover 

Westfalen 

Hessen-Nassau 

Rheinland 






jf 



HohenzoUem 



Königreich Preußen 



Bayern 

Sachsen 

Württemberg 

Baden 

Hessen 

Mecklenburg-Schwerin 

Sachsen- Weimar 

Mecklenburg-Strelitz 

Oldenburg 

Braunschweig 

Sachsen-Meiningen 

Sachsen- Altenburg 

Sachsen - Coburg- Gotha 

Anhalt 

Schwarzburg-Sondershausen 

Schwarzburg-Rudolstadt 

Waldeck 

Reuß ä. L. 

Reuß j. L. 

Schaumburg Lippe 

Lippe 

Stadt Lübeck 

Bremen 

Hamburg 
Reichsland Elsaß-Lothringen 



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Deutsches Reich 



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